Landtag Brandenburg Drucksache 6/7117 6. Wahlperiode Eingegangen: 03.08.2017 / Ausgegeben: 03.08.2017 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2756 der Abgeordneten Raik Nowka (CDU-Fraktion), Roswitha Schier (CDU-Fraktion) und Prof. Dr. Michael Schierack (CDU-Fraktion) Drucksache 6/6761 Pflegenotstand - Aus- und Fortbildung von Pädagogen im Fachbereich Pflege Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen der Fragesteller: In Brandenburg leben etwa 96.000 pflegebedürftige Menschen. Bis zum Jahr 2030 wird sich die Anzahl der Personen mit Pflegebedarf um vermutlich weitere 70.000, auf über 160.000 Menschen, erhöhen. Damit einhergehend steigt der ohnehin bereits enorme Bedarf an Fachkräften. Nicht nur Pflegepersonal wird im ambulanten und stationären Bereich dringend benötigt, sondern auch Lehrkräfte an den Gesundheits- und Pflegeschulen. Momentan gibt es im Land Brandenburg nur einen Studiengang an der BTU (Berufspädagogik für Gesundheitsberufe) der die nötigen Lehrkräfte ausbildet. Es wird darüber hinaus ein BA-Abschluss im Bereich der Pflegewissenschaften angeboten. Dieser wird allerdings nicht den nötigen Anforderungen und vor allem den Bedarfen der Fachschulen gerecht. Einen kompatiblen Bachelor-Studiengang mit pädagogischer Ausrichtung und in Teilzeit wird nicht angeboten. Frage 1: Wie viele Gesundheits- und Kankenpflegeschulen bilden in Brandenburg Fachkräfte im Bereich der Pflege aus? (Mit der Bitte um Auflistung der Standorte.) zu Frage 1: Im Land Brandenburg gibt es insgesamt 16 staatlich anerkannte Gesundheitsund Krankenpflegeschulen, die gleichzeitig eine staatliche Anerkennung für die Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflegehilfe besitzen, und eine staatlich anerkannte Gesundheits - und Krankenpflegehilfeschule sowie 18 staatlich anerkannte Altenpflegeschulen , die gleichzeitig eine staatliche Anerkennung für die Ausbildung in der Altenpflegehilfe besitzen (s. folgende Tabelle). Ort Name Gesundheitsund Krankenpflege Altenpflege Bad Saarow Akademie der Gesundheit Berlin /Brandenburg e.V. Campus Bad Saarow X Beelitz- Heilstätten Akademie für Sozial- und Gesundheitsberufe gGmbH X X Bernau bei Hoffnungstaler Stiftung Lobetal Dia- X Landtag Brandenburg Drucksache 6/7117 - 2 - Ort Name Gesundheitsund Krankenpflege Altenpflege Berlin konisches Bildungszentrum Lobetal Brandenburg a. d. H. Medizinische Schule am Städtischen Klinikum Brandenburg GmbH X X Cottbus LWGA GmbH Altenpflegeschule X Cottbus Medizinische Schule an der Carl- Thiem-Klinikum Cottbus gGmbH X X Eberswalde Akademie der Gesundheit Berlin /Brandenburg e.V. Campus Eberswalde X Eberswalde MeSo-Akademie gGmbH X Eisenhüttenstadt Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe e.V. Eisenhüttenstadt X X Frankfurt (Oder ) Klinikum Frankfurt (Oder) GmbH Schule für Gesundheits- und Krankenpflege Guben Naemi-Wilke-Stift Guben Schule für Gesundheits- und Krankenpflegehilfe X (Gesundheitsund Krankenpflegehilfe ) Kleinmachnow Evangelische Ausbildungsstätte für Pflegeberufe in Brandenburg gGmbH X Kleinmachnow Hoffbauer Altenpflegeschule Hermannswerder X Lübben Klinikum Dahme-Spreewald GmbH Heinz Sielmann Gesundheits- und Krankenpflegeschule X Lübbenau AWO Lübbenau Regionalverband Brandenburg Süd e.V. Altenpflegeseminar Lübbenau X Luckenwalde Schule für Gesundheitsberufe am DRK-Krankenhaus Luckenwalde X X Neuruppin MBN Medizinische Bildungsakademie Neuruppin GmbH Schule für Gesundheitsberufe X Neuruppin AGUS - Akademie für Gesundheitsund Sozialberufe gGmbH X Neuruppin Oberhavel GmbH Altenpflegeschule Oranienburg X Paulinenaue Ausbildungszentrum Gesundheit und Pflege Havelland GmbH (AGP) X Perleberg