Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/1930 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 697 der Abgeordneten Anja Heinrich der CDU-Fraktion Drucksache 6/1574 Digitalisierung des Bibliotheks- und Archivguts im Land Brandenburg Wortlaut der Kleinen Anfrage 697 vom 01.06.2015 : Archiv- und Bibliotheksgut spielt eine große und entscheidende Rolle für das kulturel- le Erbe Brandenburgs. Es handelt sich um Zeugnisse unserer Geschichte, die nicht nur Einfluss auf unsere Identität haben, sondern auch wichtige Bausteine für die For- schung darstellen. Dieses Gut zu erhalten und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen ist eine wichtige Aufgabe unserer Kulturpolitik. Im November 2008 wurde die europäische digitale Bibliothek Europeana ins Leben gerufen. 2009 wurde die „Deutsche Digitale Bibliothek“ eingerichtet. Auch das Land Brandenburg hat sich 2009 im „Strategiepapier zur Digitalisierung von Kulturgut im Land Brandenburg“ mit den Herausforderungen der Digitalisierung auseinanderge- setzt. Ich frage die Landesregierung: 1. Wurde der Digitalisierungsbedarf der einzelnen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen in Brandenburg komplett ermittelt? Wenn ja, bitte Aufzählung anhängen . 2. Welchen Anteil hat das bereits digitalisierte Material im Gesamtbestand der Archive und Bibliotheken und welchen Zeitplan gibt es für die Digitalisierung des verbleibenden Materials? (bitte nach Archiven und Bibliotheken aufschlüsseln ) 3. Wie viele staatliche Mittel wurden bisher für die Digitalisierung zur Verfügung gestellt? (bitte nach Herkunft der Mittel und Jahren aufschlüsseln) 4. Wie viele Drittmittel konnten für Digitalisierungsprojekte bisher akquiriert werden ? (bitte nach Jahren und nach Projekten aufschlüsseln) 5. In welchen Bereichen sieht die Landesregierung den größten Handlungsbedarf bei der Digitalisierung und warum? 6. Sind die bereits digitalisierten Bestände der Öffentlichkeit zugänglich? 7. Welche staatlichen und staatlich geförderten Einrichtungen sind Partnerschaf- ten zur Digitalisierung ihrer Bestände zu welchen Bedingungen und mit wem eingegangen? Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Wissenschaft, For- schung und Kultur die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wurde der Digitalisierungsbedarf der einzelnen Kultur- und Wissenschaftseinrichtun- gen in Brandenburg komplett ermittelt? Wenn ja, bitte Aufzählung anhängen. zu Frage 1: Die Digitalisierung von Bibliotheks- und Archivgut obliegt den jeweils dafür zuständi- gen Stellen. Erforderliche Digitalisierungsmaßnahmen im Land Brandenburg werden fortlaufend durch den informellen Arbeitskreis Brandenburg-digital ermittelt. Ihm gehören Vertre- ter der Sparten Archive, Bibliotheken, Denkmalpflege, Gedenkstätten und Museen, sowie Forschungseinrichtungen an. Der Arbeitskreis setzt sich mit der Koordinie- rungsstelle Brandenburg-digital für konkrete, meist spartenübergreifende und koope- rative Digitalisierungsprojekte ein. Wesentliches Element der Partnerschaften inner- halb der kooperativen Projekte ist die Orientierung an den derzeit verfügbaren per- sonellen, finanziellen und infrastrukturellen Ressourcen. Eine abschließende Zu- sammenstellung im Sinne der Fragestellung gibt es nicht.et (der link funktioniert nicht!) Frage 2.: Welchen Anteil hat das bereits digitalisierte Material im Gesamtbestand der Archive und Bibliotheken und welchen Zeitplan gibt es für die Digitalisierung des verbleiben- den Materials? (bitte nach Archiven und Bibliotheken aufschlüsseln) zu Frage 2: Wie in der Antwort zu Frage 1 dargestellt, liegt die Verantwortung für Umfang und Zeitrahmen der Digitalisierung von Bibliotheks- und Archivgut bei den zuständigen Stellen. Daher ist es nicht möglich, landesweite Anteile zu bestimmen bzw. Zeitpläne darzustellen. Das Brandenburgische Landeshauptarchiv hat in den vergangenen Jahren seine Findhilfsmittel (Kataloge) nahezu vollständig digitalisiert und im letzten Herbst im Internet für Archivrecherchen zur Verfügung gestellt. Dies war eine Vo- raussetzung für die digitale Bereitstellung