Datum des Eingangs: 20.01.2017 / Ausgegeben: 25.01.2017 Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/5902 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2352 der Abgeordneten Christina Schade der AfD-Fraktion Drucksache 6/5744 Steigende Anzahl von Unternehmensinsolvenzen in Brandenburg Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Wirtschaft und Energie die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen der Fragestellerin: Die „Lausitzer Rundschau“ berichtete am 17.12.2016, dass die Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vorjahr zugenommen hätten. Entgegen der fallenden Tendenz in den anderen Bundesländern sei ein Anstieg von 12,8 Prozent zu verzeichnen gewesen. Nach Auskunft einer führenden Wirtschaftsauskunftei waren deutschlandweit ca. 58,7 Prozent junge Unternehmen im Alter von höchstens zehn Jahren betroffen. In Brandenburg beträgt der Anteil zwei Drittel, die nicht älter als 8 Jahre sind. Die wirtschaftliche Lage ist demgegenüber sehr positiv. Frage 1: Hält es die Landesregierung für ein normales Marktgeschehen oder weisen die ansteigenden Insolvenzzahlen auf strukturelle Probleme hin? zu Frage 1: In den letzten zehn Jahren hat sich die jährliche Zahl der Insolvenzen von Unternehmen in Brandenburg mehr als halbiert: Hatten 2006 nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg noch 940 Unternehmen ein Insolvenzverfahren beantragt, waren es 2015 nur 431 Unternehmen. Dabei lag in allen Jahren die Zahl der Unternehmensinsolvenzen unter dem Vorjahreswert, von 2014 auf 2015 war der Rückgang in Brandenburg deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt. Die Zunahme der Insolvenzen von 2015 auf 2016 ist also der erste Anstieg seit langer Zeit und kann allein schon deswegen nicht als strukturelles Problem gedeutet werden. Auch der Bundesländervergleich lässt keine Anzeichen eines strukturellen Problems erkennen. Nach einer Studie der Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co KG vom 15.12.20161, auf der der o.g. Beitrag in der Lausitzer Rundschau beruht, liegt die Insolvenzquote in Brandenburg in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 bei 41 und war damit die fünftniedrigste (nach Baden-Württemberg, Thüringen, Rheinland -Pfalz und Bayern), der Bundesdurchschnitt lag bei 50, die höchsten Insolvenzquoten bei 75 (Saarland, Bremen, Nordrhein-Westfalen). Die Betrachtung nach Wirtschaftsbereichen lässt ebenfalls kein strukturelles Problem erkennen. Für 2016 zeichnet sich vielmehr in den Bereichen ein Insolvenzanstieg ab, in denen 2015 der Rückgang der Unternehmensinsolvenzen besonders stark war. Das gilt für Wirtschaftsbereiche wie „Verkehr und Lagerei“, „Grundstücks- und Wohnungswesen“, „Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“, aber auch „Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“ und „Erbringung von sonstigen Dienstleistungen “. Frage 2: Was sind aus Sicht der Landesregierung die Gründe für die Unternehmensinsolvenzen ? zu Frage 2: Die Gründe für Unternehmensinsolvenzen werden statistisch nicht erfasst . Die o.g. Studie der Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co KG kommt für Deutschland zu folgendem Ergebnis, welches nach Einschätzung der Landesregierung grundsätzlich auch für Brandenburg Gültigkeit hat: „Bei einer Anzahl von 3,9 Millionen Unternehmen wird es unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung jedoch weiterhin Unternehmen geben, die aufgrund von unternehmensexogenen oder unternehmensendogenen Gründen nicht mehr am Markt überleben können. Änderungen gesetzlicher Rahmenbedingungen, technischer Wandel, Wechselkursänderungen im Außenhandel oder die Insolvenz eines wichtigen Geschäftspartners (Dominoeffekt ) sind Beispiele für Einflüsse von außen, die ein Unternehmen auf die schiefe finanzielle Bahn lenken können. Unternehmensendogene Ursachen, wie zum Beispiel geringe Eigenkapitalbasis, Mängel im Produktbereich (Qualität, Preis, Produkteigenschaften ), Führungsprobleme oder Managementfehler können in allen betrieblichen Funktionsbereichen begründet liegen und eine Insolvenz auslösen. In den meisten Fällen gibt es nicht die eine Insolvenzursache, sondern Firmenpleiten entstehen häufig aus dem Zusammenwirken der unterschiedlichen krisenverursachenden Faktoren.“ Frage 3: Weshalb gibt es einen überdurchschnittlichen Anteil von jungen Unternehmen ? zu Frage 3: Der Landesregierung liegen keine statistischen Daten über die Altersstruktur von insolventen Unternehmen durch das Amt für Statistik Berlin- Brandenburg vor. Gleichfalls werden Gründe für Unternehmensinsolvenzen statistisch nicht erfasst (siehe Antwort zu Frage 2). Eine Studie aus dem Jahre 2010 des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW) und des Zentrums für Insolvenz und Sanierung an der Universität Mannheim e.V. (ZIS) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie hat die „Ursachen für das Scheitern junger Unternehmen in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens“ untersucht: „Die Befunde dieser Studie zeigen, dass es den Grund, die Ursache, für den Marktaustritt junger Unternehmen nicht gibt. So sind es vielmehr mehrere Ursachenbündel, die ineinander greifen, aufeinander aufbauen und schließlich umfassend zu einer ausweglosen Situation für die betroffenen jungen Unternehmen führen können.“ Neben Ursachen, die unabhängig vom Alter eines Unternehmens zur Insolvenz führen können (wie Fehler bei strategischen Entscheidungen, Probleme auf Absatz- und Faktormärkten oder Forderungsausfällen) werden in der ZEW-Studie eine Unterkapitalisierung zu Beginn der Geschäftstätigkeit und Zwist in der Geschäftsführung bei teamgeführten Jungunternehmen als altersspezifische Gründe für eine Insolvenz angegeben. Der Landesregierung liegen keine Anzeichen vor, dass sich die diesbezügliche Situation in Brandenburg von der in anderen Bundesländern unterscheidet.