— 1 — B R E M I S C H E B Ü R G E R S C H A F T Landtag 19. Wahlperiode Drucksache 19 / 223 Kleine Anfrage der Fraktion der CDU vom 10. November 2015 Auch die bremische Kuh ist nicht lila Der Bauernhof ist ein nahezu idealer Lernort für Kinder und Jugendliche. Landwirtschaft verbindet die Haltung von Tieren, die Produktion von Nahrungsmitteln sowie den Umgang mit Natur, Landschaft und Technik mit wirtschaftlichem und handwerklich -praktischem Handeln. Dadurch können Schülerinnen und Schüler mehr über die Arbeits- und Lebenswelt von in der Landwirtschaft tätigen Familien sowie die Erzeugung, insbesondere heimischer, Lebensmittel erlernen und wichtige Erfahrungen für ihr zukünftiges Leben machen. Der Bauernhof der Gegenwart ist nicht nur eine landwirtschaftliche Produktionsstätte , sondern will und kann zu einem wichtigen außerschulischen Lernort werden, der zudem didaktisch anschaulich und – in Ergänzung zu theoretischer Wissensvermittlung – interessante praktische und vor allem unmittelbar erlebbare Einblicke bieten kann. Gerade in urbanen Gemeinwesen, wie auch Bremen und Bremerhaven , gehören diese vertieften Einblicke in die alltäglichen Abläufe von landwirtschaftlichen Betrieben nicht mehr zum selbstverständlichen Erfahrungsschatz aufwachsender Kinder. Nur das Verständnis und die Kenntnisse über landwirtschaftliche Produktion ermöglichen jedoch eine begründete und reflektierte Einstellung, beispielsweise zu so wichtigen und aktuellen Themen wie der Ernährung, des Umwelt- und Naturschutzes, art- und zeitgemäßer (Nutz-)Tierhaltung oder auch wirtschaftlichunternehmerischen Handelns. Deshalb haben hier Kindertagesstätten, allgemeinbildende Schulen und gegebenenfalls auch Berufsschulen eine wichtige Bildungsaufgabe , die nur in der Kooperation mit den landwirtschaftlichen Organisationen und Betrieben zu lösen ist. Welchen Sachstand die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und der Landwirtschaft im Land Bremen hat, welche Einblicke der „Lernort Bauernhof“ konkret bieten kann, welche Projekte der Zusammenarbeit es bereits gibt und wie der Senat dies gegebenenfalls befördern und unterstützen will, bedarf der Bestandsaufnahme . Dies ist nicht nur pädagogisch wichtig und Voraussetzung für eine didaktische Weiterentwicklung: Es ist zudem politisch von hoher Bedeutung, um das Wissen über sowie das Verständnis für die bäuerliche Landwirtschaft auch bei unseren nachfolgenden Generationen zu erhalten und zu schärfen. Hierdurch tragen wir nebenbei auch dafür Sorge, dass die Kluft in Bezug auf Wissen und Verständnis zwischen Verbrauchern auf der einen und Erzeugern landwirtschaftlicher Produkte auf der anderen Seite nicht noch größer wird. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Welche Rolle spielt der „Lernort Bauernhof“ im Land Bremen, und wie bewertet der Senat diesen Lernort? a) Welche Vorgaben oder Empfehlungen gibt es in der (Rahmen-)Lehrplanung zur Nutzung dieses Lernorts? b) Welche verfügbaren Materialien und Angebote werden genutzt, um das vielschichtige Themenfeld der Landwirtschaft unter Stichworten wie „Produktion von Nahrungsmitteln“, „Nutztierhaltung“, „Natur- und Umweltschutz im Rahmen des Landwirtschaftsbetriebs“, ‚landwirtschaftliche Organisation und Technik“, „Leben auf dem Bauernhof“, „wirtschaftliches — 2 — Handeln (im Familienbetrieb)“ u. ä. im Rahmen des Lehrauftrags an Bildungseinrichtungen (Schulen, Kindertagesstätten, Berufsschulen) zu bearbeiten ? 