BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Drucksache 19/361 Landtag 19. Wahlperiode 05.04.16 Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP Gründen in Bremen - wie ist der aktuelle Stand? Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der FDP vom 26. Februar 2016 „Gründen in Bremen – wie ist der aktuelle Stand?“ Die Fraktion der FDP hat folgende Kleine Anfrage an den Senat gerichtet: „In Bremen gab es 2014 laut des statistischen Landesamtes 5.700 Gewerbeanzeigen. Im Vergleich zu 2013 sind das 500 Gewerbeanzeigen weniger. In Sachen Startups ist Bremen als Standort abgeschlagen nach anderen Städten wie Hamburg, Berlin und Leipzig. In Bremen gibt es einige innovative Konzepte für Unternehmensgründungen und Startups . Nennenswerte Beispiele dafür sind etwa der „kraftwerk city accelerator“ von der swb und das Coworking-Angebot von „weserwork“. Auch private Initiativen und Investoren sind im Bereich Gründungen in Bremen aktiv. Als Beispiel sind Team Neusta und die Bremer Business Angels zu nennen. Die Wirtschaftsförderung Bremen unterstützt über die Bremer Aufbau-Bank zahlreiche Existenzgründungen mit günstigen Krediten. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie viele Existenzgründungen hat es jeweils in den vergangenen zehn Jahren in Bremen und Bremerhaven gegeben? 2. In welchen Branchen wurden in Bremen und Bremerhaven jeweils in den vergangenen zehn Jahren gegründet? 3. Was versteht der Senat unter dem Begriff „Startup“? 4. Wie viele dieser Existenzgründungen der vergangenen fünf Jahre waren sogenannte „Startups“? 5. Wie viele Gründungen bzw. Startups im Land Bremen in den vergangenen zehn Jahren gingen in den ersten drei Jahren ihrer Existenz in die Insolvenz? 6. Was sind die fünf meistgenannten Gründe für das Scheitern von Startups bzw. Existenzgründungen? 7. Wie viele der Existenzgründungen bzw. Startups in den vergangen zehn Jahren sind nach drei Jahren Existenz aus dem Land Bremen abgewandert und wohin? 8. Was sind die fünf meistgenannten Gründe für die Abwanderung aus dem Land Bremen? 9. Wie viele Arbeitsplätze wurden jeweils in den vergangenen zehn Jahren durch Existenzgründer bzw. Startups geschaffen und wie viele wurden dauerhaft gesichert? 10. Wie hoch ist der Anteil der Frauen unter den Existenzgründern in Bremen und Bremerhaven? 11. Wie hoch ist der Anteil von Migranten unter den Existenzgründern und inwieweit ist das staatliche Beratungsangebot auf sie eingestellt? 12. Wie bewertet der Senat die Aktivität von privaten Investoren und Initiativen in Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 2 Bremen und wie viel Geld wird in Bremen von privaten Investoren und Initiativen in Existenzgründer und Startups investiert? 13. Welche einzelnen Maßnahmen werden in Bremen von wem zur Unterstützung von Gründern durchgeführt und mit welchem finanziellen Volumen werden diese jeweils durchgeführt? 14. Wie hoch war das Fördervolumen für Existenzgründungen und Startups im Land Bremen in den vergangenen zehn Jahren? 15. Wie viel Prozent der Innovationskredite der WFB bzw. BAB wurden in den vergangenen zehn Jahren zurückgezahlt? 16. Wie viele Arbeitsplätze sind durch die Förderung von der WFB bzw. BAB in den letzten zehn Jahren entstanden? 17. Wie steht Bremen mit seinen Maßnahmen zur Förderung von Gründern im Vergleich zu anderen deutschen Städten über 400.000 Einwohner da? 18. Wie steht Bremerhaven mit seinen Maßnahmen zur Förderung von Gründern im Vergleich zu anderen deutschen Städten mit 100.000 bis 300.000 Einwohnern da? 19. Inwieweit hat der Senat Kenntnisse oder Hinweise, welche Gründe von Existenzgründern für und gegen den Standort Bremen angegeben werden? 