Datum des Eingangs: 09.01.2015 / Ausgegeben: 14.01.2015 Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/400 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 99 der Abgeordneten Isabell Vandre der Fraktion DIE LINKE Drucksache 6/215 Bedarf Dualer Studiengänge im Land Brandenburg Wortlaut der Kleinen Anfrage 99 vom 03.12.2014: Der Koalitionsvertrag zwischen den Parteien DIE LINKE und der SPD Brandenburg sieht im Ausbau der dualen Studiengänge die Möglichkeit dem drohenden Fachkräftemangel aktiv entgegen zu wirken und die Brandenburgische Wirtschaft zu unterstützen. Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Kleine Anfrage wie folgt: Bereits in den Hochschulverträgen wurden konkrete Verabredungen mit den Hochschulen getroffen, um verstärkt duale Studienangebote an Brandenburger Hochschulen einzurichten. Dabei geht es um innovative Lösungen, die einerseits der Wirtschaftsstruktur sowie den Bedarfen der brandenburgischen Unternehmen gerecht werden und andererseits von den Hochschulen auch vertretbar sind. Derzeit wird an neuen dualen Angeboten insbesondere an der Brandenburgischen Technischen Universität CottbusSenftenberg sowie den Fachhochschulen in Brandenburg, Potsdam und Eberswalde gearbeitet. Frage 1: Gibt es bereits duale Studiengänge in Brandenburg? Wenn ja, welche? Zu Frage 1: In Brandenburg gibt es derzeit folgende Studiengänge, die dual studiert werden können: Brandenburgische Technische Universität Cottbus (BTUCS) - Bachelor-Studiengang Pflegewissenschaften, - Bachelor-Studiengang Therapiewissenschaften - Bachelor-Studiengang Physiotherapie (auslaufend, geht auf in dem Studiengang Therapiewis- senschaften) Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) - Bachelor-Studiengang Holztechnik - Bachelor-Studiengang Ökolandbau und Vermarktung Technische Hochschule Wildau (THWi) - Bachelor-Studiengang Ingenieurwesen - Bachelor-Studiengang Automatisierungstechnik - Bachelor-Studiengang Verkehrssystemtechnik Frage 2: Welche Brandenburgischen Betriebe sind in die dualen Studiengänge eingebunden? Zu Frage 2: Die Situation stellt sich wie folgt dar: BTUCS: Partner sind Pflegeeinrichtungen, Klinikbetriebe und Berufsfachschulen. HNEE: Keine festen Kooperationspartner, da in der Regel nur ein Studierender je Unternehmen dual studiert. Insofern variieren die in duale Studienangebote eingebundenen Betriebe. Die HNEE kooperiert bei der Gewinnung geeigneter Betriebe mit den regionalen Industrie- und Handelskammern bzw. Handwerkskammern. THWi: Die Bewerbungen um einen Berufsausbildungsplatz erfolgen über regionale Bildungsträger, die auch die Koordinierung mit den beteiligten Ausbildungsbetrieben vornehmen. Vertraglich sind folgende Brandenburger Bildungsträger gebunden: - QCW QualifizierungsCentrum der Wirtschaft GmbH Eisenhüttenstadt - Zentrum Aus- und Weiterbildung Ludwigsfelde GmbH - TBZ Technologie- und Bildungszentrum Wildau - Bildungsgesellschaft Pritzwalk gGmbH Diese Bildungsträger arbeiten bspw. mit folgenden Brandenburger Ausbildungsbetrieben zusammen: - PCK Raffinerie GmbH Schwedt - ArcelorMittal Eisenhüttenstadt GmbH - Zahnradwerk Pritzwalk GmbH Frage 3: Wie viele Studienplätze stehen Bewerberinnen und Bewerbern jährlich zur Verfügung, wie hoch ist die Nachfragen nach diesen bzw. wie sind die Studiengänge ausgelastet? (Bitte nach Studiengängen aufschlüsseln ) Zu Frage 3: An der BTUCS stehen in den Bachelor-Studiengängen Pflegewissenschaften und Therapiewissenschaften jeweils 50 Studienplätze zur Verfügung. Diese sind bislang nicht voll ausgeschöpft, da von den Trägern nicht ausreichend Ausbildungsplätze angeboten werden. Der Studiengang Physiotherapie ist auslaufend. An der HNEE ist das duale Studienangebot in den regulären Studiengang Holztechnik integriert. Da dieser Studiengang nicht zulassungsbeschränkt ist, können alle Bewerberinnen und Bewerber, die über Ausbildungsverträge verfügen, zugelassen werden. An der THWi ist die Zahl der dualen Studienplätze eine Teilmenge der für den jeweiligen Studiengang festgelegten Gesamtkapazität. Die