— 1 — B R E M I S C H E B Ü R G E R S C H A F T Landtag 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 1092 Kleine Anfrage der Fraktion der SPD vom 20. August 2013 Selbstständigkeit und Existenzgründung im Land Bremen Unternehmensgründungen sind ein wesentlicher Motor wirtschaftlicher Entwicklung, weil sie neue Ideen und neue Arbeitsplätze generieren und Wachstumsimpulse geben . Dass die Zahl der Existenzgründungen, anders als im übrigen Bundesgebiet, im Land Bremen in den vergangenen Jahren nicht gesunken ist, ist ein positives Signal. Die Handelskammer Bremen sieht hierin auch das Ergebnis einer guten Beratungsund Unterstützungsinfrastruktur, wie sie u. a. die Existenzgründungsinitiative B.E.G.IN und das Unternehmerbüro bieten. Gleichzeitig dürfte auch im Land Bremen gelten, dass die derzeit relativ gute Verfassung des Arbeitsmarktes potenzielle Gründerinnen/ Gründer vom Schritt in die Selbstständigkeit abhalten könnte. Dennoch sollten die Bemühungen um Unternehmensgründungen intensiv fortgesetzt werden, auch um im Rahmen des stetig stattfindenden Strukturwandels eine stets wettbewerbsfähige Wirtschaftsstruktur aufrecht zu erhalten. Auch aufgrund der zu erwartenden demografischen Entwicklung scheint es geboten, künftig vor allem im Technologiebereich Gründungen noch stärker und gezielter zu unterstützen und vermehrt Frauen sowie Menschen in der zweiten Lebenshälfte zur Selbstständigkeit zu ermutigen. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie schätzt der Senat die Bedeutung von Selbstständigkeit und Gründungen für die arbeitsmarktpolitische, technologiepolitische und wachstumspolitische Entwicklung des Landes Bremen ein, und welche Notwendigkeit bzw. Möglichkeiten sieht er, deren Förderung gezielt als wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisches Instrument zu nutzen? 2. Wie haben sich im Land Bremen Selbstständigkeit und Gründungen in den vergangenen Jahren – differenziert nach Wirtschaftssektoren und, soweit möglich , nach Stadtgemeinden – entwickelt, wie hoch war jeweils der Anteil der innerhalb eines Jahres gescheiterten Gründungen? 3. Welche konkreten Wirkungen hatten Existenzgründungen in den vergangenen Jahren für den Arbeitsmarkt im Land Bremen – möglichst differenziert nach Stadtgemeinden und dem Geschlecht der Gründenden? 4. Mit welchen Förderinstrumenten wurde Existenzgründung in den vergangenen Jahren im Land Bremen gefördert, mit welchen Mitteln wurden diese finanziert, welche Ressorts waren finanziell, gestaltend und organisatorisch daran beteiligt ? 5. Welche Instrumente hält der Senat für geeignet, insbesondere Gründungen im Technologiebereich zu fördern und Frauen sowie Menschen in der zweiten Lebenshälfte zu Gründungen zu ermutigen? 6. Welche Stellen, Initiativen und Institutionen befassen sich in Bremen und Bremerhaven mit welchen Aspekten der Beratung, Betreuung und Unterstützung von Gründungswilligen und Existenzgründerinnen/Existenzgründern, und wie wird deren Arbeit koordiniert? 