Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/2567 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 884 der Abgeordneten Diana Bader und Gerrit Große der Fraktion DIE LINKE Drucksache 6/2070 Inklusives Museum Wortlaut der Kleinen Anfrage 884 vom 16.07.2015 In der Reihe der Leitfäden des Deutschen Museumsbundes ist 2013 „Das inklusive Museum“ erschienen, eine gemeinsam von Vertretern des Bundesverbandes Museumspädagogik , des Deutschen Museumsbundes, des Bundeskompetenzzentrums Barrierefreiheit sowie der Museen und der Behindertenselbsthilfeorganisationen erarbeitete Publikation. Ziel es ist, Kunst und Kultur für alle erlebbar zu machen. Als Orte der Bildung, Begegnung und Freizeitgestaltung sind Museen gefordert, sich aktiv mit Barrierefreiheit, einem Teil der Inklusion, zu beschäftigen. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Museen in Brandenburg sind barrierefrei, bezogen auf a. barrierefreie Zugänglichkeit für mobilitätseingeschränkte Menschen, b. spezielle Angebote für gehörlose und hörgeschädigte Menschen, c. spezielle Angebote für sehbehinderte und blinde Menschen, d. spezielle Angebote für Menschen mit sog. geistiger Behinderung bzw. Lernschwierigkeiten ? (Bitte auflisten nach Landkreisen und kreisfreien Städten.) 2. Wie viele barrierefreie Ausstellungen wurden in den vergangenen fünf Jahren gezeigt, bezogen auf a. barrierefreie Zugänglichkeit für mobilitätseingeschränkte Menschen, b. spezielle Angebote für gehörlose und hörgeschädigte Menschen, c. spezielle Angebote für sehbehinderte und blinde Menschen, d. spezielle Angebote für Menschen mit sog. geistiger Behinderung bzw. Lernschwierigkeiten ? (Bitte auflisten nach Trägerschaft Land, Kreis und Kommune .) 3. Welche Maßnahmen und Initiativen plant die Landesregierung, um den Anteil inklusiver Museen / inklusiver Ausstellungen zu vergrößern? 4. Inwieweit wird bei der Gestaltung von Ausstellungen im Land Brandenburg die DIN-Norm (18040)berücksichtigt? 5. Hat die Landesregierung Erkenntnisse über die Entwicklung von Besucherzahlen von Menschen mit Behinderungen? 6. Wie bewertet die Landesregierung die Bedeutung von inklusiven Museen für das Kulturland Brandenburg? 7. Wie bewertet die Landesregierung den Anteil inklusiver Museen im Vergleich zu anderen Bundesländern? Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Kleine Anfrage wie folgt: Im Land Brandenburg gibt es etwa 400 Museen. Die meisten Museen befinden sich in kommunaler, kreislicher oder freier Trägerschaft. Eine Datenerhebung bei all diesen Museen würde den Rahmen der Beantwortung einer Kleinen Anfrage sprengen. Daher konzentrieren sich die Angaben in der Anlage auf Landeseinrichtungen und auf museale Einrichtungen, die vom Land institutionell gefördert werden oder die der Rechtsaufsicht des Landes unterliegen. Tendenziell lässt sich für alle Museen konstatieren, dass das Thema barrierefreies Museum in der deutschen und europäischen Museumslandschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Publikation des Deutschen Museumsbundes „Das inklusive Museum“, die in Zusammenarbeit mit Museen entstand und als Arbeitsmaterial für Museen konzipiert wurde, ist das beste Beispiel dafür, dass sich Museen aktiv mit dieser komplexen Aufgabe auseinandersetzen. Das Ziel, Museen für alle Zielgruppen in gleichem Maße barrierefrei zu gestalten, lässt sich wegen der Heterogenität der Besuchergruppen und zu berücksichtigender örtlicher Gegebenheiten nur schrittweise erreichen. Umfassende Inklusion ist für die meisten Museen eine Zukunftsaufgabe , die zum Teil erheblicher Anstrengungen, auch finanzieller Art, bedarf. Gleichwohl gibt es in den brandenburgischen Museen bereits zahlreiche Angebote, um Barrierefreiheit für Besucherinnen und Besucher herzustellen. Zudem sind Museumsangebote vielfach multimedial angelegt und sprechen damit sehr heterogene Interessen und Bedürfnisse an. In der Antwort werden folgende Abkürzungen verwendet: SPSG - Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg SBG - Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten HBPG - Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte Dkw - Dieselkraftwerk Cottbus MVB - Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. Frage 1 Wie viele Museen in Brandenburg sind barrierefrei, bezogen auf a. barrierefreie Zugänglichkeit für mobilitätseingeschränkte