20. Wie verteilen sich die Existenzgründer im Land Bremen auf die einzelnen Stadtteile der Städte?“ Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 3 Der Senat beantwortet die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie viele Existenzgründungen hat es jeweils in den vergangenen zehn Jahren in Bremen und Bremerhaven gegeben? Antwort auf Frage 1: Eine exakte statistische Datenlage zu der Fragestellung existiert nicht. Vor diesem Hintergrund wurde für die Beantwortung der Frage die Gewerbestatistik gewählt, diese weist die Daten für die Gewerbeanmeldungen aus (s. Tabelle). Darin enthalten sind allerdings auch nicht gründungsrelevante Komponenten, wie z. B. Unternehmensverlagerungen, Umwandlungen, Rechtsformwechsel und Nebenerwerbsgründungen . Darüber hinaus sind keine Daten zu dem Bereich der Freien Berufe enthalten, da diese i.d.R. keine Gewerbemeldung abgeben müssen. Somit handelt es sich hierbei lediglich um Näherungswerte. Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Stadt Bremen 5.154 5.520 5.376 5.046 5.381 5.209 5.065 4.970 4.971 4.581 Stadt Bremerhaven 1.043 1.105 1.031 1.110 1.222 1.215 1.230 1.131 1.237 1.104 Quelle: Statistisches Landesamt Bremen 2. In welchen Branchen wurden in Bremen und Bremerhaven jeweils in den vergangenen zehn Jahren gegründet? Antwort auf Frage 2: Die anliegende Tabelle beinhaltet Daten aus den jeweiligen amtlichen Gewerbemeldestatistiken . Da es in 2008 eine Änderung des WZ-Schlüssels gegeben hat und beide Schlüssel (WZ 2003 und WZ 93) sich in vielen Punkten unterscheiden, sind längere Zeitreihen mit wirtschaftssystematisch gegliederten statistischen Daten nicht oder nur sehr eingeschränkt vergleichbar. Die Darstellung erfolgt daher in zwei unterschiedlichen Übersichten für den gefragten Zeitraum. Jahr (2005-2007 WZ 93) 2005 2006 2007 HB BHV HB BHV HB BHV A Land- und Forstwirtschaft 54 7 55 13 46 9 D Verarbeitendes Gewerbe 258 82 265 38 163 29 E Wasserversorgung; Entsorgung 76 12 22 4 13 3 F Baugewerbe 584 72 514 87 389 67 G Handel; Inst. u. Rep. von KFZ u. Gebrauchsgütern 1409 272 1606 295 1543 322 H Gastgewerbe 452 118 441 123 452 135 I Verkehr und Nachrichtenübermittlung 310 51 238 49 517 50 J Kredit- u. Versicherungsgewerbe 139 39 270 55 253 40 K Grundstücks-, Wohnungswesen usw. 1292 267 1263 279 1310 239 M Erziehung und Unterricht 42 6 42 8 43 12 N Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen 53 23 55 27 57 19 O Erbringung von sonst. öff. u. persönl. DL 699 76 745 122 535 108 B+C übrige Wirtschaftszweige 8 6 4 5 11 10 Quelle: Statistisches Landesamt Bremen Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft Jahr 2008 - 2014 (WZ 2003) 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 HB BHV HB BHV HB BHV HB BHV HB BHV HB BHV HB BHV A Land- und Forstwirtschaft 18 - 16 - 23 1 20 - 17 - 34 - 21 2 B Bergbau 6 - - 1 2 - - - - - 2 1 7 - C Verarbeitendes Gewerbe 223 78 291 80 281 80 243 34 253 19 297 22 303 21 D Energieversorgung 24 25 32 24 42 11 18 12 45 11 16 10 37 3 E Wasserversorgung; Entsorgung 15 6 7 1 12 7 7 6 13 2 13 2 13 1 F Baugewerbe 488 80 553 169 808 240 788 258 869 222 906 328 680 308 G Handel; Inst. u. Rep. von KFZ 1394 291 1442 271 1132 242 1126 223 1130 229 1051 197 1046 160 H Verkehr und Lagerei 166 62 211 44 174 39 193 27 165 22 216 18 144 14 I Gastgewerbe 427 111 457 126 466 118 467 134 469 134 463 130 496 113 J Information und Kommunikation 254 26 289 32 212 47 243 39 205 30 220 40 196 30 K Erbringung von Finanz und Vers. DL 140 46 152 37 154 38 147 29 131 32 104 21 93 15 L Grundstücks- u. Wohnungswesen 112 61 85 55 84 17 93 16 91 26 89 27 93 24 M Freiberufl., wissenschaftl. u. techn. DL 312 65 336 87 301 82 291 71 358 80 332 70 364 59 N Erbringung von sonst. wirtschaftl. DL 690 136 718 134 720 128 653 169 571 165 568 219 546 156 P Erziehung und Unterricht 63 9 88 20 76 11 63 24 59 11 76 12 85 21 Q Gesundheits- u. Sozialwesen 45 16 53 14 59 17 37 1 41 10 53 7 48 7 R Kunst, Unterhaltung u. Erholung 117 21 150 33 144 16 137 16 109 17 96 7 84 16 O+S Öff. Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung, sonst. DL 552 77 501 94 519 121 539 171 444 121 435 26 325 154 Quelle: Statistisches Landesamt Bremen Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 3. Was versteht der Senat unter dem Begriff „Startup“? Antwort auf Frage 3: Der Begriff "Startup"-Unternehmen ist ein relativ junger Begriff für den noch keine einheitliche Definition Verwendung findet. Üblicherweise wird der Begriff für junge, noch nicht etablierte Unternehmen verwendet, die zur Verwirklichung einer innovativen und wissensbasierten Geschäftsidee mit geringem Startkapital gegründet werden und in der Regel sehr früh zur Ausschöpfung ihres hohen Wachstumspotentials und zur Stärkung ihrer Kapitalbasis auf Wagniskapital angewiesen sind. Der Senat schließt sich einer solchen Begriffsbestimmung grundsätzlich an. 4. Wie viele dieser Existenzgründungen der vergangenen fünf Jahre waren sogenannte „Startups“? Antwort auf Frage 4: Schon aufgrund des zu Frage 3 geschilderten Umstandes, dass keine einheitliche Definition für den Begriff "Startup"-Unternehmen Verwendung findet, existiert keine amtliche statistische Erhebung, die eine Beantwortung der Frage ermöglichen würde. Gemäß dem auf repräsentativen Befragungen basierenden KfW-Gründungsmonitor 2015 lässt sich allerdings feststellen, dass 15,9 % der Gründer/-innen in Deutschland mit einem Produkt- bzw. einer Dienstleistungsneuheit auf den Markt kommen. Außerdem weist der DIHK-Gründerreport 2014 einen Anteil von 7% aller Gründer/-innen aus, die ein wissensintensives innovatives Unternehmen gründen. 5. Wie viele Gründungen bzw. Startups im Land Bremen in den vergangenen zehn Jahren gingen in den ersten drei Jahren ihrer Existenz in die Insolvenz? Antwort auf Frage 5: Es existiert keine amtliche statistische Erhebung, die eine Beantwortung der Frage ermöglichen würde. Konkrete Aussagen sind nur hinsichtlich einzelner Studien möglich, die sich bestimmter repräsentativer Befragungen bedienen bzw. auf der Auswertung von gewerblichen Unternehmensregistern basieren. So greift z. B. das Zentrum für Europäische Wirtschaftspolitik (ZEW) hierfür auf Daten der creditreform zurück, während der Gründungsmonitor der KfW sich einer Befragung unter 50.000 zufällig ausgewählten, in Deutschland ansässigen Personen bedient, die jährlich im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung interviewt werden. Die entsprechenden Auswertungen zum Gründungsmonitor zeigen, dass nach 18 Monaten nach Existenzgründung noch ca. 83 % der Gründungsprojekte von Vollerwerbsgründern bestehen, 17 % wurden in dieser Zeit beendet. Nach weiteren 18 Monaten sind etwa 30 % der Unternehmen nach drei Jahren nicht mehr am Markt existent. Derartige Daten spiegeln sich inhaltsgleich in Untersuchungen des ZEW wider, das auch entsprechende Werte für das Land Bremen ermittelt hat. Die aktuell verfügbaren Daten für das Land Bremen zeigen demnach folgendes Bild: Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 6 Alter in Jahren Überlebensquote Betrachtete Kohorten 1 95,3% 2005 - 2012 2 81,1% 2005 - 2011 3 71,1% 2005 - 2010 6. Was sind die fünf meistgenannten