BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Drucksache 19/796 Landtag 19. Wahlperiode 25.10.2016 Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der SPD Ist Bremen für Start-ups attraktiv? Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der SPD vom 14.09.2016 „Ist Bremen für Start-ups attraktiv?“ Die Fraktion der SPD hat folgende Kleine Anfrage an den Senat gerichtet: „Immer neue Start-ups drängen auf den Markt und die Gründerszene wird größer und lebendiger zumindest in Berlin. Aber auch im Land Bremen zeigt sich, dass mehr Start-ups an den Markt gehen, Geschäfte z.B. im City-Lab eröffnen oder mit 3D- Druckern neue Produkte entwickeln. Auch in Bremen und Bremerhaven tragen Startups zu mehr Innovation in den einzelnen Branchen und Clustern bei. Im Bereich der Luft- und Raumfahrtindustrie findet man zudem Beispiele für einzigartiges privates Engagement, junge innovative GründerInnen zu unterstützen und sich das Know-how und die Innovationsfähigkeit von Start-ups zu Nutze zu machen. Bereits etablierte Programme im Rahmen von BEGIN wie zum Beispiel BRUT sollen bei der Existenzgründung helfen und verschiedene Veranstaltungen (z.B. von der WFB oder BRIDGE) bieten Plattformen für unterschiedliches Netzwerken im Land Bremen. Es werden z.B. Wettbewerbe und online- Plattformen angeboten, um immer mehr Menschen, die sich mit einem Start-up selbstständig machen wollen, nach Bremen zu lotsen, bzw. BremerInnen in ihrem Gründungsvorhaben zu unterstützen. Die Bedarfe sind jedoch zahlreich und gerade in der digitalen Welt verändern sich diese ständig. Auch die Themenbereiche sind sehr verschieden, in denen Start-ups arbeiten. Diese sehr heterogene Gruppe hat zudem neue Bedarfe für Räume und Entwicklung, Vernetzung und Kommunikation. Die Schnelllebigkeit ist groß und es liegt die Vermutung nahe, dass bislang erfolgreiche Unterstützungsangebote für Gründungen ggf. an die neuen Bedarfe von Start-ups angepasst werden müssen. Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat: 1. Wie hat sich die Zahl der Gründungen, in den vergangenen 3 Jahren entwickelt ? a) Wie definiert der Senat den Begriff Start-up, und wie hoch wird der Anteil an Start-ups an der Gesamtzahl der Gründungen geschätzt? b) Gibt es Schwerpunkte der Start-up Entwicklung in bestimmten Clustern? 2. Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Entwicklung von Start-ups? 3. Wie hoch ist der Anteil an Frauen in Start-ups und welche Möglichkeiten sieht der Senat, um mehr Frauen zu fördern? 4. Welche Förderprogramme und Finanzierungsmöglichkeiten für die Gründung Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 2 eines Start-ups werden bereits im Land Bremen angeboten? a. Gibt es Beteiligungsfonds für die Gründung von Start-ups in Bremen? b. Welche Aktivitäten gibt es, um privates Kapital zur Start-up Förderung zu aktivieren? 5. Gibt es gezielte Förderung oder Maßnahmen zur Unterstützung für Start-ups innerhalb der Bremer Innovationscluster? 6. Gibt es Initiativen der Bremer Unternehmen, sich an Start-ups zu beteiligen oder mit Start-ups zu kooperieren, um die eigene Innovationskraft zu erhöhen? 7. Gibt es zentrale Anlaufstellen / Organisationen in Bremen und Bremerhaven für Start-ups, wo entsprechende Unterstützung, Beratung und Vernetzung angeboten wird, um erfolgreich ein Start-up aufzubauen? 8. Gibt es ein zentrales Informationsangebot für Start-ups, wo sich Start-ups und Interessierte über private und öffentliche Angebote informieren können? 9. Welche öffentlichen und privaten Gewerbezentrenangebote, Inkubatoren, Acceleratoren , Coworkingplätze und andere Plattformen stehen derzeit für Startups zur Verfügung? Ist das Angebot aus Sicht des Senats ausreichend? 