– 1 – B R E M I S C H E B Ü R G E R S C H A F T Drucksache 19 / 2080 Landtag 19. Wahlperiode Kleine Anfrage der Fraktion der FDP vom 30. Januar 2019 Lese-Intensivkurse in Bremen Nicht erst seit der letzten Veröffentlichung der IQB-Bildungsstudie ist klar, dass in Bremen ein erhöhter Nachholbedarf im Bereich der Elementarbildung besteht . Gerade dem Lesen kommt im Lernprozess von Schülerinnen und Schülern eine besondere Aufgabe zu, da sich über diese Fähigkeit die Inhalte aller weiterführenden Fächer für jedes Kind erschließen lassen. Kinder, die zum Übertritt in die weiterführende Schulform nicht ausreichend Lesekompetenzen erwerben konnten, haben es schwer das Anforderungsniveau in allen Schulfächern zu erreichen. Ziel muss es darum sein, dass alle Kinder beim Verlassen der Grundschule in der Lage sind Texte flüssig und sinnentnehmend zu lesen. Die notwendigen Mittel hierzu wurden für Bremen schon vor einigen Jahren entwickelt. Seit dem Jahr 2000 werden Grundschülerinnen und Grundschüler mit extremen Förderbedarfen in „Lese-Intensivkursen“ zusätzlich beschult. Hierbei geht es um die Grundlagenvermittlung des Lesens und Schreibens. Wir fragen den Senat: 1. Welche Lese-Intensivkurse gibt es in Bremen? 2. An welchen Schulen werden sie für wie viele Schülerinnen und Schüler angeboten? 3. Wie wird der Förderbedarf bei den Teilnehmern festgestellt? 4. Über welchen Förderbedarf muss ein Kind verfügen, um einen solchen Kurs besuchen zu dürfen? 5. Wie viele Kinder benötigten den Unterricht ergänzende Leseförderungen im aktuellen und in den vergangen drei Schuljahren? Welchem Prozentsatz , gemessen an der Gesamtschülerzahl des Jahrgangs, entspricht dies? Bitte nach Klassenstufe und Schule aufschlüsseln. 6. Mit welchem zusätzlichen Platzbedarf für die Lese-Intensivkurse rechnet der Senat in den kommenden zwei Schuljahren? Bitte nach Klassenstufe aufschlüsseln. 7. Auf welcher Grundlage wird eine Auswahl der Teilnehmer getroffen, wenn mehr Kinder mit Förderbedarf diagnostiziert wurden, als Plätze zur Verfügung stehen? 8. Wie viele Kinder konnten, trotz diagnostiziertem Förderbedarf im aktuellen und in den vergangen drei Schuljahren keinen Platz in einem Lese- Intensivkurs angeboten werden? Bitte nach Schule aufschlüsseln. 9. Wie viele Kinder/Eltern haben, trotz diagnostiziertem Förderbedarf, im aktuellen und in den vergangenen drei Schuljahren einen Platz in einem Lese-Intensivkurs abgelehnt? Bitte nach Schule aufschlüsseln. – 2 – 10. Was waren Gründe für diese Ablehnungen? 11. Personen welcher Profession unterrichten die Lese-Intensivkurse? Wie viele Stunden umfassen die Lese-Intensivkurse pro förderbedürftigem Kind? Bitte nach Schule aufschlüsseln. 12. Welche Kosten sind mit den Lese-Intensivkursen verbunden? Bitte nach Schule aufschlüsseln. 13. Mit welchen Kosten für die Lese-Intensivkurse rechnet der Senat für das kommende und laufende Schuljahr? 14. Wie ist die Finanzierung des Programms im Haushalt gesichert? 15. Welche verpflichtenden Leseleistungs-Überprüfungen werden in der Grundschule im Land Bremen durchgeführt? 16. Zu welchen Zeitpunkten finden diese verpflichtenden Überprüfungen statt? 17. Welche Ergebnisse erzielen die Schülerinnen und Schüler in Bezug auf die geforderten Lesefähigkeiten zu diesem Lernzeitpunkt, in Bezug zu Schülerinnen und Schülern anderer Bundesländer? 18. Welche Fördermaßnahmen werden auf der Grundlage der Überprüfungen der Leseleistungen angeboten? 