Landtag Brandenburg Drucksache 6/9686 6. Wahlperiode Eingegangen: 04.10.2018 / Ausgegeben: 09.10.2018 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 3831 der Abgeordneten Kathrin Dannenberg (Fraktion DIE LINKE) Drucksache 6/9429 Sorbisch/Wendisch als Lehrfach in Brandenburg: Ausbildung und Einsatz von Lehrkräften mit der Lehrbefähigung für Sorbisch/Wendisch bzw. den bilingualen (deutsch/niedersorbischen) Fachunterricht - mittelfristiger Lehrkräftebedarf Namens der Landesregierung beantwortet die Ministerin für Bildung, Jugend und Sport die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung der Fragestellerin: In ihrem Ersten Bericht zur Lage des sorbischen/wendischen Volkes im Land Brandenburg (Drucksache 6/7705) hat die Landesregierung u.a. festgestellt, dass der Lehrkräftebedarf zurzeit grundsätzlich gedeckt werden kann und Absolventinnen und Absolventen mit der Lehrbefähigung Sorbisch/Wendisch bisher immer eingestellt wurden. Mittelfristig sei jedoch ein höherer Bedarf absehbar. Frage 1: Wie viele Studierende aus Brandenburg haben in den vergangenen 10 Jahren ein Studium am Institut für Sorabistik begonnen? (bitte jeweils nach Studienjahren) Wie viele von ihnen haben das Studium erfolgreich abgeschlossen? Zu Frage 1: Dazu hat die Landesregierung im Ersten Bericht zur Lage des sorbischen /wendischen Volkes im Land Brandenburg (Drucksache 6/7705) unter Ziffer 190 (Seite 51) berichtet. Nach Angaben der Universität Leipzig stellt sich der Stand der Studienanfänger und Absolventen im Studiengang Sorbisch aus Brandenburg ab Wintersemester 2014/15 wie folgt dar (Daten vor dem 01.10.2014 liegen aufgrund der Umstellung des Studierendenverwaltungssystems nicht vor): Absolventen WS 14/15 SS 15 WS 15/16 SS 16 WS 16/17 SS 17 WS 17/18 polyvalenter Bachelor Lehramt 1 1 Master Lehramt an Gymnasien 2 1 Master Lehramt an Oberschulen Master Lehramt an Grundschulen 1 1 Staatsexamen h. Lehramt an Gymnasien 1 Bachelor of Arts Landtag Brandenburg Drucksache 6/9686 - 2 - Anfänger WS 14/15 WS 15/16 WS 16/17 WS 17/18 WS 18/19 Bachelor of Arts 2 1 1 Lehramt Master Grundschule 1 Lehramt Master Gymnasium 3 Staatsexamen h. Lehramt an Gymnasien 1 2 1 1 Staatsexamen Lehramt an Grundschulen 1 3 1 Frage 2: Wo haben diese Studierenden in den letzten 10 Jahren a) ihr Referendariat absolviert? b) nach dem Studium eine Beschäftigung als Lehrkraft gefunden (bitte jeweils nach Studienjahren und Unterscheidung zwischen Brandenburg und außerhalb Brandenburgs )? Zu Frage 2 a): Das Referendariat wurde im Studienseminar Cottbus absolviert. Über die Teilnahme Brandenburger Studierenden am Vorbereitungsdienst anderer Länder liegen keine Angaben vor. Zu Frage 2 b): Dazu liegen der Landesregierung keine Informationen vor. Frage 3: Im Bericht der Landesregierung zur Lage des sorbischen/wendischen Volkes wird ausgeführt, dass im Bereich des Staatlichen Schulamtes Cottbus 59 Lehrkräfte mit einer Lehrbefähigung in Sorbisch/Wendisch registriert sind. Landesweit gäbe es 76 Lehrkräfte mit entsprechender Befähigung. a) Sind die 59 Lehrkräfte im Bereich des Staatlichen Schulamtes Cottbus alle im Sorbisch /Wendisch-Unterricht eingesetzt? Zu Frage 3 a): Im Bereich des staatlichen Schulamtes Cottbus sind aktuell 63 Lehrkräfte mit einer Sorbisch/Wendisch-Ausbildung registriert. Davon werden 38 Lehrkräfte im Sorbisch /Wendisch-Unterricht eingesetzt. b) Wie viele dieser Lehrkräfte sind je in der Stadt Cottbus/Chóśebuz und in den Landkreisen Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße/Sprejwja-Nysa eingesetzt? Zu Frage 3 b): Die 38 Lehrkräfte, die Sorbisch/Wendisch unterrichten, sind