2. Welche Projekte in Bremen und Bremerhaven gab und gibt es bzw. sind in der Planung, um Kindern und Jugendlichen Einblicke in die Landwirtschaft und die Arbeit der Landwirte zu bieten? a) Inwieweit gibt es eine Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Einrichtungen seitens der Behörden, einzelner Schulen oder auch Kindergärten? b) Welche pädagogischen Ziele werden dabei im Einzelnen verfolgt, und sind womöglich Ausweitungen dieser Kooperationen geplant? 3. Inwieweit ist das Thema „Arbeit und Stellung der Landwirtschaft in Wirtschaft und Gesellschaft“ in aktuellen Bildungsplänen enthalten, und inwiefern sollten nach Meinung des Senats auch zukünftige Bildungspläne dieses Thema (gegebenenfalls auch fächerübergreifend und erweitert) beinhalten? a) Welche Pläne gibt es seitens des Senats, mit dem bremischen Landwirtschaftsverband oder der Landwirtschaftskammer zukünftig für den „Lernort Bauernhof“ neue Konzepte zu entwickeln, um Kindern zum Teil auch verloren gegangenes Wissen oder hiervon bedrohte Kulturtechniken, beispielsweise in der Agrikultur und der Melioration, zu vermitteln? b) Welches inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklungspotenzial in der Zusammenarbeit von „Bildung“ (Schulen, Berufsschulen, Kindergärten ) und landwirtschaftlichen Betrieben sieht der Senat? 4. Welche „auch finanzielle“ Unterstützung solcher unterrichtlicher Projekte gibt es bzw. könnten hierfür zukünftig genutzt werden? a) Könnten für solche Projekte Gelder, die zurzeit für die Umweltbildung in Anspruch genommen werden, auch in diesem Bereich eingesetzt werden, wenn nein, warum nicht? b) In welcher Art und Weise könnte den landwirtschaftlichen Betrieben eine (auch finanzielle) Unterstützung hin zum (regelmäßig genutzten und didaktisch vorbereiteten) außerschulischen Lernort gewährt werden? 5. Welche diesbezüglichen Initiativen und Projekte sind dem Senat aus anderen Bundesländern bekannt? In welcher Art ist in anderen Bundesländern der Lernort „Bauernhof“ systematischer oder projektbezogener Bestandteil didaktischer Planung, insbesondere im Schulbereich? Frank Imhoff, Dr. Thomas vom Bruch, Thomas Röwekamp und Fraktion der CDU D a z u Antwort des Senats vom 15. Dezember 2015 1. Welche Rolle spielt der „Lernort Bauernhof“ im Land Bremen, und wie bewertet der Senat diesen Lernort? a) Welche Vorgaben oder Empfehlungen gibt es in der (Rahmen-)Lehrplanung zur Nutzung dieses Lernorts? b) Welche verfügbaren Materialien und Angebote werden genutzt, um das vielschichtige Themenfeld der Landwirtschaft unter Stichworten wie „Produktion von Nahrungsmitteln, „Nutztierhaltung“, „Natur- und Umweltschutz im Rahmen des Landwirtschaftsbetriebs“, „landwirtschaftliche Organisation und Technik“, „Leben auf dem Bauernhof“, „wirtschaftliches Handeln (im Familienbetrieb)“ u. ä. im Rahmen des Lehrauftrags an Bildungseinrichtungen (Schulen, Kindertagesstätten [Kita], Berufsschulen) zu bearbeiten ? Die Beschäftigung mit den Themenfeldern des „Lernorts Bauernhof“ ist ein wichtiger Bestandteil des Bildungskanons in allen Altersbereichen von Kindertagesstätten und Schulen und wird vom Senat auch entsprechend positiv bewertet. — 3 — Die Umweltbildung ist neben anderen Themenbereichen im Rahmenplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich verankert. Im Kita-Alltag gilt es, den Kindern Naturerfahrung zu ermöglichen. Dies kann in der Kita beispielsweise über Bilder- oder Sachbuchbetrachtungen, thematische Projekte, Angebote im Außenbereich aber auch durch Ausflüge in die Umgebung realisiert werden. Der Bauernhof als Lernort ist als solcher nicht explizit benannt. Es obliegt den Teams in den Kitas, die jeweiligen, für sie gut erreichbaren Angebote vor Ort zu nutzen. Dies können z. B. die Kinder- und Jugendfarmen, naturbelassene Wiesen , Parks oder auch Bauernhöfe sein. Schulen sind nach § 12 Bremisches Schulgesetz aufgefordert „zusammen mit Institutionen, die allgemein für die Angebote und Hilfe in gesundheitlichen, sozialen , (. . .) und berufsbezogenen Fragen zuständig sind, (. . .) mit den örtlichen Beiräten sowie sozialen und kulturellen Einrichtungen der Region, (. . .) sowie mit der Arbeitswelt der Region“ zusammenzuarbeiten. Die Ausgestaltung kann die jeweilige Schule in eigenem Ermessen entscheiden, die jeweiligen Kooperationen werden nicht zentral vom Senat erfasst. Zudem sind insbesondere Ganztagsschulen – gemäß der Verordnung zur Regelung der Ganztagsschule – aufgefordert , mit regionalen außerschulischen Partnern zu kooperieren und diese Kooperationen als Teil einer Bildungslandschaft in der Region auszubauen. Die Wahl der Betriebe bzw. ähnlichen Einrichtungen für das für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtenden Praktikum ist ebenfalls den Schulen freigestellt , der „Lernort Bauernhof“ kann dementsprechend genutzt werden. In der Richtlinie zur Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen findet das Thema Landwirtschaft zwar nicht explizit Erwähnung, jedoch stehen Möglichkeiten offen, auch Landwirtschaftsbetriebe in die Berufsorientierung einzubeziehen. Kompetenzorientierte Bildungspläne beinhalten eine Beschreibung der Kompetenzen , die Schülerinnen und Schüler verlässlich erwerben sollen. Die Ausgestaltung der Kompetenzerarbeitung wird an den Schulen von Lehrerteams in Form eines schulinternen Curriculums detailliert. Im Sachkundeunterricht der Primarstufe fordert der Bildungsplan (2007) ausdrücklich die Förderung des kindlichen Vermögens, bedeutsame Aspekte ihrer Lebenswelt wahrzunehmen und gedanklich zu durchdringen. Hierzu sollen neben den klassischen didaktischen Methoden von Versuchen und Experimenten explizit auch außerschulische Lernorte nutzbar gemacht werden. Bauernhöfe und die in den Stadtteilen verteilten Kinder- und Jugendfarmen bieten hier Möglichkeiten, deren Besuch zwar nicht explizit in den Bildungsplänen gefordert wird, die aber häufig von den Lehrenden in den Grundschulen genutzt werden. Hier ist z. B. im Lernfeld „Natur“ die folgende Kompetenzbeschreibung zu erwähnen: „Die Schülerinnen und Schüler können Eigenschaften und Lebensweisen einer Nutztierart und Beispiele für ihre Produkte und deren Herstellungsverfahren benennen“. Im gleichen Lernfeld sollen auch die Bedingungen für Keimung, Wachstum und Fortpflanzung einer Nutzpflanzenart beschrieben werden können sowie Beispiele für deren Weiterverarbeitung erfasst werden. Im Lernfeld „Arbeit, Wirtschaft und Konsum “ wird u. a. gefordert „von ausgewählten Berufen grundlegende Arbeitsabläufe , Produktionsprozesse und spezifische Ausstattungen von Arbeitsplätzen beschreiben“ oder „an einem Beispiel Veränderungen von Arbeitstätigkeiten und Arbeitsbedingungen im Lauf der Zeit darstellen“, diese Kompetenzen können sehr gut auch auf den „Lernort Bauernhof“ bezogen werden. Der Einsatz von Materialien, die nicht einem Prüfungs- und Zulassungsverfahren unterliegen, obliegt den Schulen und wird vom Senat nicht erfasst. 