Gründe für das Scheitern von Startups bzw. Existenzgründungen? Antwort auf Frage 6: Eine Vielzahl von entsprechenden nationalen (z. B. DIHK-Gründerreport 2014) und internationalen (z. B. CB Insights, New York, 2014) Studien hat sich mit dieser Frage beschäftigt. Für das Scheitern von Startups werden danach häufig folgende Gründe genannt: Kein Marktbedarf für die angebotenen Produkte/Leistungen Mangelnde Finanzierung Fehlbesetzung des Gründer-Teams Unzureichende Branchenkenntnisse Kaufmännische Mängel 7. Wie viele der Existenzgründungen bzw. Startups in den vergangen zehn Jahren sind nach drei Jahren Existenz aus dem Land Bremen abgewandert und wohin? Antwort auf Frage 7: Es existiert keine amtliche statistische Erhebung, die eine Beantwortung der Frage ermöglichen würde. Es stehen auch keine Studienergebnisse zur Verfügung , aus denen entsprechende Ergebnisse abzuleiten wären. Auch andere Städte und Regionen verfügen nach Kenntnis des Senats nicht über entsprechende Informationen. 8. Was sind die fünf meistgenannten Gründe für die Abwanderung aus dem Land Bremen? Antwort auf Frage 8: Es existiert keine amtliche statistische Erhebung, die eine Beantwortung der Frage ermöglichen würde. Es stehen auch keine Studienergebnisse zur Verfügung , aus denen entsprechende Ergebnisse abzuleiten wären. Auch andere Städte und Regionen verfügen nach Kenntnis des Senats nicht über entsprechende Kenntnisse. 9. Wie viele Arbeitsplätze wurden jeweils in den vergangenen zehn Jahren durch Existenzgründer bzw. Startups geschaffen und wie viele wurden dauerhaft gesichert? Antwort auf Frage 9: Für die Schaffung von Arbeitsplätzen durch Existenzgründungen und ihrer Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 7 Sicherung existiert keine statistische Grundlage. Über die Auswertung des KfW-Gründungsmonitors, der auf repräsentativen Befragungen beruht, kann allerdings auf eine Näherungszahl geschlossen werden. Während bei Neugründungen neue Strukturen aufgebaut und so Arbeitsplätze inkl. des Gründers bzw. der Gründerin geschaffen werden, werden durch die Übernahme bestehender Unternehmen oder einer tätigen Beteiligung daran auf vorhandene Strukturen zurückgegriffen, d.h. bereits vorhandene Arbeitsplätze erhalten bzw. gesichert. Der direkte Beschäftigungseffekt der Gründungstätigkeit, also ihr Beschäftigungsbeitrag, bezieht sich daher typischerweise auf Neugründungen. Dieser direkte Bruttobeschäftigungseffekt durch Neugründungen inkl. ihrer Beschäftigten (gemessen in Vollzeitäquivalenten - VZÄ) betrug im Jahr 2014 bundesweit 745.000, wovon auf die Gründer/-innen 453.000 und 292.000 auf angestellte Personen entfielen. Vor dem Hintergrund, dass etwa 75 % aller Gründungen sog. Sologründungen ohne Beschäftigte sind, werden im Mittel je Neugründung hier weitere 1,5 VZÄ durch neu angestellte Beschäftigte erzielt. 10. Wie hoch ist der Anteil der Frauen unter den Existenzgründern in Bremen und Bremerhaven? Antwort auf Frage 10: Statistische Daten zum Anteil von Frauen an Existenzgründungen sind in der Gewerbemeldestatistik zum Bundesland Bremen enthalten. Sie sind dabei allerdings nur über die Erfassung als Einzelunternehmerin (also nicht für andere Rechtsformen von Unternehmen) zu entnehmen. Der Anteil von Frauen an Existenzgründungen unter den Einzelunternehmern/-innen stellt sich demnach wie folgt dar (in %): Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 Stadt Bremen 28,5 28,8 30,3 28,2 28,3 Stadt Bremerhaven 26,2 27,5 29,6 29,3 24,6 Quelle: Statistisches Landesamt Bremen Da sich die Gewerbestatistik auf die Bereiche Handwerk, verarbeitendes Gewerbe , Bau, Kfz, etc. und