des Archivgutes im Internet, deren Vorbe- reitung weitergeführt wird. Das Brandenburgische Landeshauptarchiv plant, seine Benutzungsordnung so zu verändern, dass zukünftig Akten digitalisiert angefordert werden können. Auf diese Weise wird der Teil der Bestände, der nachgefragt ist, di- gitalisiert und steht dauerhaft zur Verfügung. Darüber hinaus sollen die Mikrofilme, welche im Rahmen der Sicherungsverfilmung in den letzten Jahren erstellt wurden und die etwa 2,5% der Bestände des Landeshauptarchivs umfassen, digitalisiert und für die Benutzung im Internet zur Verfügung gestellt werden. Frage 3: Wie viele staatliche Mittel wurden bisher für die Digitalisierung zur Verfügung ge- stellt? (bitte nach Herkunft der Mittel und Jahren aufschlüsseln) zu Frage 3: Für die Unterstützung der Digitalisierung wurden die folgenden Mittel zur Verfügung gestellt. Die Herkunft ist in allen Fällen der Haushalt des Landes Brandenburg In den Jahren 2010 bis 2015 wurden zudem 146.973,48 € Haushaltsmittel in dem Projekt der Universität Potsdam „Visual Library“ (Portal „Digitales Brandenburg“) ein- gesetzt, davon 23.740 € Erstausstattungsmittel des Landes für den Neubau des In- formations-, Kommunikations-, und Medienzentrums (IKMZ) in Golm. Für ihr aus EFRE-Mitteln gefördertes Projekt „Digitalisierung des Bestandes der Marienkirche in Frankfurt (Oder) hat die Universitätsbibliothek der Europa-Universität Viadrina in den Jahren 2010 bis 2012 42.752,04 Euro an Landesmitteln eingesetzt. Im Rahmen des dauerhaften Kooperationsprojektes „Digitalisierung von Monogra- phien aus dem Bestand der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam“ in Zusammenar- beit mit dem Klaus Becker Verlag hat die SLB seit 2009 ca. 35.000 € Digitalisie- rungskosten eingespart. Frage 4: Wie viele Drittmittel konnten für Digitalisierungsprojekte bisher akquiriert werden? (bitte nach Jahren und nach Projekten aufschlüsseln) zu Frage 4: Die Frage nach akquirierten Drittmitteln lässt sich nicht vollständig beantworten, da die Landesregierung hierzu keine Statistik führt. Bei den vom Ministerium für Wis- senschaft, Forschung und Kultur geförderten Digitalisierungsprojekten wurden keine Drittmittel eingesetzt. Die Universität Potsdam warb für ihr Projekt „Visual Library“ 48.203,42 Euro EFRE-Mittel ein. Die Universitätsbibliothek Frankfurt (Oder) hat für ihr 2010 bis 2012 durchgeführtes Projekt „Digitalisierung des Bestandes der Marienkirche in Frankfurt (Oder)“ aus EF- RE-Mitteln 171.008,13 Euro eingeworben. Frage 5: In welchen Bereichen sieht die Landesregierung den größten Handlungsbedarf bei der Digitalisierung und warum? zu Frage 5: Die Bestände an potentiell digitalisierbarem Gut im Land Brandenburg befinden sich im Eigentum vieler kleinerer Träger oder kleiner Einrichtungen. Daher der gewählte Weg der Kooperation im Arbeitskreis Brandenburg-digital. Hierbei spielt die von der Landesregierung geförderte Koordinierungsstelle Brandenburg-digital an der Fach- hochschule Potsdam eine wichtige Rolle, da sie zugleich als Geschäftsstelle für den Arbeitskreis, als Verbindung zur Deutschen Digitalen Bibliothek, als Berater und Dienstleister für Digitalisierungsprojekte und die diese vorbereitenden und durchfüh- renden Träger wirkt. Die fortgesetzte Unterstützung dieser Hilfestellung und Koordi- nierung ist die wichtigste Aufgabe der Landesregierung im Bereich der Digitalisie- rung. Insbesondere dann, wenn die Projekte dazu führen, das Digitalisierungswissen nachhaltig bei den Trägern zu verankern, wenn kooperativ und überregional vorge- gangen und wenn ein Mehrwert geschaffen wird durch die zusätzliche Anbietung der Daten in der Deutschen Digitalen Bibliothek oder anderen öffentlich zugänglichen Portalen. Eine wachsende Bedeutung wird die digitale Langzeitverfügbarkeit und -nutzbarkeit erlangen. Auch hier wird geprüft, ob es kooperative Lösungen geben kann, die kleine und finanzschwache Träger entlasten. Jedoch wird diese Diskussion - wie in anderen Bundesländern auch - nicht in Kürze abgeschlossen sein. Es werden gegenwärtig neue Methoden der Langzeitspeicherung