— 1 — B R E M I S C H E B Ü R G E R S C H A F T Landtag 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 1511 Kleine Anfrage der Fraktion der SPD vom 3. Juni 2014 Berufsbildungsexport als Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Bremen Das deutsche Berufsausbildungssystem gilt international als vorbildlich. Das Interesse an deutscher Qualifizierungskompetenz hat die Nachfrage nach Berufsbildung aus Schwellen-, aber auch Industrieländern spürbar verstärkt. Sie eröffnet Anbietern beruflicher Aus- und Weiterbildung neue Export- und Wachstumschancen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt diese Entwicklung mit Zuwendungen aus dem Programm „Förderung des Berufsbildungsexports durch deutsche Anbieter“, die sich zumeist über Kooperationen Auslandsmärkte erschließen möchten. Das BMBF beurteilt das Potenzial internationaler Bildungsmärkte als „enorm“ und beziffert das Volumen des deutschen Bildungsexports auf rd. 9,4 Mrd. ‡. Als Zusatzeffekt des Exports von Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen sieht das Ministerium eine Hebelwirkung für die deutsche Industrie, die beim Export von Gütern auf die Existenz gut ausgebildeter Fachkräfte vor Ort angewiesen sei. Qualitativ hochwertige berufliche Bildung werde zunehmend zum Schlüsselfaktor der internationalen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen. Dies gilt für die KMU-Betriebe (kleine und mittlere Unternehmen) stärker als für international agierende Konzerne, die ihre Bildungsstandards innerhalb der eigenen Strukturen exportieren können. Schließlich sei, meint das BMBF, Zusammenarbeit im Bereich beruflicher Bildung geeignet, die Position und das gute Image Deutschlands in der Welt nachhaltig zu stärken. Angesichts der starken Außenhandelsorientierung der bremischen Wirtschaft muss das Land Bremen besonderes Interesse daran haben, die Exportchancen der in Bremen und Bremerhaven vorhandenen Berufsbildungskompetenz zu nutzen sowie entsprechende Netzwerke und Verbünde aufzubauen. Das BMBF richtet seine Förderung auf Verbundprojekte, in denen in der Regel mindestens zwei kommerzielle oder nicht kommerzielle Aus- und Weiterbildungsdienstleister sowie eine Hochschule/ Forschungseinrichtung mit angewandter Dienstleistungsforschung kooperieren. In diesem Zusammenhang sind die Bereiche Arbeit, Bildung, Jugend, (Außen-)Wirtschaft , Wissenschaft und Wirtschaftsförderung zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie bewertet der Senat den Export beruflicher Qualifizierungskompetenz als Beitrag zur Sicherung und Förderung des außenwirtschaftsorientierten Standortes Land Bremen unter besonderer Berücksichtigung der Chancen kleiner und mittlerer Unternehmen auf internationalen Märkten? a) Lassen sich die direkten bzw. indirekten wirtschaftlichen Effekte eines möglichen Exports beruflicher Aus- und Weiterbildung aus dem Land Bremen quantifizieren – falls ja, in welcher Höhe sind sie zu erwarten? Liegen hierzu Daten vergleichbarer Standorte vor? b) (Wie) könnte ein verstärkter Berufsbildungsexport aus Bremen und Bremerhaven die Deckung des Fachkräftebedarfs bremischer Unternehmen und das Image des Wirtschaftsstandorts Land Bremen verbessern? c) Unterstützt der Berufsbildungsexport die Möglichkeit der Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen in Bremen und Bremerhaven, gegebenenfalls in welcher Weise? — 2 — 2. Wie viele kommerzielle und nicht kommerzielle Anbieter von Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen sind im Land Bremen ansässig, und wie beurteilt der Senat deren Fähigkeit bzw. Chance, ihre Kompetenz allein oder im Verbund international zu vermarkten? a) Ist dem Senat bekannt, dass im Land Bremen ansässige Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung ihre Kompetenz bereits im Ausland anbieten , gegebenenfalls wo und in welcher Form? b) Ist dem Senat bekannt, ob und gegebenenfalls welche Anbieter beruflicher Qualifizierung das Programm „Förderung des Berufsbildungsexports durch deutsche Anbieter“ nutzen, nutzten oder sich darum beworben haben? c) Ist dem Senat bekannt, ob Anfragen für eine zukünftige Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung von Institutionen anderer Länder bzw. das Interesse an einer Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung im Rahmen von bestehenden transnationalen Projekten am Berufsbildungsexport vorliegen ? d) Welche Wissenschaftseinrichtungen, Kammern/zuständigen Stellen, Sozialpartner und bremischen Netzwerke (u. a. VIA Bremen) sind nach Kenntnis des Senats geeignet und in der Lage, sich als Partner an Verbünden zum Berufsbildungsexport zu beteiligen, welche Kooperationen werden oder wurden gegebenenfalls mit welchen Ergebnissen praktiziert? e) Gibt es im Land Bremen geeignete Instrumente zur Förderung von Berufsbildungsexport – falls nein, sollte es sie geben? Haben die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) oder andere bremische Institutionen in den vergangenen Jahren Berufsbildungsexport gefördert oder entsprechende Anträge bearbeitet, wenn ja, wie häufig und mit welchem Ergebnis? f) In welcher Weise unterstützen im Land Bremen tätige Kammern und Verbände den Export bremischen Berufsbildungs-Know-hows bzw. welche Unterstützung könnten oder sollten sie nach Einschätzung des Senats leisten? 3. Wie bewertet der Senat die Chance, Berufsbildungskompetenz aus Bremen und Bremerhaven im Rahmen bestehender Städtepartnerschaften, in bestehenden internationalen Beziehungen (u. a. Ariane Städtebund) oder im Kontext transnationaler Projekte zu vermarkten? Andreas Kottisch, Dieter Reinken, Björn Tschöpe und Fraktion der SPD D a z u Antwort des Senats vom 29. Juli 2014 Vorbemerkung Das duale System der beruflichen Bildung in Deutschland, das in betrieblicher Verantwortung praxisnahe Ausbildung in Betrieben mit theoretischem Lernen in Schule verknüpft, genießt weltweit Anerkennung. Mit interessierten Ländern wurden und werden deshalb auf nationaler Ebene, insbesondere in der Verantwortung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), Vereinbarungen zum diesbezüglichen Know-how-Transfer getroffen, um die Berufsbildungssysteme anderer Nationen in Richtung auf eine Dualisierung zu verändern. Der Transfer von Berufsbildungsangeboten kann in aller Regel nicht eins zu eins erfolgen, sondern macht Anpassungen an die spezifischen nationalen Strukturen nötig, wie Prof. Euler in einer Studie für die Bertelsmann Stiftung („Das duale System in Deutschland – ein Vorbild für den Transfer ins Ausland?“) aufzeigt. Dafür fallen u. a. gesonderte Entwicklungsaufwendungen und Qualifizierungsanstrengungen für Ausbildungspersonal an. Transferprozesse werden daher für Bildungsdienstleister nur in Ausnahmefällen ein kostendeckendes Geschäftsfeld sein. Der Bund trägt dieser Tatsache Rechnung, unternimmt mit öffentlichen Mitteln gesonderte Anstrengungen und finanziert Förderprogramme, um einen internationalen Berufsbildungsexport zu initiieren. Grundlage der vom Bund umgesetzten internationalen Berufsbildungszusammenarbeit ist das Strategiepapier der Bundesregie- — 3 — rung vom 3. Juli 2013. Die daran beteiligten Vertreterinnen/Vertreter von Bundesministerien , Bundesländern, Sozialpartnern und Institutionen stimmen die Umsetzung dieser Strategie regelmäßig im Rahmen eines runden Tisches ab. Um ihre internationale Zusammenarbeit auf diesem Gebiet zu bündeln und weiter zu stärken, hat die Bundesregierung 2013 auf Initiative des BMBF die Zentralstelle für