BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Drucksache 19/1470 Landtag 19. Wahlperiode 09.01.18 Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der CDU Das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen an Grundschulen im Land Bremen Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der CDU vom 28. November 2017 „Das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen an Grundschulen im Land Bremen“ Die Fraktion der CDU hat folgende Kleine Anfrage an den Senat gerichtet. „Der Besuch einer Grundschule markiert für Kinder den Start in ihre schulische Bildungskarriere . Dass den Grundschuljahren bei der Schaffung der basalen Bildungsgrundlagen eine zentrale Bedeutung zukommt, an die im weiteren Verlauf nahezu alle weiterführenden Lernbereiche anknüpfen und aufbauen, ist nicht nur weitgehend bekannt und plausibel, sondern inzwischen auch untersucht und belegt. Das Erlernen und der sichere Umgang mit unseren Wissens- und Kommunikationskulturtechniken Lesen, Schreiben und elementares Rechnen sind in diesem Zusammenhang zu vorderst zu nennen. Kommt es beim Einüben und Erlernen auf diesem grundlegenden Feld zu Versäumnissen und verlässt das Kind die Grundschule mit deutlichen Lerndefiziten, lassen sich diese oft nur schwierig und häufig nicht vollständig im weiteren Verlauf einer Bildungskarriere ausgleichen. Nicht selten haben spätere Abschlusslosigkeit, fehlende Lernmotivation und Schulabsentismus hierin ihre Mitursache. Der aktuelle IQB-Bildungstrend 2016, welcher die Kompetenzen von Schülerinnen und Schüler in der 4. Klasse untersucht hat, liefert fundierte Befunde dafür, dass Schülerinnen und Schüler an Bremer Grundschulen unabweisbaren Nachholbedarf im Erlernen der Wissensund Kommunikationskulturtechniken Lesen, Schreiben und elementarem Rechnen haben. Bremens negative Ergebnisse innerhalb der Studie sind eindeutig und bieten wenig Interpretationsspielraum . Anders sieht es mit den Ursachen aus, welche dem abermaligen schlechten Abschneiden unserer Grundschülerinnen und Grundschüler zugrunde liegen. Es ist zwar unstrittig, dass die spezifischen Problemlagen unserer zwei Stadtgemeinden, hinsichtlich Armut, Erwerbslosigkeit, Bildungsferne und anderen soziodemographischen Faktoren , keinen positiven Einfluss auf das schulische Leistungsvermögen der Bremer Schülerinnen und Schüler haben. Dennoch muss aber auch die Frage gestellt werden, welchen Effekt das eigentliche tägliche Unterrichtsgeschehen auf die Lernkompetenzen der Bremer Schülerinnen und Schüler hat. Die Schulen im Land Bremen für sich genommen können die vielfältigen und regional massiven gesamtgesellschaftlichen Probleme, die sich über Jahre aufgebaut und verfestigt haben, nicht lösen. Gleichwohl ist aber angesichts derartiger Testergebnisse auch die Ursachenforschung innerhalb der Bildungslandschaft unseres Primarbereichs zwingend geboten. Unterrichtsgestaltung , zur Anwendung kommende Lehr- und Lernmethoden, die die Vermittlung von grundlegenden Kenntnissen, Kompetenzen und Fähigkeiten in Lesen, Schreiben und elementarem Rechnen zum Ziel haben, gilt es hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu hinterfragen, zu überprüfen und bei Bedarf zu optimieren. Wir Fragen den Senat: 1. Welche Bedeutung misst der Senat dem Erlernen des Lesens und der Leseförderung in Grundschulen im Land Bremen bei? a. Welche spezifischen Unterrichtsmethoden, Lehr- und Lernformate kommen hierbei zur Anwendung? b. Welche Angebote außerhalb des regulären Unterrichts gibt es, damit Kinder sicher Lesen lernen und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen)? Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 2 c. Welche speziellen Lernformen kommen bei Sprachanfängern, Kindern mit Migrationshinweis und Defiziten im Verständnis der Deutschen Sprache beim Erlernen von Lesen zur Anwendung und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen)? d. Welche Rückschlüsse zieht der Senat aus den Ergebnissen der IQB-Studie, was den Erfolg bei der schulischen Vermittlung von Lesekompetenz an Schulen im Land Bremen betrifft und durch welche Maßnahmen will er an dieser Stelle zu Verbesserungen kommen? 2. Welche Bedeutung misst der Senat dem Erlernen der deutschen Rechtschreibung und der Rechtschreibförderung in Grundschulen im Land Bremen bei? a. Welche spezifischen Unterrichtsmethoden, Lehr- und Lernformate kommen hierbei zur Anwendung? b. Welche Angebote außerhalb des regulären Unterrichts gibt es, damit Kinder sicher die deutsche Orthographie lernen und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen)? c. Welche speziellen Lernformen kommen bei Sprachanfängern, Kindern mit Migrationshinweis und Defiziten im Verständnis der Deutschen Sprache beim Erlernen von Orthografie zur Anwendung und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen)? d. Welche Rückschlüsse zieht der Senat aus den Ergebnissen der IQB-Studie, was den Erfolg bei der schulischen Vermittlung von Orthografie-Kompetenz an Schulen im Land Bremen betrifft und durch welche Maßnahmen will er an dieser Stelle zu Verbesserungen kommen? 