Landtag Brandenburg Drucksache 6/6946 6. Wahlperiode Eingegangen: 04.07.2017 / Ausgegeben: 10.07.2017 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2737 des Abgeordneten Christoph Schulze (BVB/FREIE WÄHLER Gruppe) Drucksache 6/6702 Ist der parallele Weiterbau bei gleichzeitigem Test diverser technischer Systeme und Probebetrieb an anderen Stellen der Baustelle BER realistisch? Namens der Landesregierung beantwortet der Chef der Staatskanzlei die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen des Fragestellers: Verschiedentlich hat die Geschäftsführung der FBB GmbH in den letzten Monaten dargelegt, dass eine Eröffnung des Flughafens BER noch zeitnah möglich sei, wenn man verschiedene noch ausstehende Schritte in der Projektplanung wie die Fertigstellung der noch ausstehenden Bauarbeiten, den Test diverser technischer Systeme und Probebetrieb an jeweils unterschiedlichen Stellen der Baustelle BER parallel organisieren und betreiben würde. Dem wird nun von Fachleuten widersprochen, die darlegen, dass das zu noch mehr Chaos am BER führen würde und insbesondere was die Abnahme komplexer (tech.) Systeme angehe personell in Deutschland und schon gar nicht allein durch die FBB GmbH zu organisieren sei. Vorbemerkung der Landesregierung: Mangels eigener Erkenntnisse der Landesregierung zu den nachfolgend gestellten Fragen, bezieht sich die Beantwortung auf Auskünfte der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB). Die Geschäftsführung der FBB teilt ergänzend zu den nachfolgenden Informationen mit, dass sie derzeit gemeinsam und in direkter Abstimmung mit den großen am Bau beteiligten TGA-Firmen einen Detailterminplan erarbeite, was in mehreren iterativen Schritten erfolge. Dort würden alle noch erforderlichen Planungen und sich evtl. additiv daraus ergebende Baumaßnahmen berücksichtigt. Insbesondere gelte es, die Schnittstellen zwischen den sicherheitsgerichteten Anlagen untereinander, den betrieblichen Anlagen und zu den Hochbaugewerken detailliert herauszustellen. Einen ersten Status, mit größtmöglichem Einvernehmen der Baufirmen, erwartet die FBB bis Sommer 2017. Diese Informationen / Termine sollen dann umgehend und ganzheitlich in den Steuerungs- /Rahmenterminplan übernommen werden. Seitens der Geschäftsführung wird um Verständnis gebeten, dass sie sich vor der internen Diskussionen dieser, noch zu erwartenden Ergebnisse nicht über konkrete Termine jedweder Art äußern werde. Frage 1: Welche Bauarbeiten stehen am BER nach der aktuellen Planung noch an und wann sollen sie ausgeführt werden(bitte Darstellung aus der Projektplanung mit Projektmanagementtool )? Landtag Brandenburg Drucksache 6/6946 - 2 - zu Frage 1: Die noch offenen Bauarbeiten sind: Ebene E2 im C-Riegel: d. h. Abschluss der Deckenhohlraumsanierung, hier insbesondere Fertigstellung Entrauchung Restarbeiten an den Entrauchungsanlagen FGT Mitte Einbau weiterer Versorgungsrohre für die Sprinkleranlage in verschiedenen Bereichen auf Basis der hydraulischen Berechnungen und der Begehungen der Sachverständigen Fertigstellung der Brandmeldeanlagen Abarbeitung von Restleistungen und Mängeln ca. 13.500 (von ca. 201.000) Fertigmeldung aller Baufelder mit den entsprechenden baurechtlich notwendigen Dokumentationen Frage 2: Welche diversen technischen Systeme sind noch zu testen und wann sollen sie jeweils ausgeführt werden (bitte Darstellung aus der Projektplanung mit Projektmanagementtool )? zu Frage 2: Es ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen sicherheitsgerichteter Anlagentechnik , die zwingend zur Freigabe zur Nutzung durch das Bauordnungsamt fertiggestellt sein muss, und den Komponenten und Systemen, die zur