internationale Berufsbildungskooperation ins Leben gerufen. Sie ist am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn angesiedelt. Mit der Zentralstelle sollen dauerhafte Strukturen für die internationale Berufsbildungskooperation aufgebaut werden, um zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, insbesondere in Europa, beizutragen und um die Ausbildung von Fachkräften weltweit zu fördern. In dieser Zentralstelle sollen alle internationalen Berufsbildungskooperationen in der Bundesrepublik zusammengeführt werden. Zunächst sollen bilaterale Arbeitsgruppen des BMBF mit den europäischen Ländern Griechenland, Italien, Lettland, Portugal, Slowakei und Spanien entstehen. Gemeinsam mit den Partnern sollen vor Ort nach und nach Leuchtturmprojekte identifiziert werden, beispielsweise Betriebe, die sich in der Ausbildung von jungen Menschen besonders engagieren, oder Bildungseinrichtungen , die für die theoretische Ausbildung geeignet sein könnten. Über Pilotprojekte sollen mit öffentlicher Unterstützung beispielhaft praxisnahe Ausbildungselemente aufgebaut werden, die anschließend flächendeckend zu einer Änderung des Ausbildungssystems des jeweiligen Landes führen können. Dies entspricht auch dem Beschluss der europäischen Partnerstaaten im Rahmen der BMBF-Ministerkonferenz im Dezember 2012 in Berlin. Gleichzeitig startet das BMBF zusammen mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Kürze ein Strategieprojekt, in dessen Rahmen elf deutsche Auslandshandelskammern (AHKs) Berufsbildungsprojekte nach dem deutschen Modell der dualen Ausbildung initiieren werden. In Griechenland, Italien, Lettland, Portugal , Spanien und der Slowakei sowie den aufstrebenden Staaten Brasilien, Russland , Indien, China und Thailand werden Ansprechpartner in den AHKs vor Ort insbesondere die ansässigen deutschen Unternehmen unterstützen. Die Bewertung möglicher Aktivitäten auf Landesebene ist vor diesem Gesamtkontext zu sehen. 1. Wie bewertet der Senat den Export beruflicher Qualifizierungskompetenz als Beitrag zur Sicherung und Förderung des außenwirtschaftsorientierten Standortes Land Bremen unter besonderer Berücksichtigung der Chancen kleiner und mittlerer Unternehmen auf internationalen Märkten? International engagierte, regionale Unternehmen benötigen an ihren auswärtigen Standorten qualifiziertes Fachpersonal, um sich angemessen im Markt zu positionieren. Großbetriebe wie Daimler oder Airbus gründen dazu im Ausland in Zusammenarbeit mit örtlichen Akteuren eigene Bildungseinrichtungen, die das geforderte Qualifikationsniveau der Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter gewährleisten , oder qualifizieren insbesondere in Schlüsselpositionen ausländische Mitarbeiterinnen /Mitarbeiter auch an den heimischen Standorten. Insbesondere für KMU ist diese aufwändige Art der Fachkräftesicherung an auswärtigen Standorten eher in Ausnahmefällen und gegebenenfalls mit Unterstützung durch Großbetriebe oder durch öffentlich geförderte Netzwerke möglich. KMU sind stärker auf im Ausland vorhandene Ausbildungsstrukturen angewiesen und/oder bringen heimisches Personal mit ins Ausland. Angesichts der Vielzahl der Exportländer und der dort agierenden deutschen Unternehmen können selbst internationale Initiativen des Bundes zum Export deutscher Ausbildungsstandards nur punktuell Unterstützung leisten. Dies gilt umso mehr für die landesbezogene Perspektive: Angesichts der Breite des weltweiten Engagements bremischer Unternehmen unterschiedlichster Branchenzuordnung wären landespolitische Initiativen mit hohen Aufwendungen und sehr bedingten Effekten für die Behauptung regionaler Unternehmen in den jeweiligen Märkten verbunden. a) Lassen sich die direkten bzw. indirekten wirtschaftlichen