3. Wie bewertet der Senat die schulische Anwendung der sogenannten Reichen-Methode (Lesen durch Schreiben), bei welcher Schülerinnen und Schüler Worte nach Gehör schreiben? a. In welchem Umfang und in welchen Klassenstufen kam in der Vergangenheit bzw. kommt diese Methode aktuell nach Kenntnis des Senats an Grundschulen im Land Bremen noch zur Anwendung? b. Welche Rückmeldungen liegen dem Senat bezüglich dieser Unterrichtsmethode aus Lehrerkollegien, Interessenverbänden und der Elternschaft vor? c. In welchen anderen Bundesländern kommt die Reichen-Methode nach Wissen des Senats aktuell zur Anwendung, welche Bundesländer sind zwischenzeitlich vom schulischen Einsatz dieses Instruments wieder abgerückt und welche Begründungen für das jeweilige Vorgehen sind dem Senat bekannt? d. Wie nimmt der Senat den generellen bildungspolitischen Diskurs (u. a in Nordrhein -Westfalen, Hamburg oder Schleswig-Holstein) in Bezug auf die Reichen- Methode wahr und welche Schlussfolgerungen zieht er hieraus? e. Wie bewertet der Senat die schulischen Erfolge der Reichen-Methode und deren Abwandlungen, auch vor dem Hintergrund der aktuellen IQB-Ergebnisse des Landes Bremen? f. Welche Veränderungen und welche Vorgaben für Veränderungen sind in diesem Zusammenhang gegebenenfalls vom Senat beabsichtigt? 4. Welche Bedeutung misst der Senat dem Erlernen des Rechnens und der Mathematikförderung in Grundschulen im Land Bremen bei? a. Welche spezifischen Unterrichtsmethoden, Lehr- und Lernformate kommen hierbei zur Anwendung? b. Welche Angebote außerhalb des regulären Unterrichts gibt es, damit Kinder sicher Rechnen lernen und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen)? c. Welche speziellen Lernformen kommen bei Sprachanfängern, Kindern mit Migrationshinweis und Defiziten im Verständnis der Deutschen Sprache beim Erlernen Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 3 von basaler Mathematik zur Anwendung und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen)? d. Welche Rückschlüsse zieht der Senat aus den Ergebnissen der IQB-Studie, was den Erfolg bei der schulischen Vermittlung von Rechenkompetenz an Schulen im Land Bremen betrifft und durch welche Maßnahmen will er an dieser Stelle zu Verbesserungen kommen? 5. Welche Ansätze verfolgt der Senat, um bereits im Kita-Bereich systematisch die Grundlagen für den späteren gelingenden Kompetenzerwerb in den Wissens- und Kommunikationskulturtechniken Lesen, Schreiben und elementarem Rechnen im Rahmen der Grundschule zu legen? a. Durch welche Maßnahmen stellt der Senat sicher, dass Kinder nach dem Übergang von der Kita in die Grundschule bereits über Anknüpfungspunkte in Bezug auf das Erlernen und den Kompetenzerwerb in den Bereichen Lesen, Schreiben und elementarem Rechnen verfügen? b. Sieht der Senat die Notwendigkeit, die lernmethodische und didaktische aber auch administrative Verknüpfungen zwischen dem Bereich Kita und dem Bereich Grundschule gegebenenfalls noch auszuweiten? Falls ja, wie könnte dies gelingen und wo sieht er aktuell noch Hemmnisse auf diesem Weg? c. Welche Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem gemeinsamen Rahmenbildungsplan für Krippe, Kita und Grundschule zu? d. In welchem Planungsstadium befindet sich dieser gemeinsame Rahmenbildungsplan aktuell, zu welchem Zeitpunkt soll er nach derzeitiger Planung des Senats innerhalb der Bildungslandschaft Bremens zur Anwendung kommen und welche Veränderungen und Neuerungen bringt dieser für das Zusammenspiel der Bereiche Krippe, Kita und Grundschule konkret mit sich?“ Der Senat beantwortet die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Welche Bedeutung misst der Senat dem Erlernen des Lesens und der Leseförderung in Grundschulen im Land Bremen bei? Das Lesen ist eine Kernkompetenz, die das selbstständige Lernen, ob aus Büchern oder über digitale Medien, erst ermöglicht. Somit kommt dem Lesen-Lernen eine hohe Bedeutung zu, damit die Schülerinnen und Schüler ihre Schullaufbahn erfolgreich gestalten können. Jedes Kind sollte am Ende der Grundschulzeit in der Lage sein, einen Text flüssig und sinnentnehmend lesen zu können und dazu Lesestrategien zu nutzen. Dieser hohen Bedeutung des Lesens und des Lesen-Lernens entsprechend ist der Kompetenzerwerb mehrstufig und verbindlich beschrieben: Die zum Ende der Grundschulzeit zu erreichenden Bildungsstandards wurden 2003 von der Kultusministerkonferenz als bindende Grundlage für alle Bundesländer festgelegt . Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 4 Grundlage für den Unterricht an Bremer Grundschulen sind die Rahmenbildungspläne , in denen beschrieben wird, welche Kompetenzen die Schülerinnen und Schüler im Laufe der Grundschulzeit erwerben sollen. Die in den Bremer Grundschulen eingesetzten Bücher und Materialien sind vom Landesinstitut für Schule dahingehend geprüft, dass sie diesen Standards entsprechen. Um die Anforderungen des Rahmenbildungsplans zu verdeutlichen, wird der Kompetenzaufbau des einzelnen Kindes in Entwicklungsübersichten, hier für das Fach Deutsch, dargestellt. a. Welche spezifischen Unterrichtsmethoden, Lehr- und Lernformate kommen hierbei zur Anwendung? Lesen und Schreiben lernen sind eng miteinander verknüpft, das eine funktioniert nicht ohne das andere, daher gelten die hier beschriebenen Methoden in gleicher Weise für das Erlernen des Schreibens in der ersten Jahrgangsstufe. Auch der Aufbau des Wortschatzes ist eng mit dem Lesen und Schreiben lernen verbunden, da sinnhaftes Lesen und Schreiben nur erfolgen kann, wenn das Kind die zu lesenden und zu schreibenden Wörter in ihrer Bedeutung kennt. Zunächst liegt der Fokus auf der Laut-Buchstabenzuordnung und dem Erlernen der Lesetechnik . In den weiteren Jahrgängen werden Lesegeschwindigkeit und zunehmend das sinnentnehmende Lesen trainiert. Alle Bremer Grundschulen arbeiten mit den Lautgebärden, um die Laut- Buchstabenzuordnung zu unterstützen und zu erleichtern. An vielen Grundschulen steht im ersten Jahrgang jeweils der Buchstabe der Woche im Mittelpunkt des Lese- und Schreiblernprozesses . Der Buchstabe der Woche wird dann ganzheitlich, d.h. über verschiedene Lernkanäle, in Form und Klang erfasst, untersucht und mit anderen Buchstaben kombiniert, sodass erste Worte entstehen (synthetisches Prinzip). Bei der silbenanalytischen Methode, die ebenfalls an vielen Grundschulen in Bremen eingesetzt wird, steht die Silbe im Fokus, die als Wortbaustein erfasst und untersucht wird. Je nach eingesetzten Materialien erfolgt das Erlernen der Lesetechnik also silbisch oder synthetisch , die meisten Schulen kombinieren diese beiden Ansätze. b. Welche Angebote außerhalb des regulären Unterrichts gibt es, damit Kinder sicher Lesen lernen und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen)? Schülerinnen und Schüler, die am Ende der ersten Jahrgangsstufe das Lesen noch nicht beherrschen, erhalten in Bremen die Möglichkeit, in der zweiten Jahrgangsstufe in den Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 5 „Bremer-Lese-Intensivkursen (BLIK)“ diese Technik nochmals von Grund auf zu lernen. Dazu werden die Kinder in Kleingruppen zusammengefasst und über 10 Wochen gezielt gefördert . Es gibt 24 BLIK in der Stadtgemeinde Bremen, in jedem BLIK können pro Schuljahr 24 Schülerinnen und Schüler intensiv gefördert werden. Im Rahmen der Sprachförderbänder, die an 39 Bremer und an allen Bremerhavener Grundschulen seit 2015/16 eingerichtet wurden, erhalten alle Schülerinnen und Schüler der ersten oder zweiten Jahrgangsstufe die Möglichkeit, in Kleingruppen an individuellen Förder-, aber auch Forderschwerpunkten zu arbeiten. Auch in diesem Rahmen findet intensive Leseförderung in Kleingruppen statt. Die ehrenamtlichen „Lesehelfer“ ermöglichen an fast allen Grundschulen, dass Kinder, deren Eltern zuhause nicht mit ihnen lesen, die Lesetechnik üben können, um ihre Lesegeschwindigkeit zu verbessern. In den „Leseclubs“, die es an allen Bremer Grundschulen gibt, erhalten insbesondere Kinder, die eine hohe Affinität zum Lesen haben, die Möglichkeit, sich zu komplexen, umfangreichen Texten und Büchern auszutauschen. c. Welche speziellen Lernformen kommen bei Sprachanfängern, Kindern mit Migrationshinweis und Defiziten im Verständnis der Deutschen Sprache beim Erlernen von Lesen zur Anwendung und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen)? Zusätzlich zu den o.g. Maßnahmen, von denen auch Sprachanfänger sowie Kinder mit Migrationshinweis profitieren, erhalten die Grundschulen, abhängig vom Sozialindikator, zusätzliche Förderstunden, die auch für die DaZ-Förderung („Deutsch als Zweitsprache“) eingesetzt werden. Dafür stehen den Bremer Grundschulen 1.197 zusätzliche Unterrichtstunden zur Verfügung. Die Bremerhavener Grundschulen erhalten 710 zusätzliche Unterrichtsstunden für die Förderung. Die Verteilung erfolgt in Abhängigkeit vom Sozialindikator. In Bremen besuchen Kinder von Flüchtlingen zunächst, wie alle anderen zugewanderten Schülerinnen und Schüler ohne deutsche Sprachkenntnisse, einen Vorkurs. Die Zahl der Vorkurse im Primarbereich wurde von 15 (Stand: 2014) auf 47 Vorkurse (Stand: April 2016) in Bremen erweitert. In Bremerhaven werden die Kinder einer Grundschulklasse zugeordnet und nehmen ebenfalls an einem Sprachkurs teil. Zurzeit gibt es 29 Sprachkurse (Stand November 2017). Kinder des dritten Jahrgangs haben in Bremen die Möglichkeit, an einem zweiwöchigen Sprachsommercamp während der Sommerferien teilzunehmen. Dort findet eine intensive Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 6 Sprachförderung durch DaZ- und