BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Drucksache 19/239 Landtag 19. Wahlperiode 12.01.2016 Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der SPD Neue Perspektiven für Studienabrecherinnen/ Studienabbrecher in der Berufsausbildung 1 Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der SPD vom 2. Dezember 2015 „Neue Perspektiven für StudienabbrecherInnen in der Berufsausbildung“ Die Fraktion der SPD hat folgende Kleine Anfrage an den Senat gerichtet. „Die Zahl der Studienabbrüche steigt und stellt für Studierende als auch für den Arbeitsmarkt eine Herausforderung dar. Durch viele Ländervergleiche, in denen Deutschland mit vergleichbar geringen Akademikerzahlen auffiel, wurde immer häufiger für ein Studium geworben , so dass sich die Zahl der Studierenden in Deutschland seit der Jahrtausendwende nahezu verdoppelt hat. Doch gleichzeitig hat sich auch die Zahl der Studienabbrüche deutlich erhöht, auch wenn hier teils nur Schätzungen genannt werden können. Ein Studienabbruch ist jedoch für einen jungen Menschen oft mit großen emotionalen als auch biographischen Herausforderungen verbunden. Häufig wird von einem „persönlichen Scheitern“ gesprochen und Ängste belasten oft den Neustart in eine andere berufliche Richtung . Doch bringen StudienabbrecherInnen eine Menge Potential mit: Sie haben bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt, sie sind z.B. häufig deutlich selbstständiger und verfügen über Fachkompetenz aus dem begonnenen Studium. Parallel dazu suchen Ausbildungsbetriebe immer dringlicher nach qualifizierten Auszubildenden. Doch birgt dieser Schritt auch etliche Schwierigkeiten. Zum einen gilt es, eine gute Neuorientierung zu ermöglichen, damit andere Perspektiven für die jungen, teils gut qualifizierten Menschen aufgezeigt werden können. Zum anderen gilt es, Unternehmen, die großes Interesse haben, diese Jugendlichen auszubilden, mit den Studienabbrechern zusammen zu bringen. Darüber hinaus ist nicht zuletzt auch der Zeitverlust für Studienabbrecher ein Problem . So beginnen viele StudienabbrecherInnen keine Ausbildung, sondern häufig ein prekäres Beschäftigungsverhältnis. Gezielte Beratungs- und Matchingangebote können hier helfen. Gut beworbene Anlaufstellen direkt an der Universität können den (potentiellen) StudienabbrecherInnen zunächst Perspektiven wie z.B. eine berufliche Ausbildung aufzeigen. Darüber hinaus kann hier eruiert werden, ob nicht Berufsausbildungen möglich sind, die dem bereits eingeschlagenen Weg entsprechen. So können Erfahrungen und Kenntnisse, die im Studium bereits erarbeitet wurden , in einer fachnahen Berufsausbildung hilfreich sein und die Möglichkeit darstellen, die Ausbildung bspw. in nur 18 Monaten zu durchlaufen. Darüber hinaus kann im Bewerbungsprozess und in der Ansprache von Unternehmen Unterstützung sinnvoll sein. 2 Wichtig hierbei ist besonders, dass den Studierenden, die ihre akademische Laufbahn beenden wollen, ein Angebot direkt auf ihre Situation zugeschnitten gemacht wird. So fallen diese nicht aus dem System, wie es sonst nach einer Exmatrikulation der Fall ist und bekommen eine Perspektive aufgezeigt, die ihre bisherigen Erfahrungen aufgreift und ein attraktives Angebot darstellt. Zudem können so Fachkräfte für die Region gewonnen werden, was gerade für einen Industriestandort wie Bremen von großem Vorteil wäre. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie groß ist die Zahl der StudienabbrecherInnen in Bremen? Bitte differenziert nach Stadt, Geschlecht, Hochschule, Fachrichtung und Zeitpunkt (Semester) des Studienabbruches . 