2. Welche Projekte in Bremen und Bremerhaven gab und gibt es bzw. sind in der Planung, um Kindern und Jugendlichen Einblicke in die Landwirtschaft und die Arbeit der Landwirte zu bieten? a) Inwieweit gibt es eine Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Einrichtungen seitens der Behörden, einzelner Schulen oder auch Kindergärten? Im Rahmen von Zuwendungen des Senators für Umwelt, Bau und Verkehr werden über die Koordinationsstelle Umwelt Bildung Bremen verschiedene Projekte zum Thema Landwirtschaft durchgeführt: • Durch eine Basisförderung werden zurzeit acht außerschulische Einrichtungen in verschiedenen Stadtteilen Bremens unterstützt, die den — 4 — Schwerpunkt ihrer Umweltbildungsarbeit für Kinder und Jugendliche auf die praktische Vermittlung von grundlegenden Erfahrungen und Kenntnissen über Natur, Umwelt- und Ressourcenschutz legen: die Umwelt-Lernwerkstatt St. Petri in Osterholz-Tenever, der BUND Bremen -Mitte, Arbeit & Ökologie in Huchting, das FlorAtrium in Horn- Lehe, der BUND Bremen-Nord, das Umweltpädagogik Projekt WUPP in Walle, der NABU Bremen in Hemelingen sowie die Ökologiestation in Bremen-Nord. Dazu gehören innerhalb einer großen Vielfalt von Themen auch Bauernhofbesuche und andere Angebote zum Thema Nutztiere und Nahrungsmittelproduktion für Familien, Schulklassen und Kitas. Das FlorAtrium in Horn-Lehe setzt hier mit Angeboten wie „Kuhstallralley“, „Vom Korn zum Ei“ oder „Regionale Produkte vom Bauernhof“ einen inhaltlichen Schwerpunkt. Dies geschieht in Kooperation mit landwirtschaftlichen Betrieben in der näheren Umgebung. Der BUND Bremen betreibt Umweltbildung auf dem Landschaftspflegehof Bavendamm im Blockland. • Im Rahmen der seit 2010 bestehenden BINGO-Projektförderung wurden und werden diverse Projekte mit Bezug zu Landwirtschaft, Bauernhof , Gemüseanbau, Kulturlandschaft, Regionalität etc. in Bremen gefördert. Dabei wurden z. B. 2014 18 unterschiedliche Projekte mit einer Gesamtsumme von 147 579 ‡ gefördert. Schwerpunkt der aktuell ausgeschriebenen Förderrunde ist das Thema „BioStadt Bremen“. • Der 2013 gegründete Förderverein Umwelt Bildung Bremen erarbeitet aktuell mit Arbeit & Ökologie in Huchting konkrete Inhalte für eine Kooperation mit dem Winkelhof in Brokhuchting. Im Rahmen des Programms „Frühkindliche Bildung“ der Senatorin für Soziales , Jugend, Frauen, Integration und Sport wird die Umweltbildungsarbeit der Kitas insgesamt gestärkt. In dem Programm werden durch Fortbildungsangebote , Projekte mit Kita-Kindern und Fachtage Impulse für die Umweltbildungsarbeit in Kitas gegeben. Eine Konzentration allein auf den Lernort „Bauernhof“ ist dabei nicht vorgesehen. Vergleichbare Lernerfahrungen können jedoch auch an anderen Lernorten gemacht werden, die in den Stadtteilen verfügbar und gut erreichbar sind. Kooperationspartner sind in diesem Feld die botanika – Das Grüne Science Center im Rhododendron -Park und das FlorAtrium des Landesverbands der Gartenfreunde Bremen e. V. Folgende konkrete Angebote wurden und werden vorgehalten: • Lerngarten-Netzwerk: Grüne Lernorte für Kinder, Kooperation zwischen aktuell 13 Kitas und Kleingärtnervereinen; • Kinder entdecken den Naturerlebnisraum Garten: acht verschiedene Themenschwerpunkte im Bereich des Umweltlernens, u. a. zum Thema „Woher kommen unsere Lebensmittel?