Theaterpädagog/innen statt. Von dieser Maßnahme profitieren pro Jahr 120 Kinder. In allen genannten Maßnahmen findet auch Leseförderung statt. d. Welche Rückschlüsse zieht der Senat aus den Ergebnissen der IQB- Studie, was den Erfolg bei der schulischen Vermittlung von Lesekompetenz an Schulen im Land Bremen betrifft und durch welche Maßnahmen will er an dieser Stelle zu Verbesserungen kommen? Die Heterogenität an den Bremer Grundschulen ist hoch, verstärkt wird sie durch Inklusion und den vermehrten Zuzug von Kindern ohne oder mit geringen Deutschkenntnissen. Um mehr Kindern das Erreichen der Bildungsstandards auch im Lesen zu ermöglichen, benötigen viele von ihnen mehr Lernzeit und eine auf die besondere Situation abgestellte Didaktik und Methodik. Diese erhöhte Lernzeit für einige Kinder soll durch eine Flexibilisierung der Verweildauer in der Grundschule erreicht werden. 2. Welche Bedeutung misst der Senat dem Erlernen der deutschen Rechtschreibung und der Rechtschreibförderung in Grundschulen im Land Bremen bei? Das orthografisch korrekte Schreiben gehört zu den wichtigen Kernkompetenzen, die Schülerinnen und Schüler in der Grundschule erlernen sollen. Allerdings ist die lernpsychologische Tatsache nicht außer Acht zu lassen, dass Heranwachsende ihre orthografischen Kenntnisse im Laufe der Sekundarstufe I weiter festigen. Die bundesweit geltenden Bildungsstandards beschreiben für das Ende der Grundschulzeit die Fähigkeit, Wörter auf Basis der Rechtschreibregeln korrekt schreiben zu können, eigene Texte mithilfe von Rechtschreibhilfen korrigieren zu können, sowie grammatikalische Regeln als Rechtschreibhilfe zu nutzen. a. Welche spezifischen Unterrichtsmethoden, Lehr- und Lernformate kommen hierbei zur Anwendung? Um eine gemeinsame Basis für den Rechtschreibunterricht zu schaffen, wurde zum Schuljahr 2015/16 der „Bremer Rechtschreibschatz“ eingeführt, der sowohl einen Grundwortschatz , den alle Schülerinnen und Schüler erlernen sollen, als auch einen Modellwortschatz zum Erarbeiten der Rechtschreibregeln zur Verfügung stellt. Der Modellwortschatz umfasst drei Ebenen (Phonem-Graphem-Korrespondenz und Silbenaufbau, Morphemstruktur und Syntax) und folgt damit den Erkenntnissen anerkannten Rechtschreibdidaktiker (z.B. Scheerer -Neumann, Hermé und Löffler). Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 7 Der Rechtschreibunterricht erfolgt zunächst an lautgetreuen Wörtern, um die Laut- Buchstabenzuordnung zu erleichtern (Phonem-Graphem-Korrespondenz). Daran anschließend werden dann systematisch anhand des Modellwortschatzes die Rechtschreibregeln erarbeitet und gelernt. Der „Bremer Rechtschreibschatz“ stellt für alle Phasen des Schriftspracherwerbs geeignete Methoden und Lernformen vor. In eigenen Texten verschriftlichen die Kinder von Anfang an ihre Gedanken und erste Geschichten , wobei sie hier dem Prinzip der lautgetreuen Schreibung folgen (alphabetische Strategie). Diese ersten eigenen Texte werden dann entsprechend den orthografischen Regeln korrigiert. Die Bremerhavener Grundschulen arbeiten seit 2012 mit der Rechtschreibwerkstatt, deren Modellwortschatz an den des Bremer Rechtschreibschatzes angeglichen wurde. Die Arbeitstechniken , die die Rechtschreibwerkstatt bietet und der Rechtschreibunterricht sind mit den dem „Bremer Rechtschreibschatz“ zugrunde liegenden Methoden vergleichbar. b. Welche Angebote außerhalb des regulären Unterrichts gibt es, damit Kinder sicher die deutsche Orthographie lernen und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen)? Am Ende der ersten Jahrgangsstufe wird anhand der „Diagnostischen Bilderliste“ nach Dummer-Smoch an lautgetreuen Wörtern überprüft, inwieweit die korrekte Laut- Buchstabenzuordnung gelingt. Am Ende der zweiten Jahrgangsstufe wird anhand eines LRS(Lese-Rechtschreib-Schwäche)-Screenings überprüft, ob der Lese-Rechtschreibprozess des einzelnen Kindes erfolgreich verläuft. Ist dem nicht so, werden die Kinder in Kleingruppen intensiv gefördert. Dies kann im Rahmen der Sprachförderbänder, in Kleingruppen zur Förderung der Basiskompetenzen und der phonologischen Bewusstheit oder in den BLIK erfolgen. Im Anschluss an das LRS-Screening der zweiten Klasse findet an den Schulen LRS-Förderunterricht statt. Die Sprachberater /innen der einzelnen Schulen und die LRS-Förderlehrkräfte begleiten den Lernprozess. Zusätzlich gibt es an 28 Standorten mit 336 Plätzen in Bremen externe Fördergruppen, die nach einem speziellen LRS-Förderprogramm (Reuther-Lier) arbeiten und Kinder mit einem entsprechenden Förderbedarf einmal wöchentlich zusätzlich zum Regelunterricht in Kleingruppen fördern. In Bremerhavener Grundschulen wird am Anfang der zweiten Klasse sowie zu Beginn der dritten Klasse der KEKS-Test (Kompetenzerfassung in Kindergarten und Schule) durchgeführt . Zusätzlich werden der „Bild-Wort-Test“ und die Diagnosediktate der Rechtschreibwerkstatt