jährliche Zahl der dualen Studienplätze für Studienanfänger entspricht somit weitgehend der Zahl der im Jahr davor abgeschlossenen Ausbildungsverträge:  Maschinenbau (Vollzeit plus dual): 68  Automatisierungstechnik (Vollzeit plus dual): 36  Verkehrssystemtechnik (Vollzeit plus dual): 36 Die Nachfrage nach dualen Studienplätzen an der THWi ist groß. Die Inanspruchnahme der Plätze richtet sich ausschließlich nach der Bereitstellung entsprechender Ausbildungsverträge durch potenzielle Ausbildungsbetriebe. Frage 4: Wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten pro Studienplatz in einem dualen Studiengang für die öffentliche Hand? Im Vergleich hierzu: wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten für einen nicht-dualenStudienplatz ? Zu Frage 4: Die durchschnittlichen Kosten für einen dualen und einen nicht-dualen Studienplatz lassen sich nicht pauschal beziffern. Es ist zwar an sich möglich, anhand der Rahmenbedingungen wie z.B. Ausbildungsaufwand gemäß Studienordnung, Gruppengröße je Lehrveranstaltungsart, geplanter Personaleinsatz , Lehrverpflichtung, laufende Sachmittel u. ä. normierte Kosten zu berechnen. In der Regel werden in Brandenburg jedoch nicht einzelne Studiengänge finanziert, sondern die Hochschulen erhalten ein Globalbudget. Innerhalb des Globalbudgets liegt es im Ermessen der Hochschulleitung, die verfügbaren Mittel einzusetzen. Mehrkosten für duale Studienangebote entstehen insbesondere durch den damit verbundenen erhöhten Organisationsaufwand für die Abstimmung mit Bildungsträgern und Ausbildungsbetrieben. Frage 5: Ab welchen Studienplatz-Kapazitäten würde sich i.d.R. die Einführung eines dualen Studienganges für Unternehmen lohnen? Zu Frage 5: Diese Frage unterliegt der Verantwortung der jeweiligen Unternehmen und kann von der Landesregierung nicht beantwortet werden. Aus Sicht der Hochschulen geht es vorwiegend darum, die für die Einrichtung separater dualer Studiengänge notwendige kritische Masse an Studierenden zu erreichen. Frage 6: Wie sind die dualen Studiengänge im Land Brandenburg momentan konzipiert? Inwiefern nehmen die Unternehmen Einfluss auf die Curricula und Berufungen der Studiengänge? Zu Frage 6: In Brandenburg gibt es sowohl ausbildungsintegrierende als auch praxisintegrierende duale Studienangebote . Bei der ausbildungsintegrierenden Variante wird parallel zum Studium ein Berufsabschluss erworben. Bei der praxisintegrierenden Variante handelt es sich um Studienangebote mit festgeschriebenen Praxisphasen in Unternehmen, für die Leistungspunkte vergeben werden. Die Modelle zum Zeitpunkt der Praxisphasen während des Studiums variieren zwischen den Hochschulen und Studiengängen . Die Curricula werden in enger Abstimmung mit der Wirtschaft konzipiert. Unternehmen haben kein Stimmrecht in Berufungskommissionen. Frage 7: Wie sieht die Verteilung der Kosten und der Nutzen dualer Studiengänge aus? Auf wessen betreiben werden diese Studiengänge implementiert? Wie werden die Studiengänge von Unternehmensseite angenommen? Gibt es genug Ausbildungsplätze in den Unternehmen für die Studierenden? Zu Frage 7: Die Kosten für die dualen Studienangebote werden im Wesentlichen von der Hochschulseite getragen. Den Nutzen haben nicht nur die Hochschulen, sondern auch die Unternehmen, die mit dieser Form des Studiums langfristig akademisch qualifizierte Fachkräfte binden können. Großes Interesse an dualen Studienangeboten wird insbesondere von den Kammern und teilweise von größeren Unternehmen, aber auch von Studieninteressierten bekundet. Die Annahme durch die Unternehmen gestaltet sich von Hochschule zu Hochschule sehr unterschiedlich. Die Nachfrage von Studieninteressierten nach dualen Studienplätzen ist deutlich höher als die Zahl der von den Unternehmen zur Verfügung gestellten Ausbildungsplätze. Frage 8: Geht die Einführung dualer Studiengänge zu Lasten nicht-dualer-Studienplatzkapazitäten? Zu Frage 8: Nein. Duale Studiengänge sollen so konzipiert werden, dass sie bestehende Kapazitäten nicht beeinträchtigen .