– 1 – B R E M I S C H E B Ü R G E R S C H A F T Drucksache 19 / 2090 Landtag 19. Wahlperiode Kleine Anfrage der Fraktion der CDU vom 26. Februar 2019 Ist ein „Haus der Athleten“ und die Zertifizierung einer Bremer Sportschule zur „Eliteschule des Sports“ auch im Land Bremen möglich? In mehreren deutschen Städten wie München, Potsdam oder Stuttgart gibt es bereits Häuser der Athleten, teilweise mit integrierten Sportinternaten. Für den Bereich des Leistungssportes ist eine derartige Einrichtung der beste Weg, um es jungen Sportlern zu ermöglichen, ihren Traum vom Spitzensport zu erreichen . Auch Sportsenatorin Stahmann hat sich in der Vergangenheit für die Entwicklung eines „Hauses für Athleten“ ausgesprochen. Dafür müssen jedoch die Voraussetzungen geschaffen werden, wie die Unterkunft, Möglichkeit der Reha- und Physiotherapiemaßnahmen, Sporthallen, Sponsorenbetreuung und auch die Finanzierung. Der Sportstandort Bremen sollte attraktiver für begeisterte Sportler und Sportlerinnen werden, damit auch wir eine Talentschmiede im Olympischen und Paralympischen Aktionsfeld für die gesamte Bundesrepublik werden kann. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Inwiefern hält der Senat die Einrichtung eines „Hauses für Athleten“ und einer „Eliteschule des Sports“ in einem Gesamtpaket für sinnvoll und realisierbar ? 2. Wie weit ist die Planung zur Einrichtung eines „Hauses für Athleten“ oder/und einer „Eliteschule des Sports“? 3. Welche Objekte stehen für die Schaffung dieser Projekte zur Auswahl? Kommen gegebenenfalls auch nicht genutzte Flüchtlingsunterkünfte in Betracht? 4. Wie sieht der konkrete Fahrplan zur Ansteuerung und Umsetzung des oben genannten Gesamtpaketes aus, und ab wann könnte das Haus nutzbar sein beziehungsweise die Zertifizierung einer Bremer Sportschule zur „Eliteschule des Sports“ angeschoben werden? 5. Wie müsste das Finanzierungskonzept für das „Haus der Athleten“ aussehen ? 6. Wie viele Sportler könnten in einer derartigen Einrichtung leben? Welche Perspektiven müssten aufgezeigt werden? 7. Welche positiven Effekte für das Land Bremen kann der Senat sich mit der Realisierung des oben genannten Gesamtprojektes vorstellen? Marco Lübke, Dr. Thomas vom Bruch, Thomas Röwekamp und Fraktion der CDU – 2 – D a z u Antwort des Senats vom 2. April 2019 Vorbemerkung: Aktuell wird im organisierten Sport und auch in der Öffentlichkeit der Stadt Bremen intensiv über die Möglichkeit diskutiert, das Verbundsystem Leistungssport , welches seit dem Jahre 2000 am Schulstandort Ronzelenstraße mit den Kooperationspartnern Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport, Senatorin für Kinder und Bildung, dem Landessportbund e. V. sowie mittlerweile zwölf Sportfachverbänden besteht, mit einem „Haus der Athleten“ zu erweitern. In der Kooperationsvereinbarung wurde unter anderem das Ziel formuliert, „die Oberschule an der Ronzelenstraße zukünftig als ‚Eliteschule des Sports‘ (EdS) anerkennen zu lassen“. In diesem Prozess erfüllt der Standort Ronzelenstraße mittlerweile nahezu alle vom Deutschen Olympischen Sportbund geforderten Qualitätsmerkmale1; ein wesentliches diesbezüglich gefordertes Kriterium für eine abschließende Anerkennung ist dabei jedoch das Vorhandensein eines Sportinternates/Haus der Athleten (HdA). Ein „Haus der Athleten“ wird vom Deutschen Olympischen Sportbund wie folgend definiert: „Im Rahmen des Stützpunktkonzeptes des Deutschen Sportbundes ‚Weiterentwicklung des Stützpunktsystems‘ wird den Häusern der Athleten besondere Bedeutung