Datum des Eingangs: 28.07.2016 / Ausgegeben: 02.08.2016 Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/4803 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 1854 der Abgeordneten Dr. Alexander Gauland und Andreas Kalbitz der AfD-Fraktion Drucksache 6/4425 Studiengang Pflegewissenschaften an der BTU Cottbus-Senftenberg Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen der Fragesteller Seit dem Wintersemester 2013 gibt es an der BTU Cottbus-Senftenberg einen Studiengang Pflegewissenschaft, der neben einem Bachelorabschluss auch zu einem Berufsabschluss in der Gesundheits- und Krankenpflege oder Altenpflege führt. Frage 1: Wie hat sich die Studentenzahl entwickelt? zu Frage 1: Semester Studierende Davon: 1. Fachsemester WS 13/14 27 27 WS 14/15 45 21 WS 15/16 53 19 Frage 2: Wird eine Akademisierung der Pflege von Seiten der Landesregierung für sinnvoll erachtet? Wenn ja, wieso? zu Frage 2: Die Landesregierung erachtet die Erhöhung der Akademisierungsquote in den Pflegeberufen für sinn-voll. Der Wissenschaftsrat hat bereits 2012 festgestellt, dass sich die Qualifikationserfordernisse in den Gesundheitsberufen verändert haben. Angehö- rige der Gesundheitsfachberufe, die mit komplexen Aufgaben betraut sind, müssten in der Lage sein, „ihr Handeln auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu reflektieren , die Versorgungsmöglichkeiten evidenzbasiert zu prüfen und das eigene Handeln anzupassen.“ Aus Sicht der Landesregierung gibt es auch gestiegene Erwartungen an die Qualitätssicherung von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Hieraus ergeben sich neue Berufsbilder in den Einrichtungen sowie erhöhte Anforderungen das Leitungspersonal. Innerhalb dieser Vorgaben können die Hochschulen im Rahmen der Struktur- und Entwicklungsplanungen gemäß § 3 (2) BbgHG eigene Schwerpunkte setzen. Frage 3: In welchen Bereichen sollen die Absolventen später tätig werden? zu Frage 3: Auf der Mikroebene haben Bachelorabsolventen und -absolventinnen die Aufgabe, die hochkomplexen Pflegesituationen im Rahmen des Pflegeprozesses zu erfassen, zu steuern und zu evaluieren. Das bedeutet im Detail, dass Bachelorabsolventen den pflegerischen Versorgungs- und Betreuungsbedarf ihrer Patienten /Klienten/Bewohner professionell und mit geeigneten wissenschaftlichen Erhebungsverfahren einschätzen (nach SGB XI), auf der Basis dieser Informationen eine individuelle und fallorientierte Pflegeplanung erstellen, (evidenzbasierte) Pflegemaßnahmen durchführen und den Erfolg der Interventionen evaluieren. Im Rahmen dieser Tätigkeit liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Beratung und Anleitung von Patienten , Klienten, Bewohnern, Angehörigen, neuen Mitarbeitern, Auszubildenden, informell Pflegenden und Laien. Auf der Mesoebene nehmen Bachelorabsolventinnen und -absolventen die Rolle als Multiplikatoren ein. Sie sind eine wichtige Schnittstelle zwischen Pflegewissenschaft und Pflegepraxis. Dies bezieht sich einerseits auf die Mitwirkung an empirischer Pflegeforschung und die Durchführung und Auswertung von einrichtungsspezifischen statistischen Erhebungen (z.B.: europäische Pflegequalitätserhebung zu Sturz, Dekubitus , Inkontinenz, Intertrigo, freiheitsentziehende Maßnahmen, usw.), andererseits auf den Transfer von Forschungsergebnissen in die Pflegepraxis und die Implementierung evidenzbasierter und interprofessioneller Leitlinien bzw. Standards. Auf der Makroebene wird von den Bachelorabsolventen und -absolventinnen die Mitwirkung an der Entwicklung und Gestaltung neuer Versorgungskonzepte erwartet. Der demographische Wandel sowie der in den nächsten Jahren zu erwartende Fachkräftemangel stellen große Herausforderungen für den Pflegeberuf dar. In diesem Zusammenhang werden berufspolitische, arbeitsorganisatorische und versorgungsstrukturelle Veränderungen notwendig sein, welche von Bachelorabsolventinnen und -absolventen mit entwickelt, gestaltet, umgesetzt und evaluiert werden können . Im anglo-amerikanischen Raum sind Pflegekräfte mit akademischer Ausbildung seit Jahrzehnten die Regel. Es existieren zahlreiche Beispiele, die belegen, dass akademisch gebildete Pflegende einen Beitrag zur Professionalisierung der direkten Pflege leisten, über ein differenziertes Berufsverständnis verfügen und sich besser im interdisziplinären Team behaupten können. Internationale Studien belegen zudem, dass sich Anzahl und Qualifikation der Pflegefachpersonen auf die Versorgungsqualität niederschlagen. Frage 4: Besteht die Möglichkeit, dass die Absolventen für Pflegebereich überqualifiziert sind? zu Frage 4: Angesichts des Bedarfs an wissenschaftlich qualifiziertem Personal (s. Frage 2. und 3.) besteht die Möglichkeit, dass die Absolventinnen und Absolventen für den Pflegebereich überqualifiziert sind, aus Sicht der Landesregierung nicht. Frage 5: Besteht durch eine Akademisierung der Pflege für Verwaltungsaufgaben die Gefahr, dass der eigentlichen Pflege Arbeitskräfte entzogen werden? zu Frage 5: Die Akademisierung der Pflege erfolgt aus Sicht der Landesregierung nicht für Verwaltungsaufgaben (s. die Antworten zu den Fragen 2 und 3). Die Gefahr, dass durch eine Akademisierung der Pflege der eigentlichen Pflege Arbeitskräfte entzogen werden , besteht daher nach Auffassung der Landesregierung nicht.