— 1 — B R E M I S C H E B Ü R G E R S C H A F T Landtag 18. Wahlperiode Drucksache 18 / 987 Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE vom 27. Mai 2013 Kinderarmut in Bremen und Bremerhaven Jedes dritte Kind in Bremen lebt in Armut, obwohl Deutschland ein sehr reiches Land ist. Wenn wir die Kinderrechte im Grundgesetz verankern möchten, dann sollten wir uns auch damit beschäftigen, dass wir in Bremen 30 % Kinder haben, die in Armut aufwachsen und die dieser Armut auch vollständig ausgeliefert sind. Dieser Umstand stellt eine hochgradige Benachteiligung dieser Kinder dar, die sich über deren gesamte Kindheit halten kann. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie hat sich die Zahl der unter 15-Jährigen in Bremen und Bremerhaven, die in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften („Hartz-IV-Familien“) leben, von 2007 bis 2012 entwickelt? 2. Wie hat sich die Zahl der für einen Niedriglohn (weniger als zwei Drittel des bundesweiten Durchschnittsmonatslohns) Beschäftigten in Bremen und Bremerhaven von 2007 bis 2012 entwickelt? 3. Welche Informationen hat der Senat zur Gesamtzahl der Kinder in Bremen und Bremerhaven, die in Familien leben, deren Einkommen in etwa dem Hartz-IVSatz entspricht? Cindi Tuncel, Kristina Vogt und Fraktion DIE LINKE D a z u Antwort des Senats vom 2. Juli 2013 Vorbemerkung Die Zukunfts- und Entwicklungschancen von Kindern – unabhängig von sozialer Herkunft oder Einkommen der Eltern – sind ein besonderes Anliegen der Politik des Senats in Bremen und des Magistrats Bremerhaven. Eine ausführliche Armuts- und Reichtumsberichtserstattung wird Mitte 2014 erfolgen. Vielfach wird Kinderarmut ausschließlich als Einkommensarmut verstanden. Diese Sichtweise wird den zunehmend zu beobachtenden multidimensionalen Problemstellungen nicht gerecht. Der Senat ist deshalb der Auffassung, dass neben fiskalischen Hilfen auch eine qualitative begleitende Hilfe in verschiedenen Lebenslagen, sowie unterstützende Maßnahmen oder Sachleistungen, die z. B. der Versorgung von Kindern dienen, sowie der Zugang zu Bildung und Teilhabemöglichkeiten von besonderer Bedeutung sind. Dem Senat ist es besonders wichtig, Kindern und Jugendlichen den Rahmen und den Raum dafür zu schaffen, ihnen eine Perspektive für ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben mit einem auskömmlichen Einkommen zu eröffnen. Über die Existenzsicherung hinaus nimmt die Politik des Senats die Verwirklichungschancen in den Blick, entwickelt Strategien und Maßnahmen, um einer Vertiefung von sozialer Spaltung aktiv entgegenzuwirken und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. — 2 — Häufig ist Kinderarmut eine Folge von Frauenarmut. Dies trifft insbesondere auf Haushalte zu, in denen Frauen als Familienernährerinnen für den Lebensunterhalt aufkommen (müssen). Aufgrund der oftmals schlechteren Bezahlung von typischen Frauenberufen, des höheren Anteils von Frauen im Niedriglohnsektor oder in Teilzeit und Minijobs sind diese Familien häufig auf ergänzende Hilfen angewiesen. Arbeitszeiten, die schlecht mit Kinderbetreuungspflichten kompatibel sind wie z. B. Schichtdienst oder Arbeitszeiten, die abends oder am Wochenende liegen, stellen für Alleinerziehende eine besondere Hürde dar, weil zu Hause niemand anders einspringen kann. Den Raum zu gestalten, in dem Kinder in Bremen groß werden, bedeutet eine Bündelung aller Kräfte und Bereiche, zu nennen sind z. B. Bildung, Gesundheit, Wohnen , soziale Kontakte, Freizeit. Nur mit einem übergreifenden Konzept und Handeln kann es gelingen, den Kindern eine Perspektive zu eröffnen. Auch in Bremerhaven richten sich die Bemühungen darauf, für Kinder einen Rahmen zu schaffen, in dem sie ihren Weg finden können. Dazu gibt es beim Amt für Jugend, Familie und Frauen des Magistrats Bremerhaven die Arbeitsgruppe „Armut im Kindesalter“, in der verschiedene Ämter und Organisationen zusammenarbeiten. 