10. Ist ein öffentlich organisierter zentraler Ort für Start-ups geplant, an dem Startups arbeiten, sich vernetzen können und in dem Zugang zu Kapital und Förderung organisiert wird? a) Wenn ja, welche Mittel wären notwendig, um so eine Einrichtung aufzubauen und zu unterhalten? b) Wenn nein, gibt es Alternativen zu einem öffentlich organisierten und finanzierten Ort? 11. Welche Netzwerkangebote werden derzeit im Land Bremen für Start-ups von privater oder öffentlicher Hand vorgehalten und wie werden diese frequentiert? 12. Gibt es Kongresse oder ähnliche Veranstaltungen in Bremen zur Vernetzung von Start-ups bspw. innerhalb eines Clusters oder Innovationsfeldes? 13. Welche Start-ups fördernden Aktivitäten bestehen an den Hochschulen und welche Zusammenarbeit gibt es zwischen der WFB bzw. BIS und den Bildungseinrichtungen , wie z.B. den Universitäten und Hochschulen, um die Möglichkeit der Gründung zu bewerben, Wissenstransfer zu fördern und junge Start-ups zu unterstützen? 14. Welche Maßnahmen sind zu ergreifen, um die Gründungsaffinität von Absolventen bereits an den Hochschulen zu fördern? 15. Ist geplant, die Entwicklung im Land Bremen hinsichtlich Gründungen/Start-ups zu evaluieren und wenn ja, wann werden die Ergebnisse vorliegen? Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 3 16. Welche Bedarfe und Möglichkeiten sieht der Senat, um Bremen für wachstumsorientierte wissens- und technologiebasierte GründerInnen noch attraktiver zu gestalten und die Zahl der Start-ups in Bremen zu erhöhen? 17. Welche Marketingstrategie verfolgt der Senat, um Bremen auch gegenüber anderen Städten für Start-ups zu attraktivieren? Wie positioniert sich Bremen thematisch im überregionalen Wettbewerb?“ Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 4 Der Senat beantwortet die Kleine Anfrage wie folgt: 1. Wie hat sich die Zahl der Gründungen, in den vergangenen 3 Jahren entwickelt ? Eine exakte statistische Datenlage zu der Fragestellung existiert nicht. Vor diesem Hintergrund wurde für die Beantwortung der Frage die Gewerbestatistik gewählt. Diese weist die Daten für die Gewerbeanmeldungen aus (s. Tabelle). Darin enthalten sind allerdings auch nicht gründungsrelevante Komponenten, wie z. B. Unternehmensverlagerungen, Umwandlungen, Rechtsformwechsel und Nebenerwerbsgründungen. Darüber hinaus sind keine Daten zu dem Bereich der Freien Berufe enthalten, da diese i.d.R. keine Gewerbemeldung abgeben müssen. Somit handelt es sich hierbei lediglich um Näherungswerte. Jahr 2013 2014 2015 Stadt Bremen 4.971 4.581 4.129 Stadt Bremerhaven 1.237 1.104 1.182 Quelle: Statistisches Landesamt Bremen a) Wie definiert der Senat den Begriff Start-up, und wie hoch wird der Anteil an Start-ups an der Gesamtzahl der Gründungen geschätzt? Der Begriff "Startup"-Unternehmen ist ein relativ junger Begriff für den noch keine einheitliche Definition Verwendung findet. Üblicherweise wird der Begriff für junge, noch nicht etablierte Unternehmen verwendet, die zur Verwirklichung einer innovativen und wissensbasierten Geschäftsidee mit geringem Startkapital gegründet werden und in der Regel sehr früh zur Ausschöpfung ihres hohen Wachstumspotentials und zur Stärkung ihrer Kapitalbasis auf Wagniskapital angewiesen sind. Der Senat schließt sich einer solchen Begriffsbestimmung grundsätzlich an. Schon aufgrund des geschilderten Umstandes, dass keine einheitliche Definition für den Begriff "Startup"-Unternehmen Verwendung findet, existiert keine amtliche statistische Erhebung, die eine Beantwortung der Frage ermöglichen würde. Gemäß dem auf repräsentativen Befragungen basierenden KfW- Gründungsmonitor 2015 lässt sich allerdings feststellen, dass 15,9 % der Gründer /-innen in Deutschland mit einem Produkt- bzw. einer Dienstleistungsneuheit auf den Markt kommen. Außerdem weist der DIHK-Gründerreport 