Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/1725 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 618 der Abgeordneten Birgit Bessin der AfD-Fraktion Drucksache 6/1388 Diskriminierung in Schulen Wortlaut der Kleinen Anfrage 618 vom 12.05.2015: Im Land BRB wird seit Jahren versucht, sexueller Diskriminierung entgegen zu steuern . Ich möchte von der Landesregierung wissen, wie sich diese Erfolge in Schulen auswirken: Wie viele Schüler gibt es insgesamt derzeit im Land BRB? Bitte schlüsseln Sie diese nach Geschlechtern auf. Von wie vielen Schülern sind seit dem 18.09.2013 Beschwerden über Diskriminierungen wegen deren sexuellen Identität bekannt geworden? Wie viele Anfragen gab es seit dem 18.09.2013 von Schulen an die LKS und wie viele Termine wurden daraufhin vereinbart? Wie viele Schulen haben aufgrund der durch das LKS versandten Handreichungen (Methodensammlung) die LKS zu sich eingeladen und welche Schulen waren das? Gibt es im LER-Unterricht noch den übergreifenden Themenkomplex „Lebensformen “ und wird die o.a. Handreichung hier verwandt? In wie vielen Städten und an wie vielen Tagen war im vergangenen Jahr 2014 der LSBT-Bus vor Ort? Inwieweit sind klassische Familienberatungsstellen qualifiziert, Menschen mit LSBT-Fragen helfend zur Seite zu stehen? 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Datum des Eingangs: 10.06.2015 / Ausgegeben: 15.06.2015 Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Bildung. Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie viele Schüler gibt es insgesamt derzeit im Land BRB? Bitte schlüsseln Sie diese nach Geschlechtern auf. Zu Frage 1: Im Schuljahr 2014/2015 gibt es im Land Brandenburg insgesamt 271.235 Schülerinnen und Schüler an Schulen in öffentlicher und freier Trägerschaft. Davon sind 131.594 weiblich und 139.641 männlich. Tabelle 1: Schülerzahlen Land Brandenburg Schülerinnen und Schüler davon weiblich männlich allgemeinbildender BereichAnm -1 231.969 114.085 117.884 beruflicher Bereich 39.266 17.509 21.757 Land insgesamt 271.235 131.594 139.641 Anm.1 allgemeinbildender Bereich einschließlich Schüler im Zweiten Bildungsweg und Schüler in beruflichen Gymnasien Quelle: Schuldatenerhebung Schuljahr 2014/2015 mit den Stichtagen 6.10.2014 für allgemeinbildende und 10.11.2014 für berufliche Schulen Frage 2: Von wie vielen Schülern sind seit dem 18.09.2013 Beschwerden über Diskriminierungen wegen deren sexuellen Identität bekannt geworden? Zu Frage 2: Nach Angaben der Landeskoordinierungsstelle für LesBiSchwule&Trans*Belange des Landes Brandenburg (LKS) sind im Zeitraum vom 18.09.2013 bis zum 30.04.2015 insgesamt 431 Meldungen über Diskriminierungsvorfälle an Schulen registriert worden, von denen die überwiegende Anzahl (323 Meldungen) anonym übermittelt wurde. Frage 3: Wie viele Anfragen gab es seit dem 18.09.2013 von Schulen an die LKS und wie viele Termine wurden daraufhin vereinbart? Zu Frage 3: Die LKS führt selbst keine Veranstaltungen an Schulen durch. Sie unterstützt aber das von AndersARTiG e.V. getragene Projekt „Schule unterm Regenbogen“, in dessen Rahmen Schulveranstaltungen zu sexueller und geschlechtlicher Identität durch ehrenamtlich tätige Personen angeboten werden. Aktuelles Beispiel dafür ist der von der Voltaireschule Potsdam als erste Brandenburger Schule am 28. April 2015 Unterzeichnete Kooperationsvertrag zum Projekt „Schule unterm Regenbogen“ des AndersARTIG e.V. Weitere Details zum Projekt sind dem Protokoll zur Sitzung des Ausschusses für Bildung, Jugend und Sport am 16.08.2012 zu entnehmen (P-ABJS 5/31). Im Zeitraum vom 18.09.2013 bis zum 30.04.2015 gab es nach Angaben des