beigemessen. Das Haus des Athleten mit den Elementen — Sportinternat (mit Wohnmöglichkeiten für Kader im Schulalter) und — Wohnheim (mit Wohnmöglichkeiten für Kader nach Schulabschluss) ermöglicht Nachwuchs- sowie Spitzenathletinnen und -athleten die effiziente Nutzung der regionalen Förderstruktur in Sport und Umfeld. Sportinternat und Wohnheim gewährleisten die Rahmenbedingungen für die duale Laufbahn in Sport und Schule/Studium/Ausbildung/Beruf. Sie begünstigen insbesondere in den Schwerpunktsportarten die reibungslose Verbindung von täglichem Training und der Bildungslaufbahn an Schule und Hochschule beziehungsweise einer beruflichen Tätigkeit.“ Um das in der Kooperationsvereinbarung erwähnte Ziel zu erreichen, sind Akteure aus unterschiedlichen Sportorganisationen und der stadtbremischen Verwaltung momentan dabei, die Möglichkeit zum Aufbau eines „Hauses der Athleten“ umfassend zu prüfen. Dabei stellen sich insbesondere Fragen der Trägerschaft, der Finanzierung, des sportlichen und pädagogischen Konzeptes und der Räumlichkeit. Diese Prüfung könnte in den nächsten Monaten abgeschlossen sein, sodass anschließend eine Aussage zum möglichen Aufbau eines „Hauses der Athleten“ und einer „Eliteschule des Sports“ abschließend getätigt werden kann. 1. Inwiefern hält der Senat die Einrichtung eines „Hauses für Athleten“ und einer „Eliteschule des Sports“ in einem Gesamtpaket für sinnvoll und realisierbar ? 2. Wie weit ist die Planung zur Einrichtung eines „Hauses für Athleten“ oder/und einer „Eliteschule des Sports“? Die Fragen 1 und 2 werden gemeinsam beantwortet. Der Senat hält eine Einrichtung eines Hauses für Athleten für grundsätzlich sinnvoll. Die Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und 1 Sportliche Ausbildung, Management Zeitbudget, regionale und überregionale Wirkungsmöglichkeit , Organisationsstruktur, pädagogische Gesamtkonzeption, sportliche und bildungsbezogene Erfolge. – 3 – Sport unterstützt die Initiatoren eines solchen Hauses für Athleten. Die Realisierbarkeit kann erst nach dem Vorliegen eines fertigen Konzeptes abschließend beurteilt werden. Zurzeit sind die Senatorin für Kinder und Bildung und die Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport, der Landessportbund, die Oberschule an der Ronzelenstraße, verschiedene Sportfachverbände und weitere Interessierte dabei, die Einrichtung eines HdA in Bremen zu prüfen. Die Planungen werden nicht vom Senat zentral gesteuert, die oben erwähnten Ressorts begleiten die Maßnahme jedoch inhaltlich und strukturell. Nicht gelöst ist zum jetzigen Zeitpunkt die zentrale Frage der Trägerschaft, daher können derzeit noch keine belastbaren Planungs- oder Realisierungszeiträume benannt werden . 3. Welche Objekte stehen für die Schaffung dieser Projekte zur Auswahl? Kommen gegebenenfalls auch nicht genutzte Flüchtlingsunterkünfte in Betracht? Im Rahmen der Prüfung der Einrichtung eines HdA in Bremen sind einige Standorte angedacht worden. Nicht genutzte Flüchtlingsunterkünfte wurden auch in Absprache mit der Senatorin für Soziales, Jugend, Frauen, Integration und Sport in Betracht gezogen, jedoch aus unterschiedlichen Gründen wieder verworfen. Aktuell wird ein weiteres Objekt im Privateigentum geprüft, es kann jedoch noch keine belastbare Aussage diesbezüglich getätigt werden. 4. Wie sieht der konkrete Fahrplan zur Ansteuerung und Umsetzung des oben genannten Gesamtpaketes aus und ab wann könnte das Haus nutzbar sein beziehungsweise die Zertifizierung einer Bremer Sportschule zur „Eliteschule des Sports“ angeschoben werden? Dazu kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden. Bevor die Oberschule an der Ronzelenstraße zu einer EdS zertifiziert werden könnte, muss in jedem Fall ein HdA in Bremen realisiert werden. Der Zeitpunkt dafür steht jedoch noch nicht fest (siehe Frage 1) und liegt nur bedingt in der Verantwortlichkeit des Senats. 5. Wie müsste das Finanzierungskonzept für das „Haus der Athleten“ aussehen ? Nach ersten Schätzungen ist von laufenden Miet- und Betriebskosten für ein „Haus der Athleten“ in Höhe von jährlich mindestens rund 200 000 Euro bis 250 000 Euro auszugehen. Die Finanzierung darf nicht von öffentlichen Zuschüssen abhängig sein und sie müsste vorrangig durch externe Unterstützer (zum Beispiel private Förderer, Sponsoren et cetera) erreicht werden. Der Eigenbeitrag für die Sportlerinnen und Sportler darf sich nicht von dem anderer „Häuser der Athleten“ in den übrigen Bundesländern unterscheiden. Diese variiert zwischen 160 Euro und maximal 450 Euro pro Monat. 6. Wie viele Sportler könnten in einer derartigen Einrichtung leben? Welche Perspektiven müssten aufgezeigt werden? Die aktuellen Diskussionen gehen von bis zu maximal 20 Sportlerinnen und Sportlern aus, welche mittelfristig in einem HdA untergebracht werden könnten. Den aufgenommenen Sportlern und Sportlerinnen sollte im Rahmen der dualen Ausbildung eine Perspektive bis zur Beendigung der schulischen Laufbahn beziehungsweise beruflichen Ausbildung aufgezeigt werden. 7. Welche positiven Effekte für das Land Bremen kann der Senat sich mit der Realisierung des oben genannten Gesamtprojektes vorstellen? In den letzten Jahren hat sich der Nachwuchsleistungssport in Bremen, insbesondere auch die Kooperationen der Fachverbände mit der Eliteschule des Fußballs, dem Gymnasium Links der Weser, der Sportbetonten – 4 – Oberschule an der Ronzelenstraße, aber auch der Oberschule am Leibnizplatz (Rudern) hervorragend entwickelt. Durch die Einrichtung eines „Hauses der Athleten“ und darauf aufbauend einer „Eliteschule des Sports“ könnte diese positive Entwicklung weiter verstärkt werden. Ein Haus der Athleten in Bremen könnte zu einem Imagegewinn führen. Bremen wäre die 44 Eliteschule des Sports und neben Hannover und Hamburg der einzige entsprechende Standort mit einem solchen Angebot im Nordwesten. Durch das Angebot steigt die Wahrscheinlichkeit von überregionalen Erfolgen Bremer Bundesligamannschaften und bei Deutschen Meisterschaften (unter anderem in den Sportarten Hockey, Handball, Rhythmische Sportgymnastik, Tanzen, Leichtathletik), welche wiederum die Attraktivität Bremens insbesondere für talentierte Nachwuchssportlerinnen/Nachwuchssportler überregional steigern dürfte. Auch gibt es – jedoch schwer messbare – positive wirtschaftliche Auswirkungen durch den zusätzlichen Besuch auswärtiger Gäste bei sportlich attraktiven Wettkämpfen. Weiterhin könnten jugendliche Sportler über die sportliche und schulische Betreuung in einem Haus der Athleten/einer Eliteschule des Sports auch in Folge für Bremer Unternehmen als Auszubildende oder für die Universität Bremen als Studierende gewonnen werden und darauf aufbauend anschließend dem Standort Bremen erhalten bleiben. Konkrete messbare positive Effekte können jedoch nicht gesichert aufgezeigt werden. Bremische Bürgerschaft Drucksache 19 / 2090 Kleine Anfrage der Fraktion der CDU vom 26. Februar 2019 Ist ein „Haus der Athleten“ und die Zertifizierung einer Bremer Sportschule zur „Eliteschule des Sports“ auch im Land Bremen möglich?