Landtag Brandenburg Drucksache 6/9021 6. Wahlperiode Eingegangen: 18.06.2018 / Ausgegeben: 25.06.2018 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 3550 des Abgeordneten Christoph Schulze (fraktionslos) Drucksache 6/8743 Personalnot in den Brandenburger Kitas Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Bildung, Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung des Fragestellers: Die Personalnot in den Brandenburger Kitas ist gelebter Alltag. Vielerorts kommen die Kita-Erzieherinnen und Kita-Erzieher an ihre Grenzen. Zwar habe die Landesregierung Verbesserungen beim Betreuungsschlüssel beschlossen. In der Mark kümmert sich durchschnittlich eine Erzieherin, bzw. Erzieher um fünf Kleinkinder unter drei Jahren. Es soll, wie die rot-rote Koalition vereinbart hat, für die Drei- bis Sechsjährigen mehr Personal geben und der Schlüssel dann dort bei 1 zu 11 liegen. Handlungsbedarf gebe es vor allem deshalb, weil berufstätige Eltern bei der Betreuung ihrer Kinder immer häufiger auf Kita-Öffnungszeiten über acht Stunden angewiesen seien. Bisher hat keiner die Zahlen offengelegt, wie es wirklich um das Personal steht und wie die Perspektiven sind. Vorbemerkung der Landesregierung: Die Deckung des Personalbedarfs der Kindertagesstätten ist ein Thema, das aktuell nicht nur die Landesregierung in Brandenburg intensiv beschäftigt, sondern bundesweit mit Sorge beobachtet wird. Allerdings ist zu beachten, dass die Kindertagesbetreuung eine Aufgabe ist, die in Verantwortung der örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe liegt und von freien und öffentlichen Trägern der Kindertagesstätten umgesetzt wird. Diese sind Anstellungsträger und Arbeitgeber der Fachkräfte der Kindertagesbetreuung. In seiner 43. Sitzung hat der Landtag Brandenburg am 5. April 2017 die Landesregierung aufgefordert, den Fachkräftebericht für die Kindertagesstätten vom 12. August 2013 fortzuschreiben und dem Ausschuss für Bildung, Jugend und Sport vorzulegen (LT-Drs. 6/6198 (ND)-B). Zur Umsetzung des Berichtsauftrags wurde u.a. eine Trägerbefragung zur Fachkräftesituation durchgeführt. Zur Darstellung der Ergebnisse wird auf die Vorlage des Berichts zum Ende des 2. Quartals 2018 verwiesen. Zur Vermeidung von Missverständnissen sei darüber hinaus darauf hingewiesen, dass das Kindertagesstättengesetz lediglich regelt, wie viel notwendiges pädagogisches Personal mindestens in einer Kita vorzuhalten ist (§10 KitaG). Der Personalbemessungsschlüssel ist dabei eine rechnerische Größe für Mindestpersonalausstattung sowie Finanzierung und Grundlage für die Genehmigung. Dagegen trifft das Kindertagesstättengesetz keine Regelungen zu bestimmten Relationen von Fachkräften zu Kindern in einer konkreten Betreuungssituation in der Kita; auch werden dort keine Aussagen über feste Gruppengrößen oder Betreuungszeiten getroffen. Landtag Brandenburg Drucksache 6/9021 - 2 - Frage 1: Wie viele KITA-Erzieherinnen und Kita-Erzieher sind aktuell im kommunalen Bereich und bei freien Trägern beschäftigt? zu Frage 1: Mit Stichtag 1. März 2017 waren laut amtlicher Kinder- und Jugendhilfestatistik im Land Brandenburg insgesamt 19.922 pädagogisch beschäftigte Personen (ohne Verwaltung und ohne Kindertagespflegepersonen) tätig; davon 10.327 bei öffentlichen und 9.595 bei freien Trägern. Frage 2: Wie viele offene Stellen für KITA-Erzieherinnen und Kita-Erzieher entsprechend dem Bedarf gibt es im Land Brandenburg? Liegen der Landesregierung hierzu Zahlen der kommunalen Spitzenverbände oder der Liga der Wohlfahrtsverbände, welche die Einrichtungen betreiben, oder über das Landesjugendamt vor? zu Frage 2: Anstellungsträger der Fachkräfte sind die öffentlichen und freien Träger der Kindertagesstätten. Die Träger sind nicht verpflichtet, entsprechende Informationen zu melden. Daher liegen dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport hierzu keine Informationen vor. Frage 3: Wie stellt sich der Bedarf an KITA-Erzieherinnen und Kita-Erzieher für die nächsten zehn Jahre dar? Wie viele KITA-Erzieherinnen und Kita-Erzieher müssten ausgebildet und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestellt werden, um den Bedarf zu decken? Frage 4: Wie viele KITA-Erzieherinnen und Kita-Erzieher gehen in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich in den