Datum des Eingangs: 25.07.2016 / Ausgegeben: 01.08.2016 Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/4782 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1892 der Abgeordneten Britta Müller der SPD-Fraktion Drucksache 6/4504 Geriatrische Versorgungskapazitäten in Brandenburg Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit , Frauen und Familie die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen der Fragestellerin Geriatrische Versorgungskapazitäten in Brandenburg Im Jahr 2030 werden in Brandenburg und Sachsen-Anhalt im Bundesdurchschnitt die ältesten Menschen leben. Die Zahl der Hochbetagten über 80 Jahre steigt demnach deutlich, von 130 700 (2012) um fast 61 Prozent auf 210 400. Bundesweit beträgt dieser Anstieg lediglich 47,2 Prozent (Bertelsmann Stiftung) und die Hälfte der Brandenburger wird 2030 älter als 53 Jahre sein. Somit steigt das Durchschnittsalter der Brandenburger Bevölkerung, gleichzeitig nimmt der Versorgungsbedarf bei älteren, komplex erkrankten und immobilen Patienten zu. Frage 1: Wie viele Geriatrische Versorgungskapazitäten gibt es im Land Brandenburg ? Bitte aufgeführt nach: Krankenhausbetten, Tagesklinikplätzen, Reha-Betten und ambulante Reha-Plätze sowie psychologischer Beratung . zu Frage 1: Die geriatrische Versorgung hat aufgrund des zunehmenden Anteils Älterer an der Gesamtbevölkerung eine große Bedeutung. Der Bedarf an stationären und teilstationären Kapazitäten in der Geriatrie wird vollständig im Krankenhausplan des Landes Brandenburg abgebildet. Im Land Brandenburg stehen insgesamt 22 geriatrische Angebote mit 1.293 stationären Betten und 330 tagesklinischen Plätzen für die bedarfsgerechte geriatrische Versorgung der Patientinnen und Patienten zur Verfügung. Tab. 1: Übersicht der geriatrischen Versorgungskapazitäten im Land Brandenburg Planbetten vollstationär Tagesklinikplätze Reha- Betten Ambulante Reha- Plätze 1.293 330 70 35, davon 10 teilstationär Entsprechend der Geriatrieplanung im Land Brandenburg ist eine fallabschließende Behandlung im Krankenhausbereich vorgesehen. Aus historischen und bestandsrechtlichen Gründen bildet der Standort Lehnin eine Ausnahme. Hier existiert ein geriatrisches Angebot in Form einer Rehabilitationseinrichtung nach § 111 SGB V. Am Rehabilitationsstandort Lehnin stehen 70 stationäre Reha-Betten und 10 tagesklinische Reha-Plätze für die Versorgung zur Verfügung. Die geriatrische Reha enthält immer auch psychologische Bestandteile. Der Psychologe / die Psychologin gehört zum interdisziplinären Team dazu. Bei Bedarf erhalten die Patientinnen und Patienten entsprechende Einheiten/Beratungen. Eine mobile Rehabilitationseinrichtung ist in Woltersdorf etabliert. Hier existieren insgesamt 25 Plätze. Frage 2: Wie sind die Kapazitäten im Land verteilt? (Bitte nach Landkreisen bzw. Ortsangabe) zu Frage 2: Tab. 2: Übersicht Verteilung Betten voll- und teilstationär im Land Brandenburg Landkreis/kreisfreie Stadt Planbetten vollstationär Tagesklinikplätze Summe Barnim 44 16 60 Dahme-Spreewald 48 25 73 Havelland 40 30 70 Märkisch-Oderland - 15 15 Oberhavel 84 20 104 Oberspreewald-Lausitz 65 15 80 Oder-Spree 186 60 246 Ostprignitz-Ruppin 78 15 93 Potsdam-Mittelmark 20 - 20 Prignitz 70 10 80 Spree-Neiße 84 36 120 Teltow-Fläming 56 - 56 Uckermark 96 16 112 Brandenburg an der Havel 142 15 157 Cottbus 64 15 79 Frankfurt (Oder) 80 22 102 Potsdam 136 20 156 Gesamt 1.293 330 1.623 Tab. 3: Übersicht Verteilung Reha-Betten im Land Brandenburg Landkreis/kreisfreie Stadt Ort Reha-Betten TK-Plätze Potsdam-Mittelmark Lehnin 70 10 Die einzige