Landtag Brandenburg Drucksache 6/9934 6. Wahlperiode Eingegangen: 14.11.2018 / Ausgegeben: 19.11.2018 Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 3977 des Abgeordneten Steeven Bretz (CDU-Fraktion) Drucksache 6/9762 Entwicklung des MediaTech Hubs Potsdam Namens der Landesregierung beantwortet der Minister für Wirtschaft und Energie die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkungen des Fragestellers: Im Juni 2017 hat der MediaTech Hub seine Arbeit aufgenommen, interimsmäßig betrieben von media:net berlinbrandenburg e.V. Im Juli 2018 erfolgte dann, nach dem Abschluss eines europaweiten Vergabeverfahrens, die Auswahl der endgültigen Betreiber. Zusammen mit media:net berlinbrandenburg e.V. erhielt die Babelsberger Firma transfermedia production services den Zuschlag. Anschließend wurde die MediaTech Hub Management GmbH als Kommunikations- und Marketingzentrale des Hubs gegründet. Potsdam ist mit seinem Digital Hub der einzige Standort der Initiative in Deutschland, der auf Medientechnologien, Digital Engineering und Virtual /Augmented Reality spezialisiert ist. Finanziert wird das Projekt mit insgesamt 800.000 Euro für drei Jahre, dabei stammen drei Viertel aus dem Haushalt des Landes Brandenburg , ein Viertel trägt die Landeshauptstadt. Vorbemerkungen der Landesregierung: Die Landeshauptstadt Potsdam ist im April 2017 seitens der Bundesregierung als eines von bundesweit zwölf „Digital Hubs“ ausgewählt worden. Als bundesweit einziger Hub repräsentiert Potsdam den Bereich Medientechnologie . Die Bewerbung konnte nur erfolgreich sein, weil sie von über 40 Medienunternehmen und Einrichtungen wie Hochschulen sowie der Landesregierung aktiv unterstützt worden ist. Im Rahmen des MediaTech Hub Potsdam sind als einer der beiden ersten Vorhaben das MediaTech Lab und das volumetrische Studio realisiert worden. Beide Vorhaben sind auch Gegenstand der vorliegenden parlamentarischen Anfrage. Der MediaTech Hub Potsdam hat bereits eine große nationale und internationale Aufmerksamkeit erhalten, was sich auch in einigen internationalen Delegationsreisen nach Potsdam ausdrückt. Angesichts der Bedeutung des Gesamtvorhabens begrüßt es die Landesregierung ausdrücklich , dass das Vorhaben seitens des Landtages intensiv begleitet wird (siehe Fragestunde Mündliche Anfrage 900 vom 11.05.2017 (LT-Drs. 6/6587), Kleine Anfrage 2817 vom 04.07.2017 (LT-Drs. 6/6928), Kleine Anfrage 3742 vom 17.07.2018 (LT-Drs. 6/9208). Frage 1: Welche Auswahlkriterien waren für die Betreiberauswahl des MediaTech Hubs Potsdam entscheidend? zu Frage 1: Die Landeshauptstadt Potsdam ist als Träger des MediaTech Hub Potsdam eigenverantwortlich für die Ausschreibung des Hub Managements zuständig. Im Rahmen eines europaweiten Vergabeverfahrens ist der Betreiber des Hub Managements ausge- Landtag Brandenburg Drucksache 6/9934 - 2 - wählt worden. Zuschlagskriterien für die Auswahl des Betreibers des Hub Managements waren ausweislich der öffentlich zugänglichen Ausschreibungsunterlagen die Qualität des Konzepts, die Präsentation des Konzepts, die Höhe der Kosten und die Plausibilität der Projektkalkulation. Frage 2: Wie gestaltet sich die Gesamtfinanzierung des MediaTech Hubs? Bitte nach Quellen und Finanzmitteln aufschlüsseln. zu Frage 2: Die Landeshauptstadt Potsdam hat für einen Zeitraum von drei Jahren Fördermittel i.H.v. 600.000 Euro aus dem Programm der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) mit dem Fördertatbestand eines Regionalmanagements bei der ILB beantragt und genehmigt bekommen. Ergänzt um einen geplanten Eigenanteil der Stadt Potsdam von 200.000 Euro, ergibt sich für den vorgesehenen Leistungszeitraum ein Budget von 800.000 Euro. Frage 3: Für welche konkreten Projekte und Vorhaben sollen die Finanzmittel des Digital Hub verwendet werden? zu Frage 3: Ausweislich der auch öffentlich zugänglichen Informationen zum Vergabeverfahren (ted.europa.eu) ist das Hub Management vor allem auf kommunikativer Ebene tätig und soll insbesondere Kooperationen, Wissenstransfer, Vernetzung, Presse- und Marketingaktivitäten des MediaTech Hub Potsdam regional, überregional und international fördern . Das Hub Management verantwortet zudem die Konzeption und Durchführung crossmedialen Marketings auf Basis einer zu erstellenden Webplattform und eines Social Media-Konzepts. Dabei soll der ständige Austausch mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie als federführendes Organ der „de:hub“-Initiative und den eingesetzten Agenturen, mit den Standortakteuren sowie den anderen ausgewählten Hubs in Deutschland sichergestellt werden. Die schon heute gute Vernetzung der Medienunternehmen und Institutionen am Standort soll stärker genutzt werden, um die nationale und internationale Sichtbarkeit zu erhöhen und das Standortwachstum voranzubringen. Frage 4: In einem Interview mit der Wirtschaftswoche vom 05.09.2018 sprach die Geschäftsführerin des MediaTech Hubs, Andrea Peters, davon, dass zusammen mit der Investitionsbank des Landes Brandenburg ein Fonds geplant ist, der die Anschubfinanzierungen für Startups des Hubs möglich machen soll. Wie ist der Stand der Planungen? (Bitte ausführlich) zu Frage 4: Ein beabsichtigtes Vorhaben zur finanziellen Unterstützung von Startups im Medienbereich durch eine Fondslösung befindet sich derzeit noch im Konzeptionsstadium. Unter den möglichen Partnern befinden sich neben der Investitionsbank des Landes Brandenburg und dem Hub Management auch Privatunternehmen. Kern des Vorhabens ist die Betreuung von Gründungswilligen und Jungunternehmen im Bereich Medientechnologien für einen begrenzten Zeitraum in einem Coworking Space, zudem Beratung und Mentoring in der Vorgründungs- und Gründungsphase sowie Zugang zu Investoren und ggf. Frühphaseninvestitionen. Ziel soll es sein, im Rahmen des MediaTech Hub Potsdam weitere Startups mit medientechnologischer Grundlage und skalierbaren Geschäftsmodellen am Standort anzusiedeln. Landtag Brandenburg Drucksache 6/9934 - 3 - Frage 5: Welche finanzielle Ausstattung ist für den Fonds vorgesehen? zu Frage 5: Da das Vorhaben sowohl inhaltlich als auch finanziell noch nicht finalisiert ist (siehe Antwort zu Frage 4), kann zur finanziellen Ausstattung eines potentiell einzusetzenden Fonds zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage getroffen werden. Der finanzielle Umfang einer solchen Fondslösung hängt auch stark vom Umfang des Engagements der privaten Partner ab. Frage 6: Wie viele Startups sind mittlerweile im Rahmen des Coworking-Space-Projekts „MediaTech Lab“ ansässig? zu Frage 6: Anfang des Jahres 2018 startete das Ministerium für Wirtschaft und Energie - als Initiator des MediaTech Lab - einen öffentlichen Bewerbungsaufruf für die Vermietung der Büroräume im MediaTech Lab. Eine aus Vertretern von Medieneinrichtungen am Standort, der Stadt Potsdam und des MWE besetzte Jury wählte sechs Startups aus, die die Büroräume nach Abschluss des Bewerbungsverfahrens ab April 2018 zu vergünstigten Konditionen beziehen konnten. Um dieses Projekt zu ermöglichen, ist eine Tochtergesellschaft der Stadt Potsdam als Betreiber des MediaTech Lab eingesetzt, um die Büroräume an die Startups