Menschen, b. spezielle Angebote für gehörlose und hörgeschädigte Menschen, c. spezielle Angebote für sehbehinderte und blinde Menschen, d. spezielle Angebote für Menschen mit sog. geistiger Behinderung bzw. Lernschwierigkeiten ? (Bitte auflisten nach Landkreisen und kreisfreien Städten.) zu Frage 1: Dazu existieren im Land Brandenburg keine eigenständigen statistischen Erhebungen für den Museumsbereich. Einen Überblick über barrierefreie Freizeitangebote in Brandenburg, zu denen auch zahlreiche Museen gehören, liefern jedoch die umfangreichen Erhebungen der Tourismusakademie Brandenburg. Diese sind unter www.barrierefreibrandenburg.de zugänglich. Aus der Anlage gehen einige konkrete Beispiele für Inklusion im Museumsbereich hervor. Ergänzend sei auf zahlreiche Museumsprojekte verwiesen, die im Rahmen des Kommunalen Kulturinvestitionsprogramms in den letzten Jahren mit EFRE-Mitteln gefördert wurden. Neben der Erschließung, Sanierung, der Um- und Neugestaltung von Dauerausstellungen war dabei auch der barrierefreie Zugang für Museen Ziel der Maßnahmen. Beispielhaft genannt seien hier der behindertengerechte Umbau des Stadtmuseums Neuruppin, des Wegemuseums Wusterhausen, des Museums Mühlberg 1547, des Niederlausitz-Museums Luckau oder des Hedwig-BollhagenMuseums in Velten. Für Museen in Denkmalen oder für Industriemuseen, die sich in ehemaligen Produktionsstätten befinden, lässt sich ein behindertengerechter Zugang mitunter nur schwer realisieren. Dennoch wird auch hier nach Lösungen für Barrierefreiheit gesucht . Vorbildlich gelungen ist der behindertengerechte Zugang z.B. im Museumspark Mildenberg. Viele Museen bieten in ihren Dauerausstellungen blinden Menschen bewusst Dinge zum Anfassen, Hörstationen und Führungen an. Hilfsweise werden im Erdgeschoss interaktive Stationen eingebaut, die zeigen, was im Obergeschoss vorgestellt wird, wie z.B. im Tabakmuseum Vierraden. Frage 2: Wie viele barrierefreie Ausstellungen wurden in den vergangenen fünf Jahren gezeigt , bezogen auf a. barrierefreie Zugänglichkeit für mobilitätseingeschränkte Menschen, b. spezielle Angebote für gehörlose und hörgeschädigte Menschen, c. spezielle Angebote für sehbehinderte und blinde Menschen, d. spezielle Angebote für Menschen mit sog. geistiger Behinderung bzw. Lernschwierigkeiten ? (Bitte auflisten nach Trägerschaft Land, Kreis und Kommune .) Zu Frage 2 Dazu liegen keine statistischen Erhebungen vor. In der Regel können in barrierefrei zugänglichen Museen auch Sonderausstellungen durch mobilitätseingeschränkte Menschen besucht werden. Frage 3 Welche Maßnahmen und Initiativen plant die Landesregierung, um den Anteil inklusiver Museen / inklusiver Ausstellungen zu vergrößern? Zu Frage 3 Bei öffentlich geförderten Neu- und Umbauten im Museumsbereich ist barrierefreies Bauen nach § 45 der Brandenburgischen Bauordnung (BbgBO) grundsätzlich gefordert . Dazu gehören auch Investitionen in neue Dauerausstellungen. Darüber hinaus fördert das Land den Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. (MVB), zu dessen Aufgaben die Beratung und Fortbildung von Museumsbeschäftigten und Vertretungen der Träger gehört. Der MVB hat bereits Fortbildungsveranstaltungen zum Thema Barrierefreies Museum für brandenburgische Museen angeboten und wird dies auch in Zukunft tun. Frage 4 Inwieweit wird bei der Gestaltung von Ausstellungen im Land Brandenburg die DINNorm (18040) berücksichtigt? Zu Frage 4 siehe Antwort zu Frage 3 Frage 5 Hat die Landesregierung Erkenntnisse über die Entwicklung von Besucherzahlen von Menschen mit Behinderungen? Zu Frage 5 Aus datenschutzrechtlichen Gründen gibt es dazu keine statistischen Erhebungen der Museen. Frage 6 Wie bewertet die Landesregierung die Bedeutung von inklusiven Museen für das Kulturland Brandenburg? Zu Frage 6 In Umsetzung des Übereinkommens der Vereinten Nationen vom 13. Dezember 2006 über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (BGBl. 2008 II S. 1420) hat die Landesregierung Ende 2011 ein Behindertenpolitisches Maßnahmenpaket für das Land Brandenburg und 2013 das Gesetz des Landes Brandenburg zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Brandenburgisches Behindertengleichstellungsgesetz - BbgBGG) verabschiedet. Letzteres ist am 11. Februar 2013 in Kraft getreten. Damit wurde das Thema Inklusion Bestandteil des Regierungshandelns und der rechtliche Rahmen