erprobt und es müssen Kriterien für die Auswahl der Digitalisate entwickelt werden, die dauerhaft gesichert werden müssen, da hierbei auch dauerhaft Kosten entstehen. Noch nicht digitalisierte urheberrechtsfreie Altbestände der Hochschulbibliotheken sowie der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, die stark beschädigt oder vom Zer- fall bedroht sind, sollten vorrangig digitalisiert werden, um den Verlust abzuwenden und die Langzeitverfügbarkeit zu sichern. Die Prüfung und Entscheidung liegt bei den jeweiligen Einrichtungen und Trägern. Frage 6: Sind die bereits digitalisierten Bestände der Öffentlichkeit zugänglich? zu Frage 6: Nicht alle Digitalisate sind der Öffentlichkeit zugänglich. Ein Teil der Digitalisate wird für die einrichtungsinterne Arbeit benötigt oder dient dem Schutz nicht mehr mecha- nisch belastbarer Gegenstände. Bei anderen sind Urheberrechte zu berücksichtigen. Ein Teil wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtungen oder in geson- derten Projekten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die für die Öffentlichkeit be- stimmten digitalen Bestände werden auf verschiedenen lokalen oder kooperativen Online-Plattformen zugänglich gemacht, z.B. BrandenburgDOK der Stadt- und Lan- desbibliothek, die Angebote der Universitätsbibliotheken in Frankfurt/Oder und Pots- dam oder für Museen das Portal www.museum-digital.de/brandenburg. Alle Digitalisate der Europa-Universität Viadrina werden mit Hilfe von Brandenburg- digital kurzfristig in die Deutsche Digitale Bibliothek integriert. Die digitalisierten Bestände der Universitätsbibliothek der Universität Potsdam sind der Öffentlichkeit im Rahmen des Portals Digitales Brandenburg zugänglich: http://digital.ub.uni-potsdam.de/ Sämtliche Digitalisate der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam sind über einen öf- fentlichen PC in ihren Räumen der Öffentlichkeit zugänglich. Der größte Teil ist auch über das Internet abrufbar. Frage 7: Welche staatlichen und staatlich geförderten Einrichtungen sind Partnerschaften zur Digitalisierung ihrer Bestände zu welchen Bedingungen und mit wem eingegangen? zu Frage 7: Über eingegangene Partnerschaften und ihre Bedingungen verfügt die Landesregie- rung nicht über systematische Kenntnisse. Bei den vom Ministerium für Wissen- schaft, Forschung und Kultur geförderten Projekten bestanden oder bestehen fol- gende Partnerschaften: - Filmmuseum leitet das Projekt und ist für die Beantragung und Verwaltung der Projektmittel zuständig - Kooperation mit dem Museumsverband, der Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken und der Koordinierungsstelle Brandenburg-digital in Bezug auf Planung des Projektes - Kooperation mit den sich beteiligenden Einrichtungen (Archive und Museen) in Bezug auf die Bereitstellung der Inhalte - Vergabe von Dienstleistungsaufträge zur Digitalisierung und restauratorischen Begutachtung der Vorlagen - Kooperation mit der Plattform museumdigital .de zur digitalen öffentlichen Präsentation , Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam zur digitalen Sicherung der Digitalisate - Museumsverband leitet das Projekt und ist für die Beantragung und Verwaltung der Projektmittel zuständig - Kooperation mit den sich beteiligenden Museen in Bezug auf die Bereitstellung und Digitalisierung der Inhalte - Kooperation mit der Plattform museumdigital .de zur digitalen öffentlichen Präsentation - Museumsverband leitet das Projekt und ist für die Beantragung und Verwaltung der Projektmittel zuständig - Kooperation mit der Koordinierungsstelle Brandenburg-digital in Bezug auf Planung des Projektes - Kooperation mit den sich beteiligenden Museen in Bezug auf die Bereitstellung und Digitalisierung der Inhalte - Kooperation mit der Plattform museumdigital .de zur digitalen öffentlichen Präsentation - Museumsverband leitet das Projekt und ist für die Beantragung und Verwaltung der Projektmittel zuständig - Kooperation mit den sich beteiligenden Museen in Bezug auf die Bereitstellung und Digitalisierung der Inhalte - Dienstleistungsauftrag zur Entwicklung von