damit traditionell eher von Männern geprägte Branchen bezieht, wird der Frauenanteil am Existenzgründungsgeschehen insgesamt aber unterzeichnet. Wesentlich höher ist der Anteil von Frauen bei den freiberuflichen Existenzgründungen. Hier wird der deutlich höhere Anteil von Frauen allerdings statistisch nicht durchgängig erfasst, da diese nur teilweise „verkammert“ und damit anmeldepflichtig sind. Belastbares Datenmaterial liefern auch hier wieder spezifische Studien. Demnach lag in einer Studie der KfW aus dem Jahr 2014 der Anteil von Gründerinnen zuletzt bundesweit bei 43 % und damit deutlich höher als in der Gewerbemeldestatistik . Besonders stark sind Frauen in den Bereichen personenbezogene Dienstleistungen und Handel präsent, die überwiegend den freiberuflichen Tätigkeitsfeldern zugeordnet werden. Zu insgesamt etwas geringeren Werten kommt eine Auswertung der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) aus dem Jahr 2014, die auch Daten für das Bundesland Bremen enthält. Da- Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 8 nach liegt der Wert für das Land Bremen bei gut 35 %, den entsprechenden Bundesdurchschnitt weist diese Untersuchung mit rd. 32 % aus. 11. Wie hoch ist der Anteil von Migranten unter den Existenzgründern und inwieweit ist das staatliche Beratungsangebot auf sie eingestellt? Antwort auf Frage 11: Der Mikrozensus definiert „Personen mit Migrationshintergrund“ als Personen, die nach 1949 auf das heutige Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zugewandert sind, alle in Deutschland geborenen Ausländerinnen und Ausländer sowie alle in Deutschland als Deutsche Geborenen mit zumindest einem zugewanderten oder als Ausländerin oder Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil. Vor dem Hintergrund dieser Definition ist eine statistische Erfassung des Anteils von Personen mit Migrationshintergrund an den Existenzgründungen weder im Rahmen der amtlichen Gewerbestatistik noch bei den freiberuflichen Gründungen möglich. Grundlegende Daten ergeben sich aber aus dem Mikrozensus und den Erfahrungswerten der Existenzgründungsberatung. In der bremischen Bevölkerung ist der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund - bezogen auf die Bundesländer - laut Mikrozensus 2011 mit einem Anteil von etwa 28,2 % vergleichsweise hoch. Bei der Beratung potentieller Gründerinnen und Gründer liegt der Anteil von Personen mit Migrationshintergrund bei 46 %. Angesichts dieser Entwicklung hat der Senat sich bereits seit langem auf die spezifischen Belange dieser Zielgruppe eingestellt. Beispielhaft sollen hier die Gründungsberatung von B.E.G.IN bei der RKW Bremen GmbH mit dem Instrument Gründungsfabrik und die IQ-Anerkennungsberatung für den Bereich der Anerkennung von im Ausland erworbener Qualifikationsabschlüsse genannt werden, die sich besonders um Personen mit Migrationshintergrund kümmern. Einen etwas anderen Fokus, nämlich den auf in- und ausländische Unternehmen, die in Bremen tätig werden wollen oder tätig sind, hat der nach der EU-Dienstleistungsrichtlinie eingerichtete Einheitliche Ansprechpartner. Er agiert als Behördenlotse und ist gemeinsam mit dem Willkommensservice im Unternehmensservice Bremen bei der Wirtschaftsförderung GmbH (WFB) angesiedelt . In diesen unterschiedlichen Rahmen wird die Beratung in verschiedenen Sprachen angeboten. Mit diesem Gesamtangebot wird auch den einschlägigen Ergebnissen z.B. des KfW-Economic Research aus 2014 Rechnung getragen. Danach wird deutschlandweit rd. jede fünfte Existenzgründung von Personen mit Migrationshintergrund vorgenommen und es werden häufig bereits von Anfang an Mitarbeiter/-innen beschäftigt. Damit geht von dieser Bevölkerungsgruppe ein überdurchschnittliches Gründungsgeschehen mit einer wichtigen Rolle bei der Schaffung von Arbeitsplätzen aus. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 9 12. Wie bewertet der Senat die Aktivität von privaten Investoren und Initiativen in Bremen und wie viel Geld wird in Bremen von privaten Investoren und Initiativen in Existenzgründer und Startups investiert? Antwort auf Frage 12: Der Senat begrüßt in hohem Maße alle entsprechenden Aktivitäten von privaten Investoren und Initiativen im Land Bremen als basalen Bestandteil des Wirtschaftsgeschehens. Der Senat hat allerdings keine Kenntnis über den Umfang entsprechender privater Investitionsmaßnahmen. 13. Welche einzelnen Maßnahmen werden in Bremen von wem zur Unterstützung von Gründern durchgeführt und mit welchem finanziellen Volumen werden diese jeweils durchgeführt? 14. Wie hoch war das Fördervolumen für Existenzgründungen und Startups im Land Bremen in den vergangenen zehn Jahren? Antwort auf die Fragen 13 und 14: Die Fragen 13 und 14 werden gemeinsam beantwortet. Folgende Kernangebote werden durch den Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen und seinen Wirtschaftsförderungseinrichtungen verantwortet bzw. angeboten : Instrument Institution Fördervolumen 2006-2015 Existenzgründungsberatung im Rahmen von B.E.G.IN B.E.G.IN-Gründungsleitstelle bei der RKW Bremen GmbH ca. 800 Tsd. € p. a. Mikrokredite/Starthilfe BAB 2004 813.950 € 2005 763.200 € 2006 762.150 € 2007 730.950 € 2008 616.075 € 2009 779.475 € 2010 569.850 € 2011 - 2015 586.040 € BRUT BAB € 4.626.000 (Gesamtzeitraum) Bremer Gründerkredit (BGK) BAB Vertragskapital (ab 2011): 94,432 Mio. €, davon 25,797 Mio. € in 2015 Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 10 Im Bereich Wagniskapital stellen sich die Daten für Unternehmen in der Startup-Phase (1 bis 3 Jahre alt) wie folgt dar: - Offene Beteiligungen: im Jahr 2015 wurde eine Beteiligung in Höhe von 100 TEUR ausgezahlt. Seit 2012 wurden zwei weitere offene Beteiligungen in Höhe von insgesamt 251 TEUR eingegangen, insgesamt also 351 TEUR. - Stille Beteiligungen: in den letzten 10 Jahren ist die BAB Beteiligungs- und Managementgesellschaft Bremen mbH (BBM) stille Beteiligungen bei Start-Ups in Höhe von insgesamt rd. 1 Mio. EUR eingegangen. Darüber hinaus bestehen allgemeine und spezifische Unterstützungsangebote der Wirtschafts- und Berufskammern für ihre Mitglieder bzw. potentiellen Mitglieder sowie Förderungen von der EU und dem Bund. Über die Inanspruchnahme dieser Angebote in Bremen liegen dem Senat keine Informationen vor. 15. Wie viel Prozent der Innovationskredite der WFB bzw. BAB wurden in den vergangenen zehn Jahren zurückgezahlt? Antwort auf Frage 15: Im Sinne von „Innovationskrediten“ werden seit 2009 durch den Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen im Rahmen der einzelbetrieblichen Förderrichtlinie „Forschung, Entwicklung und Innovation“ auch einzelbetriebliche FuE-Vorhaben auf Darlehensbasis umgesetzt (zuvor nur Zuschussförderung). Für den Großteil der bislang bewilligten Darlehen, die jeweils eine Laufzeit von sechs Jahren haben, ist der planmäßige Tilgungszeitraum noch nicht beendet. Eine endgültige Ermittlung der Rückzahlungsquote kann erst nach Ablauf aller Tilgungsfristen erfolgen. Bezogen auf die Gesamtzahl der bewilligten Darlehen beläuft sich die Anzahl der Fälle, bei denen eine Rückzahlung erfolgte, derzeit auf ca. 86%. 