7. Wie kann aus Sicht des Senats das Unterstützungs- und Förderangebot für Gründungsinteressierte im Land Bremen weiter optimiert und gleichzeitig die — 2 — Effizienz der Förderstruktur weiter verbessert sowie den sich veränderten Gegebenheiten angepasst werden? Dieter Reinken, Andreas Kottisch, Björn Tschöpe und Fraktion der SPD D a z u Antwort des Senats vom 15. Oktober 2013 Vorbemerkung In Deutschland gibt es etwa 4,2 Mio. Personen, die in ihrer (Haupt-)Erwerbstätigkeit einer selbstständigen Tätigkeit nachgehen. Dies entspricht einer Selbstständigenquote von 11,0 %, wobei die Verteilung auf Männer und Frauen rund 70 % zu 30 % beträgt. Auf das Land Bremen entfallen davon ca. 30 Tsd. Selbstständige (Institut für Mittelstandsforschung Bonn – IfM, lt. Mikrozensus 2011). Das entspricht einer Selbstständigenquote von 11,3 %, deren Verteilung auf Männer und Frauen dem Bundesdurchschnitt entspricht. Über einen Zeitraum von 1991 bis 2012 konnte ein kontinuierlicher Anstieg der Zahl der Selbstständigen im Bundesgebiet und im Land Bremen registriert werden. Dieser hat sich im Land Bremen dabei stärker als im Bundesdurchschnitt entwickelt. Gleichzeitig wird aber spätestens seit 2004 ein spürbarer Rückgang der Existenzgründungszahlen 1) registriert, der in 2012 im Bundesgebiet mit 346 Tsd. (- 13,7 % zu 2011) und einem negativen Saldo von 24 Tsd. Unternehmen seinen vorläufigen Tiefpunkt seit 15 Jahren erreichte. Für das Land Bremen zeichnete sich hier ein deutlich gemäßigteres Bild ab. Zwar war hier gleichfalls ein Rückgang der Gründungszahlen auf nunmehr 3 487 (- 4,5 %) gegenüber 2012 zu registrieren, aber mit einem immer noch positiven Saldo von 257 Existenzgründungen im Verhältnis zu den Unternehmensliquidationen. Ein solcher positiver Gründungssaldo konnte nur noch in den traditionell gründungsstarken Bundesländern Berlin, Hamburg und Bayern beobachtet werden. Die Aufteilung bei den Existenzgründungen zwischen Männern und Frauen beträgt hier wie oben dargestellt im Bundes- und Landesdurchschnitt 65 % zu 35 %, sodass bei den Neugründungen eine höhere Frauenquote zu verzeichnen ist als im Bestand der Selbstständigen . Verstärkt wurde dieser Rückgang zudem aufgrund der Neuordnung/restriktiveren Förderung der Agentur für Arbeit beim Gründungszuschuss und beim Einstiegsgeld. 1. Wie schätzt der Senat die Bedeutung von Selbständigkeit und Gründungen für die arbeitsmarktpolitische, technologiepolitische und wachstumspolitische Entwicklung des Landes Bremen ein, und welche Notwendigkeit bzw. Möglichkeiten sieht er, deren Förderung gezielt als wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisches Instrument zu nutzen? Unternehmerische Selbstständigkeit und Gründungen kommen im Land Bremen bedeutende arbeitsmarktpolitische, technologiepolitische und wachstumspolitische Effekte zu. Von Gründungen gehen Impulse aus, die sich positiv auf Arbeitsplätze, Unternehmensstruktur und Diversifikation auswirken. Gleichzeitig werden mit Gründungen auch hohe volkswirtschaftliche Erwartungen verbunden . Sie sollen Arbeitsplätze schaffen, Innovationen generieren und Bestandsunternehmen im Wettbewerb herausfordern. Die Stadtstaaten sind aufgrund von Agglomerationseffekten (kurze Wege mit geringen Transaktionen und wenig Transportkosten, große lokale Absatzmärkte) traditionell stark in der Gründungsaktivität und in der Selbstständigkeit. So wird für das Land Bremen nach Berlin und Hamburg auch regelmäßig die drittgrößte Gründungsquote im Bundesgebiet registriert. Der Senat schätzt die Bedeutung von Selbstständigkeit und Gründungen für die technologische Entwicklung des Wirtschaftstandortes Bremen hoch ein, weil tech- ––––––– 1) Für die Betrachtung der Gründungen wird von Existenzgründungen nach der Definition des IfM Bonn ausgegangen. Ausgehend von der Gewerbemeldestatistik sind nur etwas mehr als 45 % aller Gewerbemeldungen echte neue Unternehmen am Markt. Um ein realistisches Bild zu geben , werden, sofern von Gründungen die Rede ist, diese Zahlen angegeben. — 3 — nologieorientierte