Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/2295 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 892 des Abgeordneten Sven Schröder AfD-Fraktion Drucksache 6/2078 Die Märkische Kiefer der „Brotbaum“ Brandenburgs Wortlaut der Kleinen Anfrage Nr. 892 vom 17.07.2015: Brandenburg ist das waldreichste ostdeutsche Bundesland. Die Märkische Kiefer steht im Vordergrund der Region und bildet damit die Basis für die Holzwirtschaft Brandenburgs. Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Maßnahmen wurden seit 1990 für den Erhalt der wichtigsten Baumart Brandenburgs ergriffen? 2. Wie viel Hektar werden seit 1990 jährlich mit Kiefer verjüngt? 3. Wie viel Hektar werden seit 1990 jährlich mit Laubbaumarten verjüngt? Bitte die einzelnen Laubbaumarten nach Hektar auflisten. 4. Wird die Kiefer in Brandenburg nachhaltig bewirtschaftet? Falls nein, warum nicht? Falls ja, bitte beschreiben sie die Form der Nachhaltigkeit auf die sich die Landesregierung hinsichtlich der Kiefer bezieht. 5. Welche Ziele hat sich die Landesregierung hinsichtlich der Baumartenzusammensetzung insbesondere mit Blick auf die Entwicklung der Kiefernbestände seit 1990 gesetzt? 6. Beinhalten die seitens der Landesregierung kommunizierten Kosten von ca. 184 Mio. EUR des Waldumbaus im Landeswald auch die Kosten für den Zaunbau? Falls nein: Wie hoch sind die Kosten seit 1990 bis 2015 pro Jahr im Landeswald? 7. Welche Maßnahmen will die Landesregierung unternehmen, um die prognostizierte Lücke zwischen Angebot und Nachfrage an Rohholz, speziell Nadelholz, zu schließen? Hinweis: Ein Verweis auf die Beantwortung der Bundesregierung in der DS 17/13099, Nr. 27 wird als nicht ausreichend zur Beantwortung gesehen, da Forstpolitik Ländersache ist! Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche Maßnahmen wurden seit 1990 für den Erhalt der wichtigsten Baumart Brandenburgs ergriffen? Zu Frage 1: Die Kiefer ist in Brandenburg insbesondere durch Insektenkalamitäten und Waldbrand gefährdet. Vor allem in Kiefernreinbeständen kommt es zu Schadereignissen . Durch die Erhöhung des Anteils von Laubholz und damit den Aufbau von Mischwäldern kann dieses Risiko minimiert werden. Seit 1991 wurden 75.000 ha Kiefernfläche mit Laubbäumen angereichert. Um Insektenkalamitäten auf Kiefernflächen zu verhindern, werden die Kiefernschadinsekten durch ein flächendeckendes Waldschutzmonitoring überwacht. Im Falle einer Massenvermehrung von Kiefernschädlingen werden als letztes Mittel zum Erhalt der Kiefernbestände Pflanzenschutzmittel zur Gefahrenabwehr eingesetzt. Seit 1991 wurden 207.700 ha Kiefernfläche mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Insbesondere zum Schutz der Kiefer vor Waldbränden wurde in umfangreiche Maßnahmen zur Waldbrandvorbeugung investiert. Seit 1991 wurden 21 Mio. Euro Fördermittel u. a. für Wegebaumaßnahmen und Löschwasserentnahmestellen bereitgestellt. Ab 2001 wurde schrittweise das kameragestützte Waldbrand-Früherkennungssystem „Fire Watch“ aufgebaut. Frage 2: Wie viel Hektar werden seit 1990 jährlich mit Kiefer verjüngt? Frage 3: Wie viel Hektar werden seit 1990 jährlich mit Laubbaumarten verjüngt? Bitte die einzelnen Laubbaumarten nach Hektar auflisten. Zu Fragen 2 und 3: Die jährliche Verjüngung der Kiefer bzw. der Laubbaumarten werden für den Wald aller Eigentumsarten nicht erfasst. Für forstpolitische und waldbauliche Entscheidungen sind Angaben für mindestens 10-jährige Zeiträume erforderlich . Diese werden im Rahmen der alle 10 Jahre stattfindenden Bundeswaldinventur erhoben. Um statistisch besser aussagefähige Daten nutzen zu können, hat das Land Brandenburg 2012 in einem verdichteten Stichprobennetz zusätzlich die 1. landesweite Waldinventur durchgeführt. Dabei wurden auch die Baumarten und deren Altersstruktur erfasst. Für die Darstellung der Altersstruktur werden die Bäume in Altersklassen (0 bis 20 Jahre; 21 bis 40 Jahre usw.) zusammengefasst. Der Verjüngung für den Zeitraum 1992 bis 2012 entspricht die Altersklasse 0 bis 20 Jahre. Die Werte für die einzelnen Hauptbaumarten sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt . Damit stellen Kiefern in dieser Altersklasse einen Flächenanteil