Deutscher Bundestag Drucksache 18/1211 18. Wahlperiode 16.04.2014 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Beate Walter-Rosenheimer, Dr. Valerie Wilms, Kai Gehring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 18/890 – Von der Dekade zum Weltaktionsprogramm: Bildung für nachhaltige Entwicklung Vo r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r In diesem Jahr geht die UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) zu Ende. Im Rahmen der Dekade haben sich die Staaten der Vereinten Nationen verpflichtet, die Bildung für nachhaltige Entwicklung zu stärken und voranzubringen. In einem interfraktionellen Antrag vom 27. März 2012 (Bundestagsdrucksache 17/9186) forderte der Deutsche Bundestag die Bundesregierung zu verschiedenen Maßnahmen der Förderung, Vertiefung und Verstetigung auf. Nun, beinahe zwei Jahre später, gilt es zu hinterfragen, ob und inwiefern den verschiedenen Forderungen nachgegangen wurde. Im Jahr 2013 hat die Bundesregierung überdies den Bericht zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung für die 17. Legislaturperiode herausgegeben (Bundestagsdrucksache 17/14325). Diesbezüglich ergeben sich einige Fragen zur (Weiter-)Verfolgung von angekündigten Vorhaben. Damit einher gehen auch Fragen zum weiteren Engagement der Bundesregierung mit Bezug zur BNE, da im Jahr 2014 die UNDekade ein Ende findet und im Herbst 2014 das Weltaktionsprogramm ausgerufen werden soll. Da viele Fördermaßnahmen der Bundesregierung in diesem Jahr auslaufen, ist es von Interesse, welche Bedeutung der BNE vonseiten der Bundesregierung auch in Zukunft beigemessen wird und welche Folgeperspektiven sie nach Beendigung der UN-Dekade sieht. Vo r b e m e r k u n g d e r B u n d e s r e g i e r u n g Für die Politik der Bundesregierung ist das Leitprinzip der Nachhaltigkeit, das auf Basis der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie umgesetzt wird, von großer Bedeutung. Die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) trägt dazu bei, innovative und nachhaltige Lösungen für die damit verbundenen HerausforderunDie Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vom 11. April 2014 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. gen zu finden. Ziel der im Rahmen des Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen 2002 in Johannesburg ausgerufenen UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung (2005 bis 2014) ist es, die Grundzüge der Drucksache 18/1211 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode nachhaltigen Entwicklung in den Bildungssystemen der Mitgliedstaaten zu verankern . Die Schirmherrschaft der Dekade in Deutschland liegt beim Bundespräsidenten. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) betreut das Thema BNE innerhalb der Bundesregierung federführend und unterstützt die Umsetzung in Deutschland auch finanziell, das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) leistet einen Beitrag zur Umsetzung der Dekade in Partnerländern. Die BNE als Querschnittsthema wird von allen Ressorts gefördert, wie aus der Darstellung der Aktivitäten im Bericht der Bundesregierung zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (Bundestagsdrucksache 17/14325) zu erkennen ist. Auf der Grundlage eines einstimmigen Beschlusses des Bundestages vom 1. Juli 2004 (Bundestagsdrucksache 15/3472) hat die Bundesregierung die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) mit der organisatorischen Ausgestaltung der UN-Dekade beauftragt. Am 29./30. September 2014 wird das BMBF die Konferenz „UN-Dekade mit Wirkung – 10 Jahre Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland – Nationale Konferenz zum Abschluss der UN-Dekade“ in Bonn ausrichten, um die Erfolge der UN-Dekade zu würdigen, Bilanz zu ziehen und Perspektiven für das für die Jahre 2015 bis 2019 geplante Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (WAP, UNESCO 37 C/57) zu entwickeln. 