Landtag Brandenburg Drucksache 6/9562 6. Wahlperiode Eingegangen: 11.09.2018 / Ausgegeben: 17.09.2018 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 3809 der Abgeordneten Ina Muhß (SPD-Fraktion) Drucksache 6/9355 Schulgesundheitsfachkräfte – Zum aktuellen Stand und zur Zukunft des Modellprojektes in Brandenburg Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen der Fragestellerin: Einige Länder Europas können auf eine jahrzehntelange Tradition beim Einsatz von Gesundheitspersonal an öffentlichen Schulen zurückblicken . Die Bundesrepublik gehörte bislang nicht dazu. Einen Anfang macht das Land Brandenburg seit Beginn des 2. Schulhalbjahres 2016/17 mit dem Modellprojekt „Schulgesundheitsfachkräfte an öffentlichen Schulen im Land Brandenburg“. Seitdem wird für einen Zeitraum von zwei Jahren der Einsatz von zehn Schulgesundheitsfachkräften an zwanzig Brandenburger Schulen erprobt. Zu ihren wichtigen Tätigkeitsbereichen der gesundheitlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen an den Schulen gehören die Versorgung bei Verletzungen, Erkrankungen sowie die Durchführung von Präventionsprojekten . Eine erste Fachtagung im Februar 2018 in Potsdam mit dem Titel „Eine Zwischenbilanz - Das Modellprojekt Schulgesundheitsfachkräfte an öffentlichen Schulen in den Bundesländern Brandenburg und Hessen“ des Projektträgers AWO Bezirksverband Potsdam e. V. zog unter Anwesenheit von 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie den Kooperationspartnern den Brandenburger Ministerien für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie und Bildung, Jugend und Sport, der AOK Nordost - Die Gesundheitskasse und der Unfallkasse Brandenburg, eine positive Zwischenbilanz des Modellprojektes. Grundlage der Ergebnisse war eine erste Auswertung der Berliner Charité, welche die Tätigkeit der Fachkräfte seit dem März 2017 im Rahmen einer umfangreichen Evaluation auswertet. Die Zwischenbilanz des Modellprojektes weckte vor allem bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus anderen Bundesländern ein großes Interesse. Es blieben aber auch für die zukünftige Ausgestaltung des Projektes einige wichtige Fragen offen, nicht zuletzt aufgrund des Aspektes, dass die Evaluationsergebnisse des Projektpartnerbundeslandes Hessen durch einen späteren Projektbeginn erst Mitte des Jahres 2018 vorliegen werden. Frage 1: Welche Erkenntnisse gibt es nach dem Zwischenbericht des Februars 2018, in Bezug der Arbeit der Schulgesundheitsfachkräfte in den Schulen (Einsatz/Kontaktzahlen, gesundheitliche Themenfelder, neue Aufgaben, Erfolge und Probleme)? zu Frage 1: Im Rahmen der Fachtagung zum Modellprojekt „Schulgesundheitsfachkräfte an öffentlichen Schulen im Land Brandenburg“ am 15.02.2018, zu der auch die Mitglieder Landtag Brandenburg Drucksache 6/9562 - 2 - des Ausschusses für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Landtages Brandenburg eingeladen waren, wurden die ersten Zwischenergebnisse zum Modellprojekt präsentiert. So hat die Charité - Universitätsmedizin Berlin die Ergebnisse ihrer Ausgangsanalyse vorgestellt, die Leuphana Universität Lüneburg die Ergebnisse der Bildungsevaluation und die Gesellschaft zur Förderung sozialer Innovationen - Berlin die Zwischenergebnisse der Curriculums Evaluation. Die auf der Fachtagung vorgestellten vorläufigen Zwischenergebnisse bestätigen und unterstützen den Einsatz der Schulgesundheitsfachkräfte im Rahmen des Modellprojektes. Dies zeigten auch die positiven Reaktionen auf das Modellprojekt im Rahmen der Fachtagung. Die Präsentationen und Vorträge sind auf der Internetseite des AWO Bezirksverbandes Potsdam e.V. einzusehen. Die Ergebnisse der dritten Modellprojektphase werden auf der für den 04.10.2018 geplanten Fachtagung vorgestellt. Frage 2: Welche Bundesländer (ggfs. andere Länder) sind an dem Brandenburger Modellprojekt interessiert und planen eine ähnliche Umsetzung und mit welcher Ausrichtung? zu Frage 2: Neben den Modellprojekten in Brandenburg und Hessen gibt es in Flensburg und in Bremen vergleichbare Projekte. In Flensburg sind 2 Schulgesundheitsfachkräfte an 2 Schulen im Zeitraum 12/2015 bis 12/2018 im Rahmen eines vom Land und vom Flensburger Arbeiterbauverein geförderten Modellvorhabens tätig. Die Finanzierung ab 2019 ist noch offen. Die Aufgabenfelder umfassen Case Management, Förderung der Gesundheitskompetenz , Mitwirken an Schulentwicklung, Koordination und Organisation sowie Netzwerkarbeit. Die Fach- und Dienstaufsicht erfolgt über die Kommune (Quelle: Jahresbericht für das Modellprojekt „Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften an ausgewählten Grundschulen in Flensburg“ für das Jahr 2016). In Bremen sind von Februar 2018 bis Dezember 2020 im Rahmen des Projektes „Health Literacy - Fachkräfte für Prävention und Gesundheitsförderung im Setting Schule“ 6 Schulgesundheitsfachkräfte an 12 Grundschulen in Bremen und in Bremerhaven tätig. Die Finanzierung erfolgt durch eine Mischfinanzierung aus Mitteln des Senats und der Krankenkassen im Rahmen des Präventionsgesetzes . Angebunden sind die 6 Schulgesundheitsfachkräfte an den Kinder- und Jugendärztlichen Dienst. Ihre Aufgaben umfassen insbesondere die Gesundheitsförderung und – prävention im Setting, das Nachhalten der Befunde der Schuleingangsuntersuchungen sowie die Schulumfeld- und Lernortgestaltung. Darüber hinaus haben folgende Länder, Landkreise und Kommunen Interesse am Modellprojekt signalisiert: Berlin, Hamburg, Saarland, Schleswig-Holstein, Landkreis Nordwestmecklenburg, Rhein-Kreis Neuss. Frage 3: Haben sich in den Landkreisen und kreisfreien Städten, wo die Schulgesundheitsfachkräfte an den jeweiligen Modellschulen zum Einsatz kommen, Synergieeffekte durch die für das Projekt notwendige Kooperation von Schulen, Kommunen, Anstellungsträger usw. ergeben? zu Frage 3: Durch die Bildung regionaler Arbeitskreise zur Begleitung und Unterstützung der Schulgesundheitsfachkräfte zeigen sich große Synergieeffekte. Um die Zusammenarbeit in den regionalen Arbeitskreisen verbindlich zu regeln, wurden Kooperationsvereinbarung zwischen den jeweiligen Modellschulen, dem örtlich zuständigen Gesundheitsamt und in zwei Regionen mit dem Landkreis bzw. der Oberbürgermeisterin sowie dem Projektträger geschlossen. Weitere wichtige Mitglieder der regionalen Arbeitskreise sind das Schulamt, die Schulaufsicht und der Schulträger. Die Sitzungen der regionalen Arbeitskreise finden in der Regel vierteljährlich statt. Mit der Bildung der regionalen Arbeitskreise Landtag Brandenburg Drucksache 6/9562 - 3 - wurden neue Netzwerke geschaffen, die vor Ort die Akteure zusammenbringen, die mit Blick auf die gesundheitliche Versorgung von Kindern und Jugendlichen an Schulen zusammenarbeiten sollten. Frage 4: Welches Resümee ziehen die Kommunen seit dem Start des Modellprojekts vor 2 Jahren? Wie bewerten die Kommunen einen möglichen Mehrwert für die Kinder und Jugendlichen in Sachen gesunder Ernährung, Stressbewältigung und richtiger Bewegung? zu Frage 4: Hierzu liegen der Landesregierung keine Erkenntnisse vor. Frage 5: Welche Ergebnisse liegen in Auswertung der Evaluation nach zwei Jahren der Durchführung des Modellprojektes „Schulgesundheitsfachkraft“ in Hessen vor? zu Frage 5: Projektträger des Modellprojektes „Schulgesundheitsfachkräfte in öffentlichen Schulen“ in Hessen ist die Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE). Am 12.04.2018 wurde auf einer Fachtagung an der Evangelischen Hochschule in Darmstadt ein Zwischenfazit gezogen. Im Rahmen der Veranstaltung hat unter anderem die Charité - Universitätsmedizin Berlin ihr Zwischenfazit der Evaluation des Modellprojektes „Schulgesundheitsfachkräfte“ in Hessen präsentiert. Die Vorträge der Veranstaltung sind auf der Internetseite der HAGE einzusehen. Frage 6: Welche Schlussfolgerungen können für das Modellprojekt „Schulgesundheitsfachkraft “ in Anbetracht der übergreifenden Evaluation der beiden Projektländer gezogen werden? zu Frage 6: Eine der wesentlichen Schlussfolgerungen für das Modellprojekt ist, dass die Modellprojektlaufzeit nicht ausreicht, um unter den gegebenen Bedingungen Effekte auf die Gesundheit und die Bildung von Kindern und Jugendlichen aufzuzeigen und weiteren Fragestellungen nachzugehen, die für eine umfassende Aussage, ob und wie der Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften in Brandenburg dauerhaft gelingen kann, zu klären sind. Aus diesem Grund wird vom Projektträger und den Kooperationspartnern in Brandenburg eine Verlängerung des Modellprojektes über den 31.10.2018 hinaus angestrebt. Frage 7: Wird der Zeitplan, angedacht Herbst 2018, für die Präsentation weiterer Ergebnisse der Evaluation des Modellprojektes eingehalten werden können? zu Frage 7: Am 04.10.2018 findet in Potsdam die Abschlussveranstaltung zur 3. Phase des Modellprojektes „Schulgesundheitsfachkräfte an öffentlichen Schulen im Land Brandenburg “ statt. Auf dieser Fachtagung werden die Erfahrungen aus dem Modellprojekt und die Ergebnisse der umfassenden Evaluationen während der knapp zwei Jahre Projektlaufzeit präsentiert. Frage 8: Welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung schon jetzt, dass Schulgesundheitsfachkräfte in den kommenden Jahren an öffentlichen Schulen im Regelbetrieb eingesetzt werden könnten? zu Frage 8: Siehe Antwort zu Frage 6. Landtag Brandenburg Drucksache 6/9562 - 4 - Frage 9: Gibt es schon Konzepte, welche eine Finanzierungsstruktur vom Land und/oder Bund im Fokus haben? zu Frage 9: Nein.