2014 einen Anteil von 7% aller Gründer/-innen aus, die ein wissensintensives innovatives Unternehmen gründen. b) Gibt es Schwerpunkte der Start-up Entwicklung in bestimmten Clustern ? In den Clustern des Landes Bremen bildet der Bereich „New Space“ (Raumfahrt) den Schwerpunkt der Start-up-Aktivitäten. Auch in anderen Clustern gibt es Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 5 Start-ups, allerdings erzielt Bremen nur im Bereich Raumfahrt eine nachhaltige internationale Sichtbarkeit. Dieses Renommee manifestiert sich etwa in der Veranstaltung „Disrupt Space“, die auf namhafte Partner wie Airbus, OHB und ESA baut (siehe auch Antwort zu Frage 5). 2. Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Entwicklung von Start-ups? Die Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle, da sie zum einen neue Technologien bereitstellt und zum anderen eine Vielzahl von neuen Produkten und Geschäftsmodellen ermöglicht. Die Verfügbarkeit von immer mehr Daten stellt die etablierten Unternehmen vor eine große Herausforderung. Oft schaffen sie es nicht, aus sich selbst heraus zu innovieren, sodass die Zusammenarbeit mit Start-ups eine gute Möglichkeit ist, die eigene Know How-Basis zu erweitern. 1. Wie hoch ist der Anteil an Frauen in Start-ups? Wie bereits in der Beantwortung zu Frage 1b ausgeführt, existiert keine amtliche statistische Erhebung, die eine Beantwortung der Frage ermöglichen würde. Im Rahmen von verschiedenen Analysen wird jedoch deutlich, dass von Frauen geleitete Start-ups unterrepräsentiert sind, so dass eine Steigerung des Frauenanteils hier besonders wirksam für die Umsetzung genderpolitischer Zielsetzungen ist. 2. Welche Förderprogramme und Finanzierungsmöglichkeiten für die Gründung eines Start-ups werden bereits im Land Bremen angeboten? Grundsätzlich können alle Förder- und Finanzierungsprogramme für Start-ups Verwendung finden, sofern formale Gründe dem nicht entgegenstehen. Also auch Förder- und Finanzierungsprogramme, die nicht explizit auf die Zielgruppe Startups ausgerichtet sind. Insofern profitieren Start-ups potentiell von allen Angeboten der Wirtschaftsförderung. Insbesondere die umfassenden Förderangebote des Gründungsnetzwerk BremerExistenzgründungsINitiative B.E.G.IN richten sich neben den klassischen Gründungen auch an die spezifische Zielgruppe Start-ups. Mit einem Ausrichtung auf für junge, innovative Unternehmensgründungen werden außerdem folgende Förderprogramme und Finanzierungsmöglichkeiten im Land Bremen angeboten: - Das BRUT-Programm (über die Bremer Aufbau-Bank) - Der Bremer Gründer-Kredit (über die Bremer Aufbau-Bank) - Die Mikromezzaninbeteiligungen (über die Bremer Unternehmensbeteiligungsgesellschaft - BUG) - Den Mikrokredit (über die Bremer Aufbau-Bank) - Die Beteiligungsmöglichkeiten der BAB Beteiligungs- und Managementgesellschaft - BBM Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 6 - Das ERP-Programm der KfW (über die Bremer Aufbau- Bank oder über die Hausbanken ggfs. mit einer Bürgschaft der Bürgschaftsbank) a. Gibt es Beteiligungsfonds für die Gründung von Start-ups in Bremen? Im Rahmen der aktuellen EFRE-Förderperiode (2014-2020) wird derzeit die Einrichtung eines solchen Fonds vorbereitet. Die notwendigen Gremienbeschlüsse liegen vor, so dass der Fonds am 01.12.2016 an den Markt gehen wird. Gefördert werden Unternehmen in ihrer ersten Nachgründungs- und Markteintrittsphase . Zu diesem Zweck kann der geplante EFRE-Beteiligungsfonds offene Beteiligungen bei jungen innovativen Unternehmen eingehen und ihnen darüber hinaus Nachrangdarlehen gewähren. Durch den Fonds soll der besondere Finanzierungsbedarf, der zumeist aus Produktentwicklungen, Markteinführungen oder einer zur Realisierung eines nächsten Entwicklungsschritts notwendigen