Aufnahme des öffentlichen Flugbetriebes hergestellt sein müssen. Die Schritte zur Inbetriebnahme gliedern sich gemäß Inbetriebnahme-Handbuch in sieben Phasen. Bauordnungsrechtlich erforderliche Tests sind in der dritten Phase durchzuführen und werden mit dem Meilenstein der technischen Objektfreigabe (TOF), der Nutzungsfreigabe durch das BOA , abgeschlossen. Im FGT sind ca. 1.800 einzelne technische Anlagen verbaut. Davon wurden bis heute ca. 46% in Betrieb gesetzt. Darüber hinaus wurden bereits die Interaktionstests im Main Pier Nord durchgeführt (das ist ein „Vortest“ zur Wirk- und Prinzip-Prüfung). Folglich müssen noch ca. 54% aller Systeme in Betrieb gesetzt und durch die Prüfsachverständigen abschließend bewertet werden (liegt in Teilen bereits vor). Es schließt sich die durch die übergreifenden Prüfsachverständigen durchzuführende Wirk- und Prinzip-Prüfung im gesamten FGT an. An die TOF schließen die Objektübergabe sowie die betrieblichen Tests gemäß Inbetriebnahme -Handbuch Phase 4 bis 6 an, deren abschließender Bestandteil der ORAT- („Operation Readiness and Airport Transfer“) Probebetrieb ist. Mit den Betriebsbereichen der FBB und den externen Dienstleistern wird die Funktionsfähigkeit des Flughafens und aller betrieblichen Systeme getestet und geprobt. Frage 3: Welche Bauabnahmen müssen noch durch die FBB GmbH erfolgen? Wann sollen diese jeweils erfolgen (bitte Darstellung aus der Projektplanung mit Projektmanagementtool )? Welche sind durch das Bauordnungsamt zusätzlich abzunehmen? zu Frage 3: Bis auf das FGT (inkl. Eingangsportal) sind alle Gebäude und Betriebsflächen am BER baurechtlich abgenommen. Das FGT muss aufgrund seiner Größe, Beschaffenheit sowie seines baulichen und organisatorischen Brandschutzes ein besonderes örtlich begrenztes Sonderbaurecht erfüllen, das mit dem Brandschutzkonzept und der ersten Baugenehmigung „festgeschrieben wurde“. D.h. auch alle Änderungen und Erweiterungen unterliegen diesen hohen brandschutztechnischen Anforderungen. Landtag Brandenburg Drucksache 6/6946 - 3 - Gemäß der Bauordnung Brandenburg sind für die sicherheitsgerichteten Anlagen durch die übergreifenden Sachverständigen die geforderten Prüfbescheinigungen gemäß § 76 Abs. 1 S. 4 vorzulegen. Desweiteren sind in den Baugenehmigungen 5. und 6.Nachtrag im Rahmen der Dokumentation geforderte Nachweise zu erbringen. Sämtliche Dokumentationsthemen werden in entsprechenden Regelprozessen durch die am Bau Beteiligten betreut . Zur Abnahme sind ca. 10.300 Einzelnachweise vorzulegen. Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfungen kann das Gebäude zur Innutzungnahme freigegeben werden. Frage 4: In welchen Bereichen sind noch Probebetriebe durchzuführen und ab wann und über welchen Zeitraum sollen diese erfolgen (bitte Darstellung aus der Projektplanung mit Projektmanagementtool)? zu Frage 4: Vor der offiziellen Eröffnung und nach der Innutzungnahme des Fluggastterminals wird der komplette BER durch die sogenannte ORAT-Phase einem ausgedehnten Probebetrieb unterzogen, in welchem alle betriebsspezifischen Prozesse nochmals mit allen Dienstleistern (extern und intern) durchlaufen werden. Als Zeitraum werden für die drei Phasen „Basis-Probebetrieb“, „Integration“ und „Final“ in der Rahmenterminplanung 26 Wochen angesetzt. Frage 5: Stehen der FBB GmbH zu den erforderlichen Zeitpunkten/Zeitfenstern insbesondere für den Test diverser technischer Systeme und die verschiedenen abnahmepflichtigen Probebetriebe die entsprechenden Fachleute in ausreichender Zahl und mit der erforderlichen Qualifikation (die auch die Abnahme für das Bauordnungsamt bestätigen können und dürfen) zur Verfügung? zu Frage 5: Ja.