Landtag Brandenburg Drucksache 6/9519 6. Wahlperiode Neudruck Eingegangen: 05.09.2018 / Ausgegeben: 11.09.2018 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 3789 des Abgeordneten Rainer Genilke (CDU-Fraktion) Drucksache 6/9312 Alkali-Kieselsäure-Reaktion („Betonkrebs“) in Brandenburg Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung des Fragestellers: Große Teile der Autobahnen im Land Brandenburg sind vom sogenannten „Betonkrebs“ (einer Alkali-Kieselsäure-Reaktion) betroffen, zusätzlich gibt es umfangreiche AKR- Verdachtsflächen. Laut Einschätzung seitens des Landesbetriebs Straßenwesen ist mit einer Beseitigung der Schäden nicht vor dem Jahr 2030 zu rechnen (MAZ, 15. März 2018). Dadurch sind AKR-bedingte Baustellen, Geschwindigkeitsreduzierungen und Staus in Brandenburg noch bis ins übernächste Jahrzehnt zu befürchten. 1. Auf welchen Straßen in Brandenburg ist in welchen Abschnitten (bitte jeweils konkret benennen, inklusive der Länge des betroffenen Abschnitts) AKR festgestellt worden? 2. Wann wurde in den betroffenen Abschnitten jeweils das von AKR betroffene Material in der Fahrbahn verbaut? 3. In welche Schadenskategorien (I - Verfärbungen, II - beginnende bis ausgeprägte Risse und III - sehr ausgeprägte Risse/Substanzverlust) sind die Schäden in den in Frage 1 abgefragten Straßenabschnitten jeweils einzuordnen? 4. In welchen der in Frage 1 abgefragten Straßenabschnitten wurden Geschwindigkeitsreduzierungen verhängt (Bitte jeweils angeben seit wann auf welche Geschwindigkeit reduziert wurde)? zu Fragen 1 bis 4: Wegen des Sachzusammenhanges werden die Fragen 1 bis 4 zusammen beantwortet. Das Monitoring der Bundesautobahnen 2018 zur AKR-Schadensentwicklung ist abgeschlossen . Die Zustandsanalyse und Auswertung der Netzentwicklung wird im Herbst d. J. vorliegen. Landtag Brandenburg Drucksache 6/9519 (ND) - 2 - BAB Fahrtrichtung Kilometrierung/Länge Bau SK* Tempolimits Datum Beginn A2 rechte RF 0-0,5 (0,5 km) 1998 I --- A2 rechte RF 42,96-44,0 (1,04 km) 1998 I 100 06.12.2017 A2 linke RF 15,77-18,135 (2,365 km) 1997 I - (II) --- A9 rechte RF 23,2-25,2 (2,0 km) 1998 I --- A9 rechte RF 25,2-28,0 (2,8 km) 1998 I --- A9 rechte RF 28,0-33,4 (5,4 km) 1998 I --- A9 linke RF 28,5-41,1 (12,6 km) 1997 I --- A10 rechte RF 19,5-21,255 (1,755 km) 1997 I 120 02.02.2016 A10 rechte RF 23,5-28,6 (5,1 km) 1997 I; (II) z.T. 80 31.07.2018 A10 rechte RF 49,333-51,7 (2,367 km) 1998 I --- A10 rechte RF 51,7-55,73 (4,03 km) 1999 I --- A10 rechte RF 104,938-107,254 (2,316 km) 1995/96 I --- A11 rechte RF 31,18-33,4 (2,22 km) 1997 I --- A12 rechte RF 44,3-48,2 (3,9 km) 2003 I --- A12 linke RF 36,5-40,4 (3,9 km) 1994 I; (II) --- A13 rechte RF 20,25-28,02 (7,77 km) 2001 I z.T. 100 17.01.2018 A13 rechte RF 45,8-50,0 (4,2 km) 2004 I --- A13 rechte RF 117,0-122,41 (11,5 km) 2000 I --- A13 linke RF 20,25-27,95 (7,7 km) 2001 I --- A15 rechte RF 0,358-6,5 (6,142 km) 1997 I --- A15 rechte RF 6,5-11,527 (5,027 km) 1997 II z.T. 80 01.02.2016 A15 rechte RF 28,9-33,8 (4,94 km) 2000 II z.T. 100 23.02.2016 A15 rechte RF 33,8-34,477 (0,677 km) 2002 II --- A15 rechte RF 34,757-42,43 (7,673 km) 2002 I --- A15 linke RF 30,8-33,0 (2,2 Km) 1994 I --- A24 linke RF 136,5-141,3 (4,8 km) 1995 I --- A24 linke RF 166,35-172,22 (5,87 km) 1996 I z.T. 100 20.07.2018 A115 rechte RF 13,936-15,643 (1,707 km) 1997 I z.T. 100 17.07.2018 *Schadenskategorie 5. In welchen Abschnitten wurde eine Behandlung der AKR-Schäden durch Imprägnierung oder Hydrophobierung vorgenommen? Wie bewertet die Landesregierung derartige Versiegelungsmaßnahmen? Ist in Zukunft ein weitergehender Einsatz geplant? Falls nein, warum nicht? zu Frage 5: Hydrophobierungen wurden bisher nicht durchgeführt. Hierzu laufen noch Forschungen des Bundes. Der mögliche Einsatz von Hydrophobierungen wurde durch den Landesbetrieb Straßenwesen geprüft. Die Verlängerung der Nutzungsdauer der geschädigten Betondecken kann mittels Überbauungen bei massiven Schadensfortschritten technisch zuverlässiger erreicht Landtag Brandenburg Drucksache 6/9519 (ND) - 3 - werden. Dies ist mit einem Oberflächenschutz nach dem Stand der Technik nicht verlässlich möglich. 6. Auf welchen Abschnitten von welchen Straßen mit konkretem AKR-Befund wird derzeit eine Sanierung durchgeführt? Wann ist jeweils mit einem Ende der Sanierung zu rechnen? zu Frage 6: BAB-Streckenabschnitt (km, Richtungsfahrbahn RF) Fertigstellung voraussichtlich A 2, km 15,8 – 18,2 linke RF 4. Quartal 2018 A 2, km 20,8 – 24,9 rechte RF 3. Quartal 2018 A 2, km 32,0 – 38,5 rechte RF 4. Quartal 2018 A 9, km 40,3 – 44,5 rechte RF 3. Quartal 2018 A 10, km 41,0 – 41,7 linke RF 4. Quartal 2018 A 10, km 65,7 – 72,9 linke RF 3. Quartal 2018 A 12, km 36,5 – 40,3 linke RF 4. Quartal 2018 A 13, km 20,25 – 28,0 rechte RF 3. Quartal 2018 A 13, km 45,8 – 50,0 rechte RF 3. Quartal 2018 A 15, km 34,8 – 42,4 rechte RF 3. Quartal 2018 A 24, km 140,9 – 142,1 linke RF 4. Quartal 2018 7. Auf welchen Abschnitten von welchen Straßen mit konkretem AKR-Befund ist eine Sanierung für welchen Zeitraum geplant? zu Frage 7: BAB-Streckenabschnitt (km, Richtungsfahrbahn RF) Fertigstellung voraussichtlich A 2, km 6,6 – 10,1 linke RF 2020 A 2, km 0,0 – 0,5 rechte RF 2019 A 9, km 11,25 – 16,5 linke RF 2019 A 9, km 23,2 – 28,0 rechte RF 2019 A 10, km 23,5 – 28,8 linke RF 2020 A 10, km 49,3 – 52,4 rechte RF 2019 A 10, km 55,3 – 59,1 rechte RF 2020 A 10, km 67,3 – 72,8 rechte RF 2020 A 10, km 77,4 – 82,0 rechte RF 2019 A 10, km 82,0 – 85,9 rechte RF 2020 A 10, km 104,9 – 107,3 rechte RF 2019 A 12, km 40,3 – 40,2 rechte RF 2019 A 12, km 53,8 – 56,7 linke RF 2020 A 13, km 20,25 – 28,0 linke RF 2020 A 13, km 7,8 – 18,7 rechte RF 2020 A 13, km 7,8 – 18,7 linke RF 2019 A 13, km 27,95 – 36,4 linke RF 2019 A 13, km 94,6 – 100,4 linke RF 2019 Landtag Brandenburg Drucksache 6/9519 (ND) - 4 - A 13, km 117 – 122,4 rechte RF 2019 A 15, km 14,1 – 28,9 rechte RF 2020 A 15, km 29,2 – 34,5 rechte RF 2020 A 15, km 0,4 – 2,8, 3,3 – 11,5 re. RF 2019 A 115, km 14,0 – 15,6 rechte RF 2020 8. An welchen Straßen in Brandenburg gibt es in welchen Abschnitten AKR- Verdachtsflächen (bitte jeweils konkret benennen, inklusive der Länge des betroffenen Abschnitts)? Wann ist geplant, diese Abschnitte jeweils auf einen konkreten AKR-Befund zu untersuchen? Wie wurden die AKR-Verdachtsflächen ermittelt? zu Frage 8: Mit der Auswertung des Monitorings 2018 für die Bundesautobahnen werden auch die AKR-Verdachtsflächen bewertet. Zur Ermittlung von Verdachtsflächen und Schadenskategorien existieren technische Regelungen des Bundes. Zur abschließenden Bewertung der Verdachtsflächen wird ein Prüfplan für Beprobungen aufgestellt. Bis Ende 2018 sollen alle Betonproben labortechnisch analysiert und der tatsächliche AKR-Status ermittelt werden. Diese Vorgehensweise wird jährlich fortgeführt. 