BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Drucksache 19/1596 Landtag 19. Wahlperiode 20.03.18 Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP Leseförderung durch webbasierte Textanalyse-Programme an den Schulen im Land Bremen Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 1 Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP vom 8. Februar 2018 „Leseförderung durch webbasierte Textanalyse-Programme an den Schulen im Land Bremen“ Die Fraktion der FDP hat folgende Kleine Anfrage an den Senat gerichtet. „In den vergangenen Jahren haben Bremens Grundschülerinnen und Grundschüler bei bundesweiten Lesetests regelmäßig besonders schlecht abgeschnitten. Laut jüngsten IQB- Bildungsmonitor erreichen nur 53 % der Viertklässler den Regelstandard im Bereich Lesen. Dabei ist die Relevanz des Lesens als elementare Fähigkeit für die schulische und berufliche Laufbahn sowie als universelles Kulturwerkzeug unbestritten. Neben dem Schreiben und Rechnen ist Lesen eine der Kernkompetenzen, die Kinder an Grundschulen lernen. Wie bei allen, in der Grundschule vermittelten Kernkompetenzen, handelt es sich beim Lesenlernen nicht um ein reines Verständnislernen, sondern um einen Prozess, der nur durch Übung vorangetrieben werden kann. Es ist wichtig, bei den Kindern die Motivation zum Lesen zu wecken bzw. zu verstärken. Ständige Lesepraxis fördert die Textkompetenz und wirkt sich positiv auf den Schreiblernprozess aus. Bei der individuellen Förderung der Leseanfänger sind die Lehrerinnen und Lehrer gefordert, quantitative und qualitative Fortschritte der Schüler zu überblicken. Webbasierte Leseförderprogramme können hier ein wichtiges Hilfsmittel für Lernende und Lehrende sein. Die Programme nutzen die Faszination, die der Computer auf Kinder und Jugendliche ausübt und verknüpft diese mit dem Medium Buch. Die Kinder haben die Möglichkeit redaktionell aufgearbeitete oder ausgearbeitete Quizfragen zum Lesestoff zu beantworten und so ihr Lese- und Textverständnis unter Beweis zu stellen. Durch eine Differenzierung der Schwierigkeitsstufen nach Klassenstufen ist es möglich jedes Kind individuell in seinem analytischen Textverständnis zu fördern. Die Auswahl des Lesestoffes ist dabei individuell möglich und kann sowohl Unterrichtsanforderungen als auch einer eigenen Interessenslage folgen, trotzdem garantieren die Verständnisfragen zum Text eine Überprüfbarkeit der Lesefähigkeit für den Lehrer. Diese Programme können so zur Ergänzung der Fibel werden und einer Langeweile- Erfahrung im Leselernprozess vorbeugen. Dem Lehrer bietet diese inhaltliche Leseleistungsüberprüfung einen direkten und leicht zugänglichen Eindruck vom Leistungsniveau und Leseinteresse des einzelnen Schülers. Ein Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 2 Vergleich der Schüler untereinander ist möglich, aber nicht unbedingt nötig. Er kann von Lehrenden, wenn pädagogisch gewünscht, durch Ranking oder Urkunden unterstützt und zur Motivation genutzt werden. Die Nutzung der webbasierten Leseförderprogramme sind dabei nicht auf die Grundschule beschränkt. Einzelne Angebote bieten Quizfragen bis zum Lesestoff der Klasse 10 und sind auch in Fremdsprachen einsetzbar. Den Lehrenden wird mit den webbasierten Textanalyse-Programmen ein Instrument an die Hand gegeben, das ihre Arbeit erleichtern kann und geeignet erscheint bei den Schülern den Spaß am Lesen fördert. Diese Chance sollte allen Lehrern und Schülern in Bremen und Bremerhaven gegeben werden. Wir fragen den Senat: 1. Wie schätzt der Senat grundsätzlich die Möglichkeit ein, über digitale bzw. webbasierte Leseförderprogramme einen Beitrag zur Leseentwicklung der Grundschulkinder im Land Bremen zu leisten? 2. Welche digitalen bzw. webbasierten Leseförderprogramme sind dem Senat bekannt und wie schätzt der Senat diese einzelnen Programme ein? 3. Wie viele Klassen im Land Bremen beteiligen sich insgesamt an digitalen bzw. webbasierten Leseförderprogrammen und wie haben sich die Zahlen in den vergangenen fünf Jahren entwickelt? 4. Wie viele Klassen im Land Bremen beteiligen sich davon insgesamt am webbasierten Leseförderprogramm Antolin und wie haben sich die Zahlen in den vergangenen fünf Jahren entwickelt? 5. An welchen Schulen beteiligen sich Klassen webbasierten Leseförderprogramm „Antolin“? 6. An welchen Schulen im Land Bremen beteiligen sich alle Klassen der Stufe zwei an einem webbasierten Leseförderprogramm und welches Programm wird genutzt? 