wie folgt in den Landkreisen/der kreisfreien Stadt Cottbus aufgeteilt: Cottbus 15 Lehrkräfte Dahme-Spreewald 3 Lehrkräfte Oberspreewald-Lausitz 4 Lehrkräfte Spree-Neiße 16 Lehrkräfte. c) Wie viele der 59 Lehrkräfte unterrichten auch bilingual? Wie verteilen diese sich auf einzelne Fächer? Landtag Brandenburg Drucksache 6/9686 - 3 - Zu Frage 3 c): 19 Lehrkräfte sind im bilingualen Unterricht eingesetzt. In den Grundschulen sowie Grund- und Oberschulen erfolgt der Einsatz im bilingualen Unterricht in den Fächern Deutsch, Mathematik, Kunst, Sachunterricht, Sport und Musik. Am Niedersorbischen Gymnasium Cottbus wird bilingualer Unterricht in den Fächern Geschichte und Musik erteilt . d) Wie viele Lehrkräfte gibt es darüber hinaus, die bestimmte Fächer bilingual unterrichten , aber keine Lehrbefähigung für Sorbisch/Wendisch haben? Zu Frage 3 d): Von den insgesamt sechs Sorbisch/Wendisch-Lehrkräften ohne Lehrbefähigung werden vier im bilingualen Unterricht eingesetzt. e) Welche Fächer unterrichten sie bilingual? Zu Frage 3 e): Die im Punkt 3 d) genannten Lehrkräfte unterrichten in den Fächern Deutsch, Mathematik, Sport und Kunst an Grundschulen. f) 17 Lehrkräfte mit Lehrbefähigung für Sorbisch/Wendisch sind außerhalb des Staatlichen Schulamtes Cottbus/Chóśebuz registriert. Wie verteilen sie sich auf die Schulamtsbezirke ? Wie viele von ihnen unterrichten Sorbisch/Wendisch? Zu Frage 3 f): Dazu liegen keine statistischen Informationen vor. Frage 4: Lehrkräfte aus anderen Staaten, die Sorbisch/Wendisch in Brandenburg unterrichten : a) Wie viele Lehrkräfte aus Polen, Tschechien oder anderen Staaten unterrichten gegenwärtig Sorbisch/Wendisch und/oder bilingual? Zu Frage 4 a): Keine. b) Welche Maßnahmen hat die Landesregierung ergriffen, um geeignete Lehrkräfte insbesondere aus den slawischsprachigen Nachbarländern für den Unterricht in Sorbisch /Wendisch zu gewinnen? Welche Ergebnisse gibt es ggf.? Zu Frage 4 b): Es gibt derzeit keine spezifischen singulären Maßnahmen des Landes Brandenburg hierzu. Wie aus den Antworten zu den Fragen 3 und 5 entnommen werden kann, stehen den bis zum Jahr 2024 10 ausscheidenden Lehrkräften 25 vorhandene Lehrkräfte gegenüber, die aktuell nicht im Sorbisch/Wendisch-Unterricht eingesetzt sind. Ob die Anzahl der Studienplätze am Institut für Sorabistik an der Universität Leipzig ausreicht, die mittelfristigen Bedarfe zu decken, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Jedoch stehen dort bereits jetzt höhere Ausbildungskapazitäten bereit als von Studierenden in Anspruch genommen werden; zum Wintersemester 2016/17 gab es im Übrigen mehr Studienanfänger aus Brandenburg als aus Sachsen. Das Land Brandenburg beweist sowohl mit den finanziellen Zuwendungen an die Stiftung für das sorbische Volk als auch mit der Arbeitsstelle für sorbische/wendische Bildungsentwicklung Cottbus sein großes Interesse an dem Erhalt und Ausbau von Kultur und Sprache , auch über die Schulen. Landtag Brandenburg Drucksache 6/9686 - 4 - Frage 5: Nach Angaben der Sächsischen Staatsregierung werden bis 2025 insgesamt 99 Lehrerinnen und Lehrer für Sorbisch aus dem Dienst ausscheiden. Besonders in den Jahren 2017 und 2018 sowie 2024 und 2025 gab bzw. wird es deutliche Abgänge geben. Wie sieht die Situation in Brandenburg aus? a) Wie viele Lehrkräfte mit der Lehrbefähigung Sorbisch/Wendisch werden wegen Erreichen der Altersgrenze bis 2025 aus dem Dienst ausscheiden? Wie verteilen sie sich auf Grundschulen und weiterführende Schulen? Zu Frage 5 a): Von 2019 bis 2025 scheiden insgesamt zehn Lehrkräfte mit der Lehrbefähigung Sorbisch/Wendisch