2. Wie viele der StudienabbrecherInnen beginnen in Bremen ein neues Studium in einer anderen Fachrichtung? Bitte differenziert nach Stadt, Geschlecht, Hochschule und Fachrichtung. 3. Welche Erkenntnisse besitzt der Senat über die Arbeitsmarktchancen derjenigen, die ihr Studium endgültig abrechen? 4. Welche Beratungsstrukturen gibt es derzeit für (potentielle) StudienabbrecherInnen in Bremen? 5. Wie werden die bereits bestehenden Beratungsstrukturen beworben, frequentiert und an welcher Hochschule befinden diese sich? 6. Welche Art von Unterstützung für die (potentiellen) StudienabbrecherInnen wird hier angeboten? (Bewerbungstraining, Jobmatching, Jobvermittlung, etc.) 7. Welche Perspektiven können StudienabbrecherInnen aufgezeigt werden, um schnell den Weg in eine Berufsausbildung und damit in den Arbeitsmarkt zu finden? 8. Wie schätzt der Senat die Möglichkeit ein, gezielt eine verkürzte Ausbildung für Studienabbrecher Innen in Bremen anzubieten?“ Der Senat beantwortet die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie groß ist die Zahl der StudienabbrecherInnen in Bremen? Bitte differenziert nach Stadt, Geschlecht, Hochschule, Fachrichtung und Zeitpunkt (Semester) des Studienabbruches. Antwort zu Frage 1: Eine exakte Zahl an StudienabbrecherInnen an einer Hochschule kann mangels entsprechender Erhebungsmerkmale im geltenden Hochschulstatistikgesetz nicht ermittelt werden. Alle zum Studienabbruch vorhandenen Aussagen und Erkenntnisse 3 (Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW; früher: HIS GmbH), Bundesbildungsbericht, Statistisches Bundesamt, Deutsches Studentenwerk u.a.) beruhen methodisch auf Schätzverfahren oder Befragungen. Im aktuellen Entwurf eines Gesetzes zur Novellierung des Hochschulstatistikgesetzes ist vorgesehen, dass die Hochschulen künftig Daten für eine Studienverlaufsstatistik erheben können. Sollte die Novellierung des Hochschulstatistikgesetzes wie vorgeschlagen beschlossen werden, werden die Hochschulen künftig einheitlich definierte, statistisch verlässliche und belastbare Daten zum Studienabbruch erheben können. Unter dieser Voraussetzung könnte damit zum Wintersemester 2016/17 begonnen werden. Geschätzte Aussagen zum Studienabbruch enthält z.B. die Studie „Bildung in Deutschland 2014“, gefördert von der Kultusministerkonferenz (KMK) und dem Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Nach dem Bericht wird für 2012 bundesweit von einer Abbrecherquote von 28% in den Bachelorstudiengängen ausgegangen . Die Fachhochschulen weisen danach eine niedrigere Abbruchquote auf, die sich kaum von der in den traditionellen Diplomstudiengängen unterscheidet. Auch zwischen den Fachrichtungen bleibt es bei deutlichen Unterschieden. Zwischen 2010 und 2012 ist die Abbruchquote in den universitären Ingenieurstudiengängen auf 36% gesunken und liegt nun etwa gleichauf mit der in der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften . Während im Bachelorstudium mehr als ein Viertel der Studierenden das Studium abbricht, ist es in der Masterphase knapp ein Zehntel. Der Bericht enthält keine auf die Länder bezogenen Aussagen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist davon auszugehen, dass die bundesdurchschnittlichen Abbruchzahlen in Bremen nicht unterschritten werden. 