Datum des Eingangs: 19.01.2017 / Ausgegeben: 24.01.2017 Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/5897 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 2341 der Abgeordneten Anja Heinrich und Gordon Hoffmann der CDU-Fraktion Drucksache 6/5716 Grundbildungszentren in Brandenburg Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Bildung, Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung der Fragesteller: Regionale Grundbildungszentren widmen sich unter anderem der Alphabetisierung Erwachsener. Rund 7,5 Millionen Menschen gelten in Deutschland als funktionale Analphabeten. 14% der erwerbsfähigen Bevölkerung sind betroffen. Frage 1: Welche regionalen Grundbildungszentren gibt es in Brandenburg? Frage 7: Wer ist Träger der jeweiligen Grundbildungszentren? zu Frage 1 und Frage 7: Aktuell arbeiten im Land Brandenburg folgende Regionale Grundbildungszentren: - Regionales Grundbildungszentrum Cottbus/Spree-Neiße; Trägerschaft: Beschäftigungs-, Qualifizierungs- und Strukturfördergesellschaft Döbern , GmbH - Regionales Grundbildungszentrum Elbe-Elster; Trägerschaft: Landkreis Elbe-Elster - Regionales Grundbildungszentrum Frankfurt (Oder); Trägerschaft: Stadt Frankfurt (Oder) - Regionales Grundbildungszentrum Potsdam; Trägerschaft Stadt Potsdam - Regionales Grundbildungszentrum Uckermark; Trägerschaft Landkreis Uckermark Frage 2: Inwieweit decken diese Grundbildungszentren nach Ansicht der Landesregierung den Bedarf in der Fläche ab? zu Frage 2: Um den funktionalen Analphabetismus Erwachsener im Land Brandenburg zu reduzieren, hat die Landesregierung ein Bündel verschiedener Maßnahmen entwickelt. Gefördert werden Kursangebote, die auf den regionalen Bedarf zugeschnitten sind und in den Landkreisen und kreisfreien Städten durchgeführt werden. Das Programm zur Förderung von Maßnahmen zur Alphabetisierung und Grundbil- dung sieht darüber hinaus aktuell die Förderung von insgesamt sieben Regionalen Grundbildungszentren vor. Sie decken den regionalen Bedarf ab, arbeiten aber nicht landesweit. Frage 3: Wie viele hauptamtliche Beschäftigte und wie viele Ehrenamtler arbeiten in den jeweiligen Einrichtungen? (bitte für jedes Grundbildungszentrum aufschlüsseln) zu Frage 3: siehe nachfolgende Übersicht: Grundbildungszentrum Anzahl der hauptamtlich Beschäftigten ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Grundbildungszentrum Cottbus/Spree- Neiße 4 2 Grundbildungszentrum des Landkreises Elbe-Elster 2 0 Grundbildungszentrum Potsdam 2 731 Grundbildungszentrum Uckermark 2 4 Grundbildungszentrum Frankfurt (Oder) 1 2 Frage 4: Welche Ausbildungskapazität haben die einzelnen Grundbildungszentren jeweils? (bitte für jedes Grundbildungszentrum aufschlüsseln) zu Frage 4: Die Grundbildungszentren haben keinen Ausbildungsauftrag. Sie nehmen folgende Aufgaben zur Unterstützung der Alphabetisierung und Grundbildung auf regionaler Ebene wahr: - Information der Öffentlichkeit und relevanter Ansprechpartner über Analphabetismus , - Sensibilisierung und Beratung von Betroffenen, von Personen aus deren Umfeld sowie von Multiplikatoren, - Information über Bildungsangebote und Vermittlung in Kursangebote, - Aufbau regionaler Alpha-Netzwerke und Vernetzung mit regionalen Partnern, - Angebot von niedrigschwelligen Lernmöglichkeiten wie z.B. Lernwerkstätten, Lerncafès , Selbsthilfegruppen. Frage 5: Wie hoch veranschlagt die Landesregierung den Bedarf an Alphabetisierungskursen (sowie ggf. an weiteren Angeboten der Grundbildung)? zu Frage 5: Da der Landesregierung keine landesspezifische Erhebung zur Anzahl funktionaler Analphabeten vorliegt, können belastbare Zahlen zum Bedarf an Alphabetisierungskursen in Brandenburg ebenso wenig wie in anderen Bundesländer konkret benannt werden. Mit der Veröffentlichung der leo. Level-One-Studie der Universität Hamburg liegen seit 2011 erstmals empirische Daten zum funktionalen Analphabetismus in der Bundesrepublik Deutschland vor. Demnach gelten bundesweit 7,5 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren als funktionale Analphabeten. Diese Zahlen verdeutlichen die immense Herausforderung für Bildungspolitik und Weiterbildungspraxis. Es muss aber auch berücksichtigt werden, dass es außeror- 1 Die genannten ehrenamtlich Tätigen sind im Lerncafé Mathe und als Lernbegleiter in der Lernwerkstatt Deutsch tätig. Dieses Angebot spricht Geflüchtete an. dentlich schwierig ist, die Betroffenen für Alphabetisierungsangebote zu gewinnen und Bedarf und Nachfrage nicht identisch sind. Frage 6: Laut Bildungsserver Berlin-Brandenburg sind die regionalen Grundbildungszentren seit dem Sommer 2015 in Brandenburg aktiv. Wie viele Menschen haben die Grundbildungszentren seitdem erreicht? (bitte für jedes Grundbildungszentrum aufschlüsseln ) zu Frage 6: Da die regionalen Grundbildungszentren die Ratsuchenden statistisch nicht erfassen, ist nicht bekannt, wie viele Personen über diese Maßnahmen erreicht werden. Frage 8: Zu welchem Anteil werden sie vom Land und zu welchem Anteil von Kreisen /kreisfreien Städten und Städten/Gemeinden finanziert? zu Frage 8: Gemäß der Richtlinie des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport und des Ministeriums der Justiz und für Europa und Verbraucherschutz für die Förderung von Maßnahmen zur Alphabetisierung und Grundbildung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) im Förderzeitraum 2014 - 2020 können regionale Grundbildungszentren bis zu 80 Prozent der förderfähigen Gesamtausgaben gefördert werden, Kursangebote werden zu 100 Prozent gefördert. Frage 9: In welcher Höhe erhält das Land Zuschüsse vom Bund oder aus Fonds der Europäischen Union für diese Zwecke? zu Frage 9: Für den Zeitraum 2014 – 2020 erhält das Land Zuschüsse aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds in Höhe von 4.845.800 Euro. Frage 10: Wie erfolgt die Qualifizierung bzw. Professionalisierung des hauptberuflichen Personals an Grundbildungszentren durch das LISUM? Welche Kurse mit welcher Kapazität bietet das LISUM derzeit an? zu Frage 10: Seit August 2015 begleitet das Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM), Bereich Weiterbildung, den Aufbau und die Arbeit der Regionalen Grundbildungszentren im Land Brandenburg mit dem Qualifizierungsangebot „Regionale Grundbildungszentren exklusiv“. Die Reihe richtet sich an die hauptamtlichen Mitarbeitenden der Grundbildungszentren. In den Jahren 2015 und 2016 umfasste die Reihe elf ganztägige Veranstaltungen zu Themen des Organisationsaufbaus und der Organisationsentwicklung und zu fachlichen Fragen der Alphabetisierung und Grundbildung. Die Qualifizierung wird 2017 fortgesetzt. Den Mitarbeitenden der Grundbildungszentren stehen alle weiteren Veranstaltungen offen, die das LISUM zum Thema durchführt. Für das Jahr 2016 sind dies zum Beispiel folgende Veranstaltungen und Veranstaltungsreihen: Einführung in die Alphabetisierungsarbeit , Basisqualifizierung Pro Grundbildung, Arbeitsplatzorientierte Grundbildung am Beispiel Pflege, Kompetenz im Umgang mit heterogenen Lerngruppen, Alphabetisierung von Migrantinnen und Migranten. Frage 11: Wo ist die Fachstelle für Alphabetisierung und Grundbildung angesiedelt und wie finanziert sie sich? Wie viele Stellen sind dafür vorgesehen? zu Frage 11: Die Fachstelle für Alphabetisierung und Grundbildung ist beim Landesinstitut für Schule und Medien Berlin Brandenburg (LISUM) angesiedelt. Sie wird durch das Land Brandenburg unterhalten. Eine Mitarbeiterin ist für die Fachstellenarbeit zuständig. Die Fachstelle unterstützt das Arbeitsfeld durch Fortbildungs- und Qualifizierungsangebote und fachlichen Austausch, durch Entwicklung und Bereitstellung von Materialien und Medien sowie durch einen Informationsservice. Darüber hinaus fördert das Land eine Koordinierungsstelle für Alphabetisierung und Grundbildung in Trägerschaft des Brandenburgischen Volkshochschulverbands e.V.. Sie koordiniert die Kursangebote, organisiert das Förderverfahren und berät die Bildungsanbieter unter Aspekten der Fachlichkeit und Qualitätssicherung.