Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/2712 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1093 der Abgeordneten Dr. Martina Münch der SPD-Fraktion Drucksache 6/2553 Prävention, Früherkennung und Versorgung von Diabetes Wortlaut der Kleinen Anfrage 1093 vom 10.09.2015: Diabetes ist eine der Volkskrankheiten in Deutschland. Im Jahr 2014 waren ca. 6 Mio . Menschen in Deutschland an Diabetes erkrankt. Die Zahl der Erkrankungen steigt jährlich, deshalb ist es wichtig gezielte Maßnahmen zur Prävention und Früherkennung zu ergreifen. Die Zunahme von Diabetes und deren Folgeschäden führen zu einem Kostenanstieg im Gesundheitssystem. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Menschen sind im Land Brandenburg an Diabetes erkrankt? 2. Wie viele Neuerkrankungen an Diabetes gibt es jährlich im Land Brandenburg ? 3. Wie entwickeln sich die Zahlen hinsichtlich der diagnostizierten Diabetes - Neuerkrankungen im Land Brandenburg? 4. Wie hoch ist das Durchschnittsalter der im Land Brandenburg lebenden Diabetikerinnen und Diabetiker? 5. Wie häufig erkranken Kinder und Jugendliche an Diabetes? 6. Wie hoch ist der Anteil an Folgeerkrankungen bei den Diabetikern im Land Brandenburg? 7. Welche Behandlungsmöglichkeiten von Diabetes existieren im Land Brandenburg ? 8. Wie ist die ärztliche Versorgung mit Diabetes-Spezialisten im Land Brandenburg ? 9. Welche Krankenhäuser sind auf die Behandlung von Diabetes spezialisiert? 10. Welche Präventionsmaßnahmen gegen Diabetes ergreift das Land Brandenburg bzw. welche Präventionsmaßnahmen sind geplant? Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit , Frauen und Familie die kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie viele Menschen sind im Land Brandenburg an Diabetes erkrankt? Frage 2: Wie viele Neuerkrankungen an Diabetes gibt es jährlich im Land Brandenburg ? Frage 3: Wie entwickeln sich die Zahlen hinsichtlich der diagnostizierten Diabetes - Neuerkrankungen im Land Brandenburg? Frage 4: Wie hoch ist das Durchschnittsalter der im Land Brandenburg lebenden Diabetikerinnen und Diabetiker? zu den Fragen 1 bis 4: Der Landesregierung stehen repräsentativ erhobene und valide Daten mit der gewünschten Differenzierung für das Land Brandenburg nicht zur Verfügung. Dies betrifft nicht nur Brandenburg. Nach Aussage des Robert Koch-Instituts (RKI) ist die Datenlage über Ausmaß und jährliche Neuerkrankungen zum Diabetes mellitus sowohl bundesweit als auch auf länder- bzw. regionaler Ebene „lückenhaft“ und „insgesamt schlecht“, wissenschaftlich nicht ausreichend fundiert und damit für fachpolitische Entscheidungen weitgehend ungeeignet. Gründe für diese Defizite sind allgemein nicht anerkannte Messverfahren und Grenzwerte sowie intransparente Meldewege . Nach der „Studie zur Gesundheit Erwachsener 2011“ des RKI sind bundesweit 7,2% der Bürgerinnen und Bürger an Diabetes erkrankt. Frage 5: Wie häufig erkranken Kinder und Jugendliche an Diabetes? zu Frage 5: Auch hierzu können keine Angaben für Brandenburg gemacht werden. Annäherungsweise kann auf die Daten der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS-Studie) zurückgegriffen werden. Die vom RKI im Zeitraum von 2009 bis 2012 durchgeführte Umfrage „KiGGS Welle1“ erfasste die Gesundheit von 12.386 Kindern im Alter von 0 bis 17 Jahren. Danach sind 0,2% der Kinder und Jugendlichen zwischen 7 und 17 Jahren an Diabetes erkrankt. Frage 6: Wie hoch ist der Anteil an Folgeerkrankungen bei den Diabetikern im Land Brandenburg? zu Frage 6: Hierzu können keine Angaben gemacht werden, weil entsprechende Daten nicht vorliegen . Frage 7: Welche Behandlungsmöglichkeiten von Diabetes existieren im Land Brandenburg ? zu Frage 7: Mitgliedern und Mitversicherten in der Gesetzlichen Krankenversicherung und in der Deutschen Rentenversicherung stehen im Land Brandenburg alle zugelassenen Therapieverfahren