für die Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft als gesamtgesellschaftliche Aufgabe geschaffen. Die Landesregierung setzt sich im Rahmen des behindertenpolitischen Maßnahmenpaketes für das Land Brandenburg insbesondere für die barrierefreie Ausgestaltung von öffentlichen Gebäuden ein. Die Landesregierung ist der Auffassung, dass die Museen im Land Brandenburg wichtige Kultureinrichtungen auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft sind. Als Orte der Bewahrung kulturellen Erbes, der regionalen Identität, der Bildungsbegegnung und der Freizeitgestaltung sind sie gefordert, sich im Rahmen ihrer – auch baulichen und finanziellen - Möglichkeiten aktiv insbesondere mit der Barrierefreiheit, einem Teilaspekt der Inklusion, zu beschäftigen. Frage 7 Wie bewertet die Landesregierung den Anteil inklusiver Museen im Vergleich zu anderen Bundesländern? Zu Frage 7 Der Landesregierung liegen keine Informationen über den Anteil inklusiver Museen in anderen Bundesländern vor, sodass ein Vergleich mit anderen Bundesländern mangels belastbarer Datengrundlage nicht möglich ist. Anlage Antwort KA 844: Beispiele für Inklusion im Museumsbereich Einrichtung Zugänglichkeit für Mobilitätseingeschränkte Gehörlose/Hörgeschädigte Sehbehinderte/Blinde Geistig Behinderte Archäologisches Landesmuseum Ja (barrierefreier Zugang in allen Ausstellungsbereichen, im Friedgarten und im Außenbereich) Nein (in Planung: Multimedia-Guides mit Gebärdensprache) Nein (in Planung: Multimedia-Guide u.a. mit Funktionen für Sehbehinderte sowie weitere Hands-On-Stationen [Berührungspunkte] mit haptischen Materialerfahrungen) Nein Filmmuseum Potsdam Ja (barrierefreier Zugang mit automatischer Bediensäule, WC-Anlagen mit barrierefreier Zugänglich- und Nutzungsmöglichkeit, Rollstuhlwarteplätze im Obergeschoss mit Rufverbindung zum Feuerwehrbedienfeld , Sanitäreinheiten mit akustischem und optischem Alarm, Zugangstüren zu den Museumsräumen und zum Café mit Türen, die über einen elektromechanischen Drehflügelantrieb gesteuert werden können) Ja (Ausstattung der Sanitäreinheiten mit optischem Alarm) Ja (Ausstattung der Sanitäreinheiten mit akustischem Alarm, Außentreppe zum Haupteingang und Treppe zu den oberen Museumsräumen für Sehbehinderte entsprechend gekennzeichnet ) Nein SPSG Ja (unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Belange; u.a. Elektroshuttle im Park Sanssouci) Ja (u.a. demnächst Audioguides in Gebärdensprache für Schloss Sanssouci, den Neuen Pavillon Charlottenburg und das Schloss Cecilienhof) Ja (u.a. Bronzetastmodell vom Park Sanssouci an den Besucherzentren Historische Mühle und Neues Palais ; Tastmaterialien im Schloss Schönhausen; Audioguides für Blindenführungen im Schloss Schönhausen) Ja (u.a. Führung in Leichter Sprache durch die Neuen Kammern; Audioguides in Leichter Sprache im Schloss Schönhausen) Seite 2 von 2 SBG - Gedenkstätten Sachsenhausen und Belower Wald Ja (unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Belange; 6 der 10 Ausstellungen in Sachsenhausen barrierefrei, in Below Ausstellung und Projektwerkstatt zugänglich) Nein Nein (Projekte ggf. zugänglich, z.B. Zeitzeugengespräche ) Nein SBG - Gedenkstätte Ravensbrück Ja (6 Dauerausstellungen barrierefrei , insbes. Hauptausstellung, Besucherzentrum, Sonderausstellungen , Veranstaltungen im ehem. Garagentrakt, Ausstellung ehem. Textilfabrik) Nein Nein (projektbezogen 2006-2014 tastbare Modelle im ehem. Wasserwerk) Nein SBG - Gedenkstätte Leistikowstraße Potsdam Nein (nur das Besucherinformationszentrum ist barrierefrei) Nein Nein (nur ein Modell im Außenbereich ist für sehbehinderte und blinde Menschen vorhanden) Nein HBPG Ja (u.a. Aufzüge) Ja (u.a. schriftliches Informationsmaterial zu den Ausstellungen; in den Ausstellungen: Informationstafeln und Beschriftungen) Nein Ja (u.a. Führungen für Klassen aus Förderschulen; Angebote für Schüler in Leichter Sprache sind geplant) Kleist-Museum Ja Nein Nein Nein dkw Ja (sämtliche öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten - Ausstellungsbereiche , Veranstaltungsraum, Museumspädagogisches Atelier - sind barrierefrei Nein Nein Ja (In Kooperation mit zwei Cottbuser Sozialträgern (Lebenshilfe Cottbus e.V. und macht los e. V.) werden ganzjährig 2 – 3 wöchentlich stattfindende , museumspädagogisch angeleitete Kunstkurse konzipiert und realisiert.)