Landtag Brandenburg Drucksache 6/7473 6. Wahlperiode Eingegangen: 04.10.2017 / Ausgegeben: 09.10.2017 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 3003 des Abgeordneten Thomas Domres (Fraktion DIE LINKE) Drucksache 6/7325 Wolfshybriden in Brandenburg? Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung des Fragestellers: Nach Berichterstattung in der Presse wird von einigen Vertretern der Jägerschaft in Zweifel gezogen, dass es sich bei den in Brandenburg vorkommenden Wölfen um artreine Tiere handelt. Bezug genommen wird dabei unter anderem auf eine privat veranlasste genetische Analyse einer Probe aus Dahme-Spreewald, die von einem Wolf-Hund-Hybriden stammen soll. Vom Land veranlasste Analysen werden dahingehend kritisiert, dass als Referenzmaterial Proben von Tieren aus der Lausitz verwendet würden, die auch schon Hybriden gewesen sein könnten (z.B. Märkische Oderzeitung , 29.7.2017). Frage 1: Ist nach Kenntnis der Landesregierung eine zweifelsfreie Unterscheidung von Wölfen, Hunden und Hybriden mit genetischen Methoden möglich? Zu Frage 1: Nach Kenntnis der Landesregierung ist eine zweifelsfreie Unterscheidung von Wölfen, Hunden und deren Hybriden mittels genetischer Methoden möglich. Frage 2: Wie viele genetische Analysen von brandenburgischen Tieren wurden in dieser Hinsicht bisher im Auftrag von Landesbehörden durchgeführt und mit welchen Ergebnissen ? Zu Frage 2: Seit 2006 bis einschließlich 10.09.2017 wurden 1091 Genetikproben aus Brandenburg untersucht. Hierbei wurden über 300 Wolfsindividuen genetisch identifiziert. Sämtliche Proben wurden nach international üblichen Verfahren mittels sogenannter Mikrosatellitenmarker (STR) auf eine mögliche Hybridisierung mit Haushunden getestet. Als Referenzproben dienen bei diesen Untersuchungen Haushunde sowie Wölfe aus diversen Herkunftsregionen (siehe auch Antwort zu Frage 4). Dabei konnten bisher keinerlei Hinweise auf das Vorkommen von Hybriden im brandenburgischen Wolfsbestand festgestellt werden. Frage 3: Welche Einrichtungen wurden mit den Analysen beauftragt? Landtag Brandenburg Drucksache 6/7473 - 2 - Zu Frage 3: Mit den Analysen wurde das wildtiergenetische Labor des Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, Außenstelle Gelnhausen, beauftragt, das bundesweit die größte Erfahrung im Bereich Wolfsgenetik hat. Das Labor ist seit Anfang 2010 das nationale Referenzzentrum für genetische Analysen beim Wolf. Jährlich werden dort etwa 2000 Wolfsproben aus Deutschland und weiteren Ländern untersucht. Frage 4: Welche Referenzdaten für wildlebende artreine Wölfe wurden als Vergleichsmaterial zugrunde gelegt? Ist der artreine Charakter des Referenzmaterials gesichert? (bitte begründen). Zu Frage 4: Als Referenzdaten nutzt das Labor für Wildtiergenetik in Gelnhausen neben den deutschen Proben einen Bestand von mehreren hundert Referenzproben von Wölfen u. a. aus Estland, Polen, Rumänien, Bulgarien, Skandinavien, Italien und Kasachstan sowie aus diversen Gehegehaltungen. Die Proben wurden dem Senckenberg Institut von anerkannten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit langjähriger Erfahrung in der Wolfsforschung zur Verfügung gestellt. Auch historisches Material aus Museen wird bei Senckenberg untersucht. Frage 5: Hat die Landesregierung von der oben erwähnten Analyse von Proben aus Dahme -Spreewald Kenntnis und wie bewertet sie diese gegebenenfalls? Zu Frage 5: Die Landesregierung hat von der oben erwähnten Analyse von Proben aus Dahme-Spreewald Kenntnis. Die Untersuchung erfolgte mit einer für die Unterscheidung von Hunderassen entwickelten Untersuchungsmethode. Eine sichere Identifizierung von Wolf-Hund-Hybriden ist mit dieser Methode - der sogenannte Assoziationsanalyse - nicht möglich. Die in dem Gutachten genannten prozentualen Werte bezeichnen den Grad der Ähnlichkeit der Probe mit einer oder mehreren zum Vergleich herangezogenen Referenzgruppe (n). Ist die richtige Vergleichsgruppe (Hunderasse oder Wolfspopulation) im Referenzdatensatz des untersuchenden Labors nicht vorhandenen, kann die Assoziationsanalyse also immer nur zu dem Ergebnis führen, dass keine Übereinstimmung zu einer der heran gezogenen Referenzgruppen, sondern jeweils nur eine Ähnlichkeit zu x Prozent besteht . Da das Labor, in dem die Proben aus Dahme-Spreewald untersucht wurden, als Referenzprobe von Wölfen außerdem nur Material von nordamerikanischen Timberwölfen heran zieht, kommt in sämtlichen Untersuchungsergebnissen des Labors zwangsläufig auch immer heraus, dass eine Ähnlichkeit (zu x Prozent) zu Timberwölfen besteht. Entsprechendes gilt für die Ähnlichkeit für die als Referenzproben verwendeten Hunderassen. Mit der Assoziationsanalyse kann daher kein geeigneter wissenschaftlicher Nachweis dafür erbracht werden, dass eine Probe von einem Wolfs-Hund-Hybriden stammt - dies wird in dem Gutachten auch nicht behauptet. Der Ansatz ist demzufolge noch nie für valide wissenschaftliche Untersuchungen zur Unterscheidung von Wolf-Hund-Hybriden verwendet worden.