16. Wie viele Arbeitsplätze sind durch die Förderung von der WFB bzw. BAB in den letzten zehn Jahren entstanden? Antwort auf Frage 16: Der angegebene Zeitraum für die WFB ist aufgrund der Vergleichbarkeit erst ab 2009 und die BUK-Zahlen der BAB seit 2011 angegeben. Jahr 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 WFB 1) - geschaffene AP 633 745 1.394 2.167 1.317 1.075 900 - gesicherte AP 2.383 2.657 3.234 5.114 3.322 3.974 2.858 BAB 2) - geschaffene AP k. A. k. A. 334 317 374 201 214 - gesicherte AP k. A. k. A. 8.514 10.091 12.204 8.159 5.522 1) Angaben aus Controllingberichten der WFB inkl. BAB-Programmförderung 2) Nur Bremer Unternehmerkredit (BUK), weil als Durchleitungskredit der KfW nicht in den o. g. Zahlen enthalten. Controllingberichte der BAB werden seit 2012 erstellt. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 11 17. Wie steht Bremen mit seinen Maßnahmen zur Förderung von Gründern im Vergleich zu anderen deutschen Städten über 400.000 Einwohner da? 18. Wie steht Bremerhaven mit seinen Maßnahmen zur Förderung von Gründern im Vergleich zu anderen deutschen Städten mit 100.000 bis 300.000 Einwohnern da? Antwort auf die Fragen 17 und 18: Die Fragen 17 und 18 werden gemeinsam beantwortet. Dem Senat liegen keine aktuellen Daten oder Ergebnisse zu Maßnahmen der Gründungsförderung in Bremen und Bremerhaven mit Vergleichskommunen vor. Dies ist zum einen dem Tatbestand geschuldet, dass viele Programme der Gründungsförderung von Bund und Bundesländern (und nicht den Kommunen) angeboten werden, zum anderen ist ein umfassender Instrumentenabgleich sehr aufwendig und methodisch immer problematisch. Vor diesem Hintergrund sind dem Senat keine Studien zum betreffenden Thema bekannt. Zur Absicherung dieser Feststellung wurden vom Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen entsprechende Informationen vom Deutschen Städtetag, dem Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und dem Bremischen HWWI eingeholt. Auch dort sind keine spezifischen Studien bekannt. 19. Inwieweit hat der Senat Kenntnisse oder Hinweise, welche Gründe von Existenzgründern für und gegen den Standort Bremen angegeben werden? Antwort auf Frage 19: Dem Senat liegen keine belastbaren Erkenntnisse darüber vor, warum sich Existenzgründer und Existenzgründerinnen für oder gegen den Standort Bremen entscheiden. Gleichwohl gibt es Hinweise auf relevante Standortmerkmale oder sonstige Faktoren, die für die Auswahl eines Existenzgründungsstandortes von Bedeutung sind, wie z. B. die wissenschaftliche Infrastruktur, die vorhandenen Branchenschwerpunkte, das Standortimage oder die Fördermöglichkeiten . Im Rahmen der qualitativen Interviews zum Mittelstandsbericht 2013 wurden die bremischen Bestandsunternehmen nach ihrer Standortzufriedenheit rsp. dem Wunsch umzusiedeln gefragt. Branchenübergreifend waren demzufolge mehr als 80 % mit ihrem Standort zufrieden. Zudem würden von den Unternehmen , die mit dem Standort nicht zufrieden sind, nur zu rd. 20 % einen Standortwechsel in Betracht ziehen. 20. Wie verteilen sich die Existenzgründer im Land Bremen auf die einzelnen Stadtteile der Städte? Antwort auf Frage 20: Über die Verteilung von Existenzgründungen auf die jeweiligen Stadtteile im Land Bremen gibt es keine statistischen Daten. Generell ist allerdings davon auszugehen, dass sich in Abhängigkeit von stadteilspezifischen Strukturen, wie z. B. wissenschaftlichen Einrichtungen, Gewerbegebieten oder Gründerzentren auch entsprechende geografische Existenzgründungsschwerpunkte in den Stadtteilen ergeben. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft Drs-19-361 VB Gründen in Bremen - wie ist der aktuelle Stand? 20160405_1_KA Gründen in Bremen