Landtag Brandenburg Drucksache 6/7116 6. Wahlperiode Eingegangen: 03.08.2017 / Ausgegeben: 03.08.2017 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2764 der Abgeordneten Raik Nowka (CDU-Fraktion), Roswitha Schier (CDU-Fraktion) und Prof. Dr. Michael Schierack (CDU-Fraktion) Drucksache 6/6782 Bildung ist Ländersache - Kosten für schulische Ausbildungen an staatlich anerkannten Ausbildungsstätten für Fachberufe des Gesundheitswesens Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen der Fragesteller: Im Land Brandenburg gibt es über das gesamte Land verteilt zahlreiche Ausbildungsstätten für Fachberufe des Gesundheitswesens. Nicht alle Ausbildungen werden kostenfrei angeboten. Zum Teil müssen Auszubildende Schulgeld zahlen. Für viele junge Menschen ist das ein Hindernis, Berufe des Gesundheitswesens zu erlernen, was der allgemeinen Attraktivität der Ausbildung schadet. Auch die gemeinsame Studie der WFBB und Berlin Partner, Einrichtungsbefragung zur Situation in ausgewählten Gesundheitsfachberufen, kommt zu dem Ergebnis, dass dem Bedarf und der Notwendigkeit an neuen Fachkräften zu wenige Bewerber für Ausbildungsstellen gegenüberstehen . Für eine attraktive Berufsgestaltung und Aktivierung potentieller Bewerber müssen dringend neue Maßnahmen getroffen werden. Frage 1: Wie viele Auszubildende befinden sich derzeit in den einzelnen Ausbildungsjahrgängen an den Ausbildungsstätten für Fachberufe des Gesundheitswesens? (Mit der Bitte um Auflistung nach Schule, Fachrichtung und Jahrgang.) zu Frage 1: Aktuell gibt es in Brandenburg insgesamt 58 staatlich anerkannte Ausbildungsstätten 1 an 33 Standorten. An diesen wurden zum Stichtag 30.11.2016 insgesamt 4700 Auszubildende ausgebildet (Quelle: Statistischer Bericht B II 6 - j/16 - Ausbildungsstätten für Fachberufe des Gesundheitswesens im Land Brandenburg; Schuljahr 2016/2017; Amt für Statistik Berlin/Brandenburg). Der folgenden Übersicht ist zu entnehmen , wieviel Auszubildende sich zum Stichtag in welchem Ausbildungsberuf befanden. 1 Hierbei ist zu beachten, dass für die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflegehilfe und der Altenpflegehilfe keine separate staatliche Anerkennung erfolgt, wenn die Schule bereits als Gesundheits- und Krankenpflegeschule bzw. als Altenpflegeschule staatlich anerkannt ist. Landtag Brandenburg Drucksache 6/7116 - 2 - Fachberufe Auszubildende insgesamt Von den Auszubildenden sind im … Ausbildungsjahr 1. 2. 3. 4. Altenpflegehilfe 181 181 - - - Altenpflege 1674 549 519 560 46 Ergotherapie 74 22 22 30 Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 102 24 38 40 - Gesundheits- und Krankenpflegehilfe 106 106 - Gesundheits- und Krankenpflege 1802 711 486 605 - Hebammen/Entbindungspfleger 15 15 - - - Logopädie 40 22 10 8 - Masseure/in und med. Bademeister /in 21 10 11 - Medizinisch-technische Laboratoriumsassistenz 145 54 48 43 - Medizinisch-technische Radiologieassistenz 96 37 31 28 - Notfallassistenz 81 58 23 - - Pharmazeutisch-technische Assistenz 57 23 21 13 - Physiotherapie 306 116 91 99 - Summe 4700 1928 1300 1411 46 Die Angabe detaillierter Daten zu einzelnen Ausbildungsstätten ist nicht möglich, da ausbildungsstättenbezogene Einzeldaten dem Datenschutz unterliegen. Frage 2: Wie korrespondieren die Bewerberzahlen mit den angebotenen Ausbildungsplätzen der einzelnen Fachrichtungen? zu Frage 2: Grundsätzlich ist bezogen auf alle Gesundheitsfachberufe festzustellen, dass sich bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen noch kein gravierendes Problem zeigt. Zu diesem Ergebnis kommt die Einrichtungsbefragung zur Situation in ausgewählten Gesundheitsfachberufen in Berlin-Brandenburg.2 Laut der Studie konnten einzig in der Gesundheits - und Krankenpflege und der Altenpflege Ausbildungsplätze nicht besetzt werden . Von den Einrichtungen, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen konnten, wurde in erster Linie angegeben, dass es nicht genügend geeignete Bewerberinnen und Bewerber gab. Hierbei zeigt sich, dass die Einrichtungen zum Teil eher auf die Besetzung einer Ausbildungsstelle verzichten als diese mit einer/einem aus ihrer Sicht ungeeigneten Bewerberin /Bewerber zu besetzen. Laut der Studie gaben 47% derjenigen, die nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnten, an, dass die Anzahl der Bewerbungen insgesamt aber auch unter der Anzahl der zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze lag. Detaillierte Zahlen über Bewerberinnen und Bewerber