— 1 — B R E M I S C H E B Ü R G E R S C H A F T Landtag 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 335 Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE vom 29. Februar 2012 Gesundheit Nord – Konzept der Zentralisierung gescheitert? Die Zentralisierung der Neonatologie-Level-1-Stationen am Krankenhaus BremenMitte (KBM) durch die Gesundheit Nord (GeNo) scheint gescheitert. Statt der erhofften finanziellen und personellen Einsparungen verursacht die Aufgabe der Stationen in den Kliniken Links der Weser (LdW) und Bremen-Nord (KBN) nun immense Zusatzkosten. Durch den bisher nicht aufgeklärten Ausbruch multiresistenter Keime (Klebsiella pneumonmiae) ist die medizinisch notwendige Versorgung von Frühgeborenen im Großraum Bremen nicht mehr gewährleistet, der Ruf des KBM ist schwer beschädigt. Frauen mit Risikoschwangerschaften sind nun auf Kliniken in Hamburg, Hannover oder Oldenburg angewiesen. Eine medizinische Vollversorgung sieht anders aus! Hauptargument für die Zentralisierung war seitens der GeNo die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) gegen den Widerstand der Krankenhausgesellschaft festgelegte Anzahl von mindestens 30 Fällen pro Jahr, um den Level-1-Status (also Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht von 1 250 g bis 1 500 g) im Bereich der Perinatalzentren festzuschreiben. Das Landessozialgericht Berlin-Brandenburg hat diese Regelung im Dezember 2011 verworfen. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie bewertet der Senat die Einrichtung eines neonatologischen Level-1- Zentrums mit zwei Standorten aus heutiger Sicht? 2. Welche Konsequenzen zieht der Senat aus dem bisher nicht geklärten Ausbruch multiresistenter Keime am Klinikum Bremen-Mitte, um die Versorgung von Frühgeborenen auch in Zukunft in Bremen sicherzustellen? 3. Hält der Senat es für notwendig, die Station am Klinikum Links der Weser umgehend und dauerhaft wiederzueröffnen, und sieht der Senat die Möglichkeit, auch die entsprechende Station am Klinikum Bremen-Nord wieder zu eröffnen? 4. Sollte die Neonatologie Level-1 im Klinikum Links der Weser, wie derzeit im Gespräch, wieder eröffnet werden, wird der Senat dann den Personal-/Patientinnen - und Patienten-Schlüssel von 1 zu 3, den alle Experten und Fachgesellschaften fordern, sicherstellen? 5. Hält der Senat das Zentralisierungskonzept der GeNo für gescheitert? Wenn ja, steht damit das sogenannte Zukunftskonzept der GeNo für die kommunalen Bremer Kliniken erneut auf dem Prüfstand? Peter Erlanson, Kristina Vogt und Fraktion DIE LINKE D a z u Antwort des Senats vom 3. April 2012 1. Wie bewertet der Senat die Einrichtung eines neonatologischen Level-1- Zentrums mit zwei Standorten aus heutiger Sicht? — 2 — 2. Welche Konsequenzen zieht der Senat aus dem bisher nicht geklärten Ausbruch multiresistenter Keime am Klinikum Bremen-Mitte, um die Versorgung von Frühgeborenen auch in Zukunft in Bremen sicherzustellen? Die Zentralisierung des neonatologischen Level-1-Zentrums beim Klinikum Bremen-Mitte war aus medizinischer und ökonomischer Sicht sinnvoll. Da bis heute keine Klarheit herrscht, woher die wiederholt aufgetretenen ESBLKlebsiellen kommen und wie die Übertragungswege sind, musste die Intensivstation zur Versorgung der Level-1-Frühgeborenen geschlossen werden. Um die Versorgung von Frühgeborenen in Bremen zu sichern, wurde ein Interimskonzept entwickelt. Dieses Übergangskonzept sieht vor, die Kapazitäten im Klinikum Links der Weser kurzfristig auszubauen, sodass ca. 50 bis 60 % des Versorgungsbedarfs für Risikoschwangere und Level-1- und Level-2-Frühgeborene gedeckt werden können. Durch den Ausbau des perinatologischen Schwerpunktes am Klinikum Bremen-Nord zum Level-2-Zentrum können weitere 10 % gedeckt werden. Die Notfallversorgung für das Land Bremen könnte so auf jeden Fall bis zur Inbetriebnahme des Level-1-Zentrums im Neubau des Eltern-Kind-Zentrums sichergestellt werden. Das Eltern-Kind-Zentrum wird wie geplant mit einem Neubau am Standort Bremen-Mitte realisiert. Die Erfahrungen der Kooperation der Standorte Bremen-Mitte, Links der Weser und Bremen-Nord im Rahmen des Übergangskonzeptes sollen dann zu einer dauerhaften Arbeitsteilung zwischen den Standorten weiterentwickelt werden, welche die Versorgung von Level-1-Frühgeborenen neben dem Standort Bremen-Mitte auch am Standort Links der Weser beinhaltet. 3. Hält der Senat es für notwendig, die Station am Klinikum Links der Weser umgehend und dauerhaft wiederzueröffnen, und sieht der Senat die Möglichkeit, auch die entsprechende Station am Klinikum Bremen-Nord wieder zu eröffnen? Siehe Antwort zu den Fragen 1. und 2. 4. Sollte die Neonatologie Level-1 im Klinikum Links der Weser, wie derzeit im Gespräch, wieder eröffnet werden, wird der Senat dann den Personal-/Patientinnen - und Patienten-Schlüssel von 1 zu 3, den alle Experten und Fachgesellschaften fordern, sicherstellen? Der medizinisch sinnvolle und von vielen Experten und Fachgesellschaften empfohlene Personal-/Patienten-Schlüssel würde für die Level-1-Frühgeborenen sichergestellt. Es wird sich im Klinikum Links der Weser aller Voraussicht nach nicht um eine Station handeln, in der ausschließlich Level-1-Frühgeborene sondern auch andere Frühgeborene versorgt werden. 5. Hält der Senat das Zentralisierungskonzept der GeNo für gescheitert? Wenn ja, steht damit das sogenannte Zukunftskonzept der GeNo für die kommunalen Bremer Kliniken erneut auf dem Prüfstand? Das Zentralisierungskonzept der GeNo beinhaltet die Zentralisierung der patientenfernen Bereiche wie IT, Logistik etc. und ist in diesem Zusammenhang sicher nicht gemeint. Das medizinische Zukunftskonzept, das die Zentrenbildung beinhaltet, hält der Senat nicht für gescheitert. Die Gründe dafür sind nach wie vor gegeben, es ist weiterhin ein zentraler Baustein des Sanierungskonzeptes. Über die Notwendigkeit von Nachjustierungen wird derzeit intensiv beraten. Druck: Anker-Druck Bremen