19. Wie beurteilt der Senat die dezentrale Einrichtung der Lese-Intensivkurse, die es nicht allen Kindern ermöglicht an ihrer gewohnten Grundschule unterrichtet zu werden, in Bezug auf soziale, psychische und organisatorische Faktoren? 20. Wie ist die dezentrale Einrichtung der Lese-Intensivkurse, nach Einschätzung des Senats, mit dem Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“ in Einklang zu bringen? 21. Welche Modelle zum Transport der Kinder an den Ort des Lese-Intensivkurses gibt es? 22. Durch welche Leistungsstands-Erhebungen wird der weitere Lernverlauf der geförderten Kinder nach Ende des Lese-Intensivkurses dokumentiert? a) Zu welchem Zeitpunkt finden diese Leistungsstands-Erhebungen statt? b) Sind diese Leistungsstands-Erhebungen verpflichten? c) Wie werden diese Ergebnisse zur Evaluation der Kurse genutzt? d) Welche Ergebnisse über die Wirksamkeit der Lese-Intensivkurse liegen vor? 23. Wie wird sichergestellt, dass alle Kinder die die Grundschule nach Klasse vier verlassen über die Lesekompetenz verfügen, welche sie benötigen um die folgenden Lernprozesse zu bewältigen? Welche Überprüfungen finden hier statt? Welche Maßnahmen werden bei Defiziten ergriffen? Wie viele Kinder waren im aktuellen und den vergangen drei Schuljahren in diese eingebunden? Welchem Prozentsatz, gemessen an der Gesamtschülerzahl des Jahrgangs, entspricht dies? 24. Durch welche weiteren Fördermaßnahmen werden die geförderten Kinder , nach Ende des Lese-Intensivkurses, im Lernprozess unterstützt? a) Sind diese Fördermaßnahmen verpflichtend? b) In welchem Zeitrahmen und zu welchem Zeitpunkt, nach Abschluss des Lese-Intensivkurses, finden diese Fördermaßnahmen statt? Julie Kohlrausch, Lencke Steiner und Fraktion der FDP – 3 – D a z u Antwort des Senats vom 19. März 2019 1. Welche Lese-Intensivkurse gibt es in Bremen? In der Stadtgemeinde Bremen gibt es den sogenannten Bremer Lese-Intensivkurs (BLIK). Kinder, die einen hohen Förderbedarf im Lesen haben, werden über zehn Wochen nach einem speziell entwickelten Programm an 20 Stunden in der Woche in Kleingruppen von sechs Kindern intensiv gefördert . Stadtweit gibt es 24 Standorte an Grundschulen für den BLIK. Die Kurse finden parallel zum Unterricht statt. In der Stadtgemeinde Bremerhaven werden keine Lese-Intensivkurse angeboten . Bremerhaven setzt stattdessen auf die individuelle Förderung im Unterricht und die Förderung in Kleingruppen, die an den Schulen mit den zur Verfügung stehenden Förderstunden organisiert werden. 2. An welchen Schulen werden sie für wie viele Schülerinnen und Schüler angeboten? Die Lese-Intensivkurse werden an folgenden Grundschulen angeboten: Tami-Oelfken, Andernacher Straße, Pastorenweg, Rablinghausen, Pfälzer Weg, Melanchthonstraße, Parsevalstraße, Marie-Curie, Am Wasser, Robinsbalje , Auf den Heuen, Stichnathstraße, Pürschweg, Buntentorsteinweg , Paul-Singer-Straße, Ellenerbrokweg, An der Gete, Halmerweg, Delfter Straße, Mahndorf, Alfred-Faust-Straße, Alt-Aumund und Burgdamm . Außerdem wird im ReBUZ (Regionale Beratungs- und Unterstützungszentrum ) West ein Kurs angeboten, da an den umliegenden Grundschulen kein Raum zur Verfügung steht. An mehreren Standorten rotiert der Kurs, um die Wege für die Kinder kurz zu halten, das heißt, der Kurs wird im 1. Halbjahr an der einer der zugeordneten Grundschulen angeboten, im 2. Halbjahr an der Nachbarschule. Pro Standort werden pro Schuljahr vier Kurse angeboten, jeden Kurs besuchen sechs Schülerinnen und Schüler, sodass sich ein Angebot für insgesamt 24 Schülerinnen und Schüler pro Standort ergibt, insgesamt sind das 576 Förderplätze pro Schuljahr. 