liegen der Landesregierung nicht vor. 2 ZAB ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH (Hg.): Einrichtungsbefragung zur Situation in ausgewählten Gesundheitsfachberufen in Berlin-Brandenburg, Potsdam 2015. Landtag Brandenburg Drucksache 6/7116 - 3 - Frage 3: Wie haben sich die Zahlen der Absolventen und Bewerber in den letzten fünf Jahren entwickelt? zu Frage 3: Der nachstehenden Tabelle ist die Entwicklung der Absolventinnen und Absolventen in den letzten fünf Jahren zu entnehmen. (Quelle: Statistischer Bericht B II 6 - j/12 - 16 - Ausbildungsstätten für Fachberufe des Gesundheitswesens im Land Brandenburg; Amt für Statistik Berlin/Brandenburg) Fachberufe Absolventinnen und Absolventen mit Abschlusszeugnis 2011/201 2 2012/201 3 2013/201 4 2014/201 5 2015/201 6 Altenpflegehilfe 131 120 90 120 106 Altenpflege 417 399 350 394 465 Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 37 2 10 16 7 Gesundheits- und Krankenpflegehilfe 92 118 103 109 89 Gesundheits- und Krankenpflege 460 609 480 399 449 Hebammen /Entbindungspfleger - 15 - - 15 Ergotherapie 17 26 10 9 23 Logopädie 11 11 - - - Masseure/in und med. Bademeister/in 8 - 8 6 6 Medizinisch-technische Laboratoriumsassistenz 41 39 30 28 29 Medizinisch-technische Radiologieassistenz 27 29 28 26 25 Pharmazeutisch-technische Assistenz 14 25 19 12 21 Physiotherapie 113 100 100 85 90 Rettungsassistenz 60 83 71 39 17 Summe 1428 1576 1299 1243 1342 Detaillierte Zahlen über Bewerberinnen und Bewerber liegen der Landesregierung nicht vor. Frage 4: An welchen Schulen wird für welches Ausbildungsangebot ein entsprechendes Schulgeld verlangt? (Mit der Bitte um Auflistung nach Standorten und Ausbildungsangebot .) zu Frage 4: Von den insgesamt 58 staatlich anerkannten Ausbildungsstätten für Fachberufe des Gesundheitswesens finanzieren sich lediglich die folgenden zwei staatlich anerkannten Ausbildungsstätten rein über Schulgeld: Landtag Brandenburg Drucksache 6/7116 - 4 - Ort Name staatlich anerkannte Ausbildungsstätte für Potsdam IWK Potsdam Institut für Weiterbildung in der Kranken- und Altenpflege gGmbH Logopädie Strausberg SOWI - Sozialwirtschaftliche Fortbildungsgesellschaft mbH Strausberg Physiotherapie An den 58 staatlich anerkannten Ausbildungsstätten für Fachberufe des Gesundheitswesens , die sich nicht rein über Schulgeld finanzieren, gibt es lediglich vereinzelt Schulgeldzahler /innen (0,5%). Insgesamt beträgt der Anteil der Schulgeldzahlerinnen und Schulgeldzahler an allen staatlich anerkannten Ausbildungsstätten für Fachberufe im Gesundheitswesen im Land Brandenburg 1%. Frage 5: Wie bewertet die Landesregierung die Forderung diverser Fachverbände und die Bestrebungen anderer Länder (Bsp. Rheinland-Pfalz) das Schulgeld abzuschaffen? Frage 6: Wie plant die Landesregierung mit dem Thema Schulgeld in Zukunft umzugehen ? zu Frage 5: Die Fragen 5 und 6 werden aufgrund des Sachzusammenhanges gemeinsam beantwortet. Da derzeit bereits 99% der besetzten Ausbildungsplätze an den staatlich anerkannten Ausbildungsstätten für Fachberufe im Gesundheitswesen im Land Brandenburg nicht über Schulgeld finanziert werden, stellt das Zahlen von Schulgeld für junge Menschen in Brandenburg kein Hindernis dar, einen Beruf des Gesundheitswesens zu erlernen. Frage 7: Inwieweit können im Rahmen von Umschulungen beispielsweise Personen aus dem Bereich ALG I +II angeworben werden? zu Frage 7: Derzeit werden 18% der Ausbildungsplätze an den staatlich anerkannten Ausbildungsstätten für Fachberufe im Gesundheitswesen im Land Brandenburg über Mittel der Agentur für Arbeit bzw. der Jobcenter im Rahmen der Umschulungsförderung finanziert . Das ist ein nicht unerheblicher Anteil. Frage 8: Welche weiteren Maßnahmen plant die Landesregierung für eine attraktive Gestaltung der Ausbildung für Gesundheitsfachberufe? Landtag Brandenburg Drucksache 6/7116 - 5 - zu Frage 8: Grundsätzlich ist der Ausbildungsmarkt insbesondere vor dem Hintergrund der sinkenden Anzahl von Absolventinnen und Absolventen an allgemeinbildenden Schulen ein umkämpfter Markt, das gilt nicht nur für die Fachberufe des Gesundheitswesens. Der Brandenburgische Ausbildungskonsens, gegründet im Jahr 2003, setzt gemeinsam mit arbeitsmarktpolitischen Partnern Maßnahmen zur Erhöhung der Attraktivität der Ausbildung um, dazu zählen nunmehr auch die Berufe des Gesundheitswesens. Beispielsweise startet im Jahr 2017 eine Ausbildungskampagne in Brandenburg, die auch für die Gesundheitsfachberufe wirbt.