Landtag Brandenburg Drucksache 6/7125 6. Wahlperiode Eingegangen: 31.07.2017 / Ausgegeben: 07.08.2017 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2817 der Abgeordneten Steeven Bretz (CDU-Fraktion) und Dierk Homeyer (CDU-Fraktion) Drucksache 6/6928 Potsdam als „Digital Hub“ Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Wirtschaft und Energie die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen der Fragesteller: Am 21. April 2017 wurde verkündet, dass die Stadt Potsdam zukünftig einer von zwölf „Digital Hubs“ in Deutschland sein wird. Das Schwerpunktthema in der Landeshauptstadt sollen Future Media Technologies sein. Digital Hubs sollen Wissen bündeln, stärker miteinander vernetzen und Zukunftstechnologien international besser vermarkten. Das Ziel in Brandenburg soll es unter anderem sein, die Medienwirtschaft in Potsdam mit den Potenzialen der Informationstechnologien zu verbinden und die Wissenschaft noch stärker einzubinden. Frage 1: Welche Branchen und Unternehmen sind die Zielgruppe der Aktivitäten des Digital Hubs in Potsdam? zu Frage 1: Zielgruppe der Aktivitäten des Digital Hubs Potsdam sind die Branchen Medienwirtschaft und Informationstechnologie. Die Aktivitäten des Hubs orientieren sich zudem crosssektoral (d.h. wirtschaftssektorenübergreifend) und beziehen zur Erschließung neuer Geschäftsfelder explizit die Industrie mit ein, z. B. Automobilindustrie, Gesundheitswirtschaft , Energiewirtschaft. Entsprechend der Wirtschaftsstruktur Brandenburgs sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen die Zielgruppe der Aktivitäten des Digital Hubs Potsdam, ohne jedoch die großen Unternehmen auszuschließen. Frage 2: Inwiefern sieht die Landesregierung direkte Vorteile für die Brandenburger Wirtschaft durch den Status der Landeshauptstadt als Digital Hub? zu Frage 2: Die brandenburgische Wirtschaft profitiert direkt von den nationalen wie internationalen Marketingmaßnahmen durch die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) eingesetzte Agentur „rckt“ sowie von der Bundesgesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) und somit von einem besseren Zugang für weitere Internationalisierung , nationale und internationale Kooperationen. Zudem wird der Status des Digital Hubs als Werkzeug für Standortmarketingmaßnahmen der in Potsdam ansässigen Unternehmen und Institutionen genutzt. Das in den Auswahlkriterien des BMWi geforderte Hub-Management verhilft zur weiteren Professionalisierung der bereits vorhandenen Vernetzungs- und Kommunikationsstrukturen am Standort, indem es zusätzliche personelle Kapazitäten bereitstellt. Landtag Brandenburg Drucksache 6/7125 - 2 - Frage 3: Welche konkreten Effekte erhofft sich die Landesregierung für die Brandenburger Wirtschaft abseits des Medienstandorts Babelsberg? zu Frage 3: Der MediaTech Hub Potsdam beschränkt sich explizit nicht auf den Medienstandort Babelsberg. Durch die crosssektorale Ausrichtung schöpft der Digital Hub Potsdam großes Potential aus Wirtschaftszweigen, die nicht ausschließlich am Medienstandort Babelsberg angesiedelt sind. Erhoffte Effekte sind daher eine tiefgreifende Vernetzung und das Erschließen neuer Kooperations- und Geschäftsfelder zwischen Medien- und IT- Wirtschaft und der Industrie im gesamten Stadtgebiet, die wiederum regionale, nationale und internationale Ausstrahlung erzielen sollen. Zudem erhofft sich die Landesregierung eine Steigerung der Standortattraktivität und weitere Standortprofessionalisierung. Frage 4: Der Bund unterstützt nur die Vernetzung der einzelnen Hubs. Wie plant die Landesregierung , die Arbeit des Digital Hubs in Potsdam finanziell zu fördern? zu Frage 4: Die Landeshauptstadt Potsdam hat als Regionaler Wachstumskern (RWK) einen Antrag zur Einrichtung des vom BMWi geforderten Hub-Managements bei der ILB gestellt. Ziel ist es, ab 1. Januar 2018 für die Dauer von zunächst drei Jahren jährlich 267.000 Euro (200.000 Euro aus RWK-Mitteln des Landes (GRW-Regionalmanagement), 67.000 Euro Eigenmittel der Stadt) zur Verfügung zu stellen. Zur Bewältigung der bereits laufenden Anforderungen