Effekte eines möglichen Exports beruflicher Aus- und Weiterbildung aus dem Land Bremen quantifizieren – falls ja, in welcher Höhe sind sie zu erwarten? Liegen hierzu Daten vergleichbarer Standorte vor? — 4 — Der Senat sieht keine Möglichkeit, solche Effekte zu quantifizieren. Dem Senat sind auch keine Daten zu vergleichbaren Standorten bekannt. b) (Wie) könnte ein verstärkter Berufsbildungsexport aus Bremen und Bremerhaven die Deckung des Fachkräftebedarfs bremischer Unternehmen und das Image des Wirtschaftsstandorts Land Bremen verbessern? Das Land Bremen verfügt über eine Qualifizierungsinfrastruktur, die sich eignet, die besonderen Kompetenzen des Wirtschafts- und Außenwirtschaftsstandorts Bremen auch weltweit herauszustellen. Ein gutes Beispiel dafür stellt das Kompetenzzentrum für Hafen und Logistik dar. Der Export dieser beruflichen Qualifizierungskompetenz kann für den Außenwirtschaftsstandort Bremen/Bremerhaven mit Sicherheit einen Imagegewinn bedeuten. Die Verantwortung hierfür liegt jedoch im Wesentlichen bei den international agierenden Unternehmen der Hafen- und Logistikwirtschaft . c) Unterstützt der Berufsbildungsexport die Möglichkeit der Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen in Bremen und Bremerhaven, gegebenenfalls in welcher Weise? Zu einem direkten Zusammenhang zwischen einem Berufsbildungsexport und der Schaffung von zusätzlichen Ausbildungs- und Arbeitsplätzen am Standort Bremen/Bremerhaven liegen dem Senat keine Erkenntnisse vor. 2. Wie viele kommerzielle und nicht kommerzielle Anbieter von Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen sind im Land Bremen ansässig, und wie beurteilt der Senat deren Fähigkeit bzw. Chance, ihre Kompetenz allein oder im Verbund international zu vermarkten? Das Land Bremen verfügt über 14 nach dem Bremischen Weiterbildungsgesetz anerkannte und geförderte Weiterbildungseinrichtungen. Ein Gesamtüberblick über alle im Land agierenden Anbieter von Aus- und Weiterbildungsdienstleistungen liegt dem Senat nicht vor. Über die Auslandskompetenz der einzelnen Anbieter liegen dem Senat nur in Einzelfällen Erkenntnisse vor (siehe Antwort zu Frage 2 a). a) Ist dem Senat bekannt, dass im Land Bremen ansässige Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung ihre Kompetenz bereits im Ausland anbieten, gegebenenfalls wo und in welcher Form? Der Senat hat Kenntnis von einzelnen Auslandsaktivitäten Bremer Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung. • Bekannt ist dem Senat eine Bundesförderung für das Maritime Kompetenzzentrum , das in Kooperation mit der bremenports GmbH & Co. KG Anstrengungen unternimmt, Berufsbildungskompetenzen zu exportieren . Dieses Projekt wird gefördert durch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Es ist am 1. Juli 2014 gestartet und zielt auf die Übertragung von 15 Jobprofilen in die Hafenwirtschaft des jungen Staates Timor Leste (Osttimor). Außerdem sollen in Timor Leste fünf maritime Trainingsprogramme für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren (train the trainer) umgesetzt werden. Davon hat der Senat Kenntnis erhalten, da er über das Arbeitsressort die Arbeit des Vorstands von Maco begleitet. • Seit 2008 finden zum Teil mit Bundesmitteln unterstützte Schulungsmaßnahmen der GIZ (Regionalzentrum Bremen) in Kooperation mit der bremenports GmbH & Co. KG für indonesische Hafenmanager in Indonesien statt. • Die Bremer Volkshochschule arbeitet aktiv im Deutschen Volkshochschulverband (DVV). Innerhalb des Verbands bestehen verlässliche fachlich-inhaltliche Kooperationen zu Weiterbildung oder beruflicher Weiterbildung im deutschsprachigen Europa (Schweiz und Österreich). Zudem werden die Kontakte zum „DVV International“ gepflegt, der in mehr