2. Wie viele der StudienabbrecherInnen beginnen in Bremen ein neues Studium in einer anderen Fachrichtung? Bitte differenziert nach Stadt, Geschlecht, Hochschule und Fachrichtung. Antwort zu Frage 2: Um nachvollziehen zu können, ob Personen, die ihr Studium in Bremen abgebrochen haben, ein neues Studium in einer anderen Fachrichtung begonnen haben, müsste der Studienabbruch individualisiert und das Schicksal des einzelnen Studienabbrechers /der einzelnen Studienabbrecherin nachverfolgt werden können. Die Erhebung dieser Daten ist derzeit auf der Basis des Hochschulstatistikgesetzes nicht möglich. Sollte die Novellierung des Hochschulstatistikgesetzes beschlossen werden (s. Frage 4 1), werden die Hochschulen künftig Daten zum Studienverlauf erheben können, die künftig entsprechende Auswertungen zulassen. 3. Welche Erkenntnisse besitzt der Senat über die Arbeitsmarktchancen derjenigen , die ihr Studium endgültig abbrechen? Antwort zu Frage 3: Detaillierte Informationen zum Verlauf der Erwerbsbiographien von Studienabbrecher Innen liegen nicht vor, da statistische Daten zum Verbleib von Studienabbrecher Innen derzeit nicht erhoben werden können (s. Frage 1). Wie die Agentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven mitteilt, zeigen die Erfahrungen, dass die Erwerbsbiographien von Menschen, die ihr Studium endgültig abbrechen, sehr unterschiedlich verlaufen: Einige haben bereits vor Studienbeginn einen Ausbildungsabschluss erworben und können nahtlos im Ausgangsberuf weiter beschäftigt werden. Andere suchen nach der Aufgabe des Studiums eine Ausbildungsstelle über die Berufsberatung. Der Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, denn StudienabbrecherInnen bringen häufig aus dem Studium Vorqualifikationen mit, die in der beruflichen Bildung anerkannt und angerechnet werden können. Dies kann im Ergebnis zu einer Verkürzung der Lehrzeit führen . Bei der Anrechnung und Anerkennung der im Studium erworbenen Qualifikationen und Kompetenzen kommt es darauf an, dass Studienfach und gewählter Ausbildungsberuf affin zueinander sind. Viele Betriebe haben erkannt, dass StudienabbrecherInnen ein attraktives Fachkräftepotenzial bilden. Sie gelten als motiviert und leistungsstark, bereits erworbene (Teil- ) Qualifikationen können unmittelbar im Betrieb eingesetzt werden. Betriebe gehen außerdem von einer höheren Betriebsbindung aus. 4. Welche Beratungsstrukturen gibt es derzeit für (potentielle) Studienabbrecher Innen in Bremen? Antwort zu Frage 4: Alle Beratungsstellen im Land Bremen zur Aus- und Weiterbildung stehen auch für (potentielle) Studienabbrecher/innen zur Verfügung, wie z.B.: Berufsberatung der Jugendberufsagentur durch die Agentur für Arbeit, Landesprogramm „Weiter mit Bildung und Beratung“ mit der Weiterbildungsberatung , Anerkennungsberatung sowie Nachqualifizierungsberatung, Weiterbildungsberatung der Arbeitnehmerkammer, Beratung von „Frauen in Arbeit und Wirtschaft“. 5 Speziell an die Zielgruppe der StudienabbrecherInnen richtet sich das neue Projekt „NewStart“ – „Betriebliche Ausbildung als Chance für Studienaussteiger/innen“, das im Programm „JOBSTARTER plus“ aus Mitteln der Bundesministerium für Bildung und Forschung und des Europäischen Sozialfonds gefördert wird. Das Projekt wird im Verbund vom Institut Technik und Bildung der Universität Bremen (ITB) und dem Bildungszentrum der Wirtschaft im Unterwesergebiet e.V. Bremen (BWU) in der Laufzeit 01.01.2015 – 31.12.2017 durchgeführt. Es verfolgt u.a. das Ziel, ein durchgängiges Beratungs- und Vermittlungsangebot für Studienabbrecher/innen zu implementieren und dabei auch die in der Beratung tätigen Institutionen an der Hochschule zu sensibilisieren und zu vernetzten. Darüber hinaus sollen auch Beratungsleistungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zur