Ausweitung des Geschäftsbetriebs resultiert, finanziert werden können . Bereits heute kann die BAB Beteiligungs- und Management Gesellschaft offene und stille Beteiligungen an Gründungen über den Initialfonds eingehen. Im Rahmen der bestehenden Instrumente können in der Regel Beteiligungen in kleinerem Rahmen bis max. 200.000 € eingegangen werden. In dem neuen EFRE-Fonds werden umfangreichere Beteiligungsmöglichkeiten ermöglicht: je nach Fördergebiet und Innovationsgehalt bis zu 1,2 Mio. €. b. Welche Aktivitäten gibt es, um privates Kapital zur Start-up Förderung zu aktivieren? Über die Bremer Unternehmensbeteiligungsgesellschaft (mehrheitlich privat) werden Mikromezzaninbeteiligungen eingegangen. Bei gutem Verlauf kann über die Gesellschaft das Engagement ausgeweitet werden. Über die BAB Beteiligungs- und Managementgesellschaft können offene Beteiligungen mit einem privaten Co-Investor eingegangen werden. Diese Möglichkeit wird ausdrücklich begrüßt und wurde bereits in einzelnen Fällen erfolgreich genutzt; sie wird auch im Rahmen des neuen EFRE-Beteiligungsfonds bestehen . Durch die Wirtschaftsförderungsgesellschaften erfolgen in geeigneten Fällen individuelle Kontaktvermittlungen von Start-ups zu möglichen Kapitalgebern. 3. Gibt es gezielte Förderung oder Maßnahmen zur Unterstützung für Start-ups innerhalb der Bremer Innovationscluster? Bremen unterstützt mit spezifischen Maßnahmen Start-ups in den Innovationsclustern . Neben den branchenunspezifischen Instrumenten zur Förderung von Start-ups und Gründungen findet insbesondere mit den Unternehmen in den Innovationsclustern ein aktiver Austausch über Start-ups-Beteiligungen als Innovationsfaktor statt. Insbesondere im Bereich Raumfahrt haben sich in Bremen einige Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 7 erfolgreiche Start-up-Aktivitäten entwickelt. Die WFB hat mit dem „Start-up Weekend Space 2015“ und „Disrupt Space 2016“ das Thema „New Space“ international positionieren können und bereits ein Profil im Start-up-Bereich aufgebaut. 4. Gibt es Initiativen der Bremer Unternehmen, sich an Start-ups zu beteiligen oder mit Start-ups zu kooperieren, um die eigene Innovationskraft zu erhöhen ? Dazu sind dem Senat eine Reihe entsprechender Initiativen bekannt. Exemplarisch sei hier das Unternehmen Team Neusta genannt, das für Start-ups neben Infrastruktur und Beratung auch finanzielle Investitionen zur Verfügung hält. Ähnlich agieren die Unternehmen SWB, UZUNER Consulting, OHB und andere. Der Senat begrüßt in hohem Maße alle entsprechenden Aktivitäten von privaten Investoren und Initiativen im Land Bremen als basalen Bestandteil des Wirtschaftsgeschehens . 5. Gibt es zentrale Anlaufstellen / Organisationen in Bremen und Bremerhaven für Start-ups, wo entsprechende Unterstützung, Beratung und Vernetzung angeboten wird, um erfolgreich ein Start-up aufzubauen? Um insbesondere die Start-ups in Bremen und Bremerhaven in Zukunft gezielter unterstützen zu können und Start-ups sowie Akteure der Szene sichtbarer zu machen , haben sich Institutionen des B.E.G.IN-Gründungsnetzwerks im Arbeitskreis „Start-ups“ zusammengeschlossen. Dazu zählen die Partner von BRIDGE, WFB, BIS, BAB und der B.E.G.IN-Gründungsleitstelle. Darüber hinaus sollen die spezifischen Förder- und Beratungsangebote koordiniert, abgestimmt und strukturiert sichtbar gemacht werden. 6. Gibt es ein zentrales Informationsangebot für Start-ups, wo sich Start-ups und Interessierte über private und öffentliche Angebote informieren können ? Der in der Antwort zu Frage 7 erwähnte Arbeitskreis Start-ups hat den Aufbau eines Start-up- Internetportals für Bremen und Bremerhaven initiiert und am 14. September 2016 offiziell in Betrieb genommen. Das Internetportal „Startupsbremen .de“ erfüllt die Funktion eines zentralen Informationsangebotes, dass Beratungs - und Förderangebote bündelt, einen zentralen Veranstaltungskalender bietet und in der Rubrik „News & Startup-Stories“ über die Szene im Land Bremen informiert. Neben staatlichen Beratungs- und Förderangeboten werden auch Angebote privatwirtschaftlicher Akteure und Initiativen beworben. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 8 7. Welche öffentlichen und privaten Gewerbezentrenangebote, Inkubatoren, Acceleratoren, Coworkingplätze und andere Plattformen stehen derzeit für Start-ups zur Verfügung. Ist das Angebot aus Sicht des Senats ausreichend? Mit den privaten Angeboten „Kraftwerk – city accelerator bremen“, „team neusta co.working“, „Cowork Bremen“ in der Östlichen Vorstadt, „Weserwork“ in der Überseestadt sowie weiteren kleineren Initiativen besitzt Bremen ein gutes Angebot. Die WFB bereichert das Angebot mit dem citylab und der Alten Schnapsfabrik sowie dem BITZ und dem Gründerzentrum Airport. In Bremerhaven gibt es entsprechende privat initiierte Angebote mit dem auf die Kultur- und Kreativwirtschaft ausgerichteten Gebäuden „Fischkai 57“ und der „Goethestrasse 45“. Außerdem bietet die BIS in Kooperation mit der Hochschule Bremerhaven im Fährhaus an der Geeste Räume für Start-ups Räume mit einem FabLab und einem Hacker-Space. Außerdem steht mit dem Gründerzentrum BRIG ein weiteres öffentliches Angebot zur Verfügung. Nach Auffassung des Senats kann die hohe Nachfrage nach entsprechenden Angeboten durch den Mix an privaten und öffentlichen Infrastrukturen zurzeit gut abgedeckt werden. 8. Ist ein öffentlich organisierter zentraler Ort für Start-ups geplant, an dem Start-ups arbeiten, sich vernetzen können und in dem Zugang zu Kapital und Förderung organisiert wird? a) Wenn ja, welche Mittel wären notwendig, um so eine Einrichtung aufzubauen und zu unterhalten. b) Wenn nein, gibt es Alternativen zu einem öffentlich organisierten und finanzierten Ort? Der Senat verfolgt grundsätzlich eine Strategie von räumlich verteilten Gründungs -„Hotspots“ mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und Förderangeboten und plant zurzeit keinen zentralen Ort für Start-ups. Es gibt keine fundierten Hinweise darauf, dass ein „Startup-House“, d.h. die Einrichtung eines (einzigen) zentralen Ortes/Gebäudes für alle Gründungsvorhaben und/oder Start-ups eine positive Wirkung auf die Gründungsdynamik einer Region hätte. Allerdings kann ergänzend zu den bestehenden Strukturen eine Einrichtung, die die Elemente von Inkubatoren, Co-Working-Angeboten und Veranstaltungszentrum im Sinne eines Startup-Houses auf sich vereint, dazu dienen, die Aufmerksamkeit der Start-up- Community auf den Standort zu lenken. Ein solcher Effekt ist aber ggf. auch durch die Stärkung bestehender Strukturen zu erreichen. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 9 9. Welche Netzwerkangebote werden derzeit im Land Bremen für Start-ups von privater oder öffentlicher Hand vorgehalten und wie werden diese frequentiert ? In dem durch den Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen finanzierten Gründungsnetzwerk BremerExistenzgründungsINitiative B.E.G.IN sind derzeit 18 Partner vertreten, die ein teilweise sehr spezifisches Beratungs- und Qualifizierungsprofil aufweisen. Die B.E.G.IN-Gründungsleitstelle steht im Zentrum dieses Netzwerkes und übt eine koordinierende Funktion aus. Jährlich erreichen die Berater/- innen ca. 2.000 Neuanfragen. Zurzeit werden jährlich etwa 2.500 Existenzgründungs - und Existenzfestigungsberatungen durchgeführt. Mit drei Coachingbüros in Bremen, Bremen-Nord (Stadthaus Vegesack) und Bremerhaven ist die B.E.G.IN-Gründungsleitstelle im Land Bremen flächendeckend aufgestellt. Des Weiteren ist ein/e Berater/-in jeweils