Kreiskrankenhaus Prignitz Schule für Gesundheitsberufe Perleberg GmbH X Landtag Brandenburg Drucksache 6/7117 - 3 - Ort Name Gesundheitsund Krankenpflege Altenpflege Potsdam Gesundheitsakademie Ernst von Bergmann gGmbH X Potsdam AWO Akademie Altenpflegeschule X Prenzlau Medizinische Schule Uckermark e.V. X X Pritzwalk KMG Bildungsakademie gGmbH X X Schipkau CampusSchule Lausitz Altenpflegeschule und Schule für Gesundheitsund Krankenpflege X X Strausberg SOWI - Sozialwirtschaftliche Fortbildungsgesellschaft mbH Strausberg X Treuenbrietzen Johanniter-Krankenhaus im Fläming Treuenbrietzen gGmbH Schule für Gesundheits- und Krankenpflege X Frage 2: Wie viele Ausbilder sind an diesen Schulen tätig? (Mit der Bitte um Auflistung nach Standorten.) zu Frage 2: An den 17 Gesundheits- und Krankenpflegeschulen des Landes Brandenburg sind derzeit 184 angestellte Lehrkräfte tätig. Rechtsgrundlage für die erforderliche personelle Ausstattung an den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen ist die Verordnung über die staatliche Anerkennung von Schulen für Gesundheitsberufe im Land Brandenburg (Gesundheitsberufeschulverordnung - GBSchV). An den 18 staatlich anerkannten Altenpflegeschulen des Landes Brandenburg sind aktuell 152 angestellte Lehrkräfte tätig. Rechtsgrundlage für die erforderliche personelle Ausstattung an den Altenpflegeschulen ist die Verordnung über die staatliche Anerkennung von Altenpflegeschulen (Altenpflegeschulverordnung - Alt-PflSchV). Daneben werden an allen Schulen auch Honorardozentinnen und Honorardozenten, insbesondere Fachpersonal, wie z.B. Ärztinnen und Ärzte, Juristinnen und Juristen sowie Fachkrankenpflegekräfte für bestimmte Lehrinhalte eingesetzt. Die Anzahl dieser Honorardozentinnen und Honorardozenten ist stark schwankend. An den Standorten, an denen mehrere Gesundheitsfachberufe ausgebildet werden, kommt ein Teil der angestellten Lehrkräfte auch in anderen Ausbildungsrichtungen zum Einsatz, soweit es sich um entsprechende (theoretische) Lehrinhalte handelt. Die Nutzung dieser Synergieeffekte ermöglicht eine effiziente Lehre und einen effizienten Lehrkräfteeinsatz. Frage 3: Wie viele dieser Ausbilder dürfen praktische Prüfungen der Schülerinnen und Schüler abnehmen? zu Frage 3: In der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung gibt es insgesamt 90 hauptberufliche Lehrkräfte, die die praktischen Prüfungen der Schülerinnen und Schüler als erste Fachprüferin/ erster Fachprüfer abnehmen. In der Altenpflegeausbildung können 95 hauptberufliche Lehrkräfte praktische Prüfungen der Schülerinnen und Schüler abnehmen. Landtag Brandenburg Drucksache 6/7117 - 4 - Frage 4: Welche Voraussetzungen müssen Ausbilder vorweisen, sodass solche Prüfungen abgenommen werden können? zu Frage 4: Grundsätzlich müssen hauptberuflich beschäftigte Lehrkräfte an Schulen der Gesundheits- und Krankenpflege über einen Abschluss als Pflegefachkraft und einen berufspädagogischen Masterabschluss verfügen. Diese Lehrkräfte dürfen als erste Fachprüferin / erster Fachprüfer im Rahmen der staatlichen Gesundheits- und Krankenpflegeprüfungen eingesetzt werden. Rechtgrundlage dafür ist § 4 Abs. 2 Gesundheitsberufeschulverordnung i.V.m. § 4 Abs. 1 Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege. Als Fachprüferin bzw. Fachprüfer im Rahmen der staatlichen Altenpflegeprüfungen dürfen grundsätzlich hauptberufliche Lehrkräfte eingesetzt werden, die über einen Abschluss als Pflegefachkraft und einen Masterabschluss für den theoretischen und praktischen Unterricht auf den Gebieten der Pflegepädagogik, Medizinpädagogik oder einen vergleichbaren Abschluss verfügen und überwiegend in den prüfungsrelevanten