1. Welche konkreten Schritte hat die Bundesregierung in die Wege geleitet, um den Bundestagsbeschluss vom 26. April 2012 (Bundestagsdrucksache 17/9186 vom 27. März 2012) umzusetzen, bzw. welche Beschlüsse wird die Bundesregierung umsetzen (bitte jeweils getrennte Antworten zu den einzelnen Punkten unter Nummer II des Beschlusses geben)? Die bisherigen Erfolge und geplanten Aktivitäten der Bundesregierung zur Umsetzung des Bundestagsbeschlusses vom 27. März 2012 (Bundestagsdrucksache 17/9186) werden im Folgenden wie erbeten in der Reihenfolge der Punkte im dortigen Abschnitt II beantwortet: 1. Einsatz der Bundesregierung für Folgeaktivitäten der UN-Dekade Die Bundesregierung hat sich aktiv für den hohen Stellenwert der BNE auf UN-Ebene eingesetzt. Der Staatssekretärsausschuss für nachhaltige Entwicklung hat sich am 21. Januar 2013 in einer Themensitzung zu BNE unter Teilnahme von externen Experten für die Durchführung eines Weltaktionsprogramms zu BNE durch die Vereinten Nationen nach Abschluss der Dekade ausgesprochen und angekündigt , Deutschland wolle sich aktiv an der inhaltlichen Konkretisierung des Programms beteiligen. Zudem wurde als zielführend anerkannt, das Weltaktionsprogramm in Deutschland mit neuen Maßnahmen auszugestalten und auch im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit umzusetzen. Bei der UNESCO-Generalkonferenz im November 2013 hat sich die Bundesregierung für die Unterstützung der wichtigen Arbeit der UNESCO im Bereich BNE ausgesprochen und sich erfolgreich für die Fortführung der UNDekade Bildung für nachhaltige Entwicklung im Rahmen eines Weltaktionsprogramms und hier besonders für die Aufnahme der Prioritäten „Local communities “ und „Educators“ eingesetzt (UNESCO 37 C/57). 2. BNE in der Entwicklungszusammenarbeit Das BMZ fördert vielfältige Maßnahmen zu BNE im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit bzw. der entwicklungspolitischen Bil- dung in Deutschland im schulischen Bereich. Diese Programme zielen auf die Stärkung von BNE im Rahmen internationaler Begegnung bzw. Netz- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/1211 werkbildung; sie beziehen zum Teil Deutschland als Zielland ein. Zur Panafrikanischen Universität wird auf die Antwort zu Frage 18 hingewiesen. 3. Nachhaltige Verankerung der BNE und Fortführung der bisherigen Arbeit zur Umsetzung der UN-Dekade Wie im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD zur 18. Legislaturperiode beschrieben, soll die BNE in allen Bildungsbereichen stärker verankert werden (vgl. Koalitionsvertrag 18. Legislaturperiode, S. 118). Die Bundesregierung beabsichtigt, das bisherige Engagement mit im Zuge der UN-Dekade erprobten und bewährten sowie weiterentwickelten Instrumenten und Strukturen fortzuführen. 4. BNE und MINT-Förderung Im Rahmen der MINT-Förderung unterstützt die Bundesregierung bundesweite Schüler- und Jugendwettbewerbe, um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Talente und Fähigkeiten zu entfalten und sich auf hohem Niveau mit einem Lerngegenstand auseinanderzusetzen. Bei der Ausgestaltung der Wettbewerbe werden regelmäßig auch Aspekte der Nachhaltigkeit integriert. Die große Bedeutung nachhaltigen Denkens und Handelns wird beispielsweise beim Bundesumweltwettbewerb besonders betont. Er verbindet naturwissenschaftliche mit gesellschaftlichen Themen und regt zur Umsetzung eigener Projekte an. Ein weiteres Beispiel für die BNE-typische Verknüpfung von naturwissenschaftlichen Themen und Fragen der Nachhaltigkeit ist die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. 5. und 6. Nachhaltigkeit des Bildungssystems und Integration so genannter Bildungsferner und BNE Bildung, die nachhaltig wirkt, ist ein Grundprinzip der Bildungspolitik der Bundesregierung. Ein gutes, übergreifend wirkendes Beispiel ist die Allianz für Bildung zur Unterstützung und Förderung bildungsbenachteiligter Kinder und Jugendlicher. Diese in den Jahren 2011 bis 2013 bestehende Allianz verstand sich als Instrument der bundesweiten Vernetzung, das die beteiligten Stiftungen, Organisationen und Initiativen dabei unterstützt, ihre Expertise zu bündeln, Beispiele guter Praxis bekannt zu machen und für einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft zu werben. Sie wies verschiedene Aktionsfelder auf und beinhaltete auch Lerngegenstände und Lernziele der BNE, beispielsweise in dem Aktionsfeld 3 „Forschen und experimentieren“ sowie dem Aktionsfeld 6 „Verantwortungsgemeinschaften vor Ort stärken“ durch themenbezogene Handlungsorientierung und der Vermittlung von Gestaltungskompetenz . 