1. Wie hat sich die Zahl der unter 15-Jährigen in Bremen und Bremerhaven, die in SGB-II-Bedarfsgemeinschaften („Hartz-IV-Familien“) leben, von 2007 bis 2012 entwickelt? Die Anzahl der nicht erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (nEf) unter 15 Jahren im SGB II in den Städten Bremen und Bremerhaven hat sich laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit1) in den Jahren 2007 bis 2012 wie folgt entwickelt (es sind auch Personen U15 ausgewiesen, die keine laufende Leistungen erhalten ): Nicht erwerbsfähige (nEf) Personen in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) Bremen – insgesamt – 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Januar 20 903 20 559 19 407 19 894 19 713 19 412 Februar 20 930 20 602 19 450 20 019 19 780 19 535 März 20 966 20 562 19 456 20 126 19 802 19 523 April 20 863 20 527 19 331 20 098 19 758 19 583 Mai 20 746 20 411 19 319 20 041 19 744 19 636 Juni 20 704 20 358 19 332 20 011 19 646 19 632 Juli 20 710 20 401 19 389 19 911 19 568 19 612 August 20 506 20 159 19 621 20 084 19 587 19 588 September 20 621 20 287 19 730 19 902 19 483 19 547 Oktober 20 568 19 919 19 740 19 872 19 414 19 542 November 20 468 19 410 19 763 19 787 19 342 19 477 Dezember 20 406 19 363 19 784 19 824 19 303 19 414 Jahresmittelwert 20 699 20 213 19 527 19 964 19 595 19 542 ––––––– 1) Arbeitsmarkt in Zahlen, Statistik der Grundsicherung für Arbeitssuchende, Daten nach einer Wartezeit von drei Monaten, Zeitreihe zu Strukturen der Eckwerte und Geldleistungen nach dem SGB II, Bremen-Stadt, Stand: Februar 2013. — 3 — Nicht erwerbsfähige (nEf) Personen in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) Bremerhaven – insgesamt – 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Januar 6 485 6 365 5 664 5 686 5 499 4 848 Februar 6 465 6 346 5 701 5 661 5 486 5 039 März 6 495 6 329 5 681 5 687 5 505 5 166 April 6 450 6 281 5 613 5 681 5 506 5 187 Mai 6 432 6 233 5 541 5 635 5 444 5 207 Juni 6 433 6 207 5 561 5 638 5 448 5 230 Juli 6 461 6 162 5 627 5 632 5 320 5 227 August 6 405 6 058 5 633 5 655 5 140 5 148 September 6 348 6 019 5 648 5 651 4 885 5 119 Oktober 6 353 5 906 5 599 5 627 4 674 5 121 November 6 330 5 681 5 620 5 598 4 709 5 116 Dezember 6 283 5 631 5 641 5 573 4 739 5 123 Jahresmittelwert 6 412 6 102 5 627 5 644 5 196 5 128 Die nachfolgenden zwei Tabellen zeigen die Entwicklung der männlichen nicht erwerbsfähigen Personen in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) in Bremen und Bremerhaven. Nicht erwerbsfähige (nEf) Personen in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) Bremen – männlich – 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Januar 10 779 10 595 9 967 10 190 10 153 9 943 Februar 10 781 10 612 9 989 10 252 10 170 9 996 März 10 780 10 573 9 984 10 309 10 198 10 014 April 10 727 10 568 9 942 10 306 10 153 10 043 Mai 10 676 10 513 9 917 10 269 10 138 10 081 Juni 10 648 10 489 9 915 10 261 10 098 10 070 Juli 10 627 10 491 9 926 10 248 10 042 10 049 August 10 543 10 370 10 069 10 330 10 030 10 023 September 10 611 10 431 10 134 10 216 10 003 9 994 Oktober 10 613 10 245 10 156 10 212 9 960 9 995 