Landtag Brandenburg Drucksache 6/9253 6. Wahlperiode Eingegangen: 20.07.2018 / Ausgegeben: 25.07.2018 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 3655 der Abgeordneten Christina Schade (AfD-Fraktion) Drucksache 6/9004 Studienabbrecher in Brandenburg Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Kleine Anfrage wie folgt: Nicht jeder Student beendet das angefangene Studium an einer Hochschule. Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) stieg die Abbruchquote bei Bachelor-Studenten relativ zu den Ergebnissen früherer Studien von 28 auf 29 Prozent an. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Studenten haben seit 2010 das Studium an einer Brandenburger Hochschule abgebrochen (bitte nach Jahr, Hochschule und Studiengang aufschlüsseln)? Zu Frage 1: Zu der Zahl der Studienabbrecherinnen und -abbrecher lassen sich aus der amtlichen Statistik keine hochschul- und landesspezifischen Angaben ableiten. Im Rahmen der amtlichen Statistik werden erst seit dem Sommersemester 2017 in anonymisierter Form Merkmale zu individuellen Studienverläufen erhoben. Diese Merkmale sind notwendig, um valide Aussagen über Studienabbrecherinnen und -abbrecher treffen zu können. Ohne diese Daten ist es beispielsweise nicht möglich, zwischen Studienabbrecherinnen und -abbrechern und solchen Studierenden zu unterscheiden, die ihren Studienort oder das Studienfach wechseln und an diesem Ort oder in diesem Fach ihr Studium erfolgreich abschließen. Der Zeitraum seit dem Sommersemester 2017 bietet noch keine hinreichend stabile Datenlage, um individuelle Studienverläufe auszuwerten. Die in der Vorbemerkung erwähnte Studie des DZHW beruht auf einer anderen Methodik, dem sogenannten Kohortenvergleichsverfahren. Dabei werden Absolventenjahrgänge mit den korrespondierenden Studienanfängerjahrgängen bezogen auf das deutsche Hochschulsystem als Ganzes verglichen. Studienortwechsel fallen werden dadurch nicht ins Gewicht. Studierenden, die in einem Fach ihr Studium beginnen, aber in einem anderem Fach abschließen, werden statistisch dem Erstfach „gutgeschrieben“. Aussagen bezüglich einzelner Bundesländer bzw. einzelner Hochschulen sind mit dieser Methodik naturgemäß nicht möglic 2. Welche Maßnahmen zur Reduzierung der Studienabbrecherzahl existieren in Brandenburg seit 2010 (bitte aufschlüsseln nach Zeitraum, Hochschule, Maßnahme und finanzielle Zuwendung)? Landtag Brandenburg Drucksache 6/9253 - 2 - 4. Wie viel Geld gibt das Land Brandenburg seit 2010 für Maßnahmen zur Senkung der Zahl der Studienabbrecher aus? 5. Welche Instrumente und Maßnahmen existieren in Brandenburg, um Studienabbrecher aufzufangen und ihnen Unterstützung und Hilfe zur Weiter- bzw. Umorientierung zu geben (bitte aufschlüsseln nach Jahr, Maßnahme und finanzielle Zuwendung )? Zu den Fragen 2, 4 und 5: Die Sicherung des Studienerfolgs und die Vermeidung von Studienabbrüchen ist eine Kernaufgabe der Hochschulen, die sie in erster Linie mit Mitteln des Grundbudgets erfüllen. Eine Abrechnung spezifischer Maßnahmen erfolgt insoweit durch die Hochschulen nicht. Ein wichtiger Indikator für die Qualität der Betreuung und damit des Studienerfolgs ist unter anderem die Höhe der laufenden Grundmittel je Studierendem. Diese konnten in Brandenburg von 5.720 € (2010) auf 7.040 € (2015) deutlich gesteigert werden. Aktuellere statistische Kennzahlen liegen zwar nicht vor, das Land erhöht die Grundfinanzierung der Hochschulen aber in der laufenden Legislatur