im Unternehmens Service Büro (USB) sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven präsent. Neben dem B.E.G.IN- Gründungsnetzwerk etabliert sich ein Akteurskreis an u. a. auch privaten Initiativen mit Veranstaltungen die u. a. der Vernetzung von Startups dienen. Beispielhaft sei hier die Bremer StartUp-Lounge erwähnt, die die „Bremer Hochschul-Initiative zur Förderung von Unternehmerischem Denken, Gründung und Entrepreneurship BRIDGE“ in Kooperation mit der B.E.G.IN- Gründungsleitstelle durchführt. Außerdem ist auf die private Initiative des Pitching -Events „geschüttelt, nicht gerührt“ hinzuweisen, die mittlerweile regelmäßig von bis zu 250 Personen besucht wird. Über weitere Möglichkeiten der Vernetzung wird regelmäßig Internetportal auf dem „Startups-bremen.de“ berichtet. 10. Gibt es Kongresse oder ähnliche Veranstaltungen in Bremen zur Vernetzung von Start-ups bspw. innerhalb eines Clusters oder Innovationsfeldes? Die in der Beantwortung zu Frage 11 dargestellten branchenunspezifischen Initiativen ermöglichen Start-ups eine Vernetzung. Wie bereits in der Antwort zu Frage 5 erwähnt haben sich cluster- bzw. innovationsfeldspezifisch insbesondere im Bereich Raumfahrt einge erfolgreiche Start-up-Aktivitäten entwickelt, bei denen sich Start-ups untereinander aber auch mit Unternehmern, Investoren und staatlichen Entscheidungsträgern vernetzen können. 11. Welche Start-ups fördernden Aktivitäten bestehen an den Hochschulen und welche Zusammenarbeit gibt es zwischen der WFB bzw. BIS und den Bildungseinrichtungen , wie z.B. den Universitäten und Hochschulen, um die Möglichkeit der Gründung zu bewerben, Wissenstransfer zu fördern und junge Start-ups zu unterstützen? Zentrales Instrument der bremischen Hochschulen zur Förderung von Start-ups ist die Bremer Hochschul-Initiative zur Förderung von Unternehmerischem Denken , Gründung und Entrepreneurship BRIDGE. Sie wird getragen von der Universität Bremen, der Hochschule Bremen, der Hochschule Bremerhaven und der Bremer Aufbau-Bank GmbH. BRIDGE verfolgt das Ziel, die Kultur der Selbstständigkeit an Bremer Hochschulen und Forschungseinrichtungen kontinuierlich zu verbessern. Studierenden und WissenschaftlerInnen wird die unternehmerische Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 10 Selbstständigkeit als möglicher Karriereweg aufgezeigt. Unterschiedliche Veranstaltungsformate und -inhalte ermöglichen es den Gründungsinteressierten, sich in spezifischen Fragen zur Selbstständigkeit (wie z.B. Marktanalyse, Preiskalkulation , Rechtsformen, Marketing, Businessplanung) weiterzubilden. Insbesondere über den bereits erwähnten Arbeitskreis „Start-ups“ des B.E.G.IN- Gründungsnetzwerk erfolgt der Austausch mit den Wirtschaftsförderungsgesellschaften . 12. Welche Maßnahmen sind zu ergreifen, um die Gründungsaffinität von Absolventen bereits an den Hochschulen zu fördern? Von zentraler Bedeutung ist, die Absolventen/-innen für eine unternehmerische Karriere als Alternative zu klassischen wissenschaftlichen Laufbahnen oder sonstigen abhängigen Beschäftigungsverhältnissen zu interessieren und sie insofern für Entrepreneurship zu sensibilisieren und Ihren Unternehmergeist zu wecken. Unabdingbar ist das Angebot entsprechender Lehrveranstaltungen an den Hochschulen . Dafür bietet u. a. der Lehrstuhl für Mittelstand, Existenzgründung und Entrepreneurship (LEMEX) der Universität Bremen Studenten/-innen eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema Entrepreneurship an. Ziel des LEMEX ist eine studiengangsübergreifende und frühzeitige Auseinandersetzung der Studenten/- innen mit dem Thema Entrepreneurship. Elementar ist außerdem die Möglichkeit, unternehmerisches Handeln konkret auszuprobieren. Der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen beabsichtigt in Projektträgerschaft der WFB und in Kooperation mit LEMEX das Projekt DIGILAB Brennerei 4.0 zu realisieren. Studierende sollen hier unter Anleitung und Laborbedingungen , an Lösungen für konkrete unternehmerische Herausforderungen arbeiten und in diesem Zuge Erfahrungen und Wissen für eine spätere Gründung sammeln. Eine Ausweitung dieser Aktivitäten mit vergleichbaren Ansätzen der Hochschule Bremerhaven wird angestrebt. 