Integration der Zielgruppe aufgebaut werden. Ziel ist in den nächsten Jahren in Kooperation mit den Hochschulen, den Kammern und Verbänden sowie der Arbeitsagentur die Berufsbildung mit der Hochschule zu vernetzen und eine institutionenübergreifende Beratungsstruktur aufzubauen. Das BWU sensibilisiert und akquiriert KMU für die Zielgruppe. Das ITB etabliert am Studienzentrum eine Anlaufstelle für ratsuchende Studierende. Seit Anfang 2015 unterstützt die Universität / das Career Center aktiv das Projekt „NewStart“ (s.o.). Kooperationspartner ist auch die Hochschule Bremen. An den staatlichen Hochschulen werden potentielle oder tatsächliche Studienabbrecher Innen fachlich und persönlich unterstützt durch die Career Service Center, die Zentrale Studienberatung, die Studienzentren oder Praxisbüros der Fachbereiche in der Universität und die Psychotherapeutische Beratungsstelle des Studentenwerks. An den Hochschulen gibt es direkt besondere Angebote des Teams Akademische Berufe für StudienabbrecherInnen, die im Berufsinformationszentrum stattfinden. Ansprechpartner Iinnen für die Beratung im Career Center sind vor allem die KollegIinnen des Teams Akademische Beratung der Agentur für Arbeit für die Unterstützung ratsuchender StudienabbrecherIinnen. Dieser Beratungsbereich wird „berufliche Orientierung ohne Hochschulabschluss“ genannt. Ein Informationsblatt auf der Internetseite der Universität Bremen beantwortet Fragen zum Thema „Endgültig durchgefallen – was tun?“ Auf einer Internetseite der Universität wird eine Auflistung von Unternehmen vorgehalten, die ganz bewusst nach StudienabbrecherInnen suchen. Es wird darüber hinaus auf das Berufsförderungszentrum Essen e.V. aufmerksam gemacht, das StudentInnen ohne Abschluss in ei- 6 nem kompakten Ausbildungsgang in fünf verschiedenen Berufsfeldern für den direkten Einstieg in den Arbeitsprozess weiter qualifiziert. Durch die Koordinierungsstelle für Weiterbildung der Hochschule Bremen wird regelmäßig das Seminar angeboten: „Zweifel am Studium? Aufbruch statt Abbruch! Gemeinsam eine Lösung finden“. An der Hochschule Bremerhaven ist eine Änderung des Allgemeinen Teils der Bachelor -Prüfungsordnung geplant mit dem Ziel eines engmaschigen Beratungsnetzes für Studierende, deren Studienfortschritt größere Abweichungen vom regulären Verlauf aufweist. Damit verbunden ist die Erstellung einer Studienverlaufsanalyse, die derzeit konzipiert wird. Mit ihrer Hilfe sollen kritische Phasen im Studienverlauf und potentielle Studienabbrecher erkannt werden um Beratungsangebote passgenau zu entwickeln und Studienstrukturen anzupassen. 5. Wie werden die bereits bestehenden Beratungsstrukturen beworben, frequentiert und an welcher Hochschule befinden diese sich? Antwort zu Frage 5: An der Universität Bremen erfolgt die Information über Beratungsangebote über: das Internet: Webseiten des Career Centers und von „NewStart“ Flyer, Aushänge Regelmäßige Info-Mails an alle Studierenden speziell zum Projekt „NewStart“ Veranstaltungsdatenbank der BA Teilnahme an Messen Presseveröffentlichungen Weiterleitung durch andere Beratungsinstitutionen Mundpropaganda Im Rahmen der Beratung des Teams akademische Berufe der Bundesagentur für Arbeit im Career Center der Universität Bremen, werden durchschnittlich pro Monat 3 – 5 Beratungsgespräche zum Thema Studienabbruch geführt. Eine große Anzahl weiterer Beratungsgespräche mit StudienabbrecherInnen werden im Rahmen der Dienstleistungen „Berufsberatung und Arbeitsvermittlung“ durch die Bundesagentur für Arbeit Bremen-Bremerhaven und das Jobcenter geführt. Da diese Gespräche aber unter dem Beratungskontext Studienabbruch nicht gesondert erfasst werden, kann die Anzahl pro Monat nicht angegeben werden. 