November 10 567 9 993 10 141 10 162 9 922 10 026 Dezember 10 537 9 952 10 121 10 217 9 895 10 135 Jahresmittelwert 10 657 10 403 10 022 10 248 10 063 10 008 — 4 — Nicht erwerbsfähige (nEf) Personen in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) Bremerhaven – männlich – 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Januar 3 388 3 312 2 919 2 900 2 827 2 503 Februar 3 374 3 299 2 925 2 905 2 820 2 594 März 3 380 3 280 2 913 2 918 2 835 2 653 April 3 338 3 256 2 865 2 908 2 831 2 672 Mai 3 331 3 225 2 830 2 876 2 793 2 685 Juni 3 327 3 220 2 851 2 894 2 801 2 691 Juli 3 347 3 186 2 888 2 904 2 735 2 690 August 3 319 3 131 2 890 2 908 2 641 2 651 September 3 302 3 115 2 906 2 902 2 499 2 632 Oktober 3 290 3 045 2 887 2 886 2 387 2 637 November 3 271 2 936 2 895 2 875 2 433 2 630 Dezember 3 262 2 890 2 896 2 858 2 456 2 644 Jahresmittelwert 3 327 3 158 2 889 2 895 2 671 2 640 Die nachfolgenden zwei Tabellen zeigen die Entwicklung der weiblichen nicht erwerbsfähigen Personen in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) in Bremen und Bremerhaven . Nicht erwerbsfähige (nEf) Personen in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) Bremen – weiblich – 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Januar 10 124 9 964 9 440 9 704 9 560 9 469 Februar 10 149 9 990 9 461 9 767 9 610 9 539 März 10 186 9 989 9 472 9 817 9 604 9 509 April 10 136 9 959 9 389 9 792 9 605 9 540 Mai 10 070 9 898 9 402 9 772 9 606 9 555 Juni 10 056 9 869 9 417 9 750 9 553 9 562 Juli 10 083 9 910 9 463 9 663 9 526 9 563 August 9 963 9 789 9 552 9 754 9 557 9 565 September 10 010 9 856 9 596 9 686 9 480 9 553 Oktober 9 955 9 674 9 584 9 660 9 454 9 550 November 9 901 9 417 9 622 9 625 9 420 9 516 Dezember 9 869 9 411 9 663 9 607 9 408 9 483 Jahresmittelwert 10 042 9 811 9 505 9 716 9 532 9 534 — 5 — Nicht erwerbsfähige (nEf) Personen in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) Bremerhaven – weiblich – 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Januar 3 097 3 053 2 745 2 786 2 672 2 345 Februar 3 091 3 047 2 776 2 756 2 666 2 445 März 3 115 3 049 2 768 2 769 2 670 2 513 April 3 112 3 025 2 748 2 773 2 675 2 515 Mai 3 101 3 008 2 711 2 759 2 651 2 522 Juni 3 106 2 987 2 710 2 744 2 647 2 539 Juli 3 114 2 976 2 739 2 728 2 585 2 537 August 3 086 2 927 2 743 2 747 2 499 2 497 September 3 046 2 904 2 742 2 749 2 386 2 487 Oktober 3 063 2 861 2 712 2 741 2 287 2 484 November 3 059 2 745 2 725 2 723 2 276 2 486 Dezember 3 021 2 741 2 745 2 715 2 284 2 479 Jahresmittelwert 3 084 2 944 2 739 2 749 2 525 2 487 Ende 2011 lag der Anteil der männlichen Bevölkerung unter 15 Jahren im Land Bremen bei 51,5 %, der der weiblichen bei 48,5 %. Dies entspricht in etwa dem Anteil der weiblichen/männlichen Personen unter 15 Jahren im SGB II (Dezember 2011). Die Verteilung ist nicht steuerbar, liefert aber genderspezifische Erkenntnisse über Steuerungsbedarfe zur Verbesserung der Teilhabechancen. Die vorstehende Grafik zeigt die Entwicklung der Anzahl der unter 15-jährigen nicht erwerbsfähigen Personen im SGB-II-Bezug sowie die Entwicklung der altersgleichen Bevölkerung in den beiden Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven für die Jahre 2007 bis 2012. Bei der Grafik handelt es sich um eine indizierte Darstellung, das Jahr 2007 wurde gleich „100“ gesetzt und dann die Veränderungsraten auf Basis der Dezemberwerte der einzelnen Jahre. Es handelt sich demnach um eine Ausschnittsdarstellung . Der Dezember wurde gewählt, da auch die Bevölkerungsdaten