Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/3085 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1223 der Abgeordneten Dr. Alexander Gauland und Andreas Kalbitz der AfD-Fraktion Drucksache 6/2862 Nachfrage zur Kleinen Anfrage 995 vom 12.08.2015 – Ausländische Studenten in Brandenburg Aus der Antwort der Landesregierung ergeben sich folgende Fragen: 1. Wie ist die Beliebtheit bestimmter Studiengänge und Studienorte bei den jeweiligen Nationalitäten zu erklären? 2. Wie ist die steigende Anzahl an ausländischen Studenten in den Ingenieurwissenschaften an der BTU Cottbus-Senftenberg zu erklären? 3. Wie ist die sinkende Anzahl an ausländischen Studenten in den Rechts-, Wirtschafts - und Sozialwissenschaften sowie den Sprach- und Kulturwissenschaften an der BTU Cottbus-Senftenberg zu erklären? 4. Wie ist die stark sinkende Anzahl an polnischen Studenten an der Europa- Universität Viadrina zu erklären? 5. Wie ist die stark steigende Anzahl an türkischen Studenten an der Europa- Universität Viadrina zu erklären? 6. Wie ist die stark steigende Anzahl an Studenten aus der Russischen Föderation und den Vereinigten Arabischen an der Technischen Hochschule Wildau zu erklären? 7. Wie groß ist der Anteil an ausländischen Studenten die ein komplettes Studium in Brandenburg absolvieren? 8. Welche Rolle spielen Austauschprogramme wie z.B. ERASMUS für die ausländischen Studenten? Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie ist die Beliebtheit bestimmter Studiengänge und Studienorte bei den jeweiligen Nationalitäten zu erklären? Zu Frage 1: Der Wahl bestimmter Studiengänge und Studienorte liegen individuelle Erwägungen und Entscheidungen der Studieninteressierten/Bewerber zugrunde, deren Motivation nicht statistisch erfasst wird. Zur Beliebtheit bestimmter Studiengänge und Studienorte bei den jeweiligen Nationalitäten liegen der Landesregierung darüber hinaus auch keine empirischen Daten vor. Frage 2: Wie ist die steigende Anzahl an ausländischen Studenten in den Ingenieurwissenschaften an der BTU Cottbus-Senftenberg zu erklären? Frage 3: Wie ist die sinkende Anzahl an ausländischen Studenten in den Rechts-, Wirtschaftsund Sozialwissenschaften sowie den Sprach- und Kulturwissenschaften an der BTU Cottbus-Senftenberg zu erklären? Zu den Fragen 2 und 3: Da in der Antwort auf die Kleine Anfrage 995 für die BTU Cottbus-Senftenberg keine Angaben für das Wintersemester 2005/06 gemacht wurden, geht die Landesregierung davon aus, dass sich die Fragen auf einen Vergleich der BTU Cottbus-Senftenberg mit den beiden Vorgänger-Hochschulen bezieht. Bezogen sowohl auf die beiden Vorgänger-Hochschulen als auch auf die BTU Cottbus -Senftenberg ist die Zahl der ausländischen Studierenden in den Ingenieurwissenschaften seit dem Wintersemester 2005/06 bis zum Wintersemester 2014/15, neben leichten Rückgängen in den Jahren 2006-2009, relativ gleichmäßig angestiegen und entwickelte sich sehr ähnlich zu den ausländischen Studierenden insgesamt. Somit liegt aus Sicht der Landesregierung in den Ingenieurwissenschaften keine besondere Entwicklung vor. In den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie den Sprach- und Kulturwissenschaften ist bezogen auf die beiden Vorgänger-Hochschulen und die BTU Cottbus-Senftenberg entgegen der Behauptung in der Fragestellung eine Zunahme der Zahl der ausländischen Studierenden festzustellen. Frage 4 Wie ist die stark sinkende Anzahl an polnischen Studenten an der Europa-Universität Viadrina zu erklären? Zu Frage 4: Vor dem Beitritt Polens zur Europäischen Union zum 01.01.2004 konnten sich polnische Studieninteressierte im Collegium Polonicum, einer gemeinsamen wissenschaftlichen Einrichtung der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und der Adam- Mickiewicz-Universität Poznan, einschreiben und wurden in der Hochschulstatistik der Europa-Universität zugerechnet. Mit dem Beitritt Polens zur Europäischen Union wurden polnische Studieninteressierte den übrigen Bürgern der Europäischen Union gleichgestellt und konnten entsprechend bundesweit Studienmöglichkeiten nutzen, infolgedessen die Europa-Universität eine entsprechend sinkende Nachfrage