Unternehmen ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Bremens sind. Gerade diese Unternehmen können mit ihrem Technologie- und Innovationsvorsprung frühzeitig neue Märkte erreichen, darüber hochwertige Arbeitplätze schaffen und maßgebliche Beiträge für den Strukturwandel leisten. Vor dem Hintergrund der schwierigen wirtschaftlichen Startbedingungen von Technologieunternehmen leistet die bremische Technologiepolitik mit der Bereitstellung der erforderlichen Rahmenbedingungen daher wichtige Beiträge zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum und zur Sicherung vorhandener sowie zur Schaffung neuer zukunftsfähiger Arbeitsplätze. Technologieorientierte Unternehmensgründungen sind regelmäßig geprägt von langen Forschungs- und Entwicklungszeiten, einem hohen Kapitalbedarf und einer schwer zu beurteilenden Marktsituation. Dementsprechend fördert der Senat die Technologieunternehmen über die Wirtschaftsförderungsinstitutionen der Freien Hansestadt Bremen mit umfangreichen Beratungs-, Qualifizierungs- und Finanzierungsförderangeboten und sind auf den jeweiligen Unternehmensentwicklungsstand ausgerichtet. Die Förderung der Selbstständigkeit war zudem in den vergangenen Jahren ein Schwerpunkt der aktiven Arbeitsmarktpolitik in Bremen. Das gilt insbesondere für den Rechtskreis SGB III. Mittelkürzungen sowie Anpassungen seitens des Bundesgesetzgebers haben allerdings dazu geführt, dass diese als erfolgreich evaluierten Instrumente 2012 deutlich zurückgenommen und dem entsprechend weniger genutzt worden sind als in den Jahren zuvor. So sind in 2012 die Zugänge in die Förderung der Selbstständigkeit durch die Bundesagentur für Arbeit bundesweit um ca. 90 % zurückgegangen. Im Land Bremen haben im Durchschnitt des Jahres 2012 rund 550 Personen (Frauenanteil 47,8 %) eine Förderung im Rahmen des Gründungszuschusses erhalten. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang um mehr als ein Drittel (- 36,1 %). Noch gravierender sind die Rückgänge der Existenzgründungsförderung im Rechtskreis SGB II. 2012 gab es im Land Bremen durchschnittlich 194 Personen , die das Einstiegsgeld bei selbstständiger Tätigkeit erhalten haben. Gegenüber 2011 bedeutet das ein Rückgang um - 42,8 %. Der Frauenanteil beträgt 45,0 %. Der dramatische Einbruch der Förderung der Selbstständigkeit von Arbeitslosen ist auf die seitens der Bundesregierung beschlossenen Gesetzesänderungen zurückzuführen. Neben dem Land Bremen haben zahlreiche andere Länder diese Beschneidung der Gründungsförderung als besonders kontraproduktiv abgelehnt, denn Deutschland brauche eine nachhaltige und umfassende Gründungsförderung. Gleichzeitig sind hier verstärkt Anstrengungen in der Beratung registriert worden, damit Existenzgründerinnen/Existenzgründer überhaupt in den Genuss dieser verbleibenden Förderungen kommen können. Der Senat ist der Ansicht, dass die Förderung der Selbstständigkeit auch weiterhin ein zentraler Aspekt der bremischen Arbeitsmarktpolitik sein sollte. Allerdings sind die Möglichkeiten aufgrund der Mittelkürzungen im ESF und der gesetzlichen Anpassungen stark eingeschränkt worden. Aktuell verstärken vor allem die zunehmend verbesserten Erwerbsalternativen durch die positive Arbeitsmarktentwicklung den Rückgang im Gründungsgeschehen . Gleichzeitig werden zukünftig vermehrt die Auswirkungen der demografischen Entwicklung hinzukommen. Aufgrund des feststellbaren Rückgangs der Neugründungen ist der Senat bemüht, die Förderinstrumente insoweit diesen veränderten