zum 31. Dezember herangezogen wurden. Die Entwicklung der unter 15-jährigen Personen in Bedarfsgemeinschaften in Bremen und Bremerhaven und die der altersgleichen Bevölkerung korrespon- — 6 — dieren zwar in gewisser Weise, verlaufen aber nicht zwingend parallel. Daraus folgt, dass die Entwicklung der Bevölkerung nicht zwingend Rückschlüsse auf die Entwicklung der unter 15-Jährigen in Bedarfsgemeinschaften (SGB II) zulässt . Der deutliche Rückgang der unter 15-Jährigen in Bremerhaven (auch) im Dezember 2011 ist dadurch zu erklären, dass im dortigen Jobcenter zeitweise jene unter 15-Jährigen aus der Bedarfsgemeinschaft ausgeschlossen wurden, die ein eigenes bedarfsdeckendes Einkommen hatten/haben. Dadurch erfolgte eine statistische Untererfassung der unter 15-Jährigen, diese wurde bis Mitte 2012 behoben . Die statistische Erfassung erfolgt nunmehr nach den bundesweit geltenden Weisungen. 2. Wie hat sich die Zahl der für einen Niedriglohn (weniger als zwei Drittel des bundesweiten Durchschnittsmonatslohns) Beschäftigten in Bremen und Bremerhaven von 2007 bis 2012 entwickelt? Die Verdienststrukturerhebung ermittelt alle vier Jahre auf der Basis einer Stichprobe die Verdienste für das Land Bremen. Zuletzt verfügbar sind die Angaben von 2006 und 2010. Auf der Grundlage der bundesweiten Schwellenwerte des jeweiligen Jahres für Niedriglohn (zwei Drittel des Medianverdienstes) wurden folgende Werte ermittelt:2) Grenzwerte und Anteile der Beschäftigten mit Niedriglohn bzw. Hochlohn Einheit 2001 2006 2010 Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte, Bruttostundenverdienst Produzierendes Gewerbe, marktbestimmte und nicht marktbestimmte Dienstleistungen Grenzwert für . . . . . . Niedriglohn ‡ — 9,90 10,36 . . . Hochlohn ‡ — 22,28 23,31 Anteil der Beschäftigten mit . . . . . . Niedriglohn % — 18 16 . . . Hochlohn % — 20 23 Produzierendes Gewerbe und marktbestimmte Dienstleistungen Grenzwert für . . . . . . Niedriglohn ‡ 9,26 9,61 10,00 . . . Hochlohn ‡ 20,84 21,63 22,50 Anteil der Beschäftigten mit . . . . . . Niedriglohn % 14 19 16 . . . Hochlohn % 13 23 28 Vollzeitbeschäftigte, Bruttomonatsverdienst Produzierendes Gewerbe, marktbestimmte und nicht marktbestimmte Dienstleistungen Grenzwert für . . . . . . Niedriglohn ‡ — 1 797 1 907 . . . Hochlohn ‡ — 4 044 4 292 Anteil der Beschäftigten mit . . . . . . Niedriglohn % — 16 12 . . . Hochlohn % — 17 21 Produzierendes Gewerbe und marktbestimmte Dienstleistungen Grenzwert für . . . . . . Niedriglohn ‡ 1 665 1 789 1 869 . . . Hochlohn ‡ 3 747 4 025 4 205 Anteil der Beschäftigten mit . . . . . . Niedriglohn % 7 17 11 . . . Hochlohn % 14 18 23 Ergebnisse der Gehalts- und Lohnstrukturerhebung 2001 und der Verdienststrukturerhebungen 2006 und 2010. Die Angaben beziehen sich auf Beschäftigte in Betrieben mit zehn und mehr Beschäftigten im Alter von 15 bis 64 Jahren, ohne Auszubildende und Altersteilzeit. Die Schwellenwerte sind die des Bundesgebietes. ––––––– 2) Quelle: Statistisches Landesamt Bremen. — 7 — Die absolute Zahl der Beschäftigten (inklusive getrennter Darstellung nach Geschlecht ) im Niedriglohnbereich kann aufgrund der Größe der Stichprobe nicht ausgewiesen werden. 