aus dem Dienst aus - sechs Lehrkräfte an Grundschulen und vier Lehrkräfte an Oberschulen. b) Wie viele Lehrkräfte, die im bilingualen Unterricht eingesetzt sind, aber keine Lehrbefähigung für Sorbisch/Wendisch haben, werden wegen Erreichen der Altersgrenze aus dem Dienst ausscheiden? Wie verteilen sie sich auf Grundschulen und weiterführende Schulen? Zu Frage 5 b): Eine Lehrkraft an einer Grundschule, die im bilingualen Unterricht eingesetzt ist und keine Lehrbefähigung für Sorbisch/Wendisch hat, wird wegen Erreichen der Altersgrenze in 2019 aus dem Dienst ausscheiden. Frage 6: Im Bericht zur Lage des sorbischen/wendischen Volkes im Land Brandenburg wird ausgeführt, dass die Zusammenarbeit mit dem Institut für Sorabistik der Universität Leipzig noch nicht optimal. Welche Vorstellungen hat die Landesregierung, um den Studienstandort Leipzig für die Absolventinnen und Absolventen des Niedersorbischen Gymnasiums in Cottbus als traditioneller Hauptzielgruppe attraktiver zu machen? Zu Frage 6: Die Landesregierung hat ihr Engagement durch die zusätzliche Ausstattung des Instituts für Sorabistik an der Universität Leipzig mit Personalmitteln für eine halbe wissenschaftliche Mitarbeiterstelle für Lehre und Forschung Niedersorbisch-Fachdidaktik verstärkt. Dadurch soll das Niedersorbisch-Angebot gestärkt und durch die Brandenburgspezifische Ausrichtung für Lehramtsstudierende aus Brandenburg attraktiver werden. Das Land wird darüber hinaus weiterhin auf die Berufsperspektiven mit einem Sorbisch /Wendisch-Lehramtsstudium hinweisen und dieses im Rahmen der entsprechenden Informationsveranstaltungen am Niedersorbischen Gymnasium durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, das Staatliche Schulamt Cottbus, die Arbeitsstelle für sorbische /wendische Bildungsentwicklung Cottbus sowie das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur kommunizieren. Frage 7: Maßnahmenplan zur Erhöhung der Zahl der Absolventinnen und Absolventen für den Einsatz im Fach Sorbisch/Wendisch bzw. im bilingualen Unterricht: a) Welche Maßnahmen hat die Landesregierung bereits umgesetzt bzw. plant, um das Ausscheiden von Lehrkräften mit Lehrbefähigung für Sorbisch/Wendisch und/oder für den bilingualen Unterricht zu kompensieren? Zu Frage 7 a): Auf die Antworten zu den Fragen 4b) und 6 wird verwiesen. Landtag Brandenburg Drucksache 6/9686 - 5 - b) Gibt es Bedingungen, unter denen die Landesregierung die gegenwärtig auf Leipzig konzentrierten Mittel für die Ausbildung von Sorbisch/Wendisch-Lehrkräften (wieder) an die Universität Potsdam verlagern würde? Gehört Sorbisch/Wendisch zu den Fächern , für die im Rahmen der neuen Hochschulverträge künftig in Brandenburg Studienplätze vorgehalten werden sollen? Zu Frage 7 b): Das Institut für Sorabistik an der Universität Leipzig ist deutschlandweit einzigartig . Neben den Philologie- oder Lehramtsstudiengängen im Fach Sorabistik widmet sich das Institut auch der systematischen Erforschung der Sprache, Literatur und Geschichte der Lausitzer Sorben und ermöglicht so die Bewahrung und Vermittlung der Kultur der sorbischen Minderheit in Deutschland, auch in einem europäischen Kontext. Die Kooperation von Sachsen und Brandenburg trägt dabei zu den guten Studienbedingungen in der Sorabistik und zur Wahrnehmung des Instituts in der Hochschullandschaft bei. Ein Herauslösen der Ausbildung im Niedersorbischen und dessen Verlagerung an die Universität Potsdam würde die Bedeutung des Instituts schmälern. Gleichzeitig mangelt es an geeigneten Bewerbern, sodass ein entsprechendes eigenes Studienangebot nicht ausgeschöpft würde.