7 In der Hochschule Bremen werden allgemeine bzw. spezifische Beratungsangebote und das Seminarangebot der Koordinierungsstelle für Weiterbildung „Zweifel am Studium ? Aufbruch statt Abbruch! Gemeinsam eine Lösung finden“, auf der Homepage der Hochschule beworben. Auf Flyern der Koordinierungsstelle wird ebenfalls auf das Seminarangebot hingewiesen. Das Projekt „NewStart“ wird über den Career Service verlinkt. Mit Postern wird in der Hochschule zusätzlich für das Projekt geworben. Über die Frequentierung der Beratungsstellen speziell von potenziellen Studienabbrecher Innen werden keine Daten erhoben. Die Hochschule für Künste bewirbt die Beratungsangebote auf ihrer website, in der Erstsemesterinfobroschüre, bei der Individualberatung und der jährlichen Semesterbegrüßung . Das Projekt „NewStart“ bewirbt seine Angebote durch umfängliche Öffentlichkeitsarbeit in den verschiedenen Medien (Presse, Radio, TV) und durch Informationsveranstaltungen . Die Webseite des Projektes www.newstart-bremen.de stellt alle Angebote und Ansprechpartner dar und ist auch mit den Kooperationspartnern des Projektes verlinkt, wie den Hochschulen, der Agentur für Arbeit Bremen, der Handwerkskammer Bremen, der Kreishandwerkerschaft Bremen, der Hanseatische Steuerberaterkammer Bremen, der Unternehmensverbände im Lande Bremen e.V., der bremen digitalmedia – Interessenverband für Medien- und Informationstechnologie- Unternehmen, der Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) und job4u e.V.. In 2015 konnten von „NewStart“ bisher 63 StudienaussteigerIinnen und 54 KMU beraten werden. In 2015 konnten 15 StudienaussteigerIinnen in eine betriebliche Ausbildung vermittelt werden. Von den beratenen Betrieben haben bisher 49 KMU Ausbildungsstellenangebote für die Zielgruppe genannt. 6. Welche Art von Unterstützung für die (potentiellen) StudienabbrecherInnen wird hier angeboten? (Bewerbungstraining, Jobmatching, Jobvermittlung, etc.) Antwort zu Frage 6: Das Projekt „NewStart“, an das alle Hochschulen verweisen, bietet (potentiellen) Studienaussteiger Innen: Beratung bei Zweifel am Studium Information und Beratung zu Alternativen zu Studium und akademischer Bildung und zu neuen beruflichen Perspektiven 8 Aufzeigen von persönlichen Möglichkeiten und Unterstützung bei der Karriereplanung Beratung zum breiten Spektrum an Ausbildungsberufen und zu Perspektiven betrieblicher Aus- und Weiterbildung Unterstützung bei der Berufswahlentscheidung Vermittlung von betrieblichen Praktika Vermittlung von Kontakten zu attraktiven Ausbildungsbetrieben für einen nahtlosen Übergang vom Studium in die Berufsausbildung. Darüber hinaus arbeitet das Projekt an der Entwicklung von systematischen Kompetenz - und Anrechnungsverfahren in Kooperation mit den zuständigen Kammern und an der Gestaltung passgenauer Ausbildungsangebote für Studienaussteiger/innen mit Kammern und Unternehmen. Für Unternehmen bietet das Projekt: Beratung zur Erschließung der Potenziale von Studienaussteiger/-innen für eine betriebliche Aus- und Weiterbildung Unterstützung bei der Suche nach Studienaussteiger/innen als Auszubildende Vermittlung von passgenauen Studienaussteiger/innen für Ausbildungsstellen Begleitung im Auswahl- und Einstellungsverfahren sowie beim Ausbildungsstart Information und Beratung zu den Rahmenbedingungen einer Ausbildung von