Datum des Eingangs: 17.03.2017 / Ausgegeben: 22.03.2017 Landtag Brandenburg 6. Wahlperiode Drucksache 6/6225 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 2468 der Abgeordneten Birgit Bessin, Dr. Rainer van Raemdonck und Steffen Königer der AfD-Fraktion Drucksache 6/6018 Myopie bei Jugendlichen – Erfassung und Prävention Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Bildung, Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung der Fragesteller: Myopie, umgangssprachlich Kurzsichtigkeit genannt, hat in den letzten Jahren extrem zugenommen und sich zu einer buchstäblichen Volkserkrankung entwickelt, insbesondere auch bei Kindern und Jugendlichen. Anders als Weitsichtigkeit, die oftmals auf den menschlichen Alterungsprozesses zurückgeführt werden kann, werden in der Forschung immer wieder verschiedene Ursachen für die Myopie angeführt. Während in der Mitte des letzten Jahrhunderts ausschließlich eine genetische Veranlagung für die Kurzsichtigkeit verantwortlich gemacht wurde, sah man zunehmend auch das viele Lesen und Schreiben, vor allem aber das Fernsehen und die Bildschirmarbeit an Computer und Smartphone als entscheidenden Faktor für die Entwicklung dieser Erkrankung an. Den allerneuesten Studien zufolge sind Letztere definitiv Teil des Problems. Weiter-führend stellen diese Studien jedoch heraus, dass der einzige wirkliche Umweltfaktor, der die Kurzsichtigkeit bedingt, der Mangel an im Freien verbrachter Zeit ist. Untersuchungen von 4000 Schulkindern in den USA zeigen, dass jene, die weniger Zeit im Freien verbrachten, ein größeres Risiko für Kurzsichtigkeit hatten. Der Grund hierfür liegt laut Studie im Fehlen des Lichtes, beziehungsweise in den zu geringen Mengen an natürlicher Beleuchtungsstärke . Der gängigsten Hypothese zufolge wird durch Licht Dopamin im Auge freigesetzt, das anschließend das übermäßige Längenwachstum des Augapfels , und somit die Ursache einer Myopie, verhindert. Ein täglicher Lichtkonsum von 10000 Lux über 3 Stunden soll der Studie zufolge Kurzsichtigkeit bei Kindern signifikant verhindern können. Das Nichtbeachten dieser Zusammenhänge führte weltweit zu einem enormen An-stieg an Kurzsichtigkeit gerade bei Kindern und Jugendlichen. Litten in China vor 60 Jahren ca. 10 bis 20 Prozent der Jugendlichen an einer Myopie , sind es derzeit bereits schätzungsweise 90 Prozent. In Europa trifft dies im gleichen Altersspektrum auf rund jede zweite Person zu. Entstehende Kosten für Brillen, Kontaktlinsen oder Operationen belasten somit zunehmend Krankenkassen sowie die Bürger selbst. Zudem können ganze Lebenswege verbaut werden. Eine stärkere Ausprägung dieser Erkrankung führt auch zu beruflichen Folgen: die Ausübung von Berufen innerhalb der Polizei, dem Militär oder der Luftfahrt bleibt Kurzsichtigen teilweise verwehrt. Frage 1: Sind der Landesregierung aktuelle Erhebungen bezüglich des Ausmaßes von Kurzsichtigkeit bei Jugendlichen beziehungsweise jungen Erwachsenen für Brandenburg bekannt? zu Frage 1: Der Landesregierung liegen keine Daten über das Ausmaß der Kurzsichtigkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Land Brandenburg vor. Erfasst werden bei der Schulabgangsuntersuchung durch die unteren Gesundheitsbehörden der Landkreise und kreisfreien Städte im Rahmen eines Sehscreenings nur Einschränkungen der Sehfähigkeit, die einer weiteren fachärztlichen Kontrolle bedürfen. Frage 2: Gibt es innerhalb der Brandenburger Schulen Konzepte bezüglich der Unterrichtsgestaltung außerhalb der räumlichen Einheiten? Wenn ja, an welchen Schulen und mit welchen Stundenaufwand? Frage 3: Finden Unterrichtseinheiten außerhalb schulischer Gebäude statt? Wenn ja, welche Disziplinen und welcher Stundenansatz? zu den Fragen 2 und 3: In Sinne der schulischen Eigenverantwortung entscheiden die Schulen im Land Brandenburg selbst über die schulische Unterrichtsgestaltung. Die Zahl möglicher Lernorte außerhalb des Schulgebäudes ist grundsätzlich nicht begrenzt. Die staatlichen Schulämter erfassen weder den Stundenumfang des Unterrichts außerhalb des Schulgebäudes noch die Orte, an denen dieser Unterricht stattfindet . Inwiefern spezielle Unterrichtsangebote zu außerschulischen Lernorten zur Prävention von Kurzsichtigkeit von Kindern und Jugendlichen existieren, ist der Landesregierung nicht bekannt. Eine Reihe an Fachkompetenzen kann durch die begleitete Nutzung und den Besuch von ganz verschiedenen Räumen sinnvoll gefördert werden. Exemplarisch sind hier Exkursionen mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung zu nennen (Extavium Potsdam, Geolab, Biosphäre Potsdam etc.), der Besuch von Schreib-/ Dichterwerkstätten und Büchereien zur fachübergreifenden Sprachbildung (Bücherstadt Wünsdorf, Schreibende Schüler e.V., Schreib- und Dichterwerkstatt Flitzi, Nachwuchs-Literatur-Zentrum „Ich schreibe!“ e.V., Bibliotheks-Gasthof), der Besuch von Museen und Gedenkstätten als Elemente der Fachbereiche Geschichte und Politische Bildung und zur Förderung der internationalen Verständigung sowie der Besuche von Kunstausstellungen im Rahmen des Kunstunterrichts.