Landtag Brandenburg Drucksache 6/7099 6. Wahlperiode Eingegangen: 27.07.2017 / Ausgegeben: 01.08.2017 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2810 des Abgeordneten Christoph Schulze (BVB/FREIE WÄHLER Gruppe) Drucksache 6/6919 Fluggastaufkommen in Berlin im Vergleich zu anderen Destinationen Namens der Landesregierung beantwortet der Chef der Staatskanzlei die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen des Fragestellers: Berlin hat bei aktuell rund 3,5 Mio. Einwohnern (Ew.) aktuell 33 Mio. Fluggäste in 2016. Prof. Lütke Daldrup, Geschäftsführer der FBB GmbH, prognostiziert für 2030 47 Mio. und für 2050 60 Mio. Fluggäste. Dabei hat der Metropolraum Berlin-Brandenburg 6,004 Mio. Ew. und der Kernraum/engeren Verflechtungsraum 4,469 Mio. Ew.. Im Vergleich zu anderen Weltstädten fällt auf, dass diese ein (viel) höheres Fluggastaufkommen (FGA) im Vergleich zur Einwohnerzahl zu Berlin haben. Beispielweise hat Barcelona bei nur 1.608 Mio. Ew. aber bei einem Metropolraum von 5,43 Mio. Ew. 44.13 Mio. Fluggäste. Rom hat bei nur 2.864 Mio. Ew. und einem kleineren Metropolraum von 4,34 Mio. Ew. 41.74 Mio. Fluggäste am Hauptflughafen sowie weitere 5.83 Mio. Fluggäste an einem weiteren. Und Madrid hat bei 3,2 Mio. Ew. rund 50 Mio. Fluggäste (alle Zahlen für 2016 – soweit verfügbar). Wenn man das weiter denkt und extrapoliert sowie davon ausgeht, dass Berlin mit diesen Metropolen vergleichbar ist, dann ist es realistisch für Berlin 2030 mit rund 56 Mio. und 2050 mit rund 90 Mio. Fluggästen zu rechnen (Quelle: Gutachten „Tegel offen halten – Eine Analyse juristischer und ökonomischer Aspekte“, Frontier Economics Ltd., Köln, Juni 2017). Wenn man die provinzielle Brille ablegt und Berlin mit den Städten in der Welt vergleicht, mit denen es als Destination in einer Liga spielt, dann wird klar, dass die Erfolgsmeldungen der letzten Jahre, wie toll doch Berlin gewachsen ist und wie gut sich der Hauptstadttourismus entwickelt hat, doch letztendlich nur aus Sicht dieser provinziellen Brille als Erfolgsmeldungen interpretiert werden konnten. Für alle die über den Tellerrand hinausschauen können und auch in der Vergangenheit hinausgeschaut haben, ist klar, dass Berlin als einer der weltweit beliebtesten Reiseziele (aktuell Platz 11 in der Welt) schon seit vielen Jahren hinter seinen (Entwicklungs- )Möglichkeiten hinterher hinkt. Somit ist ziemlich klar, dass das FGA in Berlin und Brandenburg – wenn man sich nicht weiterhin linkisch anstellt und die Potentiale der Hauptstadtregion adäquat nutzt – viel stärker wachsen wird als bisher prognostiziert. Frage 1: Warum hinkt Berlin-Brandenburg hinsichtlich des FGA anderen Städten bzw. Metropolregionen derartig hinterher? Frage 2: Wie müssten realistische Prognosen in Relation zu den anderen im Vorwort angesprochenen Städten bzw. Metropolregionen für Berlin-Brandenburg aussehen? Landtag Brandenburg Drucksache 6/7099 - 2 - Frage 3: Sind die Prognosen von Frontier Economics Ltd., Köln, aus dem Gutachten „Tegel offen halten – Eine Analyse juristischer und ökonomischer Aspekte“ (Juni 2017), die für Berlin-Brandenburg in 2030 mit 56 Mio. und 2050 mit 90 Mio. FGA rechnen, unrealistisch? Frage 4: Was bedeuten diese FGA in Bezug auf die zukünftig mit einer etwaigen Eröffnung des BER zur Verfügung stehenden zwei Stadt- und Landebahnen sowie deren Auslastung am BER? Und was für die verfügbaren landseitigen Abfertigungskapazitäten (Check-In- Schalter und Gepäckabfertigung)? Frage 5: Wenn sich im Laufe der nächsten Jahre die FGA im Vergleich mit den anderen Städten bzw. Metropolregionen angleichen, ist dann nicht schon jetzt eine 3. Start- und Landebahn als in Zukunft notwendig erkennbar? Bitte begründen Sie ihre Einschätzung konkret. Frage 6: Ist in diesem Zusammenhang das Single-Airport-Konzept haltbar? Bitte begründen Sie Ihre Antwort mit konkreten Zahlen/Berechnungen. Frage 7: Ist angesichts dieser absehbaren Entwicklung bzw. eines solchen Szenarios die verkehrliche Erschließung und Anbindung des Flughafen BER ausreichend gesichert (straßen- und bahnseitig)? Bitte begründen Sie Ihre Antwort mit konkreten Zahlen/ Berechnungen . Zu Fragen 1 bis 7: Der Landesregierung ist die konkrete inhaltliche Beauftragung des in der Fragestellung angesprochenen und im Auftrag der Firma Ryanair erstellten Gutachtens der Firma Frontier Economics Ltd. von Juni 2017 nicht bekannt. Insofern sind der Landesregierung weder Angaben dazu möglich, wie realistisch die dargestellten Prognosen sind, noch, welche konkreten Rückschlüsse sich aus den Inhalten des Gutachtens für die Entwicklung des Flughafens BER ziehen lassen können. Das Gutachten ist ein Beitrag von interessierter Seite im Rahmen der Diskussion um den Volksentscheid in Berlin. Die Landesregierung sieht keinerlei Veranlassung, auf derartige Positionierungen einzugehen. Im Übrigen wird darauf hingewiesen, dass Landesregierung und Flughafengesellschaft den Sonderausschuss des Brandenburger Landtages zum BER über aktuelle und strategische Fragen des Flughafens kontinuierlich informieren. Zu der Thematik des Single- Airport-Konzeptes wird ergänzend auf die Beantwortung der KA 2639 (Landtags-Drs. 6/6673) verwiesen, hinsichtlich der verkehrlichen Erschließung und Anbindung auf die Beantwortung der KA 2710 (Landtags-Drs. 6808).