3. Wie wird der Förderbedarf bei den Teilnehmern festgestellt? Der Förderbedarf wird durch die Ergebnisse des Sichtungsverfahrens „Alphabetische Bilderliste-MVP“ festgestellt, an dem alle Kinder der 1. Jahrgangsstufe zum Ende des Schuljahres teilnehmen. 4. Über welchen Förderbedarf muss ein Kind verfügen, um einen solchen Kurs besuchen zu dürfen? Kinder, die in einen Lese-Intensivkurs aufgenommen werden, haben Förderbedarf im Bereich Lesen in dem Sinne, dass sie noch nicht über die alphabetische Strategie verfügen, das heißt einfach strukturierte, lautgetreue Wörter und Sätze weder synthesehaft erlesen noch beim Schreiben Laut für Laut durchgliedern können. 5. Wie viele Kinder benötigten den Unterricht ergänzende Leseförderungen im aktuellen und in den vergangenen drei Schuljahren? Welchem Prozentsatz , gemessen an der Gesamtschülerzahl des Jahrgangs, entspricht dies? Bitte nach Klassenstufe und Schule aufschlüsseln. Der Lese-Intensivkurs richtet sich an Kinder der 2. Jahrgangsstufe. Prozentual entspricht der Anteil der Kinder, die mit dem BLIK gefördert werden, einem Anteil von rund 14 Prozent der Kinder der Jahrgangsstufe. Da verschiedene Lesefördermaßnahmen im Rahmen des individualisierten Unterrichts angeboten werden, lässt sich keine Aussage über den prozentua- – 4 – len Anteil aller Förderangebote treffen. Förderung ist hier auch das individuelle , auf den jeweiligen Lernstand des Kindes angepasste Übungsmaterial und die individuelle Unterstützung durch die Lehrkraft. Außerdem gibt es an fast allen Grundschulen Lesehelferinnen/Lesehelfer, die individuell mit den Kindern an der Buchstabensynthese und der Lesegeschwindigkeit arbeiten. 6. Mit welchem zusätzlichen Platzbedarf für die Lese-Intensivkurse rechnet der Senat in den kommenden zwei Schuljahren? Bitte nach Klassenstufe aufschlüsseln. Das Angebot richtet sich, wie dargestellt, konzeptionell an die Kinder der 2. Jahrgangsstufe, für andere ist der Kurs nur im Einzelfall geeignet. Durch eine deutliche Ausweitung des Angebots im Jahr 2013 steht eine derzeit ausreichende Anzahl von Plätzen für alle Kinder, die diese spezielle Förderung benötigen, zur Verfügung. Durch den generellen Anstieg der Schülerzahlen kann es zukünftig notwendig sein, an einzelnen Standorten das Angebot zu erhöhen. Das könnte insbesondere für Stadtteile zutreffen, die einen hohen Zuzug von Kindern im Grundschulalter haben. 7. Auf welcher Grundlage wird eine Auswahl der Teilnehmer getroffen, wenn mehr Kinder mit Förderbedarf diagnostiziert wurden, als Plätze zur Verfügung stehen? Auf Grundlage der Ergebnisse des Sichtungsverfahrens beraten die Kursleiterin des BLIK mit den Deutschlehrkräften der infrage kommenden Kinder darüber, ob eine Teilnahme am BLIK sinnvoll und erfolgversprechend ist. Falls es mehr Kinder als Förderplätze gibt, wird die Vergabe der Förderplätze mit den Deutschlehrkräften beraten und die Reihenfolge erstellt, in der die Kinder nacheinander gefördert werden. Dabei wird anhand des individuellen Förderbedarfes festgelegt, welche Kinder einen der beiden ersten der insgesamt vier Kurse, die über das Jahr verteilt stattfinden, besuchen sollen. In einem zweiten Schritt zum Beginn des 2. Halbjahres, werden die Kinder, die bisher noch nicht gefördert wurden , bei denen aber ein entsprechender Förderbedarf am Ende der 1. Jahrgangsstufe festgestellt wurde, erneut begutachtet um zu entscheiden, ob eine Förderung nach wie vor notwendig ist. Wenn ja, werden diesen Kindern Plätze in den beiden Kursen, die noch bis zum Schuljahresende durchgeführt werden, zugewiesen. Kinder, die nicht direkt zum Schuljahresbeginn der 2. Klasse einen Platz bekommen, werden bis zum Kursbeginn im Rahmen des Deutschunterrichtes und in weiteren Fördermaßnahmen, wie zum Beispiel Fördergruppen , intensiv gefördert. 