zusätzlich um 25 Millionen €. Hierdurch werden nicht zuletzt die Betreuungsrelationen weiter verbessert werden. Außerdem investiert das Land in der laufenden Legislaturperiode 75 Millionen Euro zusätzlich zur Verbesserung von Studium und Lehre sowie der Studienbedingungen. Mit diesen Mitteln wird unter anderem die Entwicklung und Einführung Dualer Studienangebote finanziert, die eine frühzeitige Bindung der Studierenden an die Unternehmen erzeugen und damit zu einer hohen Motivation der Studierenden beitragen, den Abschluss zu erreichen . Die Hochschulen des Landes haben aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds für Deutschland (Förderperiode 2014-2020) umfangreiche Maßnahmen initiiert, um die Studienerfolgsquote zu steigern. Zu nennen wäre beispielsweise die Einrichtung von College- Strukturen, die bereits frühzeitig auf Wissensdefizite reagieren und somit die für Studienabbrüche besonders kritische Phase des Studieneingangs verbessern. Zudem konnten mit ESF-Mitteln der Förderperiode 2007-2013 die Angebote der Career-Center an den einzelnen Hochschulstandorten beispielsweise durch Mentoring-Programme und Coaching- Angebote erweitert werden. Somit konnten spezielle Instrumente zur Weiterorientierung implementiert werden. Darüber hinaus wurden mit § 20 Abs. 3 BbgHG in Verbindung mit § 21 Absatz 2 Satz 2 BbgHG gesetzliche Regelungen erlassen, die die Studierenden zu einer Fachstudienberatung verpflichten, sofern eine Prüfung nicht innerhalb einer in der Prüfungsordnung zu bestimmenden angemessenen Frist, die vier Semester nicht unterschreiten darf, erfolgreich abgelegt worden ist und sich ein möglicher Studienabbruch abzeichnet. 3. Wie viel Geld erhielt Brandenburg seit dem Jahr 2010 aus Bundesmitteln zur Senkung der Zahl von Studienabbrechern? Zu Frage 3: Der Bund unterstützt die Kernaufgabe der Hochschulen, möglichst viele Studierende erfolgreich zum Abschluss zu führen, im Rahmen des „Hochschulpakts 2020“ Landtag Brandenburg Drucksache 6/9253 - 3 - und des „Qualitätspaktes Lehre“. Aus dem Hochschulpakt 2020 erhält das Land Brandenburg in den Jahren 2010 bis 2018 insgesamt 280 Mio. €, die unter anderem in den Handlungsfeldern „Optimierung der Betreuungssituation“ und „Verbesserung der Studienbedingungen eingesetzt werden. Aus dem „Qualitätspakt Lehre“ erhalten die Brandenburgischen Hochschulen von 2011 bis 2020 etwa 50 Mio. € Bundesmittel. Mit diesen Mitteln werden unter anderem folgende Projekte gefördert, die zu einer Erhöhung des Studienerfolgs beitragen: Hochschule Maßnahme Universität Potsdam „QUP - Qualität entwickeln – Zukunft sichern. Lehre und Studium im Fokus“ - Maßnahmen zur Verbesserung der Personalausstattung - Ausbau der strukturierten Studieneingangsphase (Stärkung des Tutoreneinsatzes) - Einsatz von E-Learning-Methoden und Instrumenten in ausgewählten Studienbereichen - Aufbau einer Servicestelle „Studium und Berufswelt“ - Professionalisierung der Lehre „NQA – Verbundprojekt Quality Audit: Beförderung von Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre durch peer-gestützte Verfahren im Netzwerk“ - Verbundvorhaben mit der Universität Lüneburg, der Universität des Saarlandes und der Technischen Universität Kaiserslautern - Weiterentwicklung der Qualitätssicherung durch Ausarbeitung , Erprobung und Evaluierung eines netzwerkgestützten Quality-Audit-Verfahrens Brandenburgische Technische Universität Cottbus -Senftenberg „Exzellenz von Studium und Lehre im Reallabor“ - Verbesserung der Personalausstattung in Überlastbereichen - Verbesserte Unterstützung und Beratung der Lehrenden beim Einsatz innovativer, IT-basierter Lehrmethoden - Erprobung innovativer Studienmodelle durch Ausbau integrativer projektorientierter Lernformen „Anfangshürden erkennen und überwinden: Blended Learning zur Unterstützung der fachspezifischen Studienvorbereitung und des Lernerfolgs im ersten Studienjahr“ - Erhöhung der Studienerfolgsquote durch Unterstützungsangebote in der Studienvorbereitung und Studieneingangsphase - Erweiterte Implementierung von Blended-Learning- Angeboten zur Verbesserung der Lehrqualität und fachspezifischen Studienorganisation speziell in der Studieneingangsphase „Exzellenz von Studium und Lehre – Individueller Studieneinstieg , innovative Studienmodelle, Forschendes Lernen.“ - Förderung mathematisch/naturwissenschaftlicher Grundkompetenzen - Digitale Lehre: Unterstützung, Beratung und Qualifizierung - Innovative Studienmodelle und Forschendes Lernen Landtag Brandenburg Drucksache 6/9253 - 4 - Europa-Universität Viadrina „Verbesserung der Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre – Zentrum und Professur für Schlüsselqualifikationen“ - Aufbau einer modular strukturierten Schlüsselqualifikationsausbildung - Stärkung der Studieneingangsphase durch Peer Tutoring (Fachlernbegleitung, Sprachlernbegleitung, wissenschaftliches und berufliches Schreiben, interkulturelle Perspektive usw.) - Einrichtung und Fortführung einer Lehrprofessur für Schlüsselqualifikationen und Lernprozesse Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ „Entwicklung eines nachhaltigen Qualitätsmanagementsystems“ Technische Hochschule Brandenburg „Vielfalt in Studium und Lehre an der THB. ‚Dive In‘ und ‚Diversity Inside‘ als Ansätze zur Förderung der Qualität in Lehre und Studium.“ - Maßnahmen zur Angleichung heterogener Studienvoraussetzungen („Dive In“) - Maßnahmen zur Nutzung von Vielfalt im Studienverlauf durch projektorientiertes Lehren und Lernen („Diversity Inside“) - - Maßnahmen zum bedarfsorientierten Management von Qualität in Studium und Lehre („Quality Inside“) Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde „Dezentrale Strukturentwicklung für mehr Studienqualität“ Fachhochschule Potsdam „Forschendes Lernen – Lehrende Forschung“ - Entwicklung von (interdisziplinären) Lehr-/Lernformaten, Beratung von Lehrenden und Studierenden, - Netzwerkwerkbildung und -koordination (lokal, national, international), - Praxis-Lehre-Forschungs-Koordination, - Curriculumsentwicklung, - Weiterbildung der Lehrenden, - Transfer von Forschung zu Forschendem Lernen in die Hochschulentwicklung Technische Hochschule Wildau „SOS-TEAM: Strukturierung und Optimierung des Selbststudiums “ 4. Wie viel Geld gibt das Land Brandenburg seit 2010 für Maßnahmen zur Senkung der Zahl der Studienabbrecher aus? 5. Welche Instrumente und Maßnahmen existieren in Brandenburg, um Studienab-brecher aufzufangen und ihnen Unterstützung und Hilfe zur Weiter- bzw. Umorien-tierung zu geben (bitte aufschlüsseln nach Jahr, Maßnahme und finanzielle Zuwendung)? 3. Wie viel Geld erhielt Brandenburg seit dem Jahr 2010 aus Bundesmitteln zur Sen-kung der Zahl von Studienabbrechern? Zu Frage 3: Der Bund unterstützt die Kernaufgabe der Hochschulen, möglichst viele Studierende erfolgreich zum Abschluss zu führen, im Rahmen des „Hochschulpakts 2020“ und des „Qualitätspaktes Lehre“. Aus dem Hochschulpakt 2020 erhält das Land Branden-...