Projektträgers 71 Anfragen von Schulen und 35 durchgeführte Schulveranstaltungen. Aufgrund der begrenzten Ressourcen des auf ehrenamtlicher Basis beruhenden Projekts konnten nicht alle Anfragen berücksichtigt werden. Frage 4: Wie viele Schulen haben aufgrund der durch das LKS versandten Handreichungen (Methoden-sammlung) die LKS zu sich eingeladen und welche Schulen waren das? Zu Frage 4: Die Methodensammlung „Schule unterm Regenbogen“ wurde im Jahr 2008 durch den AndersARTIG e.V. in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Lehrerbildung der Universität Potsdam erstellt. Somit ist das Thema „Sexuelle Vielfalt“ immanenter Bestandteil der Ausbildung im Vorbereitungsdienst und auch im Studium. Die Methodensammlung ist als Handreichung für Lehrkräfte zur unterrichtlichen Behandlung dieses Themas ab der Jahrgangsstufe 7 gedacht und liegt allen weiterführenden Schulen Brandenburgs vor. Es liegen der Landesregierung keine Informationen dazu vor, inwieweit durch diese Methodensammlung konkrete Anfragen von Schulen ausgelöst wurden. Frage 5: Gibt es im LER-Unterricht noch den übergreifenden Themenkomplex „Lebensformen“ und wird die o.a. Handreichung hier verwandt? Zu Frage 5: Das Fach Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (L-E-R) wird auf der Grundlage der entsprechenden Rahmenlehrpläne für die Jahrgangsstufen 5 und 6 der Grundschule und für die Jahrgangsstufen 7 bis 10 der Sekundarstufe I unterrichtet. Ein übergreifender Themenkomplex „Lebensformen“ ist in diesen Rahmenlehrplänen nicht ausdrücklich erwähnt. Die konkrete Unterrichtsgestaltung auch im Hinblick auf die Nutzung von Materialien obliegt der pädagogischen Verantwortung der Lehrkräfte . Frage 6: In wie vielen Städten und an wie vielen Tagen war im vergangenen Jahr 2014 der LSBT-Bus vor Ort? Zu Frage 6: Es wird bei der Beantwortung davon ausgegangen, dass sich die Frage auf die LesBiSchwule -T*ourFN1 2014 bezieht. Die LesBiSchwule-T*our 2014 führte nach der traditionellen Eröffnung in Potsdam durch die Landkreise Barnim und Märkisch-Oderland. Nachstehend sind die Termine und Orte der letztjährigen Tour aufgeführt: 6. September 2014 Potsdam 8. September 2014 Seelow 8. September 2014 Bernau bei Berlin 9. September 2014 Strausberg 10. September 2014 11. September 2014 12. September 2014 Werneuchen Bad Freienwalde Eberswalde Frage 7: Inwieweit sind klassische Familienberatungsstellen qualifiziert, Menschen mit LSBTFragen helfend zur Seite zu stehen? Zu Frage 7: Familienberatungsangebote sind vielfältig und basieren nur teilweise auf gesetzlicher Grundlage. Eine Übersicht über alle Familienberatungsangebote im Land Brandenburg und deren Aufgabenspektrum liegt der Landesregierung nicht vor (vgl. Antwort der Landesregierung Brandenburg auf die Frage 22 der Großen Anfrage Nr. 18 „Familien im Land Brandenburg“, LT-DS 5/5857). Seitens der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände im Land Brandenburg wurde zuletzt an-lässlich eines Gespräches mit den familienpolitischen Sprecherinnen und Sprechern der Landtagsfraktionen am 11. Februar 2015 darüber informiert, dass im Falle entsprechender Anfragen auf das Angebot der Landeskoordinierungsstelle für LesBiSchwule&Trans*Belange des Landes Brandenburg (LKS) hingewiesen wird. Ferner gehört zu den Aufgaben der LKS die Qualifizierung von Beratungsangeboten für Familien zu LSBTIQ-Lebensweisen™2. FN1 Kampagneneigene Homepage: www.brandenbura-bleibt-bunt.de Die Abkürzung steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell/transgender, intersexuell und queer (LSBTIQ) Sie soll alle sexuellen und geschlechtlichen Identitäten einschließen.. FN2