Lernfeldern unterrichtet haben. Rechtgrundlage dafür ist § 4 Abs. 2 Altenpflegeschulverordnung i.V.m. § 6 Abs. 1 Altenpflegeausbildungs- und Prüfungsverordnung. Frage 5: Inwieweit dürfen in anderen Bundesländern bereits Bachelor-Absolventen vergleichbare Prüfungen der Schülerinnen und Schüler abnehmen? zu Frage 5: Hierzu liegen der Landesregierung keine Daten vor. Frage 6: Wie viele Fachschulen wollten in den letzten fünf Jahren Ihre Ausbildungskapazitäten erweitern und haben hierfür keine Genehmigung erhalten, weil nicht ausreichend Lehrkräfte vorgehalten werden konnten? zu Frage 6: Grundlagen für die Entscheidung zur staatlichen Anerkennung und zur Kapazitätserweiterung sind die Gesundheitsberufeschulverordnung für die Gesundheits- und Krankenpflegeschulen und die Altenpflegeschulverordnung für die Altenpflegeschulen. Auf diesen Grundlagen entscheidet die jeweils zuständige Behörde über Anträge auf staatliche Anerkennung bzw. Anträge auf Kapazitätserhöhung. In den letzten fünf Jahren wurden für beide Ausbildungen keine Anträge auf Kapazitätserweiterungen abgelehnt. Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung: In den letzten fünf Jahren wurde eine neue Gesundheits- und Krankenpflegeschule staatlich anerkannt, die mit der Ausbildung erfolgreich begonnen hat. Die Ausbildungskapazität konnte in den letzten fünf Jahren an sechs Gesundheits- und Krankenpflegeschulen erhöht werden. Altenpflegeausbildung: In den letzten fünf Jahren wurden drei Altenpflegeschulen staatlich anerkannt. Die Ausbildungskapazität konnte in den letzten fünf Jahren an acht Altenpflegeschulen erhöht werden. Frage 7: Wie viele Anmeldungen und Absolventen gibt es durchschnittlich an der BTU für den Bachelor-Studiengang Pflegewissenschaften? Landtag Brandenburg Drucksache 6/7117 - 5 - zu Frage 7: Im Bachelorstudiengang Pflegewissenschaft studieren derzeit 71 Studierende, davon absolvieren 34 Studierende das Studium mit integrierter Berufsausbildung und 37 Studierende verfügen bereits über eine pflegeberufliche Ausbildung. Die ersten 17 Absolventinnen und Absolventen beenden im September 2017 ihr Studium an der BTU Cottbus - Senftenberg. Frage 8: In welchen Berufen kommen diese Absolventen zum Einsatz? zu Frage 8: Das Studium integriert den Berufsabschluss in der Gesundheits- und Krankenpflege oder in der Altenpflege. Grundsätzlich werden die Absolventinnen und Absolventen demnach in der Gesundheits- und Krankenpflege bzw. in der Altenpflege tätig. Das Studium richtet sich auf die berufliche Tätigkeit in der direkten Pflege und trägt durch zusätzlich erworbene und in die Berufspraxis zu integrierende Kompetenzen zur Professionalisierung derselben bei. Studierende, die vor Studienbeginn über einen Berufsabschluss verfügen, sind und bleiben studienbegleitend in der Pflege bzw. sind zum großen Teil bereits in Fachschulen tätig. Frage 9: Wie viele Personen haben sich für das Master-Studium „Berufspädagogik für Gesundheitsberufe “ beworben und wie viele haben diesen Studiengang zuletzt erfolgreich abgeschlossen? zu Frage 9: Der Masterstudiengang startete im Oktober 2015. Bei einer Regelstudienzeit von vier Semestern werden die ersten zehn Studierenden im September 2017 das Studium abschließen. Die anderen sieben Studierenden des ersten Jahrganges haben sich für ein individuelles Teilzeitstudium entschieden und werden das Studium im März 2018 abschließen . Die folgende Tabelle zeigt die aktuellen Zahlen zu Studierenden sowie Bewerberinnen und Bewerbern. Masterstudiengang Berufspädagogik Studierende Bewerber/innen Wintersemester 2015/2016 18 23 Wintersemester 2016/2017 17 27 Von den aktuell 35 Studierenden kommen 24 Studierende