Datum des Eingangs:12.02.2015 / Ausgegeben: 17.02.2015 Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/607 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 194 der Abgeordneten Dr. Saskia Ludwig der CDU-Fraktion Drucksache 6/445 Nachfrage zur Kleinen Anfrage "Bevölkerungsentwicklung und Wahlkreiseinteilung (DS 6/15)" Wortlaut der Kleinen Anfrage 194 vom 19.01.2015: In der Kleinen Anfrage Nachfrage „Bevölkerungsentwicklung und Wahlkreiseinteilung (DS 6/15)“ wurde explizit nach der Bevölkerungsentwicklung in der Landeshauptstadt Potsdam und im Landkreis Potsdam-Mittelmark bis 2019 gefragt. In der Antwort zu den Fragen 1 bis 3 antwortet die Landesregierung: „Der Landesregierung liegen zur Bevölkerungsentwicklung der Landtagswahlkreise 18 bis 22 in den kommenden Jahren bis 2019 keine Daten vor.“ Die Landesregierung hat diese konkreten Fragen bisher nur unzureichend beantwortet, daher besteht weiterhin Informationsbedarf. Ich frage die Landesregierung: 1. Liegen der Landesregierung auch für die anderen Landkreise und kreisfreien Städte keine Daten zur Bevölkerungsentwicklung vor? (Wenn doch, warum liegen keine Daten für die Landeshauptstadt Potsdam und den Landkreis Potsdam- Mittelmark vor?) 2. Welche Aufgaben hat das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Standort Cottbus und das Landesamt für Bauen und Verkehr, Dezernat Raumbeobachtung, wenn keine Daten für die Bevölkerungsentwicklung bis 2019 vorliegen? 3. Das Dezernat Raumbeobachtung und Stadtmonitoring des Landesamtes für Bauen und Verkehr befasst sich laut ihrer Internetseite mit dem Themenfeld der Bevölkerungsstruktur und ihrer regionalen Verteilung als auch mit der Bevölkerungsentwicklung und -prognose. Bevölkerungsprognosen für das Land Brandenburg und die Landkreise sowie kreisfreien Städte werden vom Dezernat und dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg seit Mitte der 1990er Jahre arbeitsteilig in einem etwa zweijährlichen Turnus erstellt. (...) Darüber hinaus werden in regelmäßigen Abständen durch das Dezernat Raumbeobachtung und Stadtmonitoring kleinräumige Bevölkerungsvorausschätzungen auf der Ebene der Ämter und amtsfreien Gemeinden des Landes Brandenburg durchgeführt. Führt das Dezernat Raumbeobachtung und Stadtmonitoring die Bevölkerungsvorausschätzungen weiterhin durch? 4. Wenn nein, warum nicht und übernimmt eine andere Abteilung die Bevölkerungsvorausschätzungen? 5. Wenn ja, warum liegen keine Daten für die Bevölkerungsentwicklung in der Landeshauptstadt Potsdam und im Landkreis Potsdam-Mittelmark in den Wahlkreisen 18 - 22 bis 2019 vor? 6. Auf Grundlage welcher Daten zur Bevölkerungsentwicklung plant die Landesregierung die Reform der Landkreise und kreisfreien Städte? Namens der Landesregierung beantwortet der Minister des Innern und für Kommunales die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung: Eingangs wird zum Verständnis der Begriffe „Bevölkerungsprognose“ und „Bevölkerungsvorausschätzung“ folgende Erläuterung gegeben: Bevölkerungsprognosen für das Land Brandenburg sowie für die Landkreise und kreisfreien Städte werden im Zwei-Jahres-Turnus erarbeitet. Darauf aufbauend werden Bevölkerungsvorausschätzungen erarbeitet. Bevölkerungsvorausschätzungen sollen – ähnlich wie Bevölkerungsprognosen – die langfristige Bevölkerungsentwicklung sowie Veränderungen in der Altersstruktur und der räumlichen Verteilung aufzeigen und quantifizieren. Die Erstellung regional differenzierter Bevölkerungsvorausschätzungen stößt jedoch auf größere Schwierigkeiten, da die erforderlichen Annahmesetzungen sich auf kleine Raumeinheiten mit überwiegend geringen Einwohnerzahlen beziehen. Denn je geringer die Einwohnerzahl, desto stärker können regionale Besonderheiten die demographische Entwicklung beeinflussen (s. Landesamt für Bauen und Verkehr [Hrsg.], Bevölkerungsvorausschätzung 2011 bis 2030 – Ämter und amtsfreie Gemeinden des Landes Brandenburg, Potsdam 2012, S. 4 [Einleitung und Methodik]). Frage 1: Liegen der Landesregierung auch für die anderen Landkreise und kreisfreien Städte keine Daten zur Bevölkerungsentwicklung vor? (Wenn doch, warum liegen keine Daten für die Landeshauptstadt Potsdam und den Landkreis Potsdam-Mittelmark vor?) Frage 5: Wenn ja, warum liegen keine Daten für die Bevölkerungsentwicklung in der Landeshauptstadt Potsdam und im Landkreis Potsdam-Mittelmark in den Wahlkreisen 18 - 22 bis 2019 vor? zu den Fragen 1 und 5: Der Landesregierung liegen stichtagsbezogen auf Landes-, Kreis- und Gemeindeebene Angaben zur Entwicklung der Bevölkerung (amtliche Bevölkerungsfortschreibung) vor, die aufgrund der Erhebungsmethodik landesweit etwa fünf bis neun Monate nach dem entsprechenden Stichtag verfügbar sind. Darüber hinaus werden auch Prognosen zur künftigen Bevölkerungsentwicklung der kreisfreien Städte und Landkreise (siehe Amt für Statistik Berlin-Brandenburg [Hrsg.], Bevölkerungsprognose für das Land Brandenburg 2011 bis 2030 [A I 8 – 11], Potsdam 2012) sowie Bevölkerungsvorausschätzungen für die einzelnen Ämter und amtsfreien Gemeinden des Landes Brandenburg bis 2030 (siehe Landesamt für Bauen und Verkehr [Hrsg.], Bevölkerungsvorausschätzung 2011 bis 2030 – Ämter und amtsfreie Gemeinden des Landes Brandenburg, Potsdam 2012) erstellt. Da die Abgrenzung der 44 Landtagswahlkreise teilweise unterhalb der Gemeindeebene (nach Stadt- bzw. Ortsteilen) erfolgt und unterhalb der Gemeindeebene keine Daten für die amtliche Fortschreibung der Bevölkerung vorliegen, können auf dieser räumlichen Bezugsebene von Landesseite keine Bevölkerungsprognosen oder Bevölkerungsvorausschätzungen erstellt werden. Demzufolge sind auch keine auf der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung basierenden Vorausberechnungen der Bevölkerung in den Wahlkreisen möglich, soweit diese nicht deckungsgleich mit den o. g. administrativen Einheiten sind. Zu den Landtagswahlkreisen liegen deshalb keine Bevölkerungsprognosen oder Bevölkerungsvorausschätzungen vor. Eine Ausnahme hiervon bildet lediglich der Wahlkreis 35, weil dieser Wahlkreis ausschließlich die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder) umfasst. Demgegenüber sind 36 Wahlkreisen (Nr. 1 bis 15, 18, 20, 23 bis 34 und 36 bis 42) mehrere Ämter bzw. amtsfreie Gemeinden zugeordnet; hier liegen lediglich Daten zu den einzelnen Ämtern und amtsfreien Gemeinden aus der Bevölkerungsvorausschätzung vor. Zwei Wahlkreisen (Nr. 16 und 19) gehören zusätzlich noch einige Stadt- bzw. Ortsteile der kreisfreien Stadt Brandenburg an der Havel oder der Landeshauptstadt Potsdam an und fünf Wahlkreise (Nr. 17, 21, 22, 43 und 44) umfassen jeweils mehrere Stadt- bzw. Ortsteile einer kreisfreien Stadt (Brandenburg an der Havel, Cottbus oder Potsdam). Zu diesen sieben Wahlkreisen können deshalb weder Bevölkerungsprognosen noch Bevölkerungsvorausschätzungen ermittelt werden. Ergänzend hierzu sei darauf hingewiesen, dass für die Wahlkreiseinteilung seit dem 1. Dezember 2014 nicht mehr die Bevölkerungszahlen (= Einwohnerzahlen), sondern die Wahlberechtigtenzahlen (= Deutsche, die das 16. Lebensjahr vollendet haben) zugrunde zu legen sind (siehe § 15 Absatz 1 und 2 des Brandenburgischen Landeswahlgesetzes sowie Artikel 1 Nummer 1 und Artikel 3 des 2. Wahkreisänderungsgesetzes vom 16. Mai 2013 [GVBl. I Nr. 19]). Infolgedessen spielen bei der konkreten Abgrenzung der 44 Landtagswahlkreise die Prognosen oder Bevölkerungsvorausschätzungen zur künftigen Entwicklung der Einwohnerzahlen in den Kommunen allenfalls eine untergeordnete Rolle. Die künftige Entwicklung der Zahl der Wahlberechtigten in den Kommunen ist kein Gegenstand der amtlichen