des BMWi im Bereich PR/Marketing-Koordinierung und Maßnahmenumsetzung des MediaTech Hub Potsdam ist seitens des Ministeriums für Wirtschaft und Energie (MWE) in 2017 vorgesehen, Tätigkeiten des Branchennetzwerks media .net berlinbrandenburg zu fördern. Frage 5: Gemäß dem neuen Geschäftsklimaindex der Medien- und Kreativwirtschaft des Medienboards Berlin-Brandenburg fehlt es der Branche vor allem an Fachkräften. Inwiefern sind hier Initiativen oder Förderprogramme seitens der Landesregierung geplant, um diese Situation zu verbessern? zu Frage 5: Qualitativ gut ausgebildete Arbeitskräfte sind für die Zukunft Brandenburgs von zentraler Bedeutung. Die Landesregierung hat daher in ihrer Fachkräftestrategie „Fachkräfte bilden, halten und für Brandenburg gewinnen“ fünf Schlüsselthemen definiert und miteinander verzahnt. Hinter diesen Schlüsselthemen stehen verschiedene Maßnahmen die vom jeweils zuständigen Ressort verantwortet werden. Eines dieser Schlüsselthemen sind „Fachkräfte und Cluster“. Im Rahmen der Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB) und der brandenburgspezifischen Cluster wurde das Thema Fachkräftesicherung als Querschnittsaufgabe allen neun Clustern vorgegeben. Entsprechend wurde es auch als eines von acht Integrativthemen im Masterplan für das Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft verankert. Die Förderangebote zur Fachkräftesicherung können auch durch die Medien- und Kreativwirtschaft genutzt werden. So zum Beispiel die Ausbildungsrichtlinie „Programm zur qualifizierten Ausbildung im Verbundsystem“, mit der das Land aus Mitteln des ESF u.a. Ausbildungsabschnitte, Zusatzqualifikationen sowie Prüfungsvorbereitung fördert. Gleiches gilt für die Möglichkeit zur Inanspruchnahme der Weiterbildungsrichtlinie des Landes Brandenburg. Landtag Brandenburg Drucksache 6/7125 - 3 - Frage 6: Die Landesregierung spricht in der Antwort auf die mündliche Anfrage eines Abgeordneten vom 17. Mai 2017 zu den Digital Hubs davon, dass am Medienstandort entwickeltes Know-how breitestmöglich, etwa im Maschinenbau, Gesundheitswesen oder im Architekturbereich nutzbar gemacht werden soll. Wie bewertet sie die zunehmende Digitalisierung der Brandenburger Wirtschaft und die damit einhergehenden Chancen für das Land als auch die Risiken in Hinblick auf Arbeitsplatzeinsparungen? zu Frage 6: Die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt gehört zu den großen aktuellen Herausforderungen sowohl für Politik, Wirtschaft, Wissenschaft als auch die Gesellschaft insgesamt. Die technologische Entwicklung verläuft schrittweise aufeinander aufbauend und erfasst alle Lebensbereiche. Der voranschreitende Einsatz digitaler Technik führt zu einem Wandel in der Arbeitswelt. Arbeits- sowie Organisationsprozesse in Unternehmen werden sich verändern, ebenso Berufsbilder und Tätigkeiten und die Anforderungen an und für diese. Dies führt zu einer Zunahme der Bedeutung von Fort- und Weiterbildungen im Rahmen des lebenslangen Lernens. Neben den genannten Chancen und Vorteilen dürfen Themen wie Arbeitsschutz oder Mitbestimmung nicht vernachlässigt werden. Aktuelle Studien (u.a. die explorative Vorstudie „Wirtschaft 4.0 in Brandenburg!“ der Wirtschaftsförderung Brandenburg/WFBB im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, abrufbar auf der Website der WFBB) zeigen, dass für Brandenburg in der Summe nicht von einem Verlust von Arbeitsplätzen auszugehen ist. Es muss zwar davon ausgegangen werden, dass Berufe wegfallen. Dafür ist ein Aufwuchs in anderen Bereichen zu erwarten, u.a. aufgrund einer Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Neben der Optimierung von Produktionswegen und dem Erschließen neuer Marktzugänge werden auch Potentiale für Wachstum und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Industrie, Dienstleistung und Handel, vor allem im Mittelstand gesehen. Im Übrigen wird zur Frage auf die zahlreichen Ausführungen des Ministers für Wirtschaft und Energie gegenüber dem Landtag, z.B. in der 22. Plenarsitzung am 20. Januar 2016 und der 44. Plenarsitzung am 6. April 2017, verwiesen.