Landtag Brandenburg Drucksache 6/6724 6. Wahlperiode Eingegangen: 02.06.2017 / Ausgegeben: 07.06.2017 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2693 des Abgeordneten Benjamin Raschke (Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Drucksache 6/6578 Jakobs-Greiskraut in Brandenburg auf dem Vormarsch – Gefahr für die Landwirtschaft ? Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung des Fragestellers: Das Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea), auch Jakobs -Kreuzkraut genannt, breitet sich in Brandenburg nach Medienberichten immer weiter aus. Insbesondere Straßenränder sowie Wiesen und Weiden sind teilweise stark belastet. Wegen seiner Toxizität auch in getrocknetem Zustand stellt das Jakobs-Greiskraut eine Gefahr für Pferde und Rinder dar. Die Toxine wurden inzwischen auch in Honigproben nachgewiesen. Frage 1: Wird das Vorkommen des Jakobs-Greiskrauts in Brandenburg systematisch erfasst ? Wenn ja, durch wen? Wie stark ist die Verbreitung und sind die Daten online einsehbar ? Wenn nein, sieht die Landesregierung dahingehend Handlungsbedarf? zu Frage 1: Die Verbreitung der beiden gegenwärtig in Brandenburg am häufigsten vorkommenden problematischen Kreuzkrautarten, des Jakobskreuzkrauts und des Frühlingskreuzkrauts , wird durch den Pflanzenschutzdienst des Landes anhand der Beobachtungen der Außendienstmitarbeiter eingeschätzt. Danach hat das Jakobskreuzkraut sein Hauptverbreitungsgebiet mit starkem Auftreten auf landwirtschaftlichen Flächen im Nordwesten Brandenburgs in den Landkreisen Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Havelland und Prignitz. In den übrigen Landkreisen tritt es an Straßenrändern und mit geringerer Stärke auf Ackerflächen auf. Das Frühlingskreuzkraut ist an Straßenrändern im ganzen Land zu finden. Starkbefallsflächen, vor allem Ackerbrachen und extensive Grünlandflächen, sind vereinzelt , mit Schwerpunkten in den Landkreisen Oberhavel und Havelland, bekannt. Die Daten zu Vorkommen der Kreuzkrautarten sind in der Broschüre „Umgang mit Kreuzkräutern“ einsehbar. Frage 2: Wurden die Straßenmeistereien angehalten, die Bekämpfung zu forcieren? Wenn ja, durch welche Maßnahmen? Wenn nein, ist dies beabsichtigt? zu Frage 2: Gegenwärtig wird das Leistungsheft Straßenbetriebsdienst des Bundes überarbeitet , neu darin aufgenommen werden soll die Leistungsanforderung zur Bekämpfung von Schadpflanzen u. a. von Kreuzkräutern. Die Einführung des Leistungsheftes für die Anwendung auf Bundesfern- und Landesstra- Landtag Brandenburg Drucksache 6/6724 - 2 - ßen ist noch im Jahr 2017 vorgesehen. Auf dieser Grundlage werden die Autobahn- und Straßenmeistereien dann angewiesen, zur Eindämmung der weiteren Ausbreitung von Kreuzkräutern die Mahd an Straßenrändern , auf denen Kreuzkräuter auftreten, zu einem geeigneten Zeitpunkt vor der Blüte bzw. Samenbildung durchzuführen. Frage 3: Welche Maßnahmen empfiehlt die Landesregierung Landwirtinnen und Landwirten zur Bekämpfung, welche Unterstützung gewährt sie hierbei? Frage 4: Welche weiteren Maßnahmen unternimmt oder plant die Landesregierung, um die Ausbreitung zu verhindern oder zu verringern? zu Fragen 3 und 4: Im Mai 2017 wurde eine Broschüre des MLUL zum Umgang mit Kreuzkrautarten veröffentlicht. Das Heft informiert über das Auftreten der in Brandenburg bedeutsamen Kreuzkrautarten, gibt Empfehlungen, deren Verbreitung auf Wiesen und Weiden zu vermeiden und benennt Kontaktadressen und Ansprechpartner. Druckexemplare der Broschüre wurden den