8. Wie viele Kinder konnten, trotz diagnostiziertem Förderbedarf im aktuellen und in den vergangen drei Schuljahren keinen Platz in einem Lese- Intensivkurs angeboten werden? Bitte nach Schule aufschlüsseln. Bis auf wenige Ausnahmen können alle Kinder, die diese besondere Förderung benötigen, auch in den BLIK gefördert werden. Im Einzelfall, wenn es zu einer zu hohen Fallzahl für einen Standort kommt, werden Lösungen gesucht, indem zum Beispiel geprüft wird, ob an einem benachbarten BLIK-Standort ein Platz belegt werden kann. Das in der Antwort zu Frage 7 darstellte Verfahren führt dazu, dass für einige Kinder, die erst im Laufe des Schuljahres einen Platz bekommen hätten, diese Förderung nicht mehr notwendig ist, da sie bereits in schulinternen Fördergruppen oder im Klassenverband intensiv gefördert wurden . Die Platzverteilung sowie gegebenenfalls alternative Fördermaßnahmen , wie zum Beispiel Förderung in Kleingruppen oder binnendifferenzierende Maßnahmen erfolgen in der Zuständigkeit der Einzelschulen, sodass keine Zahlen über vorübergehend nicht oder anderweitig versorgte Kinder vorliegen. – 5 – In regelmäßig stattfindenden Gesprächen zwischen der zuständigen Referentin bei der Senatorin für Kinder und Bildung und den Kursleitungen der Bremer Lese-Intensivkurse werden unter anderem die aktuellen und prognostischen Fallzahlen besprochen und dabei bei Bedarf auch problematische Einzelfälle erörtert. Hiervon zu unterscheiden ist jedoch eine Zielgruppe, die vornehmlich an Schulen zu finden ist, an denen eine größere Anzahl von geflüchteten Kindern unterrichtet wird. Viele dieser Kinder haben lediglich eine lückenhafte Schullaufbahn absolviert und müssen deshalb zunächst alphabetisiert werden. Vereinzelt melden Lehrkräfte auch diese Kinder für den BLIK, obwohl der Kurs für diese Kinder nicht unbedingt geeignet ist, da er in den Bereichen Alphabetisierung und Sprache auf den Kenntnissen aufbaut , die regelhaft am Ende des ersten Schuljahrs vorliegen. Derzeit wird an einem Konzept zur Förderung dieser Zielgruppe gearbeitet. 9. Wie viele Kinder/Eltern haben, trotz diagnostiziertem Förderbedarf, im aktuellen und in den vergangenen drei Schuljahren einen Platz in einem Lese-Intensivkurs abgelehnt? Bitte nach Schule aufschlüsseln. In den letzten Jahren haben an folgenden Standorten Kinder das Förderangebot nicht wahrgenommen: Marie Curie (zwei Kinder), Auf den Heuen (fünf Kinder), Pürschweg (sechs Kinder), Paul-Singer-Straße (drei Kinder), ReBUZ West (fünf Kinder) und Halmerweg (vier Kinder). 10. Was waren Gründe für diese Ablehnungen? Für die Nichtteilnahme an der Fördermaßnahme wurden verschiedene Gründe genannt: In Fällen, in denen die Kinder an einem anderen als dem eigenen Schulstandort gefördert werden sollten, wurde als Begründung angeführt, dass die Eltern das Kind nicht aus seinem gewohnten Klassenverband nehmen wollen. In einigen Fällen wurde auch die Problematik der Wegbegleitung genannt, die die Eltern nicht leisten könnten. In diesem Fall unterstützen die Lehrkräfte die Eltern bestmöglich, um eine Teilnahme am Kurs zu realisieren, zum Beispiel indem sie Kontakte zu anderen Eltern herstellen, um Weggemeinschaften zu bilden. 