Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/3624 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1398 der Abgeordneten Birgit Bessin und Sven Schröder der AfD-Fraktion Drucksache 6/3396 „Klimawandel“ in Schulen Wortlaut der Kleinen Anfrage 1398 vom 26.01.2016: Das Emmy-Noether-Gymnasium in Berlin-Köpenick ist ausgewiesene und zertifizierte Umweltschule. Das Thema „Klimawandel“ findet sich dort praktisch in jedem Unterrichtsfach. Dieses hat Auswirkungen bis in die Grammatik-Übungssätze des Englisch-Lehrbuches. Das Fach Geografie in der 11. Klasse widmet sich komplett dem Thema Nachhaltigkeit. Wir fragen die Landesregierung: 1. Gibt es im Land Brandenburg Schulen, mit ähnlichem Schwerpunkt und wenn ja, wo? 2. Welche Lerninhalte sind schwerpunktmäßig auf das Thema Klimawandel ausgerichtet und mit welcher Gewichtung zu dem übrigen Lernstoff? 3. Bereits in der Grundschule wird exemplarisch die Thematik „Wassersparen“ intensiv mit den Schülern besprochen. Diese sollen selbst Ideen entwickeln und auch ihre Eltern zu Wasser sparenden Verhaltensweisen animieren. Wasserverbände warnen seit Jahren vor dieser falschen Herangehensweise, da ein mangelnder Durchfluss teure Spülungen nach sich zieht und ggf. die Rohrquerschnitte mit einem Milliardenaufwand verkleinert werden müssen. Wie positioniert sich die Landeregierung dazu und inwieweit ist hier perspektivisch an eine Änderung der Lerninhalte gedacht? 4. Bei aller Relevanz von Umweltthemen besteht immer auch die Frage der Indoktrinierung von Schülern gerade dann, wenn die Lerninhalte mit den beschriebenen Thematiken „verschmelzen“. Wie wird die Landesregierung diesem Umstand begegnen ? Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Bildung, Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Gibt es im Land Brandenburg Schulen, mit ähnlichem Schwerpunkt und wenn ja, wo? Zu Frage 1: Das MBJS verfügt über keine vollumfänglichen Daten bezüglich der Profilbildung von Schulen zu zertifizierten Umweltschulen. Die pädagogischen Schwerpunktsetzungen im Schulprogramm unterliegen in diesem Bereich der eigenverantwortlichen Schulentwicklung . Folgende Schulen haben sich in dem genannten Bereich besonders profiliert und sollen beispielhaft benannt werden: Grundschule am Priesterweg, Potsdam Waldstadt-Grundschule, Potsdam Grundschule am Humboldtring, Potsdam Karl-Foerster-Schule, Potsdam Comenius-Schule, Potsdam Käthe-Kollwitz-Oberschule, Potsdam. Hinzu kommen 152 brandenburgische Schulen, die im Projekt „Klimaschutzschulenatlas “ aktiv sind, sowie drei weitere Schulen aus der Schulamtsregion Cottbus , die im Projekt „Globales Lernen in der Lausitz“ zusammenwirken. Genauere Informationen zu den jeweiligen Schulprofilen und Schwerpunktsetzungen sind im Portal „Schulportraits im Land Brandenburg“ unter http://www.bildungbrandenburg .de/schulportraets/index.php?id=71 für jede Schule einzeln nachzulesen . Frage 2: Welche Lerninhalte sind schwerpunktmäßig auf das Thema Klimawandel ausgerichtet und mit welcher Gewichtung zu dem übrigen Lernstoff? Zu Frage 2: Das Thema „Klimawandel“ ist im neuen Rahmenlehrplan für die Jahrgangsstufen 1 bis 10 für Berlin-Brandenburg (unterrichtswirksam ab dem Schuljahr 2017/2018) als eigenes und verbindliches Themenfeld im Fachteil Geografie für die Doppeljahrgangsstufe 9/10 verankert. Die Ausweisung dieses Themas als eigenständiges Themenfeld stellt eine grundsätzliche Weiterentwicklung zum aktuell gültigen Rahmenlehrplan dar. Darüber hinaus ist die Einrichtung eines eigenen Lernbereichs möglich. Frage 3: Bereits in der Grundschule