Rahmenbedingungen so anzupassen, dass die allgemeine gesellschaftliche Bereitschaft zu selbstständiger Tätigkeit weiter gefördert wird. 2. Wie haben sich im Land Bremen Selbständigkeit und Gründungen in den vergangenen Jahren – differenziert nach Wirtschaftssektoren und, soweit möglich, nach Stadtgemeinden – entwickelt, wie hoch war jeweils der Anteil der innerhalb eines Jahres gescheiterten Gründungen? Selbstständigenquote und der Existenzgründungszahlen des IfM Die vorliegenden Zahlen sind der „bereinigten“ Gründungstatistik des IfM Bonn entnommen. Laut deren Definition sind nur etwa 45 % der Gewerbeanmeldungen echte Existenzgründungen. Nicht erfasst sind in den unten angegebenen Zah- — 4 — len Gründungen im Nebenerwerb, Umwandlungen, Rechtsformwechsel etc. Diese sind zwar anzeigepflichtig, aber keine echten Neugründungen am Markt. Über 78 % sind dabei Gründungen in Form eines Einzelunternehmens, sogenanntes Kleinstgewerbe. Eine Differenzierung auf Bremen und Bremerhaven existiert nur für die reinen Gewerbeanzeigen und nicht für die bereinigten Existenzgründungszahlen. Die Aufteilung auf die Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven kann nur geschätzt werden, sie variiert, folgt man der Gewerbeanmeldestatistik , zwischen 75 bis 80 % zu 20 bis 25 %. Eine Aufschlüsselung auf Männer und Frauen erfolgt in der IfM-Statistik auf Länderebene nicht. Im Bundesdurchschnitt weist das IfM etwas mehr als 30 % der Existenzgründungen von Frauen aus. Land Bremen 2010 2011 2012 Existenzgründungen 3 638 3 653 3 487 Liquidationen 3 140 2 991 3 230 Saldo 498 662 257 Aufteilung nach Wirtschaftssektoren Land Bremen Analog zu den Existenzgründungen sind bereinigte Zahlen nur für das Bundesgebiet durch das IfM Bonn verfügbar. Deshalb werden die folgenden Angaben für die Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven nur nachrichtlich in der Größenordnung wiedergegeben, wie sie der Gewerbemeldestatistik unter der Rubrik „Neugründung“ entnommen werden können. Insofern ergeben sich die deutlichen Abweichungen zu den Zahlen vom IfM Bonn. Die Wirtschaftszweige folgen der Klassifikation der Wirtschaftszweige (Ausgabe 2008, WZ 2008). Eine Aufteilung nach Männern und Frauen erfolgt über die wirtschaftssektorenbezogene Gewerbemeldestatistik nicht. Diese wird nur für die generelle Gewerbemeldestatistik ausgewiesen. Danach beträgt der Frauenanteil rund 35 %. Stadt Bremen Wirtschaftszweig 2010 2011 2012 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 23 18 14 Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 2 — — Verarbeitendes Gewerbe 250 202 217 Energieversorgung 40 17 37 Wasserversorgung (inklusive Entsorgung) 12 5 10 Baugewerbe 782 758 826 Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 995 929 927 Verkehr und Lagerei 154 161 127 Gastgewerbe 293 222 228 Information und Kommunikation 180 222 175 Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 122 132 110 Grundstücks- und Wohnungswesen 72 85 83 Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen , technischen und sonstigen Dienstleistungen 947 868 836 Erziehung/Unterricht, Gesundheits-/Sozialwesen, Öffentliche Verwaltung/Verteidigung/Sozialversicherung , Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 592 566 472 Kunst, Unterhaltung und Erholung 129 115 106 — 5 — Stadt Bremerhaven Wirtschaftszweig 2010 2011 2012 Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 1 — — Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden — — — Verarbeitendes Gewerbe 80 29 17 