Ruhestand? zu den Fragen 3 und 4: Die Fragen 3 und 4 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet. Derzeit wird eine Prognose für den Fachkräftebedarf der kommenden Jahre für die Fortschreibung des Fachkräfteberichts der Kindertagesbetreuung aus dem Jahr 2013 erstellt (siehe LT-Drs. 6/6198 (ND)-B). Für eine längerfristige Prognose bedarf es einer aktualisierten Bevölkerungsprognose des Amtes für Statistik des Landes Brandenburg, die derzeit nicht vorliegt. Frage 5: Wo werden aktuell im Land Brandenburg Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet ? zu Frage 5: Erzieherinnen und Erzieher werden derzeit an folgenden Oberstufenzentren (öffentliche Trägerschaft) und beruflichen Schulen in freier Trägerschaft (freie Trägerschaft ) ausgebildet: Oberstufenzentrum Brandenburg an der Havel Oberstufenzentrum Cottbus Oberstufenzentrum Frankfurt (Oder) Oberstufenzentrum Potsdam Oberstufenzentrum Barnim, 16321 Bernau bei Berlin und 16225 Eberswalde Oberstufenzentrum Elbe-Elster, 03238 Finsterwalde Oberstufenzentrum Havelland, 14662 Friesack Oberstufenzentrum Märkisch-Oderland, 15344 Strausberg Oberstufenzentrum Prignitz, 19322 Wittenberge Oberstufenzentrum Oberhavel, 16515 Oranienburg Landtag Brandenburg Drucksache 6/9021 - 3 - Oberstufenzentrum Oder-Spree, 15517 Fürstenwalde/Spree Oberstufenzentrum Ostprignitz-Ruppin, Neuruppin Oberstufenzentrum Teltow-Fläming, 14943 Luckenwalde Oberstufenzentrum Uckermark, 17268 Templin Fachschule für Sozialwesen des Europäischen Bildungswerks für Beruf und Gesellschaft , 14776 Brandenburg an der Havel Berufliche Schule für Sozialwesen des DEB, 03046 Cottbus Berufliche Schulen Hermannswerder der Hoffbauer Bildung gGmbH, 14473 Potsdam Berufliche Schule „Theodor Hoppe“, 14480 Potsdam AGUS/GADAT Berufliche Schule Potsdam, 14482 Potsdam Fachschule für Sozialwesen des Arbeiterwohlfahrt Bezirksverbandes Potsdam e. V. Diakonisches Bildungszentrum Lobetal, 16321 Bernau OT Lobetal Berufliche Schule der FAW gGmbH, 15517 Fürstenwalde/Spree Korczak-Schule der Samariteranstalten, 15517 Fürstenwalde/Spree AGUS/GADAT Berufliche Schule Potsdam, 16816 Neuruppin Berufliche Schule für Sport und Soziales der Europäischen Sportakademie Land Brandenburg gGmbH, 16835 Lindow Berufliche Schule des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin, 14513 Teltow Mosaik-Fachschule für Sozialwesen des Jugend- und Sozialwerks gGmbH, 16515 Oranienburg Berufliche Schule für Sozialwesen „Sophie Scholl“ der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Potsdam e.V., 14727 Premnitz Akademie für Sozial- und Gesundheitsberufe GmbH, 14547 Beelitz-Heilstätten Berufliche Schule für Sozialwesen des AWO Regionalverbandes Brandenburg Süd e.V., 03222 Lübbenau/Spreewald Berufliche Schule für Sozialwesen HEC Bildungsakademie GmbH, 01979 Lauchhammer . Frage 6: Geht die Landesregierung davon aus, dass die aktuellen Ausbildungskapazitäten im Land Brandenburg ausreichen, um den Bedarf an KITA-Erzieherinnen und Kita- Erzieher in den nächsten zehn Jahren zu decken? Frage 7: Welche Schritte und Initiativen überlegt die Landesregierung, um mögliche Defizite bei der Ausbildung von Kita-Erzieherinnen und Kita-Erzieher zu schließen? zu den Fragen 6 und 7: Grundsätzlich ist darauf hinzuweisen, dass es sich bei der Fachschule für Sozialpädagogik um einen sogenannten Bedarfsbildungsgang handelt - die Einrichtung der Klassen richtet sich somit nach der aktuellen Nachfrage. Alle Bewerberinnen und Bewerber, die die Aufnahmevoraussetzungen erfüllen, können aufgenommen werden. Bedeutsam wird sein, auch weiterhin junge Menschen sowie am Quer- und Seiteneinstieg Interessierte für dieses Berufsfeld zu gewinnen. Nicht zuletzt spielen dabei die Attraktivität des Berufes wie auch die von den Trägern der Kindertagesstätten als Arbeitgeber angebotenen Bedingungen eine zentrale Rolle. Landtag Brandenburg Drucksache 6/9021 - 4 - Darüber hinaus favorisiert die Landesregierung einen weiteren Ausbau der Teilzeitausbildung von Erzieherinnen und Erziehern, weil diese - tätigkeitsbegleitend - eine Verknüpfung der Lernorte Schule und Praxis erlaubt, die zu höheren Lerneffekten führt und Transferprobleme beim Übergang in die Praxis verringert. Zu weiteren Handlungsfeldern wird auf den in Kürze vorliegenden Fachkräftebericht für die Kindertagesstätten verwiesen.