7. An welchen Schulen im Land Bremen beteiligen sich alle Klassen der Stufe drei an einem webbasierten Leseförderprogramm und welches Programm wird genutzt? 8. Über welchen Zeitraum hinweg nutzen Klassen das Programm im Durchschnitt? 9. Welche Einschätzungen von Lehrkräften zu den Programmen sind dem Senat bekannt? 10. Wie steht der Senat zu einer verpflichtenden Teilnahme an einem webbasierten Leseförderprogramm? Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 3 11. Welche Kosten waren in den vergangenen Jahren mit den webbasierten Leseförderprogrammen verbunden und durch wen wurden sie getragen? (Bitte nach Klassenstufe, Schule und Programm aufschlüsseln.) 12. Inwieweit ist die Finanzierung der Programme über den Haushalt gesichert?“ Der Senat beantwortet die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie schätzt der Senat grundsätzlich die Möglichkeit ein, über digitale bzw. webbasierte Leseförderprogramme einen Beitrag zur Leseentwicklung der Grundschulkinder im Land Bremen zu leisten? Um sich vom Erlernen der Lesetechnik zum geübten Lesen zu entwickeln, muss das Lesen regelmäßig an immer komplexer werdenden Texten geübt werden. Hier können digitale Leseförderprogramme einen wichtigen Beitrag leisten, da sie ein individuell angepasstes Textmaterial ermöglichen, das auch die Leseinteressen des einzelnen Kindes mit berücksichtigt. Zudem kann der Umgang mit dem Computer auch schon die Schülerinnen und Schüler der Grundschule in besonderer Weise motivieren, sodass diese Faszination durch digitale Leseförderprogramme optimal genutzt wird. Webbasierte Leseförderprogramme bieten somit eine gute Möglichkeit, die Leseentwicklung individuell zu begleiten. 2. Welche digitalen bzw. webbasierten Leseförderprogramme sind dem Senat bekannt und wie schätzt der Senat diese einzelnen Programme ein? Es gibt eine Vielzahl von digitalen Leseförderprogrammen unterschiedlicher Ausrichtung. Im Wesentlichen kommen an den Bremer Grundschulen folgende zwei webbasierte Leseförderprogramme zum Einsatz: „Antolin“ ist ein Leseförderprogramm, bei dem die Schülerinnen und Schüler zu einem gelesenen Buch im Netz Fragen beantworten. Für richtige Antworten gibt es Punkte, die auf einem individuellen Konto gesammelt werden. Je umfangreicher das Buch, je komplexer, je nach Lesealter, die Fragen, desto mehr Punkte gibt es. Am Ende des Schuljahres werden die Anzahl der gelesenen Bücher und die Gesamtzahl der Punkte auf einer Urkunde festgehalten. Die Kinder können auch von zuhause aus mit dem Antolin–Programm arbeiten, wenn sie über die Schule angemeldet sind. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 4 Für die Schülerinnen und Schüler hat das Antolin-Programm einen hohen Motivationsfaktor: In der Regel übt der Computer einen großen Reiz aus und die Schülerinnen und Schüler arbeiten gerne daran. Um die Fragen im Antolin-Programm bearbeiten zu können, müssen sie vorher ein ganzes Buch gelesen haben. Da es auch für Erstleser sehr einfache, kurze Bücher sowie Bilderbücher gibt, die mit dem Antolin-Programm bearbeitet werden können, können auch schon leistungsstarke Erstklässler mit dem Programm arbeiten. Durch die Vergabe von Punkten für jede richtig beantwortete Frage werden die Schülerinnen und Schüler motiviert, mehr Bücher zu lesen, um den Punktestand zu erhöhen. „Onilo“ ist ein webbasiertes Leseförderprogramm, das Bilderbücher für den Einsatz im Unterricht digital in Form von Boardstories aufbereitet und somit insbesondere für die ersten beiden Schuljahre bzw. den Sprachförderunterricht geeignet ist. Für die Verwendung des Programms sind Beamer oder Whiteboard notwendig. Der Schwerpunkt liegt hier, neben der Förderung der Lesetechnik und des sinnentnehmenden Lesens, auf der Erweiterung des Wortschatzes. Die beiden Leseförderprogramme ermöglichen es, dass die Schülerinnen und Schüler ihren Kenntnisstand z.B. über Inhalte von Lesetexten und Büchern zunehmend selbstständig überprüfen und gleichzeitig das Lesetempo sukzessive durch Übung erhöhen. Durch die Auswahl der Bücher können Faktoren wie Leseinteresse und Lesetempo individuell berücksichtigt werden. Gleichzeitig leisten die Programme einen wichtigen Beitrag zur Förderung der digitalen Kompetenz. 3. Wie viele Klassen im Land Bremen beteiligen sich insgesamt an digitalen bzw. webbasierten Leseförderprogrammen und wie haben sich die Zahlen in den vergangenen fünf Jahren entwickelt? Alle Grundschulen im Land Bremen, die Förderzentren und einige Oberschulen arbeiten mit dem „Antolin“–Programm. Onilo nutzen derzeit 10 Grundschulen in Bremen in der 2. Jahrgangsstufe. Die Zahlen sind in den letzten Jahren gleichbleibend. 