13. Ist geplant, die Entwicklung im Land Bremen hinsichtlich Gründungen/Startups zu evaluieren und wenn ja, wann werden die Ergebnisse vorliegen? Der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen beabsichtigt in Zusammenarbeit mit dem RKW Kompetenzzentrum des Bundes als überregionalen Experten und dem LEMEX das Gründerökosystem Bremen zu analysieren und zu evaluieren. In Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Ressourcen ist eine Beauftragung im Herbst des Jahres vorgesehen. Wann entsprechende Ergebnisse vorliegen werden kann zurzeit noch nicht abgeschätzt werden. Außerdem wird die WFB in Kooperation mit dem Arbeitskreis „Start-ups“ des B.E.G.IN-Gründungsnetzwerks eine Online-Befragung von Start-up-Akteuren durchführen. Diese soll Auskunft über die Zufriedenheit der Akteure mit Beratung und Unterstützung sowie den Institutionen des Standortes geben. Ergebnisse sollen bis zum Jahresende vorgelegt werden. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft 11 14. Welche Bedarfe und Möglichkeiten sieht der Senat, um Bremen für wachstumsorientierte wissens- und technologiebasierte GründerInnen noch attraktiver zu gestalten und die Zahl der Start-ups in Bremen zu erhöhen? Wie bereits dargestellt gibt es eine Vielzahl von Beratungs-/ Finanzierungs- / und Vernetzungsmöglichkeiten für Gründer/-innen und Start-ups, teilweise branchenbzw . clusterspezifisch. Mit der in der Antwort zu Frage 15 dargestellten Untersuchung will der Senat analysieren, wie es bei einer umfassenden Gründungsförderung und einer breit gefächerten und exzellenten Hochschullandschaft gelingen kann, das offensichtlich vorhandene Gründungspotenzial besser auszuschöpfen. Ohne das Ergebnis der entsprechenden Untersuchung vorwegnehmen zu wollen sieht der Senat sinnvolle Ansatzpunkte darin, dass Gründungsklima und Bremen als Start-up-Standort weiter zu stärken, bedarfsgerechte Räume zur Verfügung zu stellen und insbesondere Förderansätze mit einem branchen- bzw. clusterspezifischen Fokus zu intensivieren. 15. Welche Marketingstrategie verfolgt der Senat, um Bremen auch gegenüber anderen Städten für Start-ups zu attraktivieren? Wie positioniert sich Bremen thematisch im überregionalen Wettbewerb? Unter Hinweis auf die Beantwortung der Fragen 15 und 16 gilt es auch hier zunächst die beabsichtigte Stärken-Schwächen-Analyse des Gründerökosystems Bremen zu bewerten. Der Senat hält es für erforderlich mit allen relevanten Akteuren ein Markenentwicklungsprozess für den Start-up-Standort Bremen zu initiieren und hat hierzu bereits erste Schritte eingeleitet, indem unter Einbeziehung der Akteure eine Positionierung des Standorts entwickelt wird, die dann Basis der weiteren Marketingaktivitäten ist. Um im überregionalen Wettbewerb sichtbarer zu werden setzt Bremen auf die Intensivierung der branchen- bzw. clusterspezifischen Aktivtäten. Wie bereits in der Antwort zu Frage 5 und 12 erwähnt hat Bremen im Bereich Raumfahrt eine Reihe erfolgreicher Start-up-Aktivitäten entwickelt, die zu einer überregionalen und internationalen Wahrnehmung Bremens beitragen. Vorlä ufige, unredigierte Fassung – Parlamentsdokumentation der Bremischen Bü rgerschaft Drs-19-796 VB Ist Bremen für Start-ups attraktiv? 20161025 KA Start-ups Antwort des Senats auf die Kleine Anfrage der Fraktion der SPD vom 14.09.2016