ursprünglich aus Pflegeberufen (Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege). Frage 10: Wie viele Fachschulen haben das Angebot des Masterstudiengangs angenommen und dort in Teilzeit Lehrkräfte in Ausbildung? zu Frage 10: 24 Fachschulen unterstützen das Angebot des Studienganges (17 Studierende sind an Fachschulen in Brandenburg tätig, sieben in anderen Ländern). Überwiegend sind die Studierenden des Masterstudienganges parallel zum Studium in einer Fachschule beschäftigt. Alle Studierenden aus der Pflege verfügen über eine Stelle als Lehrkraft in einer Altenpflege- oder Gesundheits- und Krankenpflegeschule, jedoch mit unterschiedlichem Stundenumfang. Frage 11: Wie bewertet die Landesregierung diese Quote? zu Frage 11: Die Landesregierung bewertet diese Quote als gut, insbesondere vor dem Hintergrund, dass es den Masterstudiengang erst seit knapp zwei Jahren gibt. Landtag Brandenburg Drucksache 6/7117 - 6 - Frage 12: Wie bewertet die Landesregierung die Situation, dass zum derzeitigen Masterstudiengang an der BTU kein kompatibler Bachelorstudiengang mit pädagogischer Ausrichtung und in Teilzeit angeboten wird? zu Frage 12: Die in der Frage dargestellte Situation trifft nicht zu. Deshalb bedarf es insoweit keiner Bewertung durch die Landesregierung. An der BTU Cottbus-Senftenberg wird - entgegen der Annahme in der Fragestellung - ein zum derzeitigen Masterstudiengang kompatibler Bachelorstudiengang mit pädagogischer Ausrichtung angeboten, der auch in Teilzeit studiert werden kann. Die gesundheitsbezogenen Studiengänge im Land Brandenburg waren von Anfang an als konsekutive Bachelor- und Masterstudiengänge konzipiert. Dies entspricht einem gängigen Studienmodell für die Lehrerbildung im Berufsfeld Pflege und Gesundheit in Deutschland . Das fachwissenschaftliche Bachelorstudium enthält pädagogische Anteile, auf die das anschließende Masterstudium mit überwiegend bildungswissenschaftlichen, fachdidaktischen und schulpraktischen Studienanteilen aufbaut. Studierenden in Bachelor- Studiengängen, die bereits über eine abgeschlossene Ausbildung verfügen, werden die fachschulischen Anteile anerkannt. Sie studieren vor allem pflege- und gesundheitswissenschaftliche sowie pflegepädagogische Anteile. Bachelor und Master können in Teilzeit in Form eines individuellen Teilzeitstudiums studiert werden. Einige der Bachelor-Studierenden arbeiten bereits an Fachschulen für Gesundheitsberufe und studieren im Teilzeitmodell. Sie streben nach erfolgreichem Bachelorabschluss das Masterstudium in Berufspädagogik an. Frage 13: Gibt es Bestrebungen der Landesregierung die derzeitigen Ausbildungsangebote an der BTU oder einer anderen Hochschule/ Universität auszuweiten? Wenn ja welche und ab wann? Wenn nein, warum nicht? zu Frage 13: Im Bachelor-Bereich sind keine zusätzlichen Studiengänge geplant, weil die durch den Landtags-Beschluss „Akademische Studienangebote für Pflege und Gesundheit “ (Drucksache 5/2820-B) festgestellten Bedarfe, die durch den vom Landtag erbetenen Bericht der Landesregierung zur „Situationsanalyse zu Bedarfen für die Einführung akademischer Studienangebote für Pflege und Gesundheit“ (Drucksache 5/3767) konkretisiert worden sind, mit den vorhandenen Angeboten gedeckt werden. Im Master-Bereich ist der in den genannten Dokumenten festgestellte Bedarf an einem Angebot mit pädagogischer Ausrichtung ebenfalls erfüllt. Dies schließt nicht aus, dass künftig im Rahmen einer Fortschreibung der Entwicklungsplanung der Hochschule ein zusätzliches Masterangebot zur Profilschärfung der Universität in Forschung und Lehre und unter Berücksichtigung des Fachkräftebedarfs eingerichtet werden könnte.