Landtag Brandenburg Drucksache 6/7334 6. Wahlperiode Eingegangen: 06.09.2017 / Ausgegeben: 11.09.2017 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2934 des Abgeordneten Sven Schröder (AfD-Fraktion) Drucksache 6/7149 Potenziale der Landwirtschaft durch Agrarberatung für die Brandenburger Bauern besser nutzbar machen Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung der Fragesteller: Die Förderung von Beratung ist in den Förderprogrammen der EU und des Landes Brandenburg für die gewerbliche Wirtschaft und die Wissenschaft selbstverständlich und seit vielen Jahren erfolgreich. Der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes ELER gestattet auch eine Beratungsförderung für die Landwirtschaft. Seit 2002 wird für die Landwirte in Brandenburg keine Beratungsförderung mehr angeboten. Ein Resultat ist die starke Ausdünnung der Beratungsangebote für die Landwirtschaft. Insbesondere Beratungsangebote zur Vorbereitung der Landwirtschaftsbetriebe auf neue Entwicklung in der Gesetzgebung, den Verbraucherforderungen , der Produktentwicklung, zum Einsatz neuester Techniken und Technologien, zum Umwelt- und Klimaschutz u.a. sind fast vom Markt verschwunden. Insbesondere die kleineren Familienbetriebe schränken aus Kostengründen ihre Nachfrage nach Beratung ein. Die Anzahl der aktiven Berater reduzierte sich so gegenüber 2001 auf 50 %. (Quelle: Dr. P., Geschäftsführer LAB GmbH, im Fachgespräch mit der Enquete- Kommission am 12.5.2017) Die Berater benötigen für die Entwicklung neuer Beratungsangebote wirtschaftliche Grundlagen, die derzeit nicht gegeben sind. Die Beratung in Brandenburg begrenzt sich deshalb vorrangig auf die Fördermittelberatung. Neu in Brandenburg ist seit 2016 das europäische Förderangebot "EIP-AGRI" Europäische Innovationspartnerschaften zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktivität und Nachhaltigkeit . Es fördert die Einführung praxisrelevanter Forschungsergebnisse in die Landwirtschaft mit einer Einführungsphase. Auch das Scheitern eines Projektes soll zulässig sein. Die erhebliche Nachfrage nach dem EIP-Programm ist ein Beleg für das grundsätzliche Interesse an Beratungsförderung in diesem Bereich. Frage 1: Wie bewertet die Landesregierung die große Nachfrage nach der EIP-Förderung hinsichtlich einer möglichen Erweiterung der Beratungsförderung auf andere Bereiche für landwirtschaftliche Unternehmen in Brandenburg? zu Frage 1: Im Programm Europäische Innovationspartnerschaft (EIP) werden innovative Lösungsansätze für praxisrelevante Probleme gefördert. Dabei ist die Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Wissenschaftlern, Beratern und Verbänden in sogenannten Operationellen Gruppen eine Fördervoraussetzung. Ziel ist es, die Probleme der landwirtschaftli- Landtag Brandenburg Drucksache 6/7334 - 2 - chen Unternehmen besser zu identifizieren. Die Projektarbeit ist auf die Umsetzung in der Praxis ausgerichtet. Über diesen verbesserten Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sollen die Projektergebnisse den Landwirten schneller und in angepasster Form zur Verfügung stehen. Das Programm steht in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Beratung. Frage 2: Welchen Beratungsbedarf sieht die Landesregierung für bestimmte Gruppen von Landwirtschaftsunternehmen, wie z.B. Gartenbau, Schafzucht und/oder bäuerliche Familienbetriebe , Genossenschaften, juristische Personen mit Sitz im Land Brandenburg zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und was wird die Landesregierung in diesem Bereich unternehmen? Frage 3: Welchen Beratungsbedarf sieht die Landesregierung zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit landwirtschaftlicher Unternehmen, z.B. durch Einführung neuer Produkte und Technologien und was wird sie in diesem Bereich unternehmen? Zu Frage 2 und 3: Die Landesregierung sieht einen bisher ungedeckten Bedarf an sozioökonomischer Beratung. Sie wird diesen Bedarf bei der Vorbereitung der neuen Förderperiode berücksichtigen. Frage 4: Welchen Beratungsbedarf sieht die Landesregierung für den Aufbau landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten für BIO-Produkte und regionale Lebensmittel von der Produktion und ersten Verarbeitungsstufe in Brandenburg bis zur Vermarktung auf dem Berliner Markt und in anderen Verbraucherzentren und was wird sie in diesem Bereich unternehmen? Frage 5: Welchen Beratungsbedarf sieht die Landesregierung für die Direktvermarktung regionaler Landwirtschaftsprodukte auf dem Berliner Markt und was wird die Landesregierung in diesem Bereich unternehmen? zu Frage 4 und 5: Die Landesregierung erachtet den Aufbau von landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten als sehr wichtig. Ein entsprechender Antrag ist im Rahmen von EIP in der Bearbeitung. Die Beratung der Betriebe im Bereich Direktvermarktung ist Bestandteil des Auftrages der Landesregierung an pro agro e.V. für das Agrarmarketing land- und ernährungswirtschaftlicher Produkte. Pro agro e.V. unterstützt Betriebe bei der Platzierung auf dem Berliner Markt. Der Verband bietet Veranstaltungen u. a. zur Information über neue Vermarktungswege und zielgruppenspezifisches Marketing an. Er berät die Betriebe auch zur Anwendung eines Qualitätsmanagements und zu Anforderungen von Handelsunternehmen für die Belieferung. Im Rahmen von Publikumsveranstaltungen bietet pro agro direktvermarktenden Unternehmen ein Podium zur Vermarktung ihrer Produkte. Frage 6: Welchen Beratungsbedarf sieht die Landesregierung für die Begleitung und Gestaltung des demografischen Wandels sowie die Betriebsübergabe an die folgende Bauerngeneration , z.B. durch soziökonomische Beratung, und was wird die Landesregierung unternehmen? zu Frage 6: Es wird auf die Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 2933 verwiesen. Landtag Brandenburg Drucksache 6/7334 - 3 - Frage 7: Wie bewertet die Landesregierung eine Beratung der Landwirtschaft in Brandenburg durch Firmenberater, die z.B. Mitarbeiter von Landtechnik-, Düngemittel-, Pflanzenschutzmittel -, Saatgutunternehmen u.a. sind? zu Frage 7: Die Inanspruchnahme von Beratung durch Firmenvertreter liegt im Ermessen der landwirtschaftlichen Betriebe und wird von der Landesregierung nicht bewertet. Frage 8: Welches Potenzial sieht die Landesregierung zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den landwirtschaftlich orientierten Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen in der Region Brandenburg-Berlin und den Brandenburger Landwirtschaftsunternehmen durch regional vernetzte Berater sowie Beratungsförderung und was wird die Landesregierung in diesem Bereich unternehmen? Frage 9: Sieht die Landesregierung einen Weg für die Qualitätssicherung geförderter Beratungsangebote in der Zertifizierung der Landwirtschaftsberater, z.B. nach DIN ISO-QM und in Ausschreibungsverfahren, als ausreichend für den Qualitätswettbewerb der Berater an? Wenn nein, bitte eine kurze Begründung. zu Frage 8 und 9: Beratungsunternehmen profitieren von den Ergebnissen der landwirtschaftlichen Forschung. Insbesondere das Veranstaltungsprogramm der Brandenburgischen Landwirtschaftsakademie dient einer ständigen Fortbildung der Berater und wird von der Landesregierung finanziell unterstützt.