“, das auch einen Besuch auf einem Milchviehbetrieb beinhaltet, das Angebot wird jährlich von zehn Kitas und bis zu ca. 180 Kindern sowie 20 bis 30 pädagogischen Fachkräften in Anspruch genommen; • ein bis drei Fortbildungen jährlich für bis zu 60 pädagogische Fachkräfte ; • jährlicher Fachtag im Themenfeld Natur | Umwelt | Technik unter Mitwirkung aller Kooperationspartner im Themenfeld, 2016 zum Thema „Vom Bambi- zum Naturdefizit-Syndrom – Warum Naturerfahrung für uns so wichtig ist“ (Arbeitstitel), Teilnahme von bis zu 80 pädagogischen Fachkräften. Die Bremer Aktionstage Ökolandbau haben in den letzten Jahren für am Thema Landwirtschaft und besonders dem Ökolandbau interessierte Bremerinnen und Bremer jährlich wechselnde Veranstaltungen und Aktionen in besonderem Maß auch für Kinder und Jugendliche geboten. Ziel dieser Aktionstage ist u. a., Hintergründe zur ökologischen Landwirtschaft zu geben , die Förderung des ökologischen Anbaus in der Bremer Region, die Förderung von Stadt-Land-Beziehungen, die Änderung des Konsumver- — 5 — haltens in Richtung eines klimafreundlichen Einkaufs von Lebensmitteln und der Erhalt einer breiten Sortenvielfalt von Pflanzen und Tieren in der Landwirtschaft. Der Verein SozialÖkologie hat in 2014 und 2015 das Projekt „Schule trifft Biobauern“ durchgeführt. Dabei wurden 2014 und 2015 20 Bauernhofbesuche mit Schulklassen aus Gröpelingen, Oslebshausen und der Vahr durchgeführt , das Projekt soll 2016 weitergeführt werden. Auch das FlorAtrium (siehe oben) und die AG Stadt-Land führen seit einigen Jahren Hofbesuche durch. Das Berufsinformationszentrum Bremen (biz) führt in den Bremer Schulen Unterrichtsvorhaben, eingebunden in den Unterrichtsverlauf oder bei Projekttagen bzw. Projektwochen, zum Thema Landwirtschaft durch. Themenschwerpunkte sind dabei „So isst die Welt“ (für Primarstufe), „Rund um den Kakao und andere exotische Nutzpflanzen“ oder „Kinderarbeit weltweit “ (für die Sekundarstufe I). b) Welche pädagogischen Ziele werden dabei im Einzelnen verfolgt, und sind womöglich Ausweitungen dieser Kooperationen geplant? Primäre Ziele sind Wege zur gesunden Ernährung zu finden, ein bewusster Umgang mit Nahrungsmitteln, der Umgang mit Tieren des Bauernhofs, aber auch Möglichkeiten einer sinnvollen Freizeitgestaltung. Zu beachten ist hier auch §5 Bremisches Schulgesetz (Bildungs- und Erziehungsziele), dabei insbesondere die Erziehung „zum Bewusstsein, für Natur und Umwelt verantwortlich zu sein, und zu eigenverantwortlichem Gesundheitshandeln “. Der Ausbau der Kooperationen durch eine systematische Förderung einzelner Themenbereiche bzw. Projekte bei der Koordinationsstelle Umwelt Bildung Bremen ist aktuell nicht geplant. 