9. Welche Abschnitte von welchen Straßen in Brandenburg wurden bisher aufgrund von AKR-Befall saniert? In welchem Zeitraum fanden die Arbeiten jeweils statt? 10. Welche Kosten sind bisher für die Sanierung von AKR-Schäden an Brandenburger Straßen angefallen? Durch wen wurde die Sanierung finanziert? zu Fragen 9 und 10: Bis 2017 sind Kosten in Höhe von ca. 122 Mio. € für die Sanierung der AKR-Schäden an Bundesautobahnen angefallen. Die Baukosten trägt der Bund (siehe Anlage). 11. Wie hoch sind die geschätzten Kosten für die noch nicht sanierten AKR-Schäden an Straßen im Land Brandenburg? Wer trägt diese Kosten? zu Frage 11: Zur Beseitigung der AKR-Schäden bis 2025 werden mehr als 200 Mio. € Baukosten derzeit geschätzt. Nach abschließender Auswertung des Monitorings 2018 kann die Kostenschätzung präzisiert werden. Die Baukosten trägt der Bund. Die Planungskosten trägt das Land, der Bund ersetzt die Kosten teilweise über eine Zweckausgabenpauschale. 12. Bis wann wird die Sanierung aller AKR-Schäden an Brandenburger Straßen abgeschlossen sein? Ist die eingangs genannte Einschätzung, mit einer Sanierung sei nicht vor 2030 zu rechnen, weiter zutreffend? zu Frage 12: Für den größten Teil der jetzt in den Schadenskategorien II und III befindlichen AKR- Strecken wird in den kommenden Jahren die Sanierung abgeschlossen sein. Auf Streckenabschnitten , die im Wege der Überbauung saniert werden, erfolgt die vollständige Landtag Brandenburg Drucksache 6/9519 (ND) - 5 - Beseitigung der AKR-Schäden im Rahmen der ohnehin geplanten grundhaften Erneuerung im Zeitraum nach 2023. 13. Ist ausgeschlossen, dass neben den Flächen mit AKR-Befund sowie den Verdachtsflächen weitere Straßen im Land Brandenburg von AKR betroffen sind? Falls nein, welche Straßen könnten außerdem betroffen sein? zu Frage 13: In Brandenburg existieren ca. 199 km Richtungsfahrbahnen in Betonbauweise auf Autobahnen aus den 90er-Jahren, die ohne AKR-Anzeichen sind. Bisher unbekannte AKR- Potenziale sind aber nicht auszuschließen. Bundes- und Landesstraßen werden in Asphaltbauweise gebaut. Altbestände an Betonfahrbahnen aus DDR-Zeiten wurden durch Erhaltungsmaßnahmen überbaut bzw. erneuert . 14. Ist ausgeschlossen, dass die sanierten Abschnitte erneut von AKR betroffen sein werden? zu Frage 14: Die Präventionsstrategie des Bundes zeigt Wirkung. Seit 2006 ist auf neu gebauten Bundesautobahnen kein AKR-Fall bekannt. 15. Gibt es in Brandenburg Ingenieurbauwerke, beispielsweise Brücken, die von AKR betroffen oder als Verdachtsfälle einzustufen sind? (Falls ja: Um welche Bauwerke handelt es sich dabei? Wann soll eine Sanierung erfolgen?) zu Frage 15: AKR-Schadensmerkmale und Verdachtsfälle liegen auch für Ingenieurbauwerke (Betonbrücken ) auf BAB-Autobahnen vor. Zumeist sind hiervon Fertigteilbrücken betroffen, die vor 1990 gebaut worden sind. Alle Bauwerke im Land Brandenburg werden nach DIN 1076 regelmäßig auf Ihre Standsicherheit , Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit geprüft. Jährliche Sichtprüfungen werden durch abwechselnd durchgeführte einfache und Hauptprüfung (alle 3 Jahre) ergänzt. Die Hauptprüfung, in der alle Bereiche der Brücke „handnah“ geprüft werden, dient als Grundlage für die vergleichende einfache Prüfung. Darüber hinaus laufen