von 42 %. Quelle: Landeswaldinventur Brandenburg https://bwi.info; 77Z1PA_L459mf_0212_bi (Waldfläche nach Baumartengruppe und Baumaltersklasse) Baumartengruppe Flächenanteile in der Altersklasse 0 - 20 Jahre in Hektar Eiche 8.331 Buche 1.602 andere Laubbäume 32.503 Kiefer 33.486 andere Nadelbäume 2.997 Summe 78.919 Frage 4: Wird die Kiefer in Brandenburg nachhaltig bewirtschaftet? Falls nein, warum nicht? Falls ja, bitte beschreiben sie die Form der Nachhaltigkeit auf die sich die Landesregierung hinsichtlich der Kiefer bezieht. Zu Frage 4: Die Kiefer wird in Brandenburg nachhaltig bewirtschaftet. Kriterien für eine nachhaltige Bewirtschaftung sind insbesondere eine positive Vorratsentwicklung und eine Nutzungsmenge, die geringer als der Zuwachs ist. In der nachfolgenden Tabelle sind diese Werte für die Entwicklung der Baumart Kiefer in den Jahren 2002 bis 2012 in Kubikmeter pro Hektar dargestellt. ¹Veränderung des Vorrates 45 [m³/ha] ²Zuwachs des Vorrates 114 [m³/ha] ³Vorrat des genutzten Bestandes 68 [m³/ha] Quelle: Bundeswaldinventur 2012 ¹ https://bwi.info; 77V1PI_L634mf_0212_bi (Veränderung des Vorrates [m³/ha] ² https://bwi.info; 77Z1PB_L458mf_0212_biHb (Zuwachs des Vorrates [m³/ha] ³ https://bwi.info; 77Z1PA_L417mf_0212_biHb (Vorrat des genutzten Bestandes [m³/ha] Frage 5: Welche Ziele hat sich die Landesregierung hinsichtlich der Baumartenzusammensetzung insbesondere mit Blick auf die Entwicklung der Kiefernbestände seit 1990 gesetzt? Zu Frage 5: Der Waldumbau ist eine zentrale Aufgabe für alle Waldbesitzarten in Brandenburg. Ziel ist es, insbesondere großflächige Kiefernreinbestände je nach Standorteignung zu stabilen Misch- oder Laubbeständen zu entwickeln. Die Baumartenwahl für den Waldumbau orientiert sich für den Landeswald und für die forstliche Förderung am Bestandeszieltypenerlass für Brandenburg. In Abhängigkeit von der Nährkraft des Waldbodens und der Klimastufe der Region werden hier standortbezogene Waldentwicklungsziele definiert. Dabei werden die Aspekte Naturnähe, Standortgerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht . Die natürlichen Waldentwicklungsprozesse, die landespolitische Umsetzung in der Bewirtschaftung des Landeswaldes und in den Förderzielen sowie die Vielfalt der Eigentümerinteressen lässt zukünftig eine Vielfalt der Waldentwicklung und seiner Baumartenzusammensetzung erwarten. Die Landesregierung strebt an, Kiefernreinbestände nur noch dort zu entwickeln, wo sie natürlicherweise vorkommen. Im größten Teil der Wälder Brandenburgs soll es deshalb zukünftig Mischwälder geben, um die Risiken aus Kiefernreinbeständen (siehe Frage 1) zu minimieren. Frage 6: Beinhalten die seitens der Landesregierung kommunizierten Kosten von ca. 184 Mio. EUR des Waldumbaus im Landeswald auch die Kosten für den Zaunbau? Falls nein: Wie hoch sind die Kosten seit 1990 bis 2015 pro Jahr im Landeswald? Zu Frage 6: Ja. Frage 7: Welche Maßnahmen will die Landesregierung unternehmen, um die prognostizierte Lücke zwischen Angebot und Nachfrage an Rohholz, speziell Nadelholz, zu schließen? Hinweis: Ein Verweis auf die Beantwortung der Bundesregierung in der DS 17/13099, Nr. 27 wird als nicht ausreichend zur Beantwortung gesehen, da Forstpolitik Ländersache ist! Zu Frage 7: Forstpolitische und forstfachliche Entscheidungen müssen sich in erster Linie an den in Brandenburg vorhandenen natürlichen Gegebenheiten und prognos- tizierten Klimaveränderungen ausrichten. Der Rohholzmarkt ist darüber hinaus ein Weltmarkt. Weder das Angebot noch die Nachfrage ist für die Zukunft bekannt. Die Forschung und Entwicklung auf dem Sektor der Holzverwendung zeigen jetzt bereits Alternativen zu gewachsenen Nadelholzprodukten auf (z. B. Thermoholz, Buchenbauholz ). Für die Zukunft sind weitere Entwicklungen zu erwarten, die die Abhängigkeit von der Nadelholzversorgung reduzieren werden. Mit den im Rahmen der Bundeswaldinventur erhobenen Daten wurde eine Waldentwicklungs- und Holzaufkommensmodellierung (WEHAM) erstellt. Damit sind für Deutschland die zur Verfügung stehenden Nadelholzmengen für die nächsten 50 Jahre abschätzbar und sind hinreichend für die künftigen Investitionsentscheidungen.