Prognostik. Frage 2: Welche Aufgaben hat das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Standort Cottbus und das Landesamt für Bauen und Verkehr, Dezernat Raumbeobachtung, wenn keine Daten für die Bevölkerungsentwicklung bis 2019 vorliegen? zu Frage 2: Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (AfS), eine gemeinsame Anstalt öffentlichen Rechts beider Länder und zentraler Dienstleister auf dem Gebiet der amtlichen Statistik für die Region Berlin-Brandenburg, bereitet – neben vielen anderen Aufgaben aus dem Bereich der amtlichen Statistik – die Angaben zur Entwicklung der Bevölkerung (amtliche Bevölkerungsfortschreibung) auf und veröffentlicht diese. Auf Grundlage der stichtagsbezogen erhobenen Bevölkerungszahlen erstellen das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg und das Landesamt für Bauen und Verkehr (LBV) gemeinsam Bevölkerungsprognosen für das Land Brandenburg, die Regionen, die Kreise und weitere Analyseräume (beispielsweise für das Berliner Umland und den weiteren Metropolenraum). Darauf aufbauend führt das Dezernat Raumbeobachtung und Stadtmonitoring des Landesamtes für Bauen und Verkehr neben vielen anderen Aufgaben kleinräumige Bevölkerungsvorausschätzungen für die 200 Ämter und amtsfreien Gemeinden des Landes Brandenburg durch, bricht also die o. g. Prognosedaten auf kleinere räumliche Einheiten herunter. Frage 3: Das Dezernat Raumbeobachtung und Stadtmonitoring des Landesamtes für Bauen und Verkehr befasst sich laut ihrer Internetseite mit dem Themenfeld der Bevölkerungsstruktur und ihrer regionalen Verteilung als auch mit der Bevölkerungsentwicklung und -prognose. Bevölkerungsprognosen für das Land Brandenburg und die Landkreise sowie kreisfreien Städte werden vom Dezernat und dem Amt für Statistik Berlin-Brandenburg seit Mitte der 1990er Jahre arbeitsteilig in einem etwa zweijährlichen Turnus erstellt. (...) Darüber hinaus werden in regelmäßigen Abständen durch das Dezernat Raumbeobachtung und Stadtmonitoring kleinräumige Bevölkerungsvorausschätzungen auf der Ebene der Ämter und amtsfreien Gemeinden des Landes Brandenburg durchgeführt. Führt das Dezernat Raumbeobachtung und Stadtmonitoring die Bevölkerungsvorausschätzungen weiterhin durch? zu Frage 3: Die Landesprognose wie auch die Bevölkerungsvorausschätzung für die Ämter und amtsfreien Gemeinden des Landes Brandenburg wurden zuletzt im Jahr 2012 veröffentlicht (Basisjahr 2010; Zeitraum der Vorausberechnung Jahre 2011 bis 2030). Die benannten Informationen werden von AfS und LBV kontinuierlich veröffentlicht und stehen den Fachplanungen der Landesregierung wie auch den Kommunen als Grundlage für deren Planungen zur Verfügung. Eine Aktualisierung beider Untersuchungen (Prognose/Vorausschätzung) ist für das Jahr 2015 geplant. Frage 4: Wenn nein, warum nicht und übernimmt eine andere Abteilung die Bevölkerungsvorausschätzungen? zu Frage 4: Entfällt, da Antwort zur Frage 3 positiv beantwortet ist. Frage 6: Auf Grundlage welcher Daten zur Bevölkerungsentwicklung plant die Landesregierung die Reform der Landkreise und kreisfreien Städte? zu Frage 6: Soweit im Rahmen einer Reform der Landkreise und kreisfreien Städte prognostische Daten über die Entwicklung der Bevölkerung erforderlich sind, werden hierfür der Statistische Bericht des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg über die Bevölkerungsprognose für das Land Brandenburg (siehe Amt für Statistik Berlin- Brandenburg [Hrsg.], Bevölkerungsprognose für das Land Brandenburg 2011 bis 2030 [A I 8 – 11], Potsdam 2012) sowie die Bevölkerungsvorausschätzung des Landesamtes für Bauen und Verkehr in der jeweils aktuellen Fassung (siehe Landesamt für Bauen und Verkehr [Hrsg.], Bevölkerungsvorausschätzung 2011 bis 2030 – Ämter und amtsfreie Gemeinden des Landes Brandenburg, Potsdam 2012) beigezogen.