Datum des Eingangs: 04.01.2017 / Ausgegeben: 09.01.2017 Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/5797 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2334 der Abgeordneten Sven Schröder, Birgit Bessin und Dr. Rainer van Raemdonck der AfD-Fraktion Drucksache 6/5705 Personen mit MRSA-Keimen in Jänickendorf Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit , Frauen und Familie die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen der Fragesteller: In einem Pressebeitrag der Märkischen Allgemeinen Zeitung wurde unter der Überschrift „In Jänickendorf geht die Angst vor Bakterien um“ auf eine Untersuchung hingewiesen, die Freiwillige auf antibiotikaresistente MRSA-Keime testet. Frage 1: Sind weitergehende Informationen zutreffend, dass bei mindestens zwei der getesteten Freiwilligen aus Jänickendorf antibiotikaresistente MRSA-Keime gefunden wurden? zu Frage 1: Der Landesregierung liegen keine Informationen vor, wie viele Personen sich einer freiwilligen Testung unterzogen haben und wie viele dieser Personen einen positiven MRSA-Nachweis zeigten. Frage 2: Wenn ja, besteht eine Gesundheitsgefährdung durch MRSA-Keime bei den positiv getesteten Freiwilligen? zu Frage 2: Unabhängig von der Antibiotikaresistenz gehören Keime der Staphylococcus aureus-Gruppe zur physiologischen Flora von Haut und Schleimhäuten des Menschen. 20 bis 30% der Normalbevölkerung sind kontinuierlich und 60% der Normalbevölkerung sind intermittierend mit Staphylococcus aureus besiedelt. Die Kolonisation alleine stellt unter normalen Umwelt- und Lebensbedingungen keine Gesundheitsgefährdung dar. Wenn Träger mit Staphylococcus aureus / MRSA medizinisch -invasiv behandelt werden, z.B. im Rahmen einer Operation in einem Krankenhaus , dann besteht immer ein Restrisiko, dass eine Infektion durch eine Verschleppung der körpereigenen physiologischen Bakterienflora entstehen kann. Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, werden daher vor invasiven Eingriffen standardisierte antiseptische, d.h. bakterienabtötende/-reduzierende Maßnahmen an Haut und Schleimhäuten durchgeführt. Auf der Basis der Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) wird in den Krankenhäusern bei Aufnahme ein risikobasiertes Aufnahmescreening auf MRSA durchgeführt , um Träger zu identifizieren und darüber hinausgehende gezielte antiseptische Maßnahmen im Nasen-Rachen-Raum einzuleiten. Frage 3: Wenn ja, wie groß wird die Gefahr einer Infektion weiterer Einwohner mit MRSA-Keimen eingeschätzt? zu Frage 3: Ein erhöhtes Infektionsrisiko für die Bevölkerung in dieser Region wird nach jetzigem Kenntnisstand nicht gesehen. Der Landesregierung liegen keine Daten zu Untersuchungsergebnissen vor, die einen solchen Zusammenhang erkennen lassen. Frage 4: In dem Pressebeitrag wird ein Zusammenhang zur Schweinezuchtanlage in Jänickendorf hergestellt. Kann ein Zusammenhang zwischen der Herkunft von MRSA-Keimen und der Schweinezuchtanlage hergestellt werden? zu Frage 4: Es ist bekannt, dass resistente Bakterien vom Tier auf den Menschen und vom Menschen auf das Tier übertragen werden können. Ebenso gibt es spezielle MRSA-Stämme, die in der Tiermast vorkommen, sog. LA-MRSA (lifestock associated -MRSA). Mit einer molekularbiologischen Analyse können beim Menschen nachgewiesene MRSA-Stämme typisiert werden. Diese können dann von den typischen „Krankenhaus-MRSA-Stämmen“ (HA-MRSA: hospital aquired-MRSA) oder den sog. „ambulanten MRSA-Stämmen“ (CA-MRSA: community aquired-MRSA) unterschieden werden. Im Rahmen der amtlichen Überwachung sind keine Untersuchungen auf das Vorhandensein von MRSA in Nutztierhaltungen einschließlich Schweinehaltungen vorgeschrieben. Der Landesregierung liegen daher keine Daten zu durchgeführten Untersuchungs- und Typisierungsergebnissen vor, die einen regionalen Zusammenhang zur Schweinezuchtanlage in Jänickendorf nachweisen könnten. Frage 5: Ist bei Mitarbeitern der Schweinezuchtanlage ein Test auf MRSA-Keime durchgeführt worden? Wenn ja, mit welchem Ergebnis? zu Frage 5: Es liegen der Landesregierung keine Erkenntnisse zu MRSA- Untersuchungen der Mitarbeiter dieser Schweinezuchtanlage vor, die Rückschlüsse zu beruflicher Exposition und Kolonisierungsraten erlauben. Frage 6: Welche Maßnahmen sind zur Gefahrenabwehr durch eine Infektion mit MRSA-Keimen in Jänickendorf und in der Schweinezuchtanlage durchzuführen? zu Frage 6: Aus humanmedizinischer Sicht sind für die Bevölkerung in Jänickendorf bei ordnungsgemäß betriebener Schweinezuchtanlage keine besonderen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr für Infektionen mit MRSA-Keimen durchzuführen.