Energieversorgung 11 10 7 Wasserversorgung (inklusive Entsorgung) 7 6 1 Baugewerbe 240 242 198 Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 242 190 201 Verkehr und Lagerei 39 25 17 Gastgewerbe 118 126 126 Information und Kommunikation 47 34 27 Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 38 24 26 Grundstücks- und Wohnungswesen 17 14 25 Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen , technischen und sonstigen Dienstleistungen 210 226 230 Erziehung/Unterricht, Gesundheits-/Sozialwesen, Öffentliche Verwaltung/Verteidigung/Sozialversicherung , Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 149 182 132 Kunst, Unterhaltung und Erholung 16 14 14 Anteil der gescheiterten Gründungen Zu den gescheiterten Gründungen liegen keine gesicherten Zahlen vor. Es existieren hierzu lediglich Schätzungen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hat im Gründungsmonitor 2011 Zahlen zur Mobilität von Gründungen veröffentlicht . Demzufolge sind nach einem Jahr noch 85 % aller Gründungsprojekte am Markt, nach 36 Monaten wird eine Liquidierungsquote von rund einem Drittel angenommen. Dabei machen Insolvenzen nur einen Anteil von 4 % aus, der ganz überwiegende Teil (57 %) beendete das Gründungsvorhaben durch Marktaustritt und rund ein Viertel aller Gründungen sind sogar nur auf Zeit angelegt. Gesicherte geschlechterspezifische Daten liegen hierzu nicht vor. Im B.E.G.IN-Netzwerk werden zwar keine Liquidationen registriert, allerdings wird in etwa 10 % der Beratungen von Gründungsprojekten abgeraten. Aus Kundenbefragungen, die regelmäßig nach Ablauf eines Kalenderjahres durch die B.E.G.IN-Gründungsleitstelle bei den beratenden Personen durchgeführt werden, lässt sich aber ableiten, dass etwa 60 % der Gründungsinteressierten letztlich auch gegründet haben. Aufgrund des überdurchschnittlichen Frauenanteils im B.E.G.IN-Beratungsnetzwerk sind davon rund 40 % Gründungen durch Frauen. 3. Welche konkreten Wirkungen hatten Existenzgründungen in den vergangenen Jahren für den Arbeitsmarkt im Land Bremen – möglichst differenziert nach Stadtgemeinden und dem Geschlecht der Gründenden? Das IfM Bonn veröffentlicht für die Bundesländer jedes Jahr entsprechende Existenzgründungszahlen. Die aus der Gewerbeanmeldestatistik basierende und durch Herausrechnung nur formaler Gewerbeanzeigen bereinigte Statistik zeigt für das Land Bremen folgende Daten: — 6 — Jahr 2008 2009 2010 2011 2012 Existenzgründungen 3 200 3 538 3 638 3 653 3 487 Belastbare Zahlen, welche Wirkung diese Existenzgründungen auf den Arbeitsmarkt haben, gibt es nicht. Auch hier existieren nur Schätzungen, die dem KfWGründungsmonitor entnommen werden können. Demnach wird davon ausgegangen , dass jede Selbstständige/jeder Selbstständige in der Gründungsphase noch rund 1,8 Vollzeitarbeitsplätze schafft (vergleiche KfW-Gründungsmonitor 2013 für das Gründungsgeschehen 2012). Gleichfalls ist eine Aufteilung auf die Stadtgemeinden nur in der Weise möglich, wie in der Antwort zu Frage 2 dargestellt . 4. Mit welchen Förderinstrumenten wurde Existenzgründung in den vergangenen Jahren im Land Bremen gefördert, mit welchen Mitteln wurden diese finanziert, welche Ressorts waren finanziell, gestaltend und organisatorisch daran beteiligt ? 