Reha-Einrichtung in Lehnin stellt eine Sonderposition dar, da diese aus einem durch Bund und Land geförderten Modellprojekt initiiert wurde (siehe Antwort zu Frage 1). Frage 3: Wie viele Anträge der Krankenhäuser für eine neue geriatrische Fachabteilung wurden gestellt und wie viele aus anderen Fachgebieten umgewidmet ? (Zeitraum: 2010-2015 und Krankenhausstandorte) Wieviel genehmigt bzw. im Krankenhausplan eingestellt? zu Frage 3: Die im Zuge der Fortschreibung des dritten Krankenhausplans gestellten Anträge wurden berücksichtigt. Damit gibt es aktuell im Land Brandenburg 22 Abteilungen für die geriatrische Versorgung der Brandenburgerinnen und Brandenburger. Diese umfassen 1.293 vollstationäre Betten und 330 teilstationäre Plätze in Tageskliniken. Frage 4: Wie haben sich im Zeitraum 2010-2015 die geriatrischen Fallzahlen entwickelt ? zu Frage 4: Die Tab. 4 stellt die Entwicklungen der Fallzahlen gemäß den gemeldeten Daten nach § 26 BbgKHEG dar. Die Fallzahlen voll- und teilstationär stiegen in den letzten Jahren kontinuierlich an. Die Reha-Fallzahlen vollstationär verringerten sich im Gegensatz dazu leicht. Tab. 4: Übersicht Entwicklung der Fallzahlen Geriatrie im Land Brandenburg Fallzahl 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Vollstationär 13.302 14.381 15.381 17.042 19.696 21.522 teilstationär 2.369 2.092 2.344 2.959 3.753 4.144 Reha-Betten vollstationär 1.044 1.058 972 952 827 846 Frage 5: Welche Maßnahmen ergreift die Landesregierung, sich dem wachsenden Bedarf an geriatrischer Versorgung zu stellen? zu Frage 5: Ziele innerhalb der Fortschreibung des dritten Krankenhausplanes sind eine bessere Versorgung in der Fläche (z.B. durch den Ausbau von Tageskliniken) und die Anpassung des Versorgungsangebotes an den sich veränderten Bedarfen durch die demografische Entwicklung. Den Auswirkungen einer alternden Gesellschaft auf die Inanspruchnahme von Krankenhausleistungen muss vor dem Hintergrund Rechnung getragen werden, dass zwei Drittel aller Krankenhausleistungen von Menschen im höheren Lebensalter benötigt werden. Mit der Fortschreibung des Krankenhausplanes bis 2018 hat das Gesundheitsministerium die in der Anfrage beschriebene demografische Entwicklung berücksichtigt und die Profile der Krankenhäuser dementsprechend angepasst. Das Angebot wurde vor allem in der Geriatrie (um 44%), in der Inneren Medizin (10%) und Neurologie (7%) im Planungszeitraum 2013 - 2018 deutlich erhöht. Der verstärkte Aufbau von Tageskliniken weitet die Präsenz von Krankenhausleistungen in der Fläche weiter aus. Im Vergleich zum Planungsstand 2012 wurde das teilstationäre Angebot von 197 Plätzen auf 330 Plätze erhöht. Die Planbetten in der geriatrischen Versorgung werden derzeit noch nicht in allen Krankenhäusern beansprucht. Ferner beschäftigte sich eine Expertenrunde im Jahr 2014 im Rahmen der Zukunftswerkstatt Innovative Versorgung (Veranstalter: Cluster Gesundheitswirtschaft Berlin- Brandenburg - HealthCapital in Zusammenarbeit mit dem MASGF und der Senatsverwaltung Gesundheit und Soziales Berlin) mit den zukünftigen Anforderungen in der Altersmedizin/Geriatrie. Eine optimale Versorgung von älteren Menschen ermöglichen demnach abgestimmte Versorgungsketten in der häuslichen Betreuung, Vorund Nachsorge, ambulanter und pflegerischer Versorgung, teil- und vollstationären Geriatrie sowie Reha-Angeboten. Die Landesregierung unterstützt Vorhaben, die solch eine Verkettung berücksichtigen. Mehrere Standorte im Land Brandenburg erproben diese Verknüpfung bereits, z. B. innerhalb der Innovationsregion Templin.