BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Drs. 19/2024 Landtag 19. Wahlperiode 29.01.19 Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der SPD vom 10. Dezember 2018 „Zukunft des Modellprojekts JAMIL am Schulzentrum Walle Lange Reihe“ Die Fraktion der SPD hat folgende Kleine Anfrage an den Senat gerichtet: „Junge Menschen stellen sich häufig Fragen zu ihrer Identität, zu ihrem Glauben und zu ihrer Zugehörigkeit. Die Beschäftigung mit Religion oder mit ethischen Fragenstellungen kann jungen Menschen auf der Suche nach sich selbst Orientierung bieten. Sie kann jedoch problematisch werden, wenn religiös begründete Ideologien Jugendliche vereinnahmen und andere Menschen auf Grund ihrer Lebensweise, Religion oder Sexualität ausgrenzen, wie es beim Islamismus und Salafismus der Fall ist. Als Präventionsprojekt gegen islamistische Orientierungen und Handlungen wurde 2015 das Modellprojekt JAMIL (Jugendarbeit in muslimischen und interkulturellen Lebenswelten) vom Verein VAJA e.V. (Verein zur Förderung akzeptierender Jugendarbeit) gestartet. Das demokratie - und religionspädagogische Projekt wendet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, die sich in einem religiösen Hinwendungsprozess zum Islam befinden und möglicherweise mit dem Gedankengut des politischen oder dschihadistischen Salafismus sympathisieren. Zentral für JAMIL sind (a) ein akzeptierender Ansatz der Jugendsozialarbeit, der die Alltagssorgen und Probleme der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Mittelpunkt stellt und (b) der Ansatz der aufsuchenden Jugendsozialarbeit, indem das Team JAMIL den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu ihren Treffpunkten und in ihrer Freizeit folgt. JAMIL konzentriert sich dabei auf die Arbeit in zwei Bremer Stadtteilen: Osterholz-Tenever und Gröpelingen/Walle. Derzeit wird das Modellprojekt zu 80 Prozent im Rahmen des Bundesprogrammes Demokratie Leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und zu 20 Prozent aus dem Etat des Sozialressorts finanziert. Bereits seit Startbeginn gibt es eine intensive und kontinuierliche Zusammenarbeit des SZ Walle Lange Reihe mit dem Modellprojekt JAMIL. Es finden etwa nicht nur regelmäßige demokratiepädagogische Fahrten statt, sondern es gibt auch ein langfristiges Angebot des Modellprojekts im schulischen Rahmen, das sogenannte Café Jamil, das im Nachmittagsbereich einmal wöchentlich ein niedrigschwelliges Angebot, bei dem bei türkischem Tee. Kaffee und Gebäck Themen aus der Lebenswelt, dem Stadtteil oder Schulalltag der Schülerinnen und Schüler angesprochen und diskutiert werden können und von Seiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von JAMIL auch immer wieder thematische Schwerpunkte gesetzt werden können. Wir fragen den Senat: 1. Wie bewertet der Senat das demokratie- und religionspädagogische pädagogische Angebot des Modellprojekts JAMIL in der Trägerschaft von VAJA e.V. und speziell die Kooperation mit dem SZ Walle Lange Reihe? Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 1 2. Welche Kenntnis hat der Senat über die weitere Finanzierung des Projekts und sieht der Senat hier Handlungsbedarf, damit gewährleistet ist, dass das Angebot auch künftig aufrechterhalten werden kann? 3. Wird der Senat ggf. aus eigenen Mitteln das Projekt von JAMIL am SZ Walle Lange Reihe fortführen?“ Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 2 Der Senat beantwortet die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie bewertet der Senat das demokratie- und religionspädagogische pädagogische Angebot des Modellprojekts JAMIL in der Trägerschaft von VAJA e.V. und speziell die Kooperation mit dem SZ Walle Lange Reihe? Auf Grundlage einer qualifizierten Bedarfseinschätzung hat das JAMIL-Team die Bremer Stadtteile Walle und Gröpelingen ausgewählt, in denen über das Café Jamil eine sehr gute Grundlage für den Zugang zu Jugendlichen aufgebaut worden ist. Das Format ist methodischdidaktisch niedrigschwellig und an den Bedürfnissen Heranwachsender orientiert, die sich mit Fragen nach Glaube, Identität und Zugehörigkeit auseinandersetzen. Als Modellprojekt hat JAMIL das Ziel, kleinräumig Präventionsansätze zu erproben. Bereits ein Jahr vor dem Ende der Projektlaufzeit ist zu konstatieren, dass sich das Konzept bewährt hat. Als Angebot der Kinder- und Jugendhilfe spricht es Jugendliche mit dem Ansatz akzeptierender Jugendsozialarbeit auch im schulischen Bereich an. Die Bildungsprozesse und Maßnahmen der Demokratieförderung werden im außerschulischen Kontext fortgeführt. Der Erfolg bei der Umsetzung von JAMIL hängt stark zusammen mit der pädagogischen Haltung der Fachkräfte, die das Modellprojekt durchführen, und deren spezifischen Fachkenntnissen. Handlungsleitend sind die Grundsätze der akzeptierenden Jugendarbeit. Insbesondere werden in der Projektarbeit individuelle Fragestellungen der Jugendlichen und deren Interessenslagen aufgegriffen. Eine wichtige Grundlage für die Attraktivität des Angebots bei der Zielgruppe ist die intensive Beziehungsarbeit mit den Teilnehmenden sowie der niedrigschwellige Umgang mit konfliktbeladenen Themen. Das SZ Walle zeigt eine grundsätzliche Offenheit gegenüber dem Ansatz des Modellprojekts und der Pädagogik des JAMIL-Teams. Aspekte der außerschulischen Bildungsarbeit konnten so in den Schulalltag eingebracht werden. Das Angebot ist im primärpräventiven Bereich angesiedelt, unterstützt die Demokratiebildung und wirkt frühzeitig möglichen Radikalisierungen entgegen. Es ist aus Sicht des Senats auch im Rahmen des Gesamtpräventionskonzeptes für das Bundesland Bremen, das ressortübergreifend unter Federführung des ‚Kompetenzzentrum Deradikalisierung und Extremismusprävention ‘ (KODEX) entwickelt wird, als zielführend zu erachten. 2. Welche Kenntnis hat der Senat über die weitere Finanzierung des Projekts und sieht der Senat hier Handlungsbedarf, damit gewährleistet ist, dass das Angebot auch künftig aufrechterhalten werden kann? 3. Wird der Senat ggf. aus eigenen Mitteln das Projekt von JAMIL am SZ Walle Lange Reihe fortführen? Die Fragen 2 und 3 werden zusammen beantwortet. Das Modellprojekt JAMIL ist über das Bundesprogramm „Demokratie Leben“ finanziert. Die Komplementärfinanzierung in Höhe von 20 Prozent der Projektkosten wird aus kommunalen Haushaltsmitteln des Sozialressorts finanziert. Das Bundesprogramm „Demokratie leben!" wurde seit dem Beginn der ersten Förderperiode (2015-2019) als lernendes und auf Veränderung angelegtes Programm konzipiert. Im Mai 2018 wurde das Programm über das Jahr 2019 hinaus entfristet. Ab 2020 sollen die Ziele des Bundesprogramms an den aktuellen Herausforderungen justiert und insgesamt stärker fokussiert werden, die Förderrichtlinien werden aktuell entwickelt. Als ein zentrales Ziel des neuen Programms wurde bereits der Aufbau von nachhaltigen Strukturen benannt. Das Demokratie- Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 3 zentrum Bremen prüft die Fortführung des Projekts Jamil im Kontext dieser Programmentwicklung . Die Zwischenfinanzierung für das Jahr 2020 durch die Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport wird sichergestellt. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft