Landtag Brandenburg Drucksache 6/9204 6. Wahlperiode Eingegangen: 12.07.2018 / Ausgegeben: 17.07.2018 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 3652 des Abgeordneten Péter Vida (fraktionslos) Drucksache 6/8982 Digitaler Vollzugang zum Landesarchiv Brandenburg Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Kleine Anfrage wie folgt: Landesarchive dienen der Dokumentation von Vorgängen aus der Vergangenheit. Da diese Dokumente in den ursprünglichen Entstehungseinrichtungen oft nach gewisser Zeit vernichtet werden, ist das Landesarchiv die letzte Möglichkeit des Auffindens alter Vorgänge . Im heutigen Zeitalter der Digitalisierung muss der Interessierte sich auch nicht mehr ins Landesarchiv begeben, sondern könnte das bequem vom Computer aus erledigen . Dafür muss die Zugänglichkeit natürlich auch entsprechend abgesichert sein. Ich frage die Landesregierung: 1. Wäre eine sogenannte Volltextsuche für nicht mehr geschützte Dokumente im Landesarchiv Brandenburg für jeden Interessierten einrichtbar? 2. Wenn ja, welcher Zeitraum wäre hier möglich und welche Kosten würden dafür entstehen ? Frage 1: Wäre eine sogenannte Volltextsuche für nicht mehr geschützte Dokumente im Landesarchiv Brandenburg für jeden Interessierten einrichtbar? Zu Frage 1: Die Bestände des Landeshauptarchivs sind zu weiten Teilen mit Aktentiteln und weiterführenden Inhaltsangaben über die Online-Recherche des Archivs ermittelbar. Für diese Inhaltsangaben der Online-Datenbank steht eine Volltextsuche zur Verfügung. Nur auf Grundlage vorliegender und veröffentlichter Digitalisate der Archivalien wäre eine automatisierte Texterkennung in Dokumenten als Voraussetzung für die Volltextsuche möglich. Das Brandenburgische Landeshauptarchiv digitalisiert ausgewählte Teile seiner analogen Bestände mit dem mittelfristigen Ziel, das Archivgut digital bereitzustellen. Die Auswahl zu digitalisierender Bestände orientiert sich am Nutzerinteresse. Die Auswahl erfolgt in der Regel entlang der meistbenutzten Akten. In Kooperation mit dem United States Holocaust Memorial Museum werden derzeit beispielsweise inhaltsreiche Aktengruppen über die NS-Verfolgung digitalisiert. Weitere laufende Projekte umfassen die von der DFG geförderte Digitalisierung stark genutzter zentraler Behördenüberlieferungen zur brandenburgischen Landesgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Darüber hinaus digitalisiert das Landeshauptarchiv seine mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Urkunden. Landtag Brandenburg Drucksache 6/9204 - 2 - Bei dem digitalisierten Archivgut handelt es sich jedoch zum überwiegenden Teil um handschriftliche Quellen mit unterschiedlichen historischen Schriftformen, die nach aktuellem Stand der Technik keine automatisierte Texterkennung erlauben. Diese wäre jedoch für eine Volltextsuche über alle Akten und Seiten notwendig. Frage 2: Wenn ja, welcher Zeitraum wäre hier möglich und welche Kosten würden dafür entstehen? Zu Frage 2: Das Brandenburgische Landeshauptarchiv verwahrt derzeit in seinen Magazinen rund 50.000 laufende Meter Archivgut. Für jeden laufenden Meter analogen Archivguts ist bei der Digitalisierung im Durchschnitt mit ca. 9.000 Images (Digitalisaten) zu rechnen. Nach Hochrechnungen des Bundesarchivs ist bei einer Vollkostenrechnung für die Erstellung, Speicherung und dauerhafte digitale Bereitstellung von etwa 2,50 EUR pro Image auszugehen. In der Summe wären Kosten i.H.v. 1.125.000.000 Euro anzunehmen. Im Haushalt des Landeshauptarchivs stehen derzeit jährlich 50.000 EUR für die Digitalisierung von Archivgut zur Verfügung. Das Archiv konnte zudem erfolgreich weitere Drittmittel für Digitalisierungsprojekte einwerben. Für das seit Anfang 2018 von der DFG geförderte Digitalisierungsprojekt wird das Landeshauptarchiv bis 2020 über 5,6 Mio. Aktenseiten scannen lassen. Die dann online zur Durchsicht bereitstehenden Unterlagen umfassen knapp 350 laufende Meter und damit 0,7 Prozent der derzeit im Landeshauptarchiv verwahrten Archivbestände. Die Kosten für dieses Projekt belaufen sich auf rund 373.000 EUR, der Förderanteil der DFG beträgt gut 235.000 EUR. Eine solide Abschätzung, ob und in welchem Zeitraum die massenhafte Digitalisierung und Bearbeitung mit automatischer Texterkennung für alle Bestände des Landeshauptarchivs möglich sein wird, kann derzeit nicht gegeben werden. Das Landeshauptarchiv beabsichtigt weiterhin ausgewählte Bestände mit zentralen historischen Quellen digitalisieren und für Forschung und Öffentlichkeit online zugänglich machen . Ziel ist es, zunächst rund 5% seines Archivgutes in Form von Digitalisaten für die Online-Benutzung zur Verfügung zu stellen.