zzt. wissenschaftliche AKR-Untersuchungen für BAB-Brückenbauwerke. Dies betrifft z. B. die Brücken: - A 10 BW 65Ü1 und 71Ü1 - A 19 BW 0Ü1, 0Ü4, 1Ü1 - A 24 BW 8Ü2, 12Ü1, 12Ü3, 14, 14Ü1, 14Ü5, 15Ü1, 15Ü2 Eine Sanierung erfolgt anhand der Ergebnisse aus wissenschaftlicher Untersuchung und Zustandsnote im Rahmen der Erhaltungsplanung. Landtag Brandenburg Drucksache 6/9519 (ND) - 6 - Im Zuständigkeitsbereich des Wasserwirtschaftsamtes des Landes Brandenburg sind nach aktuellem Kenntnisstand die folgenden Ingenieurbauwerke von AKR betroffen. Name Gewässer Sanierung/ Ersatzneubau Arbeiten ausgeführt/ vorgesehen Schöpfwerk Karthane Karthane Sanierung ausgeführt 2013/2014 Brücke am Schöpfwerk Cumlosen Wittenberger Abzugsgraben Ersatz der Brückenkappen derzeit im Bau, 2018/2019 Einlaufbauwerk Oder, km 681,5 Oder (Polder A) Ersatzneubau derzeit im Bau, 2018/2019 Für die folgenden Ingenieurbauwerke in Zuständigkeit des Wasserwirtschaftsamtes des Landes Brandenburg besteht AKR-Verdacht. Name Gewässer Sanierung/ Ersatzneubau Arbeiten ausgeführt / vorgesehen Wehr Burgfischerei Nuthe Ersatzneubau vorgesehen für 2020/2021 Brücke Zufahrt Schleuse Hakenberg Umfluter Schleuse Hakenberg Ersatz der Bauteile vorgesehen für 2019/2020 Wehr Kummerow Welse Prüfung der weiteren Notwendigkeit des Bauwerkes noch nicht terminiert Anlage Kleine Anfrage 3789 Übersicht LS Brandenburg - Bisher ausgeführte Maßnahmen an AKR-geschädigten Fahrbahndecken aus Beton Autobahn Richtungsfahrbahn von km bis km Länge in km Ausführung Kosten Mio. € 24 li 153,567 158,593 5,026 IV/2005 1,950 10 li 66,000 69,100 3,100 III/2006 2,735 10 li 59,100 61,100 2,000 III/2007 0,553 10 li 23,386 28,773 5,387 IV/2008 2,056 10 re 59,106 63,030 3,924 IV/2008 1,854 10 re 71,630 72,850 1,220 III/2008 1,014 24 li 141,368 143,800 2,432 II-III/2008 1,189 23,089 Summe bis 2008: 11,351 24 li 143,800 147,714 3,914 II-III/2009 1,900 10 li 55,727 59,127 3,400 III/2009 1,620 10 li 61,100 63,000 1,900 II/2009 1,350 10 li 63,000 65,850 2,850 III/2009 2,500 10 li 69,000 72,850 3,850 III-IV/2009 1,786 10 re 67,300 71,700 4,400 III/2009 2,000 20,314 Summe 2009: 11,156 10 re 55,770 59,200 3,430 2010 2,000 10 re 62,930 67,400 4,470 2010 2,500 10 re 82,200 85,390 3,190 2010 1,637 2 re 6,554 10,155 3,601 2010 2,649 14,691 Summe 2010: 8,786 13 li 94,651 100,404 5,753 2011 3,100 5,753 Summe 2011: 3,100 10 li 108,163 108,663 0,500 2012 0,376 10 li 19,440 21,006 1,566 2012 0,964 10 re 77,554 82,161 4,607 2012 2,859 24 li 147,700 151,150 3,450 2012 3,594 10,123 Summe 2012: 7,793 12 li 31,500 34,100 2,600 2013 3,311 24 li 151,150 153,600 2,450 2013 3,145 5,050 Summe 2013: 6,456 12 li 34,100 36,500 2,400 2014 3,687 2,400 Summe 2014: 3,687 2 li 10,170 14,400 4,230 2015 5,034 2 re/li 14,400 15,770 1,370 2015 2,047 13 li 100,385 101,550 1,165 2015 1,596 6,765 Summe 2015: 8,677 2 re 10,170 14,400 4,230 2016 6,252 9 li 23,243 24,650 1,407 2016 1,990 10 li 104,938 107,254 2,316 2016 2,866 12 re 48,190 50,600 2,410 2016 3,688 10,363 Summe 2016: 14,796 2 re/li 0,000 5,200 10,400 2017 12,960 2 re 15,770 18,350 2,580 2017 3,353 2 re 25,000 32,000 7,000 2017 9,130 9 re 33,400 40,300 6,900 2017 8,166 10 re 26,000 34,000 8,000 2017 3,153 12 re 50,600 53,100 2,500 2017 12 li 49,700 51,650 1,950 2017 13 re 36,400 43,600 7,200 2017 3,401 13 li 36,400 43,600 7,200 2017 3,466 53,730 Summe 2017: 46,469 2,840