verwendet. Die Förderung der Kinder findet im Rahmen von Förderangeboten in der Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 8 Grundschule statt. LRS-Beraterinnen der Schulen organisieren die Förderung und beraten die Lehrkräfte. Kinder mit einer durch das ReBUZ festgestellten Leserechtschreibschwäche erhalten in Bremen und Bremerhaven eine Einzelförderung nach § 35 KJHG. c. Welche speziellen Lernformen kommen bei Sprachanfängern, Kindern mit Migrationshinweis und Defiziten im Verständnis der Deutschen Sprache beim Erlernen von Orthografie zur Anwendung und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen)? Im Rahmen der unter 1.c genannten zusätzlichen Fördermaßnahmen für Kinder mit Migrationshinweis findet auch Unterstützung im Bereich der Orthographie statt. d. Welche Rückschlüsse zieht der Senat aus den Ergebnissen der IQB- Studie, was den Erfolg bei der schulischen Vermittlung von Orthografie- Kompetenz an Schulen im Land Bremen betrifft und durch welche Maßnahmen will er an dieser Stelle zu Verbesserungen kommen? Die Heterogenität an den Bremer Grundschulen ist hoch, verstärkt wird sie durch Inklusion und den vermehrten Zuzug von Kindern ohne oder mit geringen Deutschkenntnissen. Um mehr Kindern das Erreichen der Bildungsstandards auch im Bereich der Orthographie zu ermöglichen, benötigen viele von ihnen mehr Lernzeit und eine auf die besondere Situation abgestellte Didaktik und Methodik. Diese erhöhte Lernzeit für einige Kinder soll durch eine Flexibilisierung der Verweildauer in der Grundschule erreicht werden. 3. Wie bewertet der Senat die schulische Anwendung der sogenannten Reichen- Methode (Lesen durch Schreiben), bei welcher Schülerinnen und Schüler Worte nach Gehör schreiben? Die sogenannte Reichen-Methode, umgangssprachlich gelegentlich auch als „Schreiben nach Gehör“ bezeichnet, wird in Bremen nicht gelehrt. Entscheidend ist, dass zwar das Prinzip der alphabetischen Strategie ("Schreibe wie du sprichst") in den ersten freien Texten angewendet wird, parallel dazu aber ein Rechtschreibunterricht ab der ersten Klasse stattfindet. Es werden also früh orthographische Strukturen gelegt. Die alphabetische Strategie ist lediglich ein erster Schritt, um die Kinder zum Schreiben zu motivieren. Durch die große Heterogenität der Bremer Schülerschaft und aufgrund der Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Bremer Grundschulkinder Deutsch als Zweitsprache erlernt, ist diese Methode für die meisten Bremer Grundschulen nicht geeignet. Die Reichen-Methode setzt aber fundierte, gesicherte und umfangreiche Kenntnisse der deutschen Sprache voraus, oh- Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 9 ne die diese Methode nicht erfolgreich umgesetzt werden kann; sie ist daher nur für besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schüler sinnvoll. a. In welchem Umfang und in welchen Klassenstufen kam in der Vergangenheit bzw. kommt diese Methode aktuell nach Kenntnis des Senats an Grundschulen im Land Bremen noch zur Anwendung? Die Reichen-Methode kommt aus den genannten Gründen in ihrer Reinform an den Bremer und Bremerhavener Grundschulen nicht zum Einsatz. Elemente daraus, insbesondere Anlaut -Tabellen, werden verschiedentlich in Unterrichtsmodelle integriert. b. Welche Rückmeldungen liegen dem Senat bezüglich dieser Unterrichtsmethode aus Lehrerkollegien, Interessenverbänden und der Elternschaft vor? Aus den Rückmeldungen zu der Reichen-Methode geht hervor, dass eine große Verunsicherung insbesondere bei Eltern und deren Interessenverbänden darüber herrscht, wie Kinder bei der Methode „Lesen durch Schreiben“ zu gesicherten Rechtschreibkenntnissen gelangen . Lehrkräfte bestätigen, dass die Methode nur für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler geeignet ist, die sowohl im Hinblick auf ihren Spracherwerb als auch im Hinblick auf ihre Selbstorganisation in der Lage sind, die Methode für sich umzusetzen und sich selbstlernend mit dem Schriftspracherwerb auseinanderzusetzen. c. In welchen anderen Bundesländern kommt die Reichen-Methode nach Wissen des Senats aktuell zur Anwendung, welche Bundesländer sind zwischenzeitlich vom schulischen Einsatz dieses Instruments wieder abgerückt und welche Begründungen für das jeweilige Vorgehen sind dem Senat bekannt? Auf Länderebene gibt es keine Empfehlung, die Reichen-Methode zu verwenden. Zu der Frage, ob und in welchem Umfang an einzelnen Schulen in Deutschland die Methode angewendet wird, liegen keine Informationen vor. d. Wie nimmt der Senat den generellen bildungspolitischen Diskurs (u. a in Nordrhein-Westfalen, Hamburg oder Schleswig-Holstein) in Bezug auf die Reichen-Methode wahr und welche Schlussfolgerungen zieht er hieraus ? In den genannten Ländern wird die Reichen-Methode ebenso wie in Bremen kritisch gesehen . Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 10 e. Wie bewertet der Senat die schulischen Erfolge der Reichen-Methode und deren Abwandlungen, auch vor dem Hintergrund der aktuellen IQB- Ergebnisse des Landes Bremen? Da in Bremen die Reichen-Methode keine Anwendung findet, stehen die Ergebnisse der IQB- Bildungstrends in Bremen auch in keinem Zusammenhang mit der genannten Methode. f. Welche Veränderungen und welche Vorgaben für Veränderungen sind in diesem Zusammenhang gegebenenfalls vom Senat beabsichtigt? Durch den „Bremer Rechtschreibschatz“ wird den Schulen ein Programm zur Verfügung gestellt , das den systematischen Rechtschreibunterricht für alle Bremer Grundschülerinnen und Grundschüler ermöglicht und somit eine gute Basis für einen fundierten Rechtschreibunterricht bietet. 4. Welche Bedeutung misst der Senat dem Erlernen des Rechnens und der Mathematikförderung in Grundschulen im Land Bremen bei? a. Welche spezifischen Unterrichtsmethoden, Lehr- und Lernformate kommen hierbei zur Anwendung? Die Entwicklung mathematischer Kompetenzen und insbesondere das Erlernen und die Handhabung der Grundrechenarten sind wichtiger Bestandteil der frühen Kompetenzentwicklung der Kinder und nehmen daher in den Bildungsplänen der Primarstufe einen großen Raum ein. Der Mathematikunterricht in der Grundschule zielt dabei auf den Erwerb und die Weiterentwicklung mathematischer Kompetenzen, wie sie über die bundesweit einheitlichen Bildungsstandards definiert sind. Dafür wird in allen Grundschulen Bremens und Bremerhavens entlang der entsprechenden Themenfelder der Rahmenpläne des Faches Mathematik gearbeitet. Diese ermöglichen einen inhaltsbezogenen Kompetenzerwerb in den Bereichen : Zahlen und Operationen, Raum und Form, Muster und Strukturen, Größen und Messen sowie Daten, Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit. Um die Anforderungen des Rahmenbildungsplans zu verdeutlichen, wird der Kompetenzaufbau in der Entwicklungsübersicht Mathematik dargestellt. Mathematische Inhalte erschließen sich Kinder auf drei Repräsentationsebenen, die sich im Unterricht konsequent wiederfinden. Enaktiv erfassen Kinder Sachverhalte durch eigene Handlungen, ikonisch erfassen sie diese durch Bilder sowie Graphiken und symbolisch durch die verbale Mitteilung der Zeichensysteme. Im Unterricht arbeiten Kinder entsprechend ihrem Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 11 Entwicklungsstand daran, dass sie auf eine sprachliche Instruktion hin eine Handlung ausführen oder eine eigene Handlung verbalisieren. Im zweiten Schritt stellen sie eine Handlung ikonisch/bildlich dar oder verbalisieren eine bildliche Darstellung. Auf der höchsten Stufe gehen die Schüler rein kognitiv mit sprachlicher Instruktion um und können mathematische Zeichen verbalisieren. Eine entsprechende schul- und klassenbezogene Materialausstattung bietet die Voraussetzung dafür, dass Schüler auf allen drei Repräsentationsebenen arbeiten und die Formen aufeinander aufbauen. b. Welche Angebote außerhalb des regulären Unterrichts gibt es, damit Kinder sicher Rechnen lernen und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen )? In Bremerhaven gibt es an allen Schulen ausgebildete „Mathematik-Multiplikator/innen“, die ihre Zertifizierung durch eine zweijährige Qualifizierungsmaßnahme erworben haben und sich in einem fortlaufenden Fortbildungsprozess befinden. Diese Lehrkräfte stehen zur Beratung zur Verfügung und werden auch für die Mathematikförderung eingesetzt. Weiterhin beteiligen sich viele Schulen in Bremen und Bremerhaven an mathematischen Wettbewerben, beispielsweise der „Mathe-Olympiade“. Im Ganztagsprogramm gibt es an einigen Schulen Mathematikangebote für fachinteressierte Schülerinnen und Schüler. Auch die Universität Bremen bietet mit dem „Matelier“ und dem ENTER-Projekt die Möglichkeit, sich intensiv mit Fragen der Mathematik auseinanderzusetzen. Die Regionalen Beratungs- und Unterstützungszentren (ReBUZ) bieten Beratung und Diagnose bei Dyskalkulie an. c. Welche speziellen Lernformen kommen bei Sprachanfängern, Kindern mit Migrationshinweis und Defiziten im Verständnis der Deutschen Sprache beim Erlernen von basaler Mathematik zur Anwendung und wie viele Kinder nehmen an diesen Angeboten teil (bitte gesondert für Bremen und Bremerhaven ausweisen)? Das Bremer Sprachbildungskonzept von 2013 formuliert für einen gelingenden Sprachbildungsprozess den Grundsatz, Sprachbildung als Aufgabe aller Fächer umzusetzen. Dies impliziert, dass auch der Fachunterricht Mathematik sprachsensibel gestaltet wird. Der Sprachentlastung von Aufgaben und dem Verbalisieren von Rechenoperationen kommt daher eine hohe Bedeutung zu. In Bremen und Bremerhaven arbeiten viele ausgebildete Mathematiklehrkräfte mit Redemitteln , Wortspeichern und entsprechendem Bildmaterial. In vielen Schulen ist die Entwicklung eines sprechsensiblen und sprachbildenden Unterrichts als Entwicklungsziel