7. Private Institutionen und Unternehmen und BNE Die Einbindung privater Institutionen und Unternehmen zur weiteren Verbreitung der BNE hat sich als effektiv erwiesen, um den Transfer von Nachhaltigkeitsfachwissen und Managementkompetenzen zu vernetzen. 114 der ausgezeichneten Dekadeprojekte sind Teil und Gestalter der lokalen Agenda 21. 61 Schülerfirmen wurden als Dekadeprojekte ausgezeichnet. Diese Aktivitäten tragen im Sinne der BNE zur Gestaltung der Lebenswirklichkeit vor Ort bei. Auf kommunaler Ebene wird auch die Zusammenarbeit mit Unternehmen vorangetrieben. 8. Zum Thema Kommunen und nachhaltige Bildungslandschaften wird auf die Antwort zu Frage 20 verwiesen. 9. Zum Thema Förderung des bürgerschaftlichen Engagements durch BNE wird auf die Antwort zu Frage 23 verwiesen. Drucksache 18/1211 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 2. Welche konkreten Ziele und Maßnahmen für internationale Kooperationen, Austausch, gemeinsame internationale Aktivitäten in allen Bildungsbereichen gibt es bereits vonseiten der Bundesregierung, und will die Bundesregierung dies zukünftig stärken und ausbauen? Wenn ja, welche konkreten Maßnahmen sind dazu zukünftig geplant? Über Ziele und Maßnahmen der Bundesregierung mit internationalem Bezug im Bildungsbereich wird regelmäßig in vielfältigen Formen berichtet, etwa in dem jährlichen Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik , oder in Veröffentlichungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zu allen Bildungsbereichen von frühkindlicher Bildung über Berufsbildung und Hochschule bis zu Lebenslangem Lernen oder auch in den entsprechenden Abschnitten der nationalen Berichte, etwa im Berufsbildungsbericht 2013, Kapitel 4 „Stand und Perspektiven der beruflichen Bildung in der internationalen Zusammenarbeit“. Zur Stärkung der internationalen Kooperation im Bereich Nachhaltigkeit baut das BMBF konsequent den EU-weiten und internationalen Dialog zu Bildung und Forschung für Nachhaltigkeit aus. Die BNE wird in Zukunft eine größere Rolle in der internationalen Bildungskooperation spielen, weil diese in der Post- 2015-Debatte der UN, im Rahmen derer die Bildungs- und Entwicklungsziele für den Zeitraum nach dem Jahr 2015 diskutiert werden, derzeit als eines der wenigen qualitativen Bildungsziele der Sustainable development goals (SDGs) diskutiert wird. Die Umsetzung dieser Aufwertung wird im Einzelnen anzugehen sein, wenn die Ziele verabschiedet sind. Schon jetzt steht BNE im Zentrum verschiedener internationaler Bildungsinitiativen , die zu unterschiedlichen Themen ins Leben gerufen wurden: ● So steht die Zielsetzung der Nachhaltigkeit im Kern des derzeit initiierten UNESCO – „Global Network of Learning Cities“ (GNLC); das BMBF steht derzeit mit dem UNESCO Institute for Lifelong Learning (UIL) in Kontakt, um den Beitrag der deutschen Erfahrungen und Ergebnisse des Programms „Lernen vor Ort“ mit der Initiative zu verknüpfen. ● Das UNESCO-Zentrum für Berufsbildung – UNESCO International Centre for Technical and Vocational Education and Training (UNEVOC) in Bonn stellt den Ansatz des „greening TVET“ (Berufsbildung für grünes Wachstum ) in den Mittelpunkt der inhaltlichen Neuausrichtung. Die BMBF-Förderung von UNESCO-UNEVOC wird fachlich wie administrativ durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) durchgeführt. ● Nachwuchswissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler im Bereich der Nachhaltigkeitsforschung fördert das BMBF gezielt in verschiedenen international angelegten Initiativen. Ziel ist, die wissenschaftliche Ausbildung in der Nachhaltigkeit zu unterstützen, zur internationalen Vernetzung der Nachhaltigkeitswissenschaft beizutragen und exzellente junge Wissenschaftler für die Kooperation mit und in Deutschland zu gewinnen. Das „Green Talents – International Forum for High Potentials in Sustainable Development“ zeichnet jedes Jahr Nachwuchswissenschaftler aus dem Bereich der Nachhaltigkeitsforschung aus. Bislang wurden 105 Preisträger aus über 30 Ländern gefördert, wobei der Wettbewerb auf stetig wachsendes internationales Interesse stieß. Das BMBF-finanzierte IPSWaT-Programm (International Postgraduate Studies in Water Technologies) unterstützt hervorragende Nachwuchswissenschaftler aus dem In- und Ausland, die ein international ausgerichtetes Aufbaustudium im Wasserfach (Master oder PhD) in englischer Sprache an deutschen Universitäten absolvieren. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5 – Drucksache 18/1211 ● Für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit und die entwicklungspolitische Bildung ist die BNE ein integraler Bestandteil. Sie ist zudem ein wichtiges Merkmal von Bildungsqualität. Beispielhaft zu nennen sind hier die Programme ENSA (Entwicklungspolitisches Schulaustauschprogramm), durchgeführt von Engagement Global gGmbH und „Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Indien, Mexiko, Südafrika, Deutschland“, durchgeführt von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Kooperation mit Engagement Global. In diesem Programm entwickeln und implementieren Expertinnen und Experten aus Ministerien, Hochschulen und Nichtregierungsorganisationen in einem Netzwerk BNE-Programme. Junge Nachwuchsführungskräfte qualifizieren sich für die Entwicklung von BNE-Innovationen und implementieren diese in ihren Organisationen. ● Als konkrete Maßnahme zur internationalen Vernetzung der weltweiten BNE-Akteure hat das BMBF im Jahr 2009 die Weltkonferenz zur Halbzeit der UN-Dekade in Bonn veranstaltet. Im Jahr 2007 organisierte das BMBF zusammen mit dem Land Berlin und der DUK im Rahmen der deutschen EURatspräsidentschaft die Konferenz „Bildung für nachhaltige Entwicklung – Der Beitrag Europas“. 3. Wird die Bundesregierung, wie von der Deutschen UNESCO-Kommission e. V. (UNESCO = Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) gefordert, eine Beauftragte bzw. einen Beauftragten für die BNE formell benennen? Wenn ja, in welchem Rahmen und bis wann? Wenn nein, weshalb nicht? Die Länder haben bereits jetzt Fachreferentinnen, -referenten und Beauftragte für „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (und Umweltbildung) eingesetzt, die für die interne und externe Kommunikation des Themenbereichs verantwortlich sind und als Ansprechpartnerinnen bzw. -Ansprechpartner im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes fungieren (vgl. Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung, Bundestagsdrucksache 17/14325, S. 37 bis 81). Auf Bundesebene ist die Einrichtung eines solchen Amtes nicht geplant, da diese Funktion bereits sehr effektiv und bewährt erfüllt wird. 4. Wird die Bundesregierung der BNE einen höheren Stellenwert als bislang im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie einräumen? Die BNE hat bereits derzeit einen sehr hohen Stellenwert. Auf die in der Antwort zu Frage 1 genannte Sitzung des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung wird verwiesen. Darüber hinaus ist BNE ein aktueller Arbeitsschwerpunkt des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE), der die Bundesregierung bei der Weiterentwicklung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie berät. 5. Inwiefern wird die Bundesregierung es unterstützen und sich auf den entsprechenden Ebenen dafür einsetzen, dass der Entwicklungsstand der BNE regelmäßig in internationalen Bildungsberichten wie im „Nationalen Bildungsbericht “, erfasst wird? Über den Entwicklungsstand der BNE wird bereits jetzt detailliert und differenziert Bericht erstattet: Gemäß Beschluss des Deutschen Bundestages vom 29. Juni 2000 (Bundestagsdrucksache 14/3319) legt die Bundesregierung ein- mal pro Legislaturperiode einen Bericht zur Bildung für nachhaltige Entwicklung vor. Der vierte Bericht (Bundestagsdrucksache 17/14325) wurde am 3. Juli Drucksache 18/1211 – 6 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 2013 veröffentlicht und bietet eine detaillierte Darstellung über die Verankerung von BNE als Querschnittsthema in den einzelnen Bundesressorts sowie die Anstrengungen der Länder im Bereich BNE. Ende 2012 hat die Kultusministerkonferenz den Bericht „Zur Situation und zu Perspektiven der Bildung für nachhaltige Entwicklung“ herausgegeben. Über die BNE im internationalen und speziell im UN-Kontext informiert der UNESCO-Report „UNESCO: Shaping the Education of Tomorrow. 2012. Report on the UN Decade of Education for Sustainable Development“ aus dem Jahr 2012. Aktuell in Planung ist der UN-Abschlussbericht der UN-Dekade „Learning for a Sustainable World – A Decade of Change: 2014. Final Report on the UN-Decade of Education for Sustainable Development“. Diese Berichte erfassen auch die Entwicklung der BNE in Deutschland im internationalen Vergleich . 6. Wie steht die Bundesregierung dem Vorschlag der Deutschen UNESCOKommission e. V. aus dem Papier „Zukunftsstrategie BNE 2015+“ gegenüber , dass zu jeder Legislaturperiode ein indikatorenbasierter Bericht zu erstellen sei, aus dem die Entwicklungen im Hochschulbereich bezüglich der Berücksichtigung von Elementen der Nachhaltigkeit deutlich werden? Wie steht die Bundesregierung einer Übertragung dieser Anregung auch auf andere Bildungsbereiche gegenüber? Im Rahmen des Agendaprozesses „Nachhaltigkeit in der Wissenschaft (SISI)“ unterstützt das BMBF Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und studentische Initiativen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit in ihren Einrichtungen. Ziel ist die Vernetzung der Akteure, die enge Verzahnung von Forschung, Lehre und Administration bei Nachhaltigkeitsfragen, die Umsetzung von Transdisziplinarität in der Nachhaltigkeitsforschung und der nachhaltige Bau und Betrieb von Forschungseinrichtungen. Wissenschaftliche Bildung ist ein Aspekt dieses Prozesses. Dabei sollen insbesondere auch Kriterien für Nachhaltigkeit in der Wissenschaft in Anlehnung an den Standard der Global Reporting Initiative (GRI) entwickelt werden. Darüber hinaus soll die Forschung zur Ermittlung von Indikatoren für die BNE in allen Bildungsbereichen in Zukunft weiter gefördert werden. Darüber hinaus liegt die Zuständigkeit für den Hochschulbereich bei den Ländern . Die Länder sind für die Konzeption und Umsetzung geeigneter hochschulpolitischer Maßnahmen, die die Nachhaltigkeit stärken, und für Berichte über Entwicklungen in diesem Bereich verantwortlich. 7. Welche konkreten Anstrengungen wird die Bundesregierung unternehmen, um die in der UN-Kinderrechtskonvention verankerte Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Hilfe der BNE in den formalen Bildungseinrichtungen zu verbessern? 8. Wie steht die Bundesregierung der Feststellung aus dem Papier „Zukunftsstrategie BNE 2015+“ gegenüber, dass die UN-Kinderrechtskonvention in der formellen Bildung nicht durchgängig verankert sei? Die Fragen 7 und 8 werden gemeinsam beantwortet. Das Recht auf Bildung als Teil der UN-Kinderrechtskonvention umfasst neben dem Erwerb von Grundqualifikationen auch Kompetenzen zur Verwirklichung von individuellen Handlungschancen und zur Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Die BNE vermittelt neben dem Fachwissen für ein verantwor- tungsbewusstes Handeln die Gestaltungskompetenz zur Anwendung dieses Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 7 – Drucksache 18/1211 Wissens. Für die Berücksichtigung der UN-Kinderrechtskonvention in den Lehr- und Bildungsplänen sind die Länder zuständig. 9. Inwiefern wird die Bundesregierung sich für eine dauerhafte Etatisierung einsetzen, auch und vor allem mit Bezug auf außerschulische Einrichtungen ? Der Bundeshaushalt wird jeweils für das kommende Haushaltsjahr aufgestellt. 10. Wie will sich die Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern für eine systematische Implementierung der BNE in den verschiedenen Bildungseinrichtungen , auch im Elementarbereich, einsetzen? Teilt sie die Kritik im nationalen Fortschrittsbericht, dass die vorschulische Bildung aufgrund fehlender Untersuchungsstandards kaum erfasst wird, und wie will sie diesem Forschungsdefizit begegnen? Zur stärkeren Verankerung von BNE in allen Bildungsbereichen soll die bewährte Zusammenarbeit mit den Ländern fortgeführt werden (siehe Antwort zu Frage 19). Die Forschung zur Ermittlung von Indikatoren für die BNE in allen Bildungsbereichen und damit auch der vorschulischen Bildung soll