Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/2003 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 746 des Abgeordneten Andreas Gliese der CDU-Fraktion Drucksache 6/1772 Entwicklung der Milchviehhaltung im Land Brandenburg Wortlaut der Kleinen Anfrage 746 vom 17.06.2015: Am 31. März 2015 ist die EU-Milchquotenregelung ausgelaufen. Damit entscheiden die Milch produzierenden Betriebe innerhalb des Gemeinsamen Marktes selbst und ohne staatlichen Einfluss über ihren Produktionsumfang. In der Vergangenheit wurden sowohl auf nationaler als auch europäischer Ebene verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Weg in die Marktliberalisierung zu bereiten und die Betriebe hierbei zu unterstützen. Nichtsdestotrotz ist der derzeitige Milchpreis ein Problem für viele Milch produzierende Betriebe auch in Brandenburg. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Milchviehbetriebe sind Mitglied in den sieben Erzeugergemeinschaften in Brandenburg und wie hoch ist ihr Anteil an den Milch produzierenden Betrieben insgesamt? 2. Wie viele Molkereien gibt es derzeit in Brandenburg und wie viele Milcherzeuger sind vertraglich an diese Molkereien gebunden? 3. Zwischen 1991 und 2012 nahm der Milchkuhbestand im Land Brandenburg ab. Gegenüber 1991 betrug er 2012 nur noch 71,3 Prozent. In den Jahren 2013 und 2014 kam es wieder zu einem ersten leichten Zuwachs. Welche Gründe gibt es nach Auffassung der Landesregierung hierfür? 4. Wie hat sich die Anzahl der Milchvieh haltenden Betriebe zwischen 1991 und 2014 entwickelt? (bitte tabellarisch darstellen) 5. Wie hat sich die Anzahl der Milchkühe pro Betrieb zwischen 1991 und 2014 entwickelt? (bitte tabellarisch darstellen) 6. Wie hat sich die Dauergrünlandfläche in Brandenburg in den vergangenen zehn Jahren entwickelt? Wie hoch ist aktuell der von ökologisch bewirtschaftetem Dauergrünland in Brandenburg? 7. Welche neuen EU-rechtlichen Regelungen zu Dauergrünland bzw. zum Erhalt von Ackerfläche sind mit der EU-Förderperiode 2014-2020 in Kraft getreten? 8. Wie haben sich die durchschnittlichen Energie-, Futter- und Betriebskosten der Milchvieh haltenden Betriebe in den vergangenen Jahren in Brandenburg entwickelt? 9. Wie viele Projekte in der Rinderhaltung wurden in der EU-Förderperiode 2007 – 2013 über einzelbetriebliche Investitionen im Land Brandenburg gefördert und wie viele neue Tierplätze entstanden dadurch? 10. Die Landesregierung ging in der Antwort auf die Kleine Anfrage Nr. 7235 in Drucksache 5/7516 davon aus, dass ein Milchpreis von mindestens 33,15 Cent für eine rentable Produktion notwendig ist. Wie hat sich der Milchpreis (4 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß) in den vergangenen 10 Jahren in Brandenburg entwickelt? (bitte tabellarisch darstellen) 11. Wie wird sich der Milchpreis tendenziell nach Auffassung der Landesregierung im weiteren Jahresverlauf entwickeln? Welche Gründe sprechen für die Auffassung der Landesregierung? 12. Welche europäischen, nationalen und regionalen (Land) Maßnahmen und welche Sicherheitsbündel stehen den Milch produzierenden Betrieben mit Beginn der EU-Förderperiode zur Verfügung, um einerseits die betriebliche Marktausrichtung zu stärken und andererseits unternehmerische Marktrisiken zu minimieren? 13. Einige Länderagrarminister fordern derzeit eine Anpassung des Interventionspreises sowie der privaten Lagerhaltung, um die Milch produzierenden Betriebe vor dem Hintergrund des ausgelaufenen EU-Milchquotensystems und der derzeitig niedrigen Milcherzeugerpreise zu stärken. Welche Auffassung vertritt das Land Brandenburg hinsichtlich dieser Vorschläge? Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie viele Milchviehbetriebe sind Mitglied in den sieben Erzeugergemeinschaften in Brandenburg und wie hoch ist ihr Anteil an den Milch produzierenden Betrieben insgesamt ? Zu Frage 1: 166 Milchviehbetriebe sind Mitglied in den sieben Erzeugergemeinschaften mit einem Anteil von 37,3% an der Gesamtmilcherzeugung in Brandenburg. Frage 2: Wie viele Molkereien gibt es derzeit in Brandenburg und wie viele Milcherzeuger sind vertraglich an diese Molkereien gebunden? Zu Frage 2: In Brandenburg gibt es derzeit 5 Molkereien bei denen 74 Milchviehbetriebe vertraglich gebunden sind. Frage 3: Zwischen 1991 und 2012 nahm der Milchkuhbestand im Land Brandenburg ab. Gegenüber 1991 betrug er 2012 nur noch 71,3 Prozent. In den Jahren 2013 und 2014 kam es wieder zu einem ersten leichten Zuwachs. Welche Gründe gibt es nach Auffassung der Landesregierung hierfür? Zu Frage 3: Der Rückgang der Milchkuhbestände bis 2012 ist in erster Linie als Anpassung an die verfügbare Milchquote zu interpretieren und damit auch als notwendige Reaktion auf die drohende Einschränkung der Saldierung im Falle von Überlieferungen. Im Jahr 2013 gab es eine kurzzeitige, erhebliche Milchpreissteigerung. Der damit gesetzte positive Impuls auf die gesamte Milchproduktionsbranche sowie auch die positiven Prognosen zur internationalen Milchmarktentwicklung, verbunden mit dem nahenden Auslaufen der Milchquotierung, führten dann zur benannten leichten Aufstockung der Milchkuhbestände für 2013/14. Frage 4: Wie hat sich die Anzahl der Milchvieh haltenden Betriebe zwischen 1991 und 2014 entwickelt? (bitte tabellarisch darstellen) Zu Frage 4: 1992 1994 1996 1999 2001 2003 2005 2007 2008 2009 1.677 1.490 1.390 1.106 969 899 831 736 827 815 2010 2011 2012 2013 2014 808 774 755 737 735 Als Bezugsjahr wurde hier das Jahr 1992 gewählt (nicht 1991), da erst ab diesem Berichtsjahr eine kontinuierliche, nicht jährliche und vergleichbare Datenstatistik geführt wurde. Als Quelle dienten die jährlich erscheinenden Tierzuchtreporte des Landes Brandenburg. Ab Mai 2008 erfolgte die Rinderbestandserfassung nach geänderter Methodik über die Auswertung der Daten des Herkunftssicherungs- und Informationssystems für Tiere (HIT-Datenbank). Dadurch entstehen zu den Vorjahren me- thodische Brüche, die die Vergleichbarkeit der Daten ab 2008 mit den Vorjahren einschränken . Frage 5: Wie hat sich die Anzahl der Milchkühe pro Betrieb zwischen 1991 und 2014 entwickelt ? (bitte tabellarisch darstellen) Zu Frage 5: 1992 1994 1996 1999 2001 2003 2005 2007 2008 2009 138,3 151,9 165,2 179,7 195,6 201,9 210,0 222,4 201,9 203,2 2010 2011 2012 2013 2014 199,6 205,8 210,8 218,7 224,5 (Erfassungshinweise analog zu Frage 4 beachten) Frage 6: Wie hat sich die Dauergrünlandfläche in Brandenburg in den vergangenen zehn Jahren entwickelt? Wie hoch ist aktuell der von ökologisch bewirtschaftetem Dauergrünland in Brandenburg ? Zu Frage 6: Entwicklung Dauergrünland (DGL) in Brandenburg 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 DGL in 1.000 ha 289,8 287,1 285,6 282,9 285,7 286,7 290,3 291,7 292,1 290,4 Quelle: LELF Die Fläche des ökologisch bewirtschafteten DGL betrug 2014 34.738 ha. Frage 7: Welche neuen EU-rechtlichen Regelungen zu Dauergrünland bzw. zum Erhalt von Ackerfläche sind mit der EU-Förderperiode 2014-2020 in Kraft getreten? Zu Frage 7: Die EU-rechtlichen Vorgaben sind in der Verordnung (EU) Nr. 1307/2013, Verordnung (EU) Nr. 639/2014, Verordnung (EU) Nr. 640/2014 und Verordnung (EU) 641/2014 geregelt. Frage 8: Wie haben sich die durchschnittlichen Energie-, Futter- und Betriebskosten der Milchvieh haltenden Betriebe in den vergangenen Jahren in Brandenburg entwickelt? Zu Frage 8: Entwicklung der Betriebskosten Wirtschaftsjahr 2003/ 04 2004/ 05 2005/ 06 2006/ 