verankert, das Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 12 schließt die Gestaltung des Mathematikunterrichts mit dem Fokus Sprache ein. In diesem Mathematikunterricht arbeiten Schülerinnen und Schüler auch präventiv mit tragfähigem Anschauungsmaterial . Um das zählende Rechnen zu ersetzen, findet in vielen Schulen das Phasenmodell mit intensiver Spracharbeit von Schulz und Wartha seine Anwendung: 1. Phase: Handlung am geeigneten Material mit Versprachlichen 2. Phase: Beschreibung der Materialhandlung mit Sicht auf das Material 3. Phase: Beschreibung der Materialhandlung ohne Sicht auf das Material 4. Phase: Üben, Verfestigen und Vernetzen. d. Welche Rückschlüsse zieht der Senat aus den Ergebnissen der IQB- Studie, was den Erfolg bei der schulischen Vermittlung von Rechenkompetenz an Schulen im Land Bremen betrifft und durch welche Maßnahmen will er an dieser Stelle zu Verbesserungen kommen? Die Heterogenität an den Bremer Grundschulen ist hoch, verstärkt wird sie durch Inklusion und den vermehrten Zuzug von Kindern ohne oder mit geringen Deutschkenntnissen. Um mehr Kindern das Erreichen der Bildungsstandards auch im Bereich der Mathematik zu ermöglichen , benötigen viele von ihnen mehr Lernzeit und eine auf die besondere Situation abgestellte Pädagogik. Dies kann durch die Flexibilisierung der Verweildauer in der Grundschule erreicht werden, sodass Kinder die Möglichkeit bekommen, ein Jahr länger an der Grundschule zu bleiben. Als Sofortmaßnahme zur Verbesserung der mathematischen Kompetenzen wird an 15 Grundschulen in der Stadtgemeinde Bremen und vier Schulen in Bremerhaven zum 01.02.2018 der Mathematikunterricht verstärkt, indem an diesen Schulen pro Klasse und Woche eine zusätzliche Stunde Fachunterricht Mathematik stattfindet. 5. Welche Ansätze verfolgt der Senat, um bereits im Kita-Bereich systematisch die Grundlagen für den späteren gelingenden Kompetenzerwerb in den Wissensund Kommunikationskulturtechniken Lesen, Schreiben und elementarem Rechnen im Rahmen der Grundschule zu legen? Der Rahmenplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich und zukünftig der Bildungsplan 0-10 bilden die Grundlage für eine zielgerichtete und am Kind orientierte Bildungsarbeit im Elementarbereich. Alle dort benannten Bildungs- und Entwicklungsbereiche haben zum Ziel, die sozial-emotionale, motorische und kognitive Entwicklung der Kinder zu fördern. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 13 Grundlagen für positive Lernprozesse bei Kindern sind eine vertrauensvolle und anregende Spiel- und Lernumgebung, Möglichkeiten zum selbstständigen Spielen, Lernen und Explorieren sowie eine verlässliche und orientierende Unterstützung und Begleitung der pädagogischen Fachkraft. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist Teil des pädagogischen Auftrags in den Einrichtungen der Kindertagesbetreuung. a. Durch welche Maßnahmen stellt der Senat sicher, dass Kinder nach dem Übergang von der Kita in die Grundschule bereits über Anknüpfungspunkte in Bezug auf das Erlernen und den Kompetenzerwerb in den Bereichen Lesen, Schreiben und elementarem Rechnen verfügen? Die Sprachentwicklungsförderung der Kinder findet von Anfang an in sogenannten Schlüsselsituationen des pädagogischen Alltags in der Kita statt, wie auch zusätzlich in Kleingruppen für Kinder mit festgestelltem Sprachförderbedarf. Die Steuerung der Angebote zur Sprachbildung und Sprachförderung in der Kita findet über das Verstärkungsprogramm Sprachbildung und Sprachförderung statt. Die Weiterentwicklung der Sprachentwicklungsförderung in den Kitas wird flankiert durch kontinuierliche Fort- und Weiterbildungsangebote sowie die Teilnahme an den Bundesprogrammen zur Alltagsintegrierten Sprachbildung („Frühe Chancen“ und „Bildung durch Sprache und Schrift“). Im Juli 2015 startete an fünf Standorten das Modellprojekt „Durchgängigkeit in der Sprachbildung von der Kita in die Grundschule - Sprachbildung von Anfang an“. Ziel des Projektes ist es, gemeinsame Strategien zur durchgängigen Sprachbildung und Sprachförderung zwischen Kita und Grundschule an den Modellstandorten (Huchting, Kattenturm, Gröpelingen, Vahr, Grohn) bis zum Herbst 2018 zu entwickeln und zu erproben. Entsprechend der Projektplanung wurden an allen Standorten Zielvereinbarungen geschlossen. Diese Zielvereinbarungen berücksichtigen die vorhandenen Ressourcen zur Sprachbildung und die aktuelle Ausgangssituation der kooperierenden Einrichtungen. Für die konzeptionelle Entwicklung der durchgängigen Sprachbildung erhalten alle Schulen und Kitas zusätzliche personelle Ressourcen . Die Koordinatorin des Projektes, die auch an der Universität Bremen lehrt, unterstützt und berät die Projektteilnehmer, sie stellt die Entwicklung eines durchgängigen Sprachbildungskonzeptes von die Kita in die Grundschule sicher und begleitet dies fachlich und organisatorisch. Nach Ablauf des