Studienaussteiger/innen. Unterstützung bei der Gestaltung von (z. B. verkürzten) Aus- und Weiterbildungsangeboten für die Zielgruppe. An den Hochschulen bieten die Career Service Center individuelle Beratung zur Standortbestimmung und zur beruflichen Zielfindung an. Gründe des möglichen Abbruches werden geklärt sowie Wünsche und Perspektiven bezüglich beruflicher Alternativen erarbeitet. Diese Beratung wird auch bei den Sprechzeiten an der Hochschule Bremen, der Berufsberatung der Agentur für Arbeit, sowie der Arbeitsvermittlung der Agentur für Arbeit und des Jobcenter angeboten. Darüber hinaus findet eine Beratung zu Übergängen ins duale System oder den Arbeitsmarkt statt. Sollte sich ein Einstieg in eine versicherungspflichtige Tätigkeit oder Ausbildung als Alternative herauskristallisieren, so werden, über weitere Beratungen hinaus, Vermittlungen in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit und Standarddienstleistungen durch die Agentur für Arbeit und das Jobcenter angeboten. 9 Außerdem sind nach Prüfung des individuellen Bedarfs bestimmte Förderungen im Bereich beruflicher Weiterbildung, oder eine Unterstützung bei Bewerbungskosten möglich. Unter Umständen werden auch Hilfen der beruflichen Ersteingliederung oder Hilfen zur Integration von Schwerbehinderten und Rehabilitanden geleistet. Die Erwägung eines Studienabbruchs aus finanziellen Gründen, ist Gegenstand der Bafög- und Sozialberatung.·Neben einer Beratung zur Finanzierung wird auch Bewerbungstraining angeboten. 7. Welche Perspektiven können StudienabbrecherInnen aufgezeigt werden, um schnell den Weg in eine Berufsausbildung und damit in den Arbeitsmarkt zu finden? Antwort zu Frage 7: Die Frage nach den Perspektiven ist in erster Linie individuell zu beantworten. Eine hohe Anzahl an StudienabbrecherInnen besitzt bereits eine Berufsausbildung. Dieser Gruppe kann durch eine Vermittlung in passende Arbeitsstellen geholfen werden. Hier ist die Arbeitsvermittlung der Agentur für Arbeit oder des Jobcenter Ansprechpartner . Für eine weitere Gruppe ist die Unterstützung bei der Suche nach einer Ausbildung wichtig, hier wird auf die Kooperation mit der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Bremen – Bremerhaven gesetzt. Diesbezüglich findet eine enge Zusammenarbeit mit den AusbildungsstellenvermittlerInnen des gemeinsamen Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit und des Jobcenters, sowie dem Ausbildungsbüro der Handelsund der „Passgenauen Vermittlung“ der Handwerkskammer und einschlägigen ESF- Projekten statt. Für andere Betroffene kann die Alternative in einem Wechsel der Hochschule oder des Hochschultyps bestehen. Auch diese suchen die Beratungseinrichtungen oftmals zuerst unter dem Stichwort „Studienabbruch“ auf. Im Rahmen eines Konzepts der Hochschule Bremerhaven sowie eines eng mit diesem verbundenen geplanten Kooperationsprojekts mit den Industrie- und Handelskammern Bremerhaven und Bremen sind folgende konzertierte Maßnahmen für Bremerhaven geplant: Maßnahmen zur Sensibilisierung und Motivation der Zielgruppe für eine berufliche Ausbildung: Gezielte Hinweise auf Chancen einer beruflichen Ausbildung und Aufzeigen von Karrieremöglichkeiten in regionalen KMU in Studienberatungsgesprächen (zentrale Studienberatung und psychologisch-therapeutische Beratungsstelle) 10 Persönliche Ansprache in Lehrveranstaltungen, Tutorien, Beratungsgesprächen mit Studiengangsverantwortlichen Einladung zu Pflichtberatungsgesprächen bei nachweisbaren akuten Studienproblemen Durchführung von Informationsveranstaltungen mit externen