Importschnittstellen zur Plattform museumdigital - Kooperation mit der Plattform museumdigital .de zur digitalen öffentlichen Präsentation - Museumsverband leitet das Projekt und ist für die Beantragung und Verwaltung der Projektmittel zuständig - Kooperation mit der Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken und der Koordinierungsstelle Brandenburg-digital in Bezug auf Planung des Projektes - Kooperation mit den sich beteiligenden Einrichtungen (Archive und Museen) in Bezug auf die Bereitstellung der Inhalte - Dienstleistungsauftrag zur restauratorischen Begutachtung der Vorlagen - Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam zur Digitalisierung der teils großformatigen Glasplatten im Rahmen der Pilotphase - Kooperation mit der Plattform museumdigital .de zur digitalen öffentlichen Präsentation - Kooperation mit der Fachhochschule Pots- dam zur digitalen Sicherung der Digitalisate - Landesfachstelle leitet das Projekt und ist für die Beantragung und Verwaltung der Projektmittel zuständig - Kooperation mit dem Museumsverband und der Koordinierungsstelle Brandenburgdigital in Bezug auf Planung des Projektes - Kooperation mit den sich beteiligenden Einrichtungen (Archive und Museen) in Bezug auf die Bereitstellung der Inhalte - Dienstleistungsauftrag zur restauratorischen Begutachtung der Vorlagen - Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam zur Digitalisierung der teils großformatigen Glasplatten im Rahmen der Pilotphase - Kooperation mit der Plattform museumdigital .de zur digitalen öffentlichen Präsentation - Kooperation mit der Fachhochschule Potsdam zur digitalen Sicherung der Digitalisate Die Planung und Leitung der jeweiligen Kooperationsprojekte übernimmt eine größe- re Einrichtung wie das Filmmuseum bzw. eine zentrale Stelle wie der Museumsver- band des Landes Brandenburg. Die einzelnen Einrichtungen stellen ihre Objekte und Informationen für das Projekt bereit. Die Objektdigitalisierung erfolgt durch externe Dienstleister oder Kooperationen mit dem Digitalisierungslabor der Fachhochschule Potsdam. Die Erschließung und Einbindung der digitalen Objekte in die jeweilige Online- Plattform erfolgt auf Grundlage von Werkverträgen. Die Pflege und Weiterentwick- lung liegt in der Zuständigkeit der einzelnen Einrichtungen. Die digitale Sicherung erfolgt in Eigenverantwortung der beteiligten Einrichtungen und bei Bedarf zusätzlich in Kooperation mit der Koordinierungsstelle Brandenburg-digital an der Fachhoch- schule Potsdam. Durch die kooperativen Modelle ist es gelungen im Zeitraum 2012 bis 2014 44 Mu- seen und 6 Archive an Digitalisierungsprojekten zu beteiligen. Mit Stand vom 3.6.2015 sind auf der Plattform www.museum-digital.de/brandenburg über 3.000 Einzelobjekte mit ca. 10.000 digitalen Dateien öffentlich zugänglich. Es besteht eine enge Partnerschaft und ein intensives Beratungsverhältnis der Euro- pa-Universität Viadrina mit der Koordinierungsstelle Brandenburg-digital (KBD) an der FH Potsdam. Die Langzeitarchivierung der Digitalisate wird gegenwärtig mit dem Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik in Berlin (ZIB) vorbereitet. Die Universitätsbibliothek Potsdam ist Partnerschaften eingegangen mit: - der Koordinierungsstelle Brandenburg-digital an der Fachhochschule Potsdam - dem Fontane-Archiv zwecks Digitalisierung der Zeitschrift Fontane Blätter - dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw). Hierzu besteht eine Kooperationsvereinbarung, die die Zusammen- arbeit von UB Potsdam (Präsentationsplattform), ZMSBw (Bereitstellung histo- rischer Bestände) und Koordinierungsstelle Brandenburg-digital als Digitalisie- rungsdienstleister für ZMSBw dokumentiert. - der Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburgischer Ornithologen (ABBO), ei- ner NGO, zwecks Digitalisierung der Zeitschrift Otis: Zeitschrift für Ornithologie und Avifaunistik in Brandenburg und Berlin. - dem Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe Brandenburg (LBGR) in Cottbus und der Humboldt-Universität Berlin zwecks Digitalisierung geologi- scher Karten der Region.