Projektzeitraums sollen die gewonnenen Erkenntnisse genutzt werden, um andere Standorte in der Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes zur durchgängigen Sprachbildung zu unterstützen. Die Bremerhavener Grundschulen arbeiten seit mehreren Jahren in einem verbindlich eingeführten Verbundsystem mit den Kindertagesstätten zusammen. Gemeinsame Fortbildungen finden seit Jahren verpflichtend statt. Ein unter den Ämtern abgestimmter Handlungsleitfaden Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 14 für die vorschulische Sprachförderung soll die Anschlussfähigkeit sichern. Die individuelle Sprachentwicklung der Kinder mit Sprachförderbedarf wird zukünftig in den abgestimmten Gesprächsleitfaden für die Übergabegespräche zwischen Grundschule und Kindertagesstätte aufgenommen. Das seit 2012 existierende Programm „Bücher-Kita Bremen“ fördert das dialogische Lesen und Vorlesen sowie frühe Literacy Erfahrungen. Der Teilbereich Mathematik in Bilderbüchern unterstützt elementares Mathematiklernen. Durch das Netzwerk „Haus der kleinen Forscher“, erhalten pädagogische Fachkräfte in Kitas und Grundschulen Impulse für die Umsetzung von Angeboten im Bereich Naturwissenschaften , Mathematik und Technik. Die Erfahrungen und Expertisen kommunaler Institutionen wie Universum, Botanika, Umweltbildung Bremen und FlorAtrium unterstützen die elementare Naturwissenschaft und Technik. b. Sieht der Senat die Notwendigkeit, die lernmethodische und didaktische aber auch administrative Verknüpfungen zwischen dem Bereich Kita und dem Bereich Grundschule gegebenenfalls noch auszuweiten? Falls ja, wie könnte dies gelingen und wo sieht er aktuell noch Hemmnisse auf diesem Weg? Die Zusammenführung der Bereiche Kindertagesbetreuung und Schule in einem Ressort in Bremen bildet sowohl den organisatorischen, als auch den fachlichen Rahmen für eine systematische und anschlussfähige Bildungsarbeit zwischen Kita und Grundschule. Der Bildungsplan 0-10 Jahre soll den Bildungs- und Erziehungsauftrag konkretisieren, die Bildungs- Lern- und Entwicklungsbereiche definieren, sowie die Anforderungen beschreiben, die einer gemeinsamen Bildungsarbeit aller Kitas und Grundschulen im Lande Bremen zugrunde zu legen sind. Der Erarbeitungsprozess findet seit September 2016 unter Beteiligung von Kitas, Schulen, Wissenschaft und Politik statt. c. Welche Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem gemeinsamen Rahmenbildungsplan für Krippe, Kita und Grundschule zu? Definiert als Grundlage für die inhaltliche Arbeit der pädagogischen Fachkräfte in Kita und Schule, nimmt der Bildungsplan 0-10 insbesondere die gemeinsamen Grundsätze, die Übergangsgestaltung von der Kita in die Schule und die Entwicklung von anschlussfähigen und abgestimmten Bildungs- und Lernmodellen in den Fokus. Des Weiteren unterstützt er die regelhafte Zusammenarbeit zwischen Kita und Grundschule im Rahmen von Verbünden und Entwicklungspartnerschaften. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 15 d. In welchem Planungsstadium befindet sich dieser gemeinsame Rahmenbildungsplan aktuell, zu welchem Zeitpunkt soll er nach derzeitiger Planung des Senats innerhalb der Bildungslandschaft Bremens zur Anwendung kommen und welche Veränderungen und Neuerungen bringt dieser für das Zusammenspiel der Bereiche Krippe, Kita und Grundschule konkret mit sich? Der Bildungsplan 0-10 Jahre bildet die Grundlage für die Zusammenarbeit der pädagogischen Fachkräfte in Kita und Schule. Er bietet eine Orientierung über die institutionellen Grenzen hinweg und setzt das Kind in den Mittelpunkt der Bildungsprozesse. Er soll die Basis für die Zusammenarbeit zwischen Kita und Grundschule sein und Orientierung für Abstimmungsprozesse , Fortbildungen und einen gemeinsamen Bildungsbegriff ermöglichen. Er hilft den pädagogischen Fachkräften dabei, für Kinder einen durchgängigen Bildungsweg zu organisieren, in enger Abstimmung mit den Eltern. Der Erarbeitungsprozess sieht die folgenden Meilensteine vor: (1) 01/17-06/17 Entwicklung und Vorlage von gemeinsamen Grundsätzen (gemeinsame Leitideen) von Bildung und Erziehung für die Altersgruppe 0-10 (2) Öffentliche Anhörung der gemeinsamen Leitideen bis 15.12.2017 (3) 07/17-02/18: Konkretisierung auf der Grundlage der bisherigen gemeinsamen Erfahrungen im Beteiligungsprozess (Umsetzungsphase 1) (4) 09/17-12/18 Entwicklung eines Konzeptes für die Anschlussfähigkeit in ausgewählten /zentralen Bildungs- und Lernbereichen (5) 02/18-12/18 (Umsetzungsphase 2): Konkretisierung auf Grundlage der bisherigen gemeinsamen Erfahrungen im Beteiligungsprozess für eine gemeinsame Bildungsarbeit und Initiierung durchgängiger Lernprozesse Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft Drs-19-1470 VB Das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen an Grundschulen im Land Bremen 20180109_1_KA Erlenen von Schreiben, Rechnen an Grundschulen