Partnern Unterstützung bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen und deren kritische Sichtung Angebot und Durchführung von Bewerbungstrainings zur Vorbereitung auf Vorstellungs- und Einstellungsgespräche Maßnahmen zur konkreten Vermittlung der Zielgruppe in fachkräftesuchende Unternehmen : Entgegennahme und Dokumentation von vermittlungsinteressierten Studierenden in einer Datenbank Erstellung und laufende Pflege einer hochschulöffentlichen Datenbank mit gemeldeten Ausbildungsplatz- und Fachkräftebedarfen von regionalen KMU Gezielte Suche nach bzw. laufende Kontaktpflege mit fachkräftesuchenden regionalen KMU und Konsultationen mit externen Projektpartnern für deren Vermittlung Erstellung von Studienzertifikaten mit erfolgreich erbrachten Studienleistungen als Dokument für deren Anrechnung in Form verkürzter Aus- oder Fortbildungszeiten durch die Bildungsträger im dualen Bildungssystem Maßnahmen zur Begleitung der Zielgruppe in der betrieblichen Praxis Einzelfallspezifische Überprüfung und Darlegung der Anrechenbarkeit von erworbenen Qualifikation in betrieblichen Aus- und Fortbildungsgängen für ein späteres Weiterstudium nach erfolgreich absolvierten Praxisphasen Beratung von Rückkehrmöglichkeiten ins Studium nach erfolgreichen beruflichen Ausbildungsphasen. Maßnahmen zur Aufnahmebereitschaft der Zielgruppe durch regionale Unternehmen Gezielte Öffentlichkeitsarbeit durch Pressemeldungen, Informationsveranstaltungen , Kommunikation in sozialen Medien und bekannten Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben als Multiplikatoren Informationskampagnen und spezielle Marketing-Aktionen für KMU zu deren Sensibilisierung und Akzeptanzförderung für die Zielgruppe in Kooperation mit den Projektpartnern aus der regionalen Wirtschaft 11 Das Aus- und Fortbildungszentrum des Landes Bremen bietet regelmäßig Ausbildungsplätze auch im Bereich der dualen Ausbildung an, auf die sich auch Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher bewerben können. 8. Wie schätzt der Senat die Möglichkeit ein, gezielt eine verkürzte Ausbildung für StudienabbrecherInnen in Bremen anzubieten? Antwort zu Frage 8: Die Abkürzung der Ausbildungszeit ist gemäß § 8 Absatz 1 Berufsbildungsgesetz möglich, wenn zu erwarten ist, dass das Ausbildungsziel in der gekürzten Zeit erreicht wird. Es muss in diesen Fällen ein gemeinsamer Antrag von der/dem Auszubildenden und dem ausbildenden Unternehmen bei der zuständigen Stelle (Kammer) gestellt werden . Ob die Voraussetzungen für die Abkürzung gegeben sind, wird auf der Grundlage von Erfahrungen bzw. von Kammerrichtlinien entschieden. Liegen die Voraussetzungen vor (z.B. auf Grund der Richtlinien) haben die Antragsteller einen Rechtsanspruch auf Abkürzung. Die Hochschulen suchen über diese Möglichkeit das Gespräch mit den Industrie- und Handelskammern. So wurde z.B. in entsprechenden Gesprächen zwischen Rektoratsmitgliedern der Hochschule Bremerhaven und IHK-Geschäftsführern aus Bremerhaven und Geschäftsführern der Handelskammer aus Bremen von diesen im Rahmen des Kooperationsprojekts „Kurswechsel“ die Option einer Verkürzung von Ausbildungszeiten bis zu 18 Monaten für Studienumsteiger in Aussicht gestellt. Eine Gewährung setzt allerdings eine einzelfallspezifische Überprüfung voraus, ob und welche Teile der Ausbildungsziele durch vorhandene Studienerfahrungen und –leistungen als vorhanden gewertet werden können. Drs-19-239 VB Neue Perspektiven für Studienabrecherinnen/ Studienabbrecher in der Berufsausbildung 20160112_1_KA StudienabbrecherInnen