und Medikamente zur Behandlung eines Diabetes – soweit ärztlich verordnet – zur Verfügung. Diese Angebote gelten sowohl für den ambulanten als auch den stationären und rehabilitativen Versorgungssektor. Frage 8: Wie ist die ärztliche Versorgung mit Diabetes-Spezialisten im Land Brandenburg ? zu Frage 8: Nach Angeben der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) nahmen zum 31.12.2012 insgesamt 1.354 Hausärztinnen und Hausärzte an der koordinierenden Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Diabetes im Rahmen des „Disease Management Programms Diabetes mellitus Typ 2“ teil. Zum gleichen Zeitpunkt standen für Patientinnen und Patienten mit einem diabetischen Fußsyndrom 124 Podologinnen und Podologen1 zur Verfügung. Die fachärztliche Versorgung der an Diabetes Erkrankten in Brandenburg wird durch ein Angebot von 59 diabetologischen Schwerpunktpraxen flächendeckend gesichert2. Nach Auskunft der Brandenburger Diabetes Gesellschaft (BDG) werden seit einiger Zeit die Hausärztinnen und Hausärzte gezielt geschult, damit sich die diabetologische Kompetenz im allgemeinmedizinischen Bereich weiter verbessert. Frage 9: Welche Krankenhäuser sind auf die Behandlung von Diabetes spezialisiert? zu Frage 9: Nach Angaben der KVBB wurde für die qualitätsgesicherte stationäre Behandlung der Patientinnen und Patienten mit Diabetes mit 21 Kliniken im Land Brandenburg ein Vertrag zur Teilnahme am „Disease Management Programm Diabetes mellitus Typ 2“ geschlossen. Der ausführliche Bericht 2012 kann unter http://www.kvbb.de/praxis/qualitaet/dmp/qualitaetsberichte/ abgerufen werden. Es besteht die Möglichkeit, Diabetikerinnen und Diabetiker aller teilnehmenden Krankenkassen im Rahmen dieses Vertrages in zwei Rehabilitationseinrichtungen zu behandeln . So nehmen zum einen das Reha-Zentrum Spreewald in Burg, zum anderen die Reha-Klinik Hohenelse in Rheinsberg teil. Im Krankenhausplan des Landes Brandenburg findet sich keine ausgewiesene krankenhausplanerisch vorgegebene Spezialisierung. Anhand der Auswertung der Häufigkeit der Behandlung von Fällen mit der Hauptdiagnose Diabetes mellitus (E10 bis E 14) lässt sich allerdings eine Konzentration der Fälle und der Berechnungstage an zwei Krankenhäusern, dem Asklepios Fachklinikum Birkenwerder und dem CarlThiem -Klinikum Cottbus, feststellen. 1 Podologie: Nichtärztliche Heilkunde am Fuß 2 Vor 14 Jahren gab es nur 42 diabetologische Schwerpunktpraxen im Land. Der Zuwachs von 17 Praxen hat die wohnortnahe fachärztliche Versorgung deutlich verbessert. Frage 10: Welche Präventionsmaßnahmen gegen Diabetes ergreift das Land Brandenburg bzw. welche Präventionsmaßnahmen sind geplant? zu Frage 10: Eine rationale Diabetes-Prävention auf Landesebene ist abhängig von Vorleistungen des Bundes, z. B. dem Aufbau eines Diabetes-Surveillance-Systems und der Entwicklung einer Nationalen Diabetes Strategie. Nach Auskunft des Bundesgesundheitsministeriums werden beide Voraussetzungen Anfang 2017 erfüllt sein. Bis dahin müssen die Länder und die Akteure in den Ländern in eigener Kompetenz vorgehen. Dringlich ist aus Sicht der Landesregierung, die Früherkennung des Diabetes in den Mittelpunkt von Maßnahmen und Projekten zu stellen. Erst wenn die „unwissenden Diabetikerinnen und Diabetiker“ ihre Krankheit kennen und die folgenreichen Risiken wie Erblindung, Durchblutungsstörungen in Füßen und Beinen sowie Herzinfarkt wirksam kontrolliert werden, ist bevölkerungsmedizinisch für die Betroffenen ein Zugewinn an Lebensjahren und an Lebensqualität zu erwarten. Die Brandenburger Diabetesgesellschaft hat in den letzten Monaten das Projekt „#Diabetes“ für den Schulunterricht in den Klassen 9 bis 12 entwickelt. Dieses Projekt wird derzeit in den Gremien des „Bündnis Gesund Aufwachsen“ diskutiert und soll in die Beschlüsse der 3. Kindergesundheitskonferenz im April 2016 Eingang finden .