Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/2694 Neudruck Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1087 der Abgeordneten Birgit Bessin, Andreas Galau und Christina Schade der AfD-Fraktion Drucksache 6/2526 Einkommensentwicklung versus Inflation Wortlaut der Kleinen Anfrage 1087 vom 09.09.2015: Zunehmend werden seitens der Finanzwelt deflationäre Tendenzen beschrieben und befürchtet. Dem gegenüber steht eine Inflation, die sich, auf 25 Jahre betrachtet, nicht nur durch gestiegene Kosten für Energie bemerkbar macht. Die Wochenendausgabe einer normale Tageszeitung, hier exemplarisch die MAZ, kostet heute mehr als das Dreifache des damaligen Preises. Wir fragen die Landesregierung: Wie hat sich das reale Einkommen mit/ohne Berücksichtigung der Inflation für die letzten 25 Jahre anhand der durchschnittlichen Vergütung folgender Berufsgruppen entwickelt: Arbeiter im Baugewerbe, Arbeiter in der Landwirtschaft, Angestellte im öffentlichen Dienst, Krankenschwester/Pfleger, Verkäuferin, Lehrer, Erzieher, Frisör, Produktionshelfer? Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit , Frauen und Familie die Kleine Anfrage wie folgt: Frage: Wie hat sich das reale Einkommen mit/ohne Berücksichtigung der Inflation für die letzten 25 Jahre anhand der durchschnittlichen Vergütung folgender Berufsgruppen entwickelt: Arbeiter im Baugewerbe, Arbeiter in der Landwirtschaft, Angestellte im öffentlichen Dienst, Krankenschwester/Pfleger, Verkäuferin, Lehrer, Erzieher, Frisör , Produktionshelfer? Zur Frage: Das Entgelt für geleistete Arbeit unter Berücksichtigung der Inflationsrate wird als Reallohn bezeichnet (Gegensatz: Nominallohn) und ist damit ein Maßstab für die Kaufkraft der Löhne und Gehälter. Um die Entwicklung des Reallohns abzubilden werden vom Statistischen Bundesamt Daten zum Reallohnindex und Nominallohnindex veröffentlicht. Der Nominallohnindex bildet dabei die Veränderung der durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste einschließlich der Sonderzahlungen im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich ab. Er bezieht sich auf die vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Der Reallohnindex berücksichtigt sowohl die Entwicklung der Verdienste (Nominallohn ) als auch die Preisentwicklung. Bei einer positiven Veränderungsrate des Reallohnindex sind die Verdienste stärker gestiegen als die Verbraucherpreise, bei einer negativen Veränderungsrate ist es entsprechend umgekehrt. Die in der Statistik nachgewiesenen Indizes beziehen sich auf den Basiszeitraum Jahr 2010 = 100. In Tabelle 1 wird die Entwicklung des Reallohnindex und Nominallohnindex von 1991 bis 2014 in Deutschland dargestellt. Tabelle 1: Reallohnindex1 und Nominallohnindex1 in Deutschland (im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich) Berichtszeitraum Reallohnindex 1) Nominallohnindex 1) (Jahresdurchschnitt ) 2010 = 100 Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent 2010 = 100 Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent 1991 98,6 - 69,2 - 1992 103,4 4,9 76,3 10,3 1993 103,2 -0,1 79,6 4,3 1994 102,5 -0,7 81,1 1,9 1995 103,7 1,2 83,5 3,0 1996 103,6 -0,2 84,5 1,2 1997 101,6 -1,9 84,5 0,0 1998 101,4 -0,1 85,2 0,8 1999 102,1 0,7 86,3 1,3 2000 102,1 0,0 87,5 1,4 2001 102,1 0,0 89,2 1,9 2002 102,1 0,1 90,5 1,5 2003 102,1 0,0 91,5 1,1 2004 101,1 -1,0 92,0 0,5 2005 99,8 -1,3 92,3 0,3 2006 99,0 -0,7 93,0 0,8 2007 98,2 -0,8 94,4 1,5 2008 98,7 0,5 97,3 3,1 2009 98,5 -0,2 97,4 0,1 2010 100,0 1,5 100,0 2,7 2011 101,2 1,2 103,3 3,3 2012 101,7 0,5 105,9 2,5 2013 101,6 -0,1 107,4 1,4 2014 103,4 1,7 110,2 2,6 1) Datenquelle: Ab 2007 Vierteljährliche Verdiensterhebung, vor 2007 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen zum Stand 2. Quartal 2012. Quelle: Statistisches Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten, Reallohnindex und Nominallohnindex, Wiesbaden 2015 Zahlen zur Entwicklung des Reallohns und Nominallohns nach Berufsgruppen für die letzten 25 Jahre liegen nicht vor. Alternativ sind Daten zur bundesweiten Entwicklung des Nominallohnindexes von 2007 bis 2014 nach Wirtschaftsklassen verfügbar. In nachfolgender Tabelle 2 wird die Entwicklung des Nominallohnindexes für ausgewählte Wirtschaftszweige, in denen die in der Frage benannten Berufsgruppen enthalten sind, abgebildet. Tabelle 2: Nominallohnindex nach ausgewählten Wirtschaftsklassen1 in Deutschland Berichtszeitraum (Jahresdurchschnitt) 200 7 200 8 200 9 2010 2011 2012 2013 2014 Nominallohnindex insgesamt (2010 = 100) 94,4 97,3 97,4 100, 0 103, 3 105, 9 107, 4 110, 2 darunter B-F Produzierendes Gewerbe 95,8 98,7 96,0 100, 0 104, 8 108, 1 109, 9 113, 0 F Baugewerbe 95,3 98,2 99,1 100, 0 103, 8 107, 4 108, 1 110, 8 G-S Dienstleistungsbereich 93,6 96,4 98,2 100, 0 102, 4 104, 7 106, 0 108, 7 G Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 94,7 96,9 97,9 100, 0 102, 7 106, 1 105, 7 107, 4 G47 Einzelhandel (ohne Handel mit Kraftfahrzeugen ) 95,2 97,0 98,1 100, 0 101, 6 105, 3 105, 0 104, 9 O Öffentliche Verwaltung, Verteidigung ; Sozialversicherung 92,6 95,6 99,1 100, 0 102, 2 105, 0 107, 0 110, 6 P Erziehung und Unterricht 93,3 95,7 99,2 100, 0 100, 9 103, 5 105, 8 108, 3 Q Gesundheitsund Sozialwesen 93,3 95,6 98,5 100, 0 102, 4 105, 9 108, 4 110, 7 Q86 Gesundheitswesen 92,9 94,8 98,3 100, 0 102, 6 106, 2 108, 8 111, 2 S Erbringung von sonstigen Dienst- 92,7 95,3 98,1 100, 0 102, 5 105, 2 105, 7 109, 3 leistungen S96 Erbringung von sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen 93,1 94,6 98,0 100, 0 103, 5 105, 4 107, 2 111, 9 1) Informationen zur Klassifikation der Wirtschaftszweige unter https://www.destatis.de/DE/Methoden/Klassifikationen/GueterWirtschaftklassifikation en/Content75/KlassifikationWZ08.html Quelle: Statistisches Bundesamt: Verdienste und Arbeitskosten, Reallohnindex und Nominallohnindex, Wiesbaden 2015