07 2007/ 08 2008/ 09 2009/ 10 2010/ 11 2011/ 12 2012/ 13 2013/ 14 Tierzukäufe, Futtermittelzukauf, Tiergesundheit EUR/ ha LF 528 428 403 361 384 537 496 547 580 711 726 Strom, Wasser, Heizung EUR/ ha LF 53 58 60 51 47 52 54 58 63 69 72 Treib- und Schmierstoffe EUR/ ha LF 82 114 118 111 125 132 115 130 151 172 166 Frage 9: Wie viele Projekte in der Rinderhaltung wurden in der EU-Förderperiode 2007 – 2013 über einzelbetriebliche Investitionen im Land Brandenburg gefördert und wie viele neue Tierplätze entstanden dadurch? Zu Frage 9: Es wurden 477 Projekte gefördert. Dadurch entstanden 10.800 neue Tierplätze. Frage 10: Die Landesregierung ging in der Antwort auf die Kleine Anfrage Nr. 7235 in Drucksache 5/7516 davon aus, dass ein Milchpreis von mindestens 33,15 Cent für eine rentable Produktion notwendig ist. Wie hat sich der Milchpreis (4 Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß) in den vergangenen 10 Jahren in Brandenburg entwickelt? (bitte tabellarisch darstellen) Zu Frage 10: Übersicht zu den Milchpreisen in Brandenburg (Preis ab Hof ohne Mehrwertsteuer) Anmerkung: bis 2009 war Standard 3,7% Fett und 3,4% Eiweiß, ab 2010 galt 4% Fett und 3,4% Eiweiß 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 27,69 27,54 33,93 33,96 23,63 30,85 34,84 31,37 37,50 37,03 Frage 11: Wie wird sich der Milchpreis tendenziell nach Auffassung der Landesregierung im weiteren Jahresverlauf entwickeln? Welche Gründe sprechen für die Auffassung der Landesregierung? Zu Frage 11: Die Milchpreise bewegen sich zwischen 26 und 30 Cent/kg. Milchmarktexperten stellen auch für die zweite Jahreshälfte keine Besserung der Preise in Aussicht, außer wenn die Abnahme durch China und Russland sich ändert. Die angespannte Situation ist begründet durch niedrige Weltmarktpreise seit Februar und die schwache internationale Nachfrage, u.a. durch die geringere Abnahme durch den ostasiatischen Raum und das Russlandembargo, das sich auf viele europäische Staaten auswirkt. Zu dem gab es bei Vertragsverhandlungen der verarbeitenden Industrie mit dem Lebensmitteleinzelhandel Preiseinbrüche bei Trinkmilch und Butter, die sich erwartungsgemäß auf den Rohmilchpreis auswirken. Frage 12: Welche europäischen, nationalen und regionalen (Land) Maßnahmen und welche Sicherheitsbündel stehen den Milch produzierenden Betrieben mit Beginn der EUFörderperiode zur Verfügung, um einerseits die betriebliche Marktausrichtung zu stärken und andererseits unternehmerische Marktrisiken zu minimieren? Zu Frage 12: Gegenwärtig können bei Marktstörungen und zur Entlastung des Marktes auf europäischer Ebene als Sicherheitsbündel Interventionsankäufe oder die private Lagerhaltung zur Anwendung kommen. Im Zusammenhang mit dem Auslaufen der Milchquotenregelung hat die Europäische Union eine Marktbeobachtungsstelle eingerichtet, um rechtzeitig auf Marktstörungen reagieren zu können. Mit dem sogenannten „Milchpaket“ wurde zusätzlich die Möglichkeit geschaffen, die Milcherzeugung in größeren Mengen über Erzeugerorganisationen, Vereinigungen von Erzeugerorganisationen sowie Branchenverbänden stärker zu bündeln, um besser am Markt präsent zu sein und wirtschaftliche Preise zu erzielen. Frage 13: Einige Länderagrarminister fordern derzeit eine Anpassung des Interventionspreises sowie der privaten Lagerhaltung, um die Milch produzierenden Betriebe vor dem Hintergrund des ausgelaufenen EU-Milchquotensystems und der derzeitig niedrigen Milcherzeugerpreise zu stärken. Welche Auffassung vertritt das Land Brandenburg hinsichtlich dieser Vorschläge? Zu Frage 13: Das Land Brandenburg unterstützt eine Überprüfung des gegenwärtigen Interventionspreises auf Grund der in den letzten Jahren gestiegenen Produktionskosten.