wird exemplarisch die Thematik „Wassersparen“ intensiv mit den Schülern besprochen. Diese sollen selbst Ideen entwickeln und auch ihre Eltern zu Wasser sparenden Verhaltensweisen animieren. Wasserverbände warnen seit Jahren vor dieser falschen Herangehensweise, da ein mangelnder Durchfluss teure Spülungen nach sich zieht und ggf. die Rohrquerschnitte mit einem Milliardenaufwand verkleinert werden müssen. Wie positioniert sich die Landesregierung dazu und inwieweit ist hier perspektivisch an eine Änderung der Lerninhalte gedacht? Zu Frage 3: Im gültigen Rahmenlehrplan ist das Thema „Wasser“ verbindlicher Bestandteil im Sachunterricht der Grundschule für die Doppeljahrgangsstufen 1/2 sowie 3/4. In der Doppeljahrgangsstufe 1/2 sind für den Anforderungsbereich „Bedeutung des Wassers für das Leben erklären“ folgende Inhalte ausgewiesen: Wasserbedarf von Menschen , Tieren und Pflanzen, Wasser im Haushalt, sparsamer Umgang mit Wasser, Wasser als Erholungsraum, Leben im Teich/Aquarium sowie Wassernutzung früher, heute sowie in verschiedenen Kulturen. In der Doppeljahrgangsstufe 3/4 werden für den Anforderungsbereich „Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung erkunden , darstellen und erklären“ die Inhalte Wasserwerk, Klärwerk, Trink- und Abwassersituation bei uns und in anderen Ländern thematisiert. Der Sachunterricht folgt dem methodischen Grundsatz der Mehrperspektivität und der Exemplarität. Er führt in verschiedene Bereiche aus den Fachwissenschaften ein, die unter fünf verschiedenen Perspektiven ausgewählt und im Unterricht im Sinne der Mehrperspektivität thematisch vernetzt werden. Die Schülerinnen und Schüler erschließen sich z. B. die Bedeutung des Wassers für das Leben an exemplarischen Beispielen wie „Wasser im Haushalt“ oder „Wassernutzung früher, heute und in verschiedenen Kulturen“. Somit ist eine einseitige Betrachtung bezüglich des Wassersparens im aktuell gültigen Rahmenlehrplan nicht beabsichtigt. Es nicht ausgeschlossen, auf die Probleme, die ein mangelnder Durchfluss durch wassersparende Haushalte für die Wasserverbände nach sich zieht, aufmerksam zu machen und den Grundschulkindern eine reflektierte Sichtweise zu vermitteln. Der neue Rahmenlehrplan, dessen Unterrichtswirksamkeit ab dem Schuljahr 2017/2018 greift, fördert ebenfalls eine derartige Sichtweise. Er ist kompetenzorientiert entwickelt. In den Kompetenzmodellen aller natur- und gesellschaftswissenschaftlichen Fachteile ist jeweils ein Kompetenzbereich ausgewiesen, der auf die Entwicklung der Urteilskompetenz ausgerichtet ist, wenn auch in den einzelnen Kompetenzmodellen unterschiedlich benannt. Dies bedeutet, dass die Fähigkeit zur Reflektion (je nach Fachspezifik) systematisch entwickelt wird. Dies gilt natürlich auch für die Thematik des Wassersparens. Frage 4: Bei aller Relevanz von Umweltthemen besteht immer auch die Frage der Indoktrinierung von Schülern gerade dann, wenn die Lerninhalte mit den beschriebenen Thematiken „verschmelzen“. Wie wird die Landesregierung diesem Umstand begegnen? Zu Frage 4: Der Unterricht basiert auf dem Schulgesetz des Landes Brandenburg. Dieses schließt jede Art der Indoktrinierung aus. In diesem fachlichen Kontext werden auch bei der Behandlung von Themen wie dem Klimawandel die Zielkonflikte zwischen den Entwicklungsdimensionen Politik, Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft als Interessenkonflikte in einer demokratischen Gesellschaft behandelt. So gelingt es, die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, eine eigene Haltung und Position zu entwickeln .