als 35 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika, Mittel-, Südostund Osteuropa in Kooperation mit vielfältigen Partnern Projekte im Bereich der Erwachsenenbildung durchführt. Darüber hinaus existie- — 5 — ren Kooperationen und Fachaustausche mit europäischen Partnern, die über Programme der Europäischen Union gefördert werden. Eine Kooperationsbeziehung mit Tradition ist beispielweise das Förderprogramm „Globales Lernen“, das seit 1977 Volkshochschulen unterstützt , um Veranstaltungsangebote zur kritischen Auseinandersetzung mit der Globalisierung in den Kursprogrammen zu verankern. Weitere konkrete internationale Kooperationen bestehen besonders in den Feldern Fremdsprachenerwerb und Integration, aber auch in den Feldern Politik und Gesellschaft. • Das Berufsfortbildungswerk (bfw), Geschäftsstelle Bremen, kooperiert seit 2005 mit der GIZ im Bereich Windenergietechnik. Im Zuge des Aufbaus eines Bildungszentrums in China wurden bis heute rd. 150 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in Deutschland und China qualifiziert . Auch bei der Entstehung eines chinesischen Bildungszentrums für Windenergietechnik wirkte das bfw mit und beriet die Verantwortlichen im Hinblick auf die Ausstattung der Lehrwerkstätten, Lehrpläne und Rechtsvorschriften. Ebenfalls in Kooperation mit der GIZ qualifizierte das bfw zudem rund 30 zukünftige Teamleiterinnen/Teamleiter und Vorarbeiterinnen/Vorarbeiter südafrikanischer Firmen sowie Lehrerinnen /Lehrer berufsbildender Schulen in Südafrika. Weitere Schulungen in Südafrika sind bereits in Planung. Darüber hinaus hat das bfw in den letzten drei Jahren mehrwöchige Lehrgänge für Schülerinnen und Schüler einer norwegischen und finnischen Berufsschule durchgeführt. Die Lehrgänge werden auf Englisch oder Deutsch durchgeführt . Lehrgangsgebühren werden von den Partnern direkt erstattet und unterliegen keiner Förderung. Über die Gesamtheit der Auslandsaktivitäten im Land Bremen ansässiger Anbieter beruflicher Aus- und Weiterbildung liegen dem Senat keine Erkenntnisse vor. b) Ist dem Senat bekannt, ob und gegebenenfalls welche Anbieter beruflicher Qualifizierung das Programm „Förderung des Berufsbildungsexports durch deutsche Anbieter“ nutzen, nutzten oder sich darum beworben haben? Im Rahmen der Bundesprogramms „Förderung des Berufsbildungsexports durch deutsche Anbieter“ wurden in den beiden ersten Förderaufrufen einige Entwicklungsprojekte zur transnationalen Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum e. V. (DLR) gefördert. • In der ersten Förderrunde wurden Verbundvorhaben für die Zielregionen China und Vietnam im Zeitraum von 2009 bis 2012 gefördert. • In der zweiten Förderrunde wurden Projekte mit den Zielregionen arabischer oder zentralasiatischer Raum, Russland und Indien ausgewählt. Laufzeiten der Verbundvorhaben erstrecken sich von 2011 bis 2014. Alle Vorhaben müssen konkrete Umsetzungen und Implementierungen ihrer entwickelten Maßnahmen und Konzepte vor Ort noch während der Laufzeit leisten. Bremische Initiativen sind nach dem Kenntnisstand des Senats in diesen beiden Förderrichtlinien nicht gefördert worden. Ob sich bremische Initiativen um eine Förderung beworben haben, ist dem Senat nicht bekannt. Der dritte Förderaufruf wird derzeit vom DLR im Auftrag des BMBF vorbereitet . Der Senat verfügt über keine Informationen, inwieweit regionale Anbieter eine Antragstellung in der dritten Förderrunde planen. c) Ist dem Senat bekannt, ob Anfragen für eine zukünftige Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung von Institutionen anderer Länder bzw. das Interesse an einer Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung im Rahmen von bestehenden transnationalen Projekten am Berufsbildungsexport