6. Welche Stellen, Initiativen und Institutionen befassen sich in Bremen und Bremerhaven mit welchen Aspekten der Beratung, Betreuung und Unterstützung von Gründungswilligen und Existenzgründerinnen/Existenzgründern, und wie wird deren Arbeit koordiniert? Frage 4 und 6 werden zusammen beantwortet, da alle Institutionen, die sich mit Fragen der Existenzgründung und deren Unterstützung im Land Bremen befassen , im Wesentlichen im B.E.G.IN-Netzwerk vertreten sind. Abgesehen von den sonstigen in diesem Segment gewerblich tätigen Stellen (z. B. Steuer- und Wirtschaftsberater ) kann somit ein vollständiges Bild für das Land Bremen dargestellt werden. Auf weitere, netzwerkexterne Beratungsangebote hat das B.E.G.INNetzwerk bzw. der Senat keinen Einfluss. Im B.E.G.IN-Netzwerk selbst sind derzeit 16 Institutionen vertreten, deren Zusammenarbeit über die B.E.G.IN-Gründungsleitstelle bei der RKW Bremen GmbH koordiniert und deren Arbeit zweimal jährlich in Koordinierungsrunden sowie durch themenspezifische und anlassbezogene Gruppenarbeit abgestimmt wird. Spezifische Angebote gibt es zudem für Existenzgründungen von Frauen (Coaching-Reihen bei belladonna e. V. und ESF-finanzierte Beratung) sowie über das Förderprogramm BRUT, mit dem innovative Existenzgründungsvorhaben aus dem wissenschaftlichen Umfeld systematisch und gezielt über ein Gründungsvorbereitungsprogramm unterstützt werden. Die folgenden Übersichten geben die Struktur des B.E.G.IN-Netzwerkes und die von den Partnern angebotenen verschiedenen Unterstützungs- und Förderinstrumente wider, die Gründungsinteressierte im Land Bremen in Anspruch nehmen können. Die entsprechenden Angaben sind für die Jahre 2010 bis 2012 aufgeschlüsselt. Aufgrund der besonderen Angebote für Frauengründungen bei B.E.G.IN werden die Förderinstrumente zu etwa 40 % von Frauen in Anspruch genommen. Nicht aufgeführt sind Förderungen aus dem Bereich der Investionszuschüsse. Die über die GA „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) bzw. nach dem Landesinvestitionsförderprogramm (LIP) bewilligten Förderungen sind ganz überwiegend bei Unternehmensübernahmen, die von Beschäftigten erfolgen , jedoch nicht bei Kleinexistenzgründern von Belang. — 7 — Da s B. E. G. IN -N et zw er k m it se in en P ar tn er n — 8 — B e r a tu n g s - u n d F ö r d e r a n g e b o te f ü r E x is te n z g r ü n d u n g e n i m L a n d B r e m e n In s ti tu ti o n A u fg a b e n /A n g e b o te F in a n z ie r u n g d u r c h Z u s c h u s s B E G IN -G rü n d u n g s le it s te ll e (R K W G m b H ) x z e n tr a le G rü n d u n g s b e ra tu n g u n d – k o o rd in ie ru n g ( o h n e G rü n d u n g s fa b ri k ) d a v o n : x C o a c h in g re ih e n f ü r F ra u e n ( b e ll a d o n n a e . 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Entsprechend den zu Frage 1 dargestellten Fördernotwendigkeiten und -möglichkeiten hält der Senat insbesondere solche Instrumente für Gründungen im Technologiebereich für geeignet, die Beratungs-, Qualifizierungs- und Finanzierungsangebote beinhalten. Dazu gehören mit den Programm „BRUT-Gründungsakademie Bremen“ und den Aktivitäten der Bremer Hochschulinitiative zur Förderung von unternehmerischem Denken, Gründung und Entrepreneurship (BRIDGE) u. a. solche Fördermaßnahmen, die explizit innovative technologieorientierte Unternehmensgründungen adressieren. In den Technologie- und Gründerzentren der Freien Hansestadt Bremen (z. B. BITZ, GZA, BioNord, BRIG, T.I.M.E-Ports.) erhalten diese Unternehmensgründungen im Übrigen mit infrastrukturelle Serviceangebote bis hin zu bedarfsgerechten Produktionsflächen. Mit dem Initialfonds der BAB Beteiligungs- und Managementgesellschaft Bremen mbH werden vorrangig für technologieorientierte Existenzgründungsvorhaben eigenkapitalnahe