Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/2349 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 890 der Abgeordneten Dr. Alexander Gauland und Andreas Kalbitz AfD-Fraktion Drucksache 6/2076 Biotechnologie in Brandenburg Wortlaut der Kleinen Anfrage Nr. 890 vom 17.07.2015: Biotechnologie ist eine Zukunftstechnologie. Biotechnologie wird in die Kategorien rot, weiß, grün, grau und blau unterteilt. Auch in Brandenburg wird in diesen Bereichen geforscht. Wir fragen die Landesregierung: 1. Welche Forschungsprojekte laufen momentan im Bereich der Biotechnologie in Brandenburg (bitte aufschlüsseln nach Institut, Forschungsprojekt, Laufzeit und Kategorie)? 2. Welche Erfolge konnten im Bereich der biotechnologischen Forschung in Brandenburg erzielt werden (bitte konkrete Beispiele nennen)? 3. Wie viele Unternehmen sind in Brandenburg im Bereich der Biotechnologie tätig (bitte aufschlüsseln nach Mitarbeiterzahl und Umsatz)? 4. Wie groß sind die Umsätze die in Brandenburg im Bereich der Biotechnologie in den Jahren 2010 bis 2014 erzielt wurden? 5. Wie bewertet die Landesregierung die einzelnen Kategorien in Hinblick auf ihre Zukunftschancen und ethische Probleme? 6. Mit welchen Summen wurde die Biotechnologie in Brandenburg in den Jahren 2010 bis 2015 gefördert? 7. Mit welchen Summen soll die Biotechnologie in Brandenburg in den Jahren 2015 bis 2020 gefördert werden? Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Wirtschaft und Energie die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche Forschungsprojekte laufen momentan im Bereich der Biotechnologie in Brandenburg (bitte aufschlüsseln nach Institut, Forschungsprojekt, Laufzeit und Kategorie)? zu Frage 1: Eine Vielzahl der im Land Brandenburg ansässigen bund-länderfinanzierten außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie mehrere Hochschulen forschen sowohl im Rahmen der institutionellen Forschung als auch in zahlreichen , von diversen Drittmittelgebern finanzierten FuE-Projekten im Bereich der Bio- technologie – sowohl im nationalen als auch im internationalen Kontext. Die Landesregierung führt keine statistischen Erhebungen zu diesen Projekten. Frage 2: Welche Erfolge konnten im Bereich der biotechnologischen Forschung in Brandenburg erzielt werden (bitte konkrete Beispiele nennen)? zu Frage 2: „Erfolge“ in der biotechnologischen Forschung sind anhand unterschiedlicher Maßstäbe messbar und zu definieren. Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen im Land Brandenburg behaupten sich über die hohe Qualität ihrer grundlagen - und anwendungsorientierten Forschung erfolgreich im nationalen und internationalen Wettbewerb in unterschiedlichen Feldern biotechnologischer Forschung. So definierte „Erfolge“ im Bereich der biotechnologischen Forschung in Brandenburg spiegeln sich in einer Vielzahl – in Berichten und Pressemitteilungen auch öffentlich zugänglichen – Forschungsergebnissen und Projekten brandenburgischer Forschungseinrichtungen wider. Beispielhaft seien die im Wissenschaftspark PotsdamGolm befindlichen außeruniversitären Forschungseinrichtungen der Max-Planck- sowie der Fraunhofer-Gesellschaft genannt. Das von Bund und Ländern institutionell geförderte Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie (MPI-MP) beispielsweise gehört weltweit zu den renommierten Forschungsinstituten auf dem Gebiet der Erforschung von Prozessen des pflanzlichen Wachstums und der Biomasseproduktion . Der Wissenschaftspreis des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft wurde 2015 beispielweise an einen Potsdamer Wissenschaftler des MPI-MP vergeben; auf die diesbezügliche Begründung in der Pressemitteilung des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft wird verwiesen. Die Erkenntnisse aus der Forschung des MPI-MP konnten erfolgreich in Unternehmensgründungen eingebracht werden. Ein weiterer Beweis für eine erfolgreiche Forschungsexpertise auf dem Gebiet der Biotechnologie bietet das ebenfalls durch Bund und Länder institutionell geförderte Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung am Golmer Standort. Ein Team erforscht hier beispielsweise die Chemie und Biologie von Kohlenhydraten als Voraussetzung für neue Impfstoffe. Im Anwendungszentrum für Innovative Polymertechnologien am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung in PotsdamGolm werden neue Funktionsmaterialien und biotechnologische Prozesse zur effizienten Nutzung nachwachsender Rohstoffe entwickelt und entsprechende Technologien zu ihrer Herstellung und Verarbeitung vom Labor- in den Pilotanlagenmaßstab