vorliegen ? Dem Senat sind einige Anfragen zum Export beruflicher Bildung oder auch zu individuellen Schulungsmaßnahmen bekannt, welche zum großen Teil im Bereich von Hafenwirtschaft und Logistik angesiedelt sind. Diese kommen u. a. aus China, Indonesien oder Südafrika. — 6 — Die CCIC Bremen GmbH (China Certification & Inspection [Group] Co.) hat als Unternehmen unter Fachaufsicht des Handelsministeriums der VR China in Zusammenarbeit mit dem Generalkonsulat der VR China (Sitz in Hamburg) angefragt, ob eine Zusammenarbeit in der beruflichen Ausbildung möglich sei. Ein Gespräch dazu wurde durch die Handelskammer Bremen organisiert und moderiert. Der Senat war, vertreten durch die Ressorts Arbeit, Bildung und Wirtschaft, von der Handelskammer dazu eingeladen . Besonderes Interesse besteht bei den chinesischen Partnern an einer Zusammenarbeit mit regionalen Großunternehmen mit dem Ziel, chinesische Jugendliche am Standort Bremen eine duale Ausbildung absolvieren zu lassen und „Trainer“ aus der VR China zum Kennenlernen der betrieblichen Ausbildung nach Bremen und Bremerhaven zu schicken, die dann in der VR China als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren agieren können. Bei den Unternehmen besteht grundsätzlich die Bereitschaft, die hohen Aufwendungen für zusätzliche betriebliche Ausbildungskapazitäten in Bremen zu tätigen, wenn die chinesischen Partner dafür die Kosten tragen. Außerdem können Auszubildende aus China nur dann in Bremen aufgenommen werden, wenn sie ausreichend Deutschkenntnisse mitbringen, um sich in den normalen Berufsschulunterricht einzufädeln. Weiterhin hat die CCIC Interesse an der Unterstützung eines Transfers des Berufsbilds „Kfz-Mechatronikerinnen/-Mechatroniker“ nach China angemeldet , da ein zunehmend hoher Bedarf an Fachkräften im Bereich der Kfz-Werkstätten bestehe. Hierzu hat die CCIC Gespräche mit der KfzInnung und der Handwerkskammer geführt. Die Handwerkskammer wäre bereit, auf Grundlage des Know-hows des Kompetenzzentrums des Handwerks und mit seinen Partnern (Unternehmen und Kreishandwerkerschaft in Bremerhaven) eine Zusammenarbeit anzubahnen. Einzelheiten hierzu sind nach Kenntnis des Senats noch nicht geklärt. Im Dialog mit verschiedenen Institutionen in Indonesien wird aktuell mit GIZ und die bremenports GmbH & Co. KG über unterschiedliche Schulungen im Bereich Hafen/Logistik verhandelt. Aus Südafrika wurde über den südafrikanischen Botschafter ein grundsätzliches Interesse an Ausbildung im Hafen- und Logistikbereich bekundet und auch durch eine Delegation aus Durban vor einigen Wochen hier in Bremen bestätigt. Das Berufsfortbildungswerk berichtet von regelmäßigen Anfragen, denen aber wegen fehlender Personalressourcen nicht umfassend Rechnung getragen werden kann. d) Welche Wissenschaftseinrichtungen, Kammern/zuständigen Stellen, Sozialpartner und bremischen Netzwerke (u. a. VIA Bremen) sind nach Kenntnis des Senats geeignet und in der Lage, sich als Partner an Verbünden zum Berufsbildungsexport zu beteiligen, welche Kooperationen werden oder wurden gegebenenfalls mit welchen Ergebnissen praktiziert? Für die wissenschaftliche Unterstützung eines regionalen Berufsbildungsexports stehen im Land Bremen in der internationalen Berufsbildungsforschung profilierte Einrichtungen zur Verfügung. Zu diesen gehören: • Die Forschungsgruppe Berufsbildungsforschung (I:BB) an der Universität Bremen, • das Institut für Technik und Bildung (ITB) an der Universität Bremen, Abteilung Internationale Berufsbildung, Innovation und Industriekultur, • das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) an der Universität Bremen im Bereich FORSCHUNG · BERATUNG · WISSENSTRANSFER für Innovative Lösungen & Impulse für die maritime