3. Inwieweit ist das Thema „Arbeit und Stellung der Landwirtschaft in Wirtschaft und Gesellschaft“ in aktuellen Bildungsplänen enthalten, und inwiefern sollten nach Meinung des Senats auch zukünftige Bildungspläne dieses Thema (gegebenenfalls auch fächerübergreifend und erweitert) beinhalten? Der Bildungsplan Sachunterricht (2007) im Primarbereich sieht ausdrücklich in den Lernfeldern Region, Raum und Mobilität bzw. Arbeit, Wirtschaft und Konsum die Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit den Veränderungen in Lebens- und Arbeitsbedingungen bezogen auf ihren Stadtteil vor. Auch hier soll der Strukturwandel zu einer industrialisierten Gesellschaft unter Einbeziehung der Veränderungen im Landwirtschaftssektor (Thema: Bauernhof früher – heute) thematisiert werden. Diese Thematik findet sich auch im Bildungsplan Wirtschaft, Arbeit, Technik für die Oberschule (2012) und im Bildungsplan Wirtschaftslehre für die gymnasiale Oberstufe (2008) wieder. Hier wird der Landwirtschaftssektor in erster Linie als Teil der gesamtwirtschaftlichen Produktion bzw. der volkswirtschaftlichen Arbeitsteilung behandelt. Auch strukturelle Veränderungen im Arbeitsmarkt und das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit stellen Bezüge zur Landwirtschaft her. An den berufsbildenden Schulen in Bremen werden aufgrund der strukturellen Gegebenheiten eines Stadtstaats keine klassischen landwirtschaftlichen Berufe, wie z. B. Landwirtin/Landwirt oder Land- und Baumaschinenmechatronikerin/Land- und Baumaschinenmechatroniker ausgebildet. Allerdings bietet das Schulzentrum an der Alwin-Lonke- Straße die Ausbildung im Bereich des Gärtners mit seinen verschiedenen Spezialisierungen und Bezügen zur Landwirtschaft an. Diesen Ausbildungen liegen die Bildungspläne der Kultusministerkonferenz (KMK) zugrunde, die Bremen in der Regel ohne Änderungen übernimmt. Eine konkrete Perspektive hinsichtlich einer weiteren Einbeziehung des Themas „Arbeit und Stellung der Landwirtschaft in Wirtschaft und Gesellschaft“ in zukünftige Bildungspläne gibt es aktuell nicht, die Bildungspläne sind kompetenzund nicht inhaltsorieniert formuliert. a) Welche Pläne gibt es seitens des Senats, mit dem bremischen Landwirtschaftsverband oder der Landwirtschaftskammer zukünftig für den „Lernort Bauernhof“ neue Konzepte zu entwickeln, um Kindern zum Teil auch verloren gegangenes Wissen oder hiervon bedrohte Kulturtechniken, beispielsweise in der Agrikultur und der Melioration, zu vermitteln? Dazu gibt es keine Pläne. — 6 — b) Welches inhaltliche und organisatorische Weiterentwicklungspotenzial in der Zusammenarbeit von „Bildung“ (Schulen, Berufsschulen, Kindergärten ) und landwirtschaftlichen Betrieben sieht der Senat? Die Organisation einer Zusammenarbeit von Kitas und Schulen mit landwirtschaftlichen Betrieben obliegt den jeweiligen Teams in den Kitas bzw. den Schulleitungen. Da eine solche Zusammenarbeit von den Bedingungen vor Ort, beispielsweise der Erreichbarkeit eines Bauernhofs und/oder der Bereitschaft einer Zusammenarbeit vonseiten der Mitarbeiter eines landwirtschaftlichen Betriebs abhängig ist, wäre eine zentrale Steuerung der Aktivitäten nicht praxisgerecht. 