Mittel in Form stiller Beteiligungen bereitgestellt. Gerade im Kontext der Gründungen im Technologiebereich wurden außerdem in 2012 die Möglichkeiten der Wagniskapitalfinanzierung weiter verbessert und insbesondere auch offene Beteiligungen vorgesehen. Mit dem ESF-finanzierten Programm „Gründungsfabrik Bremen/Bremerhaven“ spricht der Senat auch gründungsinteressierte Frauen an. Des Weiteren bieten Institutionen wie belladonna e. V., Frauen in Arbeit und Wirtschaft e. V. sowie das Gründungsnetzwerk B.E.G.IN speziell auf Frauen zugeschnittene Coachingreihen bzw. Workshops an. Die Existenzgründung von Frauen steht zudem im vermehrten Fokus, weil aus der Erfahrung Frauen sehr viel eher eine Beratung und Unterstützung suchen. Durch diese gezielten Maßnahmen beträgt die Frauenquote bei den durch das Netzwerk B.E.G.IN geförderten Existenzgründerinnen und Existenzgründern über 40 % und ist damit deutlich höher als im Bundes- bzw. Landesdurchschnitt. Das Gründungspotenzial älterer Menschen bzw. von Personen in der zweiten Lebenshälfte wird in erster Linie durch die allen gründungsinteressierten Personen offenstehenden Angebote erschlossen. In der Regel können hier alle Gründungsinteressierten in ihrer jeweiligen Lebenssituation entsprechend abgeholt werden. Aufgrund der besonderen persönlichen Lebenssituation älterer Personen (hohes Know-how, Existenzgründung als Alternative aufgrund schwierigerer Vermittlung in abhängige Beschäftigung, größere persönliche und familiäre Betroffenheit bei der Lebensumstellung durch den Gang in eine Selbstständigkeit ) erfolgt die Ansprache hier vorwiegend über die Netzwerkarbeit. Vorstellbar bzw. bereits praktiziert wird eine zielgerichtete Ansprache über die Netzwerkarbeit des „DemografieNetzwerk Nordwest e. V.“, in dem über die Beteiligung der RKW Bremen GmbH mit der B.E.G.IN-Gründungsleitstelle auch bremische Interessen auf diesem Gebiet bereits mit vertreten werden. Obwohl sich das Netzwerk hauptsächlich mit den relevanten Handlungsfeldern und Herausforderungen des demografischen Wandels insgesamt beschäftigt, gibt es durchaus Berührungspunkte zu älteren Gründerinnen/Gründern. Insbesondere Fragestellungen, die sich z. B. auf Fragen der Unternehmensnachfolge als mögliche Alternative für ältere Personen in der Existenzgründung beziehen, werden in diesem Zusammenhang thematisiert. 7. Wie kann aus Sicht des Senats das Unterstützungs- und Förderangebot für Gründungsinteressierte im Land Bremen weiter optimiert und gleichzeitig die Effizienz der Förderstruktur weiter verbessert sowie den sich veränderten Gegebenheiten angepasst werden? Aufgrund der von der Bundesregierung beschlossenen Gesetzesänderungen im SGB III ist die Zahl der Existenzgründerinnen und Existenzgründer dramatisch zurückgegangen. Weiterhin werden in der neuen ESF-Förderperiode die ESFMittel für das Land Bremen deutlich abnehmen. Dennoch ist der Senat der Ansicht, dass die Förderung der Selbstständigkeit auch weiterhin ein zentraler Aspekt der bremischen Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik sein sollte. Vor dem Hintergrund zurückgehender Fördermittel soll insbesondere geprüft werden, wie die Existenzgründungsberatung für Arbeits- — 12 — Druck: Anker-Druck Bremen lose, Frauen und Personen mit Migrationshintergrund im Rahmen des Förderprogramms „Gründungsfabrik Bremen/Bremerhaven“ künftig trotz knapper Mittel fortgesetzt und noch stärker mit den weiteren Angeboten der Gründungsberatung innerhalb des B.E.G.IN-Netzwerks verzahnt werden kann.