aufweist. Frage 5: Wie ist die stark steigende Anzahl an türkischen Studenten an der Europa-Universität Viadrina zu erklären? Zu Frage 5: Mehr als die Hälfte der türkischen Studierenden an der Europa-Universität hat die Hochschulzugangsberechtigung im Land Berlin erworben und studiert in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Da seit mehreren Jahren eine Zunahme von Zulassungsbeschränkungen in Berlin in der gleichen Fächergruppe zu beobachten ist, ist ein Ausweichen von Studieninteressierten aus Berlin zu Standorten im Land Brandenburg kein außergewöhnliches Phänomen. Frage 6: Wie ist die stark steigende Anzahl an Studenten aus der Russischen Föderation und den Vereinigten Arabischen an der Technischen Hochschule Wildau zu erklären? Zu Frage 6: Die Technische Hochschule Wildau unterhält mit beiden genannten Ländern strategische Kooperationen als Teil ihrer Internationalisierungsstrategie. Dabei werden Studiengänge nach deutschen Standards an Partneruniversitäten implementiert. Die Abkommen sehen ein einjähriges Studium an der TH Wildau sowie Doppelabschlüsse der TH Wildau und der jeweiligen Partneruniversität vor. In der Russischen Föderation betrifft dies den Bachelorstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen (Maschinenbau) an der Research University Peter the Great St. Petersburg und den Studiengang Wirtschaftsinformatik in den beiden Phasen Bachelor und Master an der Staatlichen Technischen Universität Jaroslawl. In den Vereinigten Arabischen Emiraten erfolgt die akademische Ausbildung im Studiengang Logistik an der „Deutsch-Emiratischen Hochschule für Logistik“, die von einem aus mehreren deutschen Hochschulen bestehenden Konsortium unter Führung der Technischen Hochschule Wildau gemeinsam mit den Higher Colleges of Technology (HCT) Abu Dhabi betrieben wird. Frage 7: Wie groß ist der Anteil an ausländischen Studenten die ein komplettes Studium in Brandenburg absolvieren? Zu Frage 7: Aus der Studierendenstatistik lässt sich nur ablesen, in welchem Fachsemester sich ein Studierender befindet, nicht aber, ob die bisherige bzw. die gesamte Studienzeit im Land Brandenburg absolviert wurde. In den letzten Jahren lag der Anteil der von ausländischen Studierenden abgelegten Abschlussprüfungen relativ konstant bei ca. 11 Prozent. Frage 8: Welche Rolle spielen Austauschprogramme wie z.B. ERASMUS für die ausländischen Studenten? Zu Frage 8: Austauschprogramme wie z.B. ERASMUS spielen eine wichtige Rolle sowohl für ausländische als auch inländische Studenten, welche die Chancen eines internationalen Austausches zwischen den Hochschulen nutzen. Sie umfassen bspw. die wechselseitige Vermittlung von Praktika, Vorlesungen und Seminaren, Workshops, Projekten und Konferenzen etc. Teilnehmer solcher Austauschprogramme profitieren von der Verbesserung ihrer sprachlichen Fähigkeiten im jeweiligen Gastland und erreichen ein höheres Studienniveau, da ihnen die Angebote und Leistungen verschiedener Hochschulen auf internationaler Ebene zur Verfügung stehen. Zugleich erwerben sie interkulturelle Kompetenzen im Umgang mit Menschen verschiedener Kulturen, die es ihnen ermöglichen, sich im späteren Berufsleben besser zu orientieren und zu integrieren . Nicht zuletzt bieten internationale Austauschprogramme ihren Teilnehmern auch internationale Kontakte, die sie beruflich weiterbringen können. Das Leistungspunkte -System (ETCS) ist die Grundlage dafür, dass erreichte Studienleistungen z.B. im Rahmen von ERASMUS in den verschiedenen europäischen Ländern leichter miteinander verglichen werden können. Der akademische Austausch über Landesgrenzen schafft so Voraussetzungen, in einer globalisierten Arbeitswelt bestehen zu können und erfolgreich zu sein. Der Zuwachs an Bildung und Bildungschancen, der ausund inländischen Studierenden im Austausch und auf Grundlage finanzieller Unterstützung ermöglicht wird, bedeutet deshalb vor allem, dass sich nach dem Studium verbesserte Zugangsmöglichkeiten zum Arbeitsmarkt ergeben. Die Nutzung der vielfältigen Möglichkeiten, die internationale Austauschprogramme vermitteln, kann damit wesentlich dazu beitragen, Karrierechancen besser wahrzunehmen.