übertragen. Der Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse am Standort Potsdam-Golm des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie erarbeitet erfolgreich technologische Lösungen für die Biomedizin und Diagnostik sowie für die Biotechnologie und Bioproduktion. Die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur hat am 26. Juni 2015 eine Pilot- und Demonstrationsanlagen zur Herstellung biotechnologischer Produkte im industriellen Maßstab am Potsdamer Institutsteil des Fraunhofer-IZI in Potsdam-Golm eröffnet. Auf die diesbezügliche Pressemitteilung des MWFK wird verwiesen. Auch brandenburgische Institute der Leibniz-Gemeinschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft forschen sehr erfolgreich in unterschiedlichen Bereichen der Biotechnologie; die oben genannten Beispiele sind nicht abschließend. Frage 3: Wie viele Unternehmen sind in Brandenburg im Bereich der Biotechnologie tätig (bitte aufschlüsseln nach Mitarbeiterzahl und Umsatz)? Frage 4: Wie groß sind die Umsätze die in Brandenburg im Bereich der Biotechnologie in den Jahren 2010 bis 2014 erzielt wurden? zu den Fragen 3 und 4: Die OECD definiert gemäß dem Oslo Manual der OECD von 1997 als Maß der Innovation ein dediziertes Biotechnologie-Unternehmen „…als ein biotechnologisch aktives Unternehmen, dessen wesentliche(s) Unternehmensziel(e) die Anwendung biotechnologischer Verfahren zur Herstellung von Produkten oder der Bereitstellung von Dienstleistungen oder der Durchführung biotechnologischer Forschung und Entwicklung ist/sind.“ Ein sonstiges biotechnologisch-aktives Unternehmen wird definiert „… als ein biotechnologisch aktives Unter-nehmen, das biotechnologische Verfahren zum Zwecke der Eingliederung neuartiger oder wesentlich verbesserter Produkte oder Herstellungsprozesse anwendet“. Dabei muss das wesentliche Unternehmensziel nicht ausschließlich in der Anwendung biotechnologischer Verfahren zur Herstellung von Produkten oder der Bereitstellung von Dienstleistungen oder der Durchführung biotechnologischer Forschung und Entwicklung bestehen (z. B. Pharma- und Chemieunternehmen, Saatguthersteller u. ä.). In Brandenburg gab es nach den aktuellsten Erhebungen von biotechnologie.de 2014 nach OECD-Definition: - 31 dedizierte Biotechnologie-Unternehmen mit insgesamt 810 Beschäftigten - 3 sonstige biotechnologisch aktive Unternehmen (mit insgesamt 170 Beschäftigen) Nach der Unternehmensgröße sortiert ergibt sich folgende Aufteilung der 31 dedizierten Biotechnologie-Unternehmen: - bis 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 15 - 10 bis 49 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 12 - 50 bis 99 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 3 - 100 bis 249 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 0 - mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 1 Informationen zu Unternehmensumsätzen liegen der Landesregierung nicht vor. Frage 5: Wie bewertet die Landesregierung die einzelnen Kategorien in Hinblick auf ihre Zukunftschancen und ethische Probleme? zu Frage 5: Biotechnologie ist ein Zukunftsfeld im Rahmen der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB), das seit der ersten Verabschiedung von Masterplänen für die gemeinsamen Cluster kontinuierlich ausgebaut wurde und wird. Eine einfache Einteilung in Farb-Kategorien ist aus Sicht der Landesregierung im Hinblick auf die Analyse der Potenziale und damit verknüpfter ethischer Fragestellungen der Biotechnologie nicht zielführend und wird in dieser Form nicht vorgenommen. Die Hauptstadtregion zeichnet sich durch eine große Vielfalt international herausragender Forschung aus, die alle Disziplinen der modernen Lebenswissenschaften sowie der notwendigen interdisziplinären Querschnittsthemen abdeckt. Die Landesregierung sieht daher das Land Brandenburg im Bereich der Biotechnologie insgesamt sehr gut aufgestellt, um künftige Herausforderungen insbesondere in den Bereichen Klima, Gesundheit und Ressourcenschonung zu bewältigen . Frage 6: Mit welchen Summen wurde die Biotechnologie in Brandenburg in den Jahren 2010 bis 2015 gefördert? zu Frage 6: Die Förderungen durch das Land Brandenburg sehen keine separate Erfassung für Vorhaben, die der Biotechnologie zuzuordnen sind, vor. Daher ist eine der Anfrage entsprechende Auswertung nicht möglich. Frage 7: Mit welchen Summen soll die Biotechnologie in Brandenburg in den Jahren 2015 bis 2020 gefördert werden? zu Frage 7: In der Finanzplanung des Landes Brandenburg ist keine separate Budgetierung für Förderungen im Bereich Biotechnologie vorgesehen.