4. Wie viele Klassen im Land Bremen beteiligen sich davon insgesamt am webbasierten Leseförderprogramm Antolin und wie haben sich die Zahlen in den vergangenen fünf Jahren entwickelt? Die Grundschulen haben seit 2003 die Möglichkeit, mit „Antolin“ zu arbeiten. Das Programm nutzen derzeit alle Grundschulen, die meisten von ihnen begannen 2005 mit „Antolin“, da die senatorische Behörde in diesem Jahr die Landeslizenz erwarb, sodass keine Kosten für die Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 5 einzelnen Schulen entstehen. Daher ist keine Veränderung der Zahlen in den letzten 5 Jahren zu verzeichnen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die beiden zum Schuljahr 2017/18 in Bremen neu gegründeten Grundschulen zukünftig auch mit „Antolin“ arbeiten werden. 5. An welchen Schulen beteiligen sich Klassen am webbasierten Leseförderprogramm „Antolin“? Alle Grundschulen arbeiten mit dem Antolin-Programm. Die meisten Schulen nutzen Antolin in den Jahrgängen 2 bis 4, rund ein Drittel beginnt in Klasse 3, einige wenige Schulen beginnen bereits in der 1. Jahrgangsstufe.. 6. An welchen Schulen im Land Bremen beteiligen sich alle Klassen der Stufe zwei an einem webbasierten Leseförderprogramm und welches Programm wird genutzt? Mehrheitlich nutzen die Schulen „Antolin“ für die Jahrgangsstufen 2 bis 4. Insbesondere in den Jahrgangsstufen 1 und 2 kann dies jedoch auch nur für einzelne Schülerinnen und Schüler bzw. einzelne Klassen gelten, sodass eine namentliche Aufstellung der Schulen nicht aussagekräftig wäre. 7. An welchen Schulen im Land Bremen beteiligen sich alle Klassen der Stufe drei an einem webbasierten Leseförderprogramm und welches Programm wird genutzt? „Antolin“ wird an allen Grundschulen in Bremen spätestens ab dem 3. Jahrgang eingesetzt. 8. Über welchen Zeitraum hinweg nutzen Klassen das Programm im Durchschnitt? Die meisten Schulen arbeiten das ganze Jahr mit „Antolin“, einige setzen das Programm allerdings auch epochal ein. Dies kann den Grund haben, dass die Schülerinnen und Schüler bei der Beantwortung der Fragen sowie bei der Arbeit mit dem Computer, insbesondere zu Beginn, intensiv begleitet werden müssen, was nur über zusätzlich unterstützende Personen, wie z.B. Lesehelfer/innen, umgesetzt werden kann. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 6 9. Welche Einschätzungen von Lehrkräften zu den Programmen sind dem Senat bekannt? Da die Verbreitung von „Antolin“ als flächendeckend gelten kann, ist davon auszugehen, dass die Lehrkräfte den Einsatz des Programms „Antolin“ für sinnvoll erachten und das Programm regelmäßig in den Unterricht mit einbeziehen 10. Wie steht der Senat zu einer verpflichtenden Teilnahme an einem webbasierten Leseförderprogramm? Da die Abfrage an den Schulen ergab, dass alle Grundschulen mit dem „Antolin“-Programm arbeiten, ist eine Verpflichtung nicht nötig. In welchen Jahrgangsstufen und mit welcher Intensität mit dem Programm gearbeitet wird, und ob darüber hinaus noch weitere Programme zum Einsatz kommen, sollte in der pädagogischen Entscheidung der Schulen und Lehrkräfte bleiben 11. Welche Kosten waren in den vergangenen Jahren mit den webbasierten Leseförderprogrammen verbunden und durch wen wurden sie getragen? Für die Landeslizenz des Programms „Antolin“ werden von der Senatorin für Kinder und Bildung jährlich rund 8600.-€ aufgewendet und dadurch allen Schulen die kostenlose Inanspruchnahme ermöglicht. Schulen, die das Onilo-Programm nutzen, erhalten aufgrund von Sonderkonditionen, die der Verlag den Bremer Schulen einräumt, eine Einzellizenz für eine Klasse für 119.40 € und eine Fünfer-Lizenz für 179,40.-€. Diese Kosten werden von den Schulen aus ihren jeweiligen Budgets für Lehr- und Lernmittel getragen. 12. Inwieweit ist die Finanzierung der Programme über den Haushalt gesichert? Die Landeslizenz für „Antolin“ ist über Fördergelder im Rahmen der Leseclubs im Haushalt abgesichert. Schulen, die Onilo im Rahmen der Sprachförderbänder einsetzen, können in Bremen über die dafür bereitgestellten Ressourcen die Onilo-Lizenz abrechnen. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft Drs-19-1596 VB Leseförderung durch webbasierte Textanalyse-Programme an den Schulen im Land Bremen 20180320_1_KA Leseförderung