günstig weiterzuvermieten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind sieben Startups im MediaTech Lab ansässig. Die Büroräume sind damit komplett belegt. Das Vorhaben unterstreicht den hohen Bedarf an günstigem und kurzfristig verfügbarem Büroraum mit einer entsprechenden zielgruppenorientierten Infrastruktur. Frage 7: Welche Anzahl an unterstützten Startups ist am Standort langfristig geplant? zu Frage 7: Neben dem MediaTech Lab gibt es weitere Initiativen am Standort, um Gründungswilligen die Ansiedlung in der Medienstadt Babelsberg zu ermöglichen (z.B. das „Startbüro“ der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Kooperation mit Studio Babelsberg ). Die derzeit vorangetriebenen inhaltlichen Maßnahmen in der Medienstadt Babelsberg (siehe auch Antwort auf Frage 4) werden es zukünftig erlauben, weitere Startups anzusiedeln . Die zahlreichen baulichen Aktivitäten in der Medienstadt Babelsberg (z.B. das Bauvorhaben auf dem ehemaligen Parkplatz des Studiogeländes an der August-Bebel- Straße) werden ebenfalls dazu beitragen, neuen Büroraum für Startups zu schaffen. Frage 8: Die Landesregierung gab für das in Potsdam Babelsberg angesiedelte, neuartige volumetrische Studio zwei Millionen Euro an Fördermitteln. Betrieben wird dieses von der Volucap GmbH, einem Konsortium aus ARRI Cine Technik GmbH & Co. Betriebs KG, Fraunhofer-Gesellschaft, Interlake System GmbH, Studio Babelsberg AG und UFA GmbH. Inwiefern ermöglicht die Beteiligung des Landes Startups und ortsansässigen Digital- und Medienunternehmen einen bevorzugten Zugang zum volumetrischen Studio im Vergleich zu anderen kommerziellen Kunden? zu Frage 8: Die Landesregierung ist nicht an der Volucap GmbH beteiligt, sondern hat das Vorhaben im Rahmen eines Innovationsclusters gefördert. Vorrangiger Zweck der Volucap GmbH ist gemäß Gesellschaftsvertrag die Ziele des GRW-Koordinierungsrahmens zu verfolgen , z.B. die Unterstützung der regionalen und überregionalen Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und wirtschaftsnahen sowie akademischen Einrichtungen, die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit relevanter Unternehmen in der Region, insbesondere KMU, und der Aufbau entsprechender Informationsnetzwerke bzw. der weitergehenden Landtag Brandenburg Drucksache 6/9934 - 4 - Vernetzung mit bereits verfügbaren, themenverwandten Plattformen in der Region. Ein weiterer, damit eng verbundener Zweck der Gesellschaft ist der Aufbau und Betrieb von Produktionseinrichtungen, insbesondere eines volumetrischen Aufnahmestudios für die Erstellung von immersiven Medien, die Forschung in diesem Bereich sowie die Entwicklung und der Betrieb von in diesem Zusammenhang entstehenden Medienanwendungen. Die sehr plurale Ausgestaltung des Gesellschafterkreises unter Einbeziehung dreier führender Medienunternehmen, eines IT-Unternehmens sowie einer der führenden Forschungseinrichtungen in Deutschland bildet eine gute Grundlage für die Erreichung der Förderziele eines Innovationsclusters und um durch das privatwirtschaftliche Engagement der Gesellschafter auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Entsprechend des GRW- Koordinierungsrahmens und des Förderbescheids müssen alle potentiellen Kunden einen diskriminierungsfreien Zugang zu gleichen Bedingungen zum volumetrischen Studio erhalten . Lediglich wissenschaftliche Einrichtungen, wie die Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, erhalten vergünstigte Bedingungen, um die Nutzung zum Zwecke der Ausbildung, Forschung und zum aktiven Technologietransfer zu ermöglichen.