Logistik . Die Handelskammer Bremen, die Industrie- und Handelskammer Bremerhaven sowie die Handwerkskammer Bremen sind bereit, Initiativen zum Berufsbildungsexport aktiv zu unterstützen und damit das Land Bremen stärker als kompetenten Qualifikationsstandort zu profilieren. Netzwerke — 7 — Druck: Anker-Druck Bremen wie die Initiative VIA Bremen zur Vermarktung des bremischen Hafen- und Logistikstandorts können entsprechenden Vorhaben beratend zur Seite stehen . Im Rahmen des Europäischen Programms Erasmus+ wird die Mobilität von Auszubildenden insbesondere im europäischen Raum besonders gefördert. Auch Auslandsaufenthalte deutscher Auszubildenden können dazu beitragen , das deutsche duale System positiv darzustellen und damit zu „exportieren “. Im Rahmen von Cominius-Regio-Projekten und Erasmus+ können das Bildungsressort und die berufsbildenden Schulen als Partner an Verbünden zum Berufsbildungsexport beitragen. e) Gibt es im Land Bremen geeignete Instrumente zur Förderung von Berufsbildungsexport – falls nein, sollte es sie geben? Haben die Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) oder andere bremische Institutionen in den vergangenen Jahren Berufsbildungsexport gefördert oder entsprechende Anträge bearbeitet, wenn ja, wie häufig und mit welchem Ergebnis? Auf Landesebene bestehen keine Förderinstrumente für den Berufsbildungsexport , weder bei der WFB noch bei anderen öffentlichen Institutionen. Angesichts der angespannten Haushaltslage des Landes Bremen liegen die Prioritäten der Bremer Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Ausbildungsförderung auf regional ansässigen Unternehmen und (potenziellen) Arbeitnehmerinnen /Arbeitnehmern. Mit dem großen Zustrom an jungen Flüchtlingen hat das Land darüber hinaus eine Kraftanstrengung zu leisten, um für diese Menschen eine berufliche Qualifizierungs- und Beschäftigungsperspektive zu gewährleisten. Dies bindet zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen. Von daher sollten keine Instrumente entwickelt werden. f) In welcher Weise unterstützen im Land Bremen tätige Kammern und Verbände den Export bremischen Berufsbildungs-Know-hows bzw. welche Unterstützung könnten oder sollten sie nach Einschätzung des Senats leisten? Die Handelskammer Bremen und die Industrie- und Handelskammer Bremerhaven sowie die Handwerkskammer Bremen haben ihre grundsätzliche Bereitschaft bekundet, für gegebenenfalls entstehende Kooperationen von bremischen Unternehmen mit auswärtigen Partnern auch unter Einbindung der zuständigen Innungen ihr Know-how bereitzustellen. Sie stehen gegebenenfalls auch für die Unterstützung und Organisation von Besuchen ausländischer Partner zur Verfügung, um bei Entscheidungsträgern und Multiplikatorinnen/Multiplikatoren die Struktur und Qualität von dualer Berufsbildung in ihrem Zuständigkeitsbereich international bekannt zu machen. Die Initiierung von und finanzielle Verantwortung für Maßnahmen des Bildungsexports , auch gegebenenfalls für die Einwerbung von Fördermitteln des Bundes, liegt bei den regionalen Unternehmen und ihren ausländischen Partnern. 3. Wie bewertet der Senat die Chance, Berufsbildungskompetenz aus Bremen und Bremerhaven im Rahmen bestehender Städtepartnerschaften, in bestehenden internationalen Beziehungen (u. a. Ariane Städtebund) oder im Kontext transnationaler Projekte zu vermarkten? Bestehende Städtepartnerschaften und internationale Netzwerke können ein Anknüpfungspunkt sein, um die Berufsbildungskompetenz in Bremen und Bremerhaven international zu profilieren. Im Rahmen von transnationalen CominiusRegio -Projekten und dem Programm Erasmus+ unternimmt das Bildungsressort bereits Anstrengungen, im Ausland für die regionalen Berufsbildungskompetenzen zu werben.