4. Welche – auch finanzielle – Unterstützung solcher unterrichtlicher Projekte gibt es bzw. könnten hierfür zukünftig genutzt werden? Die vorhandenen Fördermittel der Umweltbildung werden bereits teilweise für Kooperationen mit landwirtschaftlichen Betrieben verwendet. Die Gelder der Basisförderung sind auf eine halbe Personalstelle pro Einrichtung begrenzt und stellen eine inhaltliche Vielfalt der statteilbezogenen Angebote im Bereich Natur , Umwelt- und Ressourcenschutz sicher. Bei der Projektförderung durch die Überschüsse der BINGO-Umweltlotterie sind Anträge in Bezug auf Landwirtschaft, Umweltbildung und nachhaltige Entwicklung jederzeit willkommen. Aktuell fördert das Büro Umwelt Bildung Bremen im Auftrag des Senators für Umwelt, Bildung und Verkehr verschiedene Projekte wie — Förderung des ökologischen Bewusstseins von Kindern durch nachhaltige Umweltbildung und -erfahrungen (Kinder- und Jugendfarm Bremen e. V.), — große und kleine Fresser (Verein 21 hoch 3 e. V.), — Natur & Kultur pur per Rad (ADFC, Landesverband Bremen e. V.), — Schule sucht Biobauern (SozialÖkologie e. V.), — Wochenmarkt statt Weltmarkt/Erdbeeren zu Weihnachten (Rhizom e. V). Die Senatorin für Kinder und Bildung fördert Einrichtungen gemäß § 23 und § 44 der Landeshaushaltsordnung auf Antrag für unterschiedliche Projekte. Als Beispiel ist aufzuführen: Ökologiestation Bremen 18 407 ‡, botanika 135 000 ‡, biz 38 500 ‡, Netzwerk Globales Lernen 16 000 ‡, Umwelt-Lernwerkstatt St. Petri 10 225 ‡. a) Könnten für solche Projekte Gelder, die zurzeit für die Umweltbildung in Anspruch genommen werden, auch in diesem Bereich eingesetzt werden, wenn nein, warum nicht? b) In welcher Art und Weise könnte den landwirtschaftlichen Betrieben eine (auch finanzielle) Unterstützung hin zum (regelmäßig genutzten und didaktisch vorbereiteten) außerschulischen Lernort gewährt werden? Außerunterrichtliche Projekte zur Umweltbildung für Kinder und Jugendliche können gemäß der Richtlinie zur Förderung von gemeinnützigen Projekten eine Förderung des Senators für Umwelt, Bau und Verkehr erhalten. Förderfähig sind Projekte und Maßnahmen im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) von Kindern und Jugendlichen, insbesondere in den Bereichen Umwelt- und Naturschutz, globale Entwicklung und der Entwicklungszusammenarbeit, die einen aktiven inhaltlichen Bildungsbezug zu Bremen aufweisen. Kriterien für die Vergabe der Mittel sind z. B. Integration ökologischer, ökonomischer und sozialer Aspekte, längerfristige Wirksamkeit und Praxisnähe, sichtbare Ergebnisse, Beispielcharakter, Leitbildfunktion und innovativer Charakter des Projekts. Die Zielsetzung des Senats, unterrichtliche Projekte zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen sowie zu Maßnahmen der gesunden Ernährung durchzuführen , wird durch die vorhandenen Förderungen gut umgesetzt. Eine finanzielle Unterstützung landwirtschaftlicher Betriebe zur Entwicklung als außerschulischer Lernort ist daher aus Sicht des Senats nicht notwendig. — 7 — 5. Welche diesbezüglichen Initiativen und Projekte sind dem Senat aus anderen Bundesländern bekannt? In welcher Art ist in anderen Bundesländern der „Lernort Bauernhof“ systematischer oder projektbezogener Bestandteil didaktischer Planung, insbesondere im Schulbereich? Bei den regelmäßigen Treffen der Beauftragten für die Gesundheitserziehung in Schulen bzw. der ministeriellen Ansprechpartner im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung werden die unterschiedlichen Arbeitsfelder regelmäßig angesprochen . Auch die Thematik des „Lernorts Bauernhof“ kann hierbei berührt sein, projektbezogene didaktische Planungen anderer Bundesländern sind jedoch nicht Gegenstand der Erörterungen in diesem Bereich. Druck: Anker-Druck Bremen