11. Personen welcher Profession unterrichten die Lese-Intensivkurse? Wie viele Stunden umfassen die Lese-Intensivkurse pro förderbedürftigem Kind? Bitte nach Schule aufschlüsseln. Die Kursleitungen der Lese-Intensivkurse sind Grundschullehrkräfte, die Deutsch beziehungsweise Deutsch als Zweitsprache studiert haben, oder Sonderpädagoginnen/Sonderpädagogen. Sie müssen über langjährige Erfahrung im Anfangsunterricht Deutsch verfügen, gewünscht ist eine Zusatzqualifikation im Bereich Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) oder ähnliches . Kursleitungen der freien Träger sind spezialisiert auf die Klientel und sind in der Regel Diplom-Pädagoginnen/-Pädagogen mit einem Schwerpunkt beziehungsweise einer Zusatzqualifikation als Lerntherapeutin/Lerntherapeut . Alle Lehrkräfte der freien Träger verfügen über Zusatzqualifikationen beziehungsweise langjährige Erfahrungen im Bereich LRS. Das Angebot für die Kinder umfasst an allen Standorten jeweils zehn Wochen lang 20 Wochenstunden bei einer Gruppenstärke von sechs Kindern. 12. Welche Kosten sind mit den Lese-Intensivkursen verbunden? Bitte nach Schule aufschlüsseln. Insgesamt gibt es 24 Standorte für den Lese-Intensivkurs. Pro Kurs werden an allen Standorten jeweils 23 Lehrer-Wochen-Stunden eingesetzt, insgesamt entstehen dafür Kosten in Höhe von 1,036 Millionen Euro. Die drei – 6 – über die reine Kurs-Zeit hinausgehenden Stunden werden für die nachfolgende Begleitung der Kinder in den Klassenverbänden sowie für die Beratung der Deutschlehrkräfte zur weiteren individuellen Förderung der Kinder nach der Beendigung des Kurses genutzt. 13. Mit welchen Kosten für die Lese-Intensivkurse rechnet der Senat für das kommende und laufende Schuljahr? Der Senat rechnet aktuell mit Kosten in Höhe der vorgenannten rund 1,036 Millionen Euro. Sollte es weitere Standorte geben müssen, würde dies auch finanzielle Auswirkungen haben. 14. Wie ist die Finanzierung des Programms im Haushalt gesichert? Die Kosten des Programms sind zum einen im konsumtiven Haushalt (Zuwendungen ) für 14 Standorte veranschlagt und zum anderen für zehn Standorte durch eigene Lehrkräfte im Rahmen der Zuweisungsrichtlinie. 15. Welche verpflichtenden Leseleistungs-Überprüfungen werden in der Grundschule im Land Bremen durchgeführt? In der 1. Jahrgangsstufe werden alle Kinder zweimal, einmal im Herbst und ein zweites Mal im Frühjahr, mit der „Alphabetischen Bilderliste- MVP“ getestet. In der 2. Jahrgangsstufe wird vor Ostern ein Screening-Verfahren zur Lese- und Rechtschreibkompetenz eingesetzt, an dem alle Kinder der Jahrgangsstufe teilnehmen. In der 3. Jahrgangsstufe findet nach Ostern eine Überprüfung der Lese- Rechtschreibfähigkeiten über Vera 3 statt, bisher im zweijährigen Wechsel , zukünftig in jedem Jahr. 16. Zu welchen Zeitpunkten finden diese verpflichtenden Überprüfungen statt? Siehe Antwort auf Frage 15. 17. Welche Ergebnisse erzielen die Schülerinnen und Schüler in Bezug auf die geforderten Lesefähigkeiten zu diesem Lernzeitpunkt in Bezug zu Schülerinnen und Schülern anderer Bundesländer? Es gibt kein einheitliches Verfahren der Länder in den Jahrgängen eins und zwei, daher ist ein Vergleich nicht möglich. Erst für Vera 3 lassen sich die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler miteinander in Bezug setzen. 