Landwirtschaftsämtern der Landkreise zugesandt, eine pdf- Fassung ist auf der Internetseite des MLUL abrufbar. Der Pflanzenschutzdienst des Landesamtes hat darüber hinaus in den vergangenen Jahren in Veranstaltungen betroffener Landkreise über das Thema informiert. Frage 5: Wie bewertet die Landesregierung die Gesundheitsgefahr durch mit Jakobs- Greiskraut belasteten Honig? zu Frage 5: Das Jakobskreuzkraut enthält sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PAs). PA sind sekundäre Pflanzenstoffe. Aufgrund ihres gesundheitsschädigenden Potenzials sind sie in Lebensmitteln und Futtermitteln unerwünscht. Insbesondere bei bestimmten Honigen können in Abhängigkeit von der Herkunft höhere Gehalte an PA auftreten. Hauptquellen, über die Verbraucher PA aufnehmen können, sind neben Honig aber auch mit PA verunreinigte Kräutertees, schwarzer und grüner Tee. Die Summe der in Lebensmitteln enthaltenen PA kann sowohl für Kinder als auch für Erwachsene bei längerer Aufnahme gesundheitlich bedenklich sein. Ein akutes Gesundheitsrisiko besteht hier jedoch nicht. Eine selektive Auswahl der Rohhonige, die zur Herstellung von gemischter Fertigware verwendet wird, kann zum Beispiel zu einer Reduzierung der PA-Gehalte in verzehrsfertigen Honigen beitragen. Auch die amtliche Lebensmittelüberwachung hat sich seit Bekanntwerden der Problematik von PA im Honig verstärkt damit befasst. So wurden z. B. 2014 im Rahmen des Lebensmittelmonitorings PA in Honig untersucht. Nach Auswertung dieses Projekts ist der Trend erkennbar, dass europäische Honige im Gegensatz zu Honigen aus Amerika geringere Gehalte an PA aufweisen. Um das Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher zu verringern, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung Abwechslung und Vielfalt bei der Auswahl von Lebensmitteln . Auf diese Weise kann ein Gesundheitsrisiko durch einzelne, möglicherweise PAbelastete Lebensmittel minimiert werden. Frage 6: Wird bei den Rückstandsuntersuchungen im Landeslabor Brandenburg auch auf die betreffenden Toxine im Honig untersucht? Wenn ja, wie viele Untersuchungen fanden in den letzten fünf Jahren dahingehend mit welchem Ergebnis statt? Wenn nein, sind zukünftig Untersuchungen beabsichtigt? Landtag Brandenburg Drucksache 6/6724 - 3 - zu Frage 6: Die Untersuchung auf Pyrrolizidinalkaloide (PA) finden nicht im Rahmen der Rückstandsanalytik statt, sondern es handelt sich dabei um eine gesonderte Untersuchungsmethode . Sie wird seit 2013 in einem Speziallabor der Norddeutschen Kooperation (NOKO) im Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit angeboten. Da es noch keinen gesetzlichen Grenzwert für Pyrrolizidinalkaloide in Futter- und Lebensmitteln gibt und höhere Gehalte an PA insbesondere in Honigen aus Mittel- und Südamerika vorkommen, wurden durch das Landeslabor Berlin-Brandenburg (LLBB) im Jahr 2013 keine Untersuchungen Brandenburger Honige auf PA im Schwerpunktlabor veranlasst . Seit 2014 wird die Untersuchung der Warengruppe Honig im entsprechenden NOKO- Kompetenzzentrum des Hygiene-Instituts Hamburg durchgeführt. Dort liegt der Focus der Untersuchungen von PA in Honig bei Importproben. Frage 7: Sind in Brandenburg in den letzten fünf Jahren Rinder und Pferde nachweislich an Vergiftungen durch das Jakobs-Greiskraut verendet oder erkrankt? zu Frage 7: Fälle von Vergiftungen durch das Jacobs-Kreuzkraut bei Rindern und Pferden werden von den Landesbehörden nicht erfasst. Deshalb liegen der Landesregierung keine Informationen dazu vor.