3. Welche Informationen hat der Senat zur Gesamtzahl der Kinder in Bremen und Bremerhaven, die in Familien leben, deren Einkommen in etwa dem Hartz-IVSatz entspricht? Die Frage kann in der vorliegenden Form vom Senat nicht beantwortet werden, da es „den Hartz-IV-Regelsatz“ als einheitlich heranzuziehenden Regelsatz nicht gibt.3) Annäherungsweise kann das sogenannte Haushaltsbudget herangezogen werden . Dies beinhaltet neben der SGB-II-Regelleistung auch die Leistungen für die Kosten der Unterkunft und Heizung sowie etwa vorhandenes Einkommen.4) Aus dem Mikrozensus 2011 berechnet sich die Zahl bzw. der Anteil der unter 15-jährigen Kinder im Land Bremen, die in einem Haushalt leben, dessen Einkommen dieses Durchschnittsbudget nicht übersteigt, wie folgt: Darunter in einem Haushalt mit einem Einkommen unterhalb Personen unter Personen unter des durchschnittlichen 15 Jahren in Privat- 15 Jahren in Privat- monatlichen Haushaushalten ohne Ein- haushalten mit Ein- haltsbudgets einer kommensangabe kommensangabe Bedarfsgemeinschaft Haushaltstyp (in 1000) (in 1000) SGB II Anzahl Anteil (1 000) (in %) Alleinerziehend 1 17 7 44 Partner-Bedarfsgemeinschaft 3 59 16 28 Insgesamt 4 76 24 31 Für eine differenzierte Aufschlüsselung nach beiden Städten ist die Fallzahl zu gering. Als weitere Annäherung an die Fragestellung kann hilfsweise das mittlere Nettoäquivalenzeinkommen (Median) herangezogen werden. Dies hat sich nach EUSILC 5) in der Bundesrepublik Deutschland folgendermaßen entwickelt: 2008 2009 2010 2011 18 309 ‡ 18 586 ‡ 18 797 ‡ 19 043 ‡ Definiert man die Armutsgefährdungsgrenze als 60 % dieses Wertes6), lässt sich aus dem Mikrozensus für das Land Bremen7) ermitteln, wie viele Kinder unter 15 Jahren in einem armutsgefährdeten Haushalt leben: ––––––– 3) Es gibt sechs unterschiedliche Regelbedarfsstufen, die sich auf das Alter und den BG-Typ bezie- hen. 4) Quelle für die Haushaltsbudgetwerte: Bundesagentur für Arbeit, „Arbeitsmarkt in Zahlen, Sta- tistik der Grundsicherung für Arbeitsuchende, Kinder unter 15 Jahren in Bedarfsgemeinschaften nach dem SGB II“, Tabelle 4.3, Dezember 2011. 5) Die Statistik der Europäischen Union über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) dient der Erhebung aktueller und vergleichbarer multidimensionaler Quer- und Längsschnitt-Mikrodaten über Einkommen, Armut, soziale Ausgrenzung und Lebensbedingungen. Sie ist im Europäischen Statistischen System (ESS) verankert. 6) Das Nettoäquivalenzeinkommen ist das Haushaltsnettoeinkommen, dividiert durch eine „Äquivalenzgröße “, die sich aus der Anzahl der Personen im Haushalt und deren Alter ergibt. Die Äquivalenzgröße wird gemäß der EU-weit gültigen Definition nach der modifizierten OECDSkala berechnet, wobei der ersten erwachsenen Person im Haushalt das Gewicht 1,0 zugeteilt wird, jeder weiteren erwachsenen Person sowie Kindern ab 14 Jahren jeweils das Gewicht 0,5 und Kindern unter 14 Jahren das Gewicht 0,3. 7) Auf die beiden Städte Bremen und Bremerhaven bezogene Werte können aufgrund der geringen Fallzahl des Mikrozensus nicht dargestellt werden. — 8 — Mikrozensus Land Bremen Darunter armutsgefährdet Personen unter Personen unter 15 Jahren in 15 Jahren in Privathaushal- Privathaushalten ohne Einkom- ten mit Einkom- mensangabe mensangabe (in 1 000 (in 1 000 Anzahl (in 1 000 hochgerechnet) hochgerechnet) hochgerechnet) Anteil (in %) 2008 1 80 35 44 2009 2 79 33 42 2010 9 72 26 37 2011 4 76 31 41 Die vorstehende Tabelle wurde aus den Daten des Mikrozensus generiert. Dieser ist eine 1-%-Stichprobe; im Land Bremen werden also ca. 6 500 Personen einbezogen. Die Ergebnisse in der Tabelle sind Hochrechnungen. Das Nettoäquivalenzeinkommen entspricht nicht dem Einkommen eines Haushalts , es handelt sich vielmehr um einen gewichteten Einkommenswert, bei dem die Anzahl der Personen berücksichtigt wird. Druck: Anker-Druck Bremen