18. Welche Fördermaßnahmen werden auf der Grundlage der Überprüfungen der Leseleistungen angeboten? In der 1. Jahrgangsstufe wird, neben den binnendifferenzierenden Maßnahmen und zusätzlichen Angeboten, die die Schulen individuell anbieten , der Bremer Lese-Intensivkurs durchgeführt. In der 3. Jahrgangsstufe gibt es, neben den binnendifferenzierenden Maßnahmen, Förderangebote an den einzelnen Schulen und individuelle Angebote durch externe LRS- Kurse, an denen die Kinder regional teilnehmen können. 19. Wie beurteilt der Senat die dezentrale Einrichtung der Lese-Intensivkurse, die es nicht allen Kindern ermöglicht, an ihrer gewohnten Grundschule unterrichtet zu werden, in Bezug auf soziale, psychische und organisatorische Faktoren? An Standorten mit einem hohen Anteil von Kindern, die eine Förderung über einen Lese-Intensivkurs benötigen, gibt es standortgebundene Angebote , sodass sich für diese Kinder optimale Bedingungen ergeben. An anderen Standorten reicht die Anzahl der Kinder, die von einem BLIK profitieren, nicht aus, sodass dort kein standortbezogenes, sondern ein regionales Angebot eingerichtet wurde. Kurse, die regional organisiert werden , wechseln einmal jährlich die Standortschule, um für möglichst viele – 7 – Kinder den Kursbesuch an der eigenen Schule realisieren zu können. Für einige Schulen lässt sich dies nicht umsetzen, da es Standorte gibt, an denen mehr als zwei Schulen zugeordnet sind. Der Nachteil, den die Kinder in Kauf nehmen müssen, indem sie für eine begrenzte Zeit von zehn Wochen nur teilweise oder gar nicht an ihrer Schule beziehungsweise in ihrer Klasse unterrichtet werden, werden durch die Erfolge des Kurses in aller Regel aufgehoben. Die Erfolge im Lese-Rechtschreiberwerb und die damit einhergehenden positiven Effekte , die sich nicht nur auf die Leistungen, sondern auch auf das Selbstwertgefühl der Kinder auswirken, können das Lernen im Klassenverband im Anschluss an den Kurs langfristig positiv beeinflussen. 20. Wie ist die dezentrale Einrichtung der Lese-Intensivkurse, nach Einschätzung des Senats, mit dem Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“ in Einklang zu bringen? Die regionalen Kurse werden möglichst so angeboten, dass es keine übermäßig langen Wege gibt, auch wenn es nicht immer möglich ist, die Wege so kurz zu halten wie dies für die regelhafte Grundschulbeschulung ermöglicht wird. 21. Welche Modelle zum Transport der Kinder an den Ort des Lese-Intensivkurses gibt es? Die Organisation des Weges obliegt den Eltern, die hier individuell verantwortlich sind. Die Kursleitungen und Grundschulen unterstützen die Eltern dabei, sich zum Beispiel mit anderen Eltern der Schule abzustimmen, sodass sich Wegegemeinschaften bilden. 22. Durch welche Leistungsstands-Erhebungen wird der weitere Lernverlauf der geförderten Kinder nach Ende des Lese-Intensivkurses dokumentiert? a) Zu welchem Zeitpunkt finden diese Leistungsstands-Erhebungen statt? Zu Beginn und am Ende eines jeden Kurses werden die Kinder mit der Hamburger Schreibprobe (HSP) getestet. Die Ergebnisse werden mit den Deutschlehrkräften, die im Anschluss an den Kurs wieder mit den Kindern im Rahmen des Regelunterrichts arbeiten, besprochen, und es werden Hinweise zur weiteren Förderung gegeben. b) Sind diese Leistungsstands-Erhebungen verpflichtend? Ja, denn sie dienen gleichzeitig zur Überprüfung, ob die Kriterien der Zuordnung der Kinder zu der Maßnahme angemessen sind. c) Wie werden diese Ergebnisse zur Evaluation der Kurse genutzt? In aller Regel sind für die Kinder sehr deutliche Fortschritte feststellbar . Die Ergebnisse werden nach Kursende mit den Deutschlehrkräften des Kindes besprochen und weitere Förderhinweise gegeben. Die hohe Anzahl von Kindern, die signifikante bessere Leistungen erzielen , wird als Erfolg des Programms gewertet. d) Welche Ergebnisse über die Wirksamkeit der Lese-Intensivkurse liegen vor? Die Ergebnisse der beiden HSP-Testungen werden erfasst und ausgewertet . Es lässt sich feststellen, dass die Kinder durchschnittlich 35 Prozentpunkte hinzugewinnen, das bedeutet einen deutlichen Lernfortschritt . 23. Wie wird sichergestellt, dass alle Kinder, die die Grundschule nach Klasse vier verlassen, über die Lesekompetenz verfügen, welche sie benötigen um die folgenden Lernprozesse zu bewältigen? Welche Überprüfungen finden hier statt? Welche Maßnahmen werden bei Defiziten ergriffen? Wie viele Kinder waren im aktuellen und den vergangenen drei Schuljahren in – 8 – diese eingebunden? Welchem Prozentsatz, gemessen an der Gesamtschülerzahl des Jahrgangs, entspricht dies? Im Laufe der Grundschulzeit gibt es mit der „Bremer Bilderliste“ am Ende der 1. Klasse, dem „Bremer Screening Lesen und Schreiben BSLR“ am Ende der 2. Klasse und „Vera 3“ am Ende der 3. Klasse Verfahren, mit denen die Lesekompetenzen aller Bremer Kinder getestet werden. Jeweils im Anschluss an die Testungen finden auf Schulebene Gespräche statt, an denen die Deutschlehrkräfte und die Sprachberaterin oder der Sprachberater auf Basis der Testergebnisse sinnvolle Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten erörtern. Ziel ist es, jedes Kind bestmöglich und individuell zu fördern, damit möglichst alle Kinder am Ender der 4. Jahrgangsstufe mit fundierten Lesekompetenzen in die weiterführenden Schulen wechseln . Neben den bereits beschriebenen Bremer Lese-Intensivkursen finden vielfältige Fördermaßnahmen an den Schulen statt, deren Bandbreite von Differenzierung im Regelunterricht über Unterstützung durch Lesehelfer und Lesehelferinnen sowie Förderangebote in Kleingruppen und das Angebot von regionalen externen LRS-Fördergruppen reichen. Da die weiteren Fördermaßnahmen außerhalb des Programmes BLIK und externe LRS-Förderung individuell angepasst an den einzelnen Schulen erfolgen, werden hier keine Zahlen erhoben. 24. Durch welche weiteren Fördermaßnahmen werden die geförderten Kinder , nach Ende des Lese-Intensivkurses, im Lernprozess unterstützt? Durch den Lese-Intensivkurs erhalten die Kinder eine sehr intensive Unterstützung in der Alphabetisierung, die dann im Regelunterricht fortgeführt wird. Ob und in welcher Form eine weitere Fördermaßnahme notwendig ist, wird im Abschlussgespräch zwischen der Lehrkraft des Lese-Intensivkurses und der Deutschlehrkraft des Kindes besprochen. Es gilt jedoch der Grundsatz. Förderung sollte so inklusiv wie möglich und so additiv wie nötig erfolgen. a) Sind diese Fördermaßnahmen verpflichtend? Fördermaßnahmen, die in den Regelunterricht integriert sind, sind verpflichtend. Zusätzliche Angebote bedürfen der Zustimmung durch die Eltern. b) In welchem Zeitrahmen und zu welchem Zeitpunkt, nach Abschuss des Lese-Intensivkurses, finden diese Fördermaßnahmen statt? Fördermaßnahmen, ob im Regelunterricht oder zusätzlich beziehungsweise ersetzend, finden solange statt, wie dies sinnvoll und notwendig ist. Eine regelhafte Anschlussförderung durch eine weitere externe beziehungsweise additive Maßnahme ist nicht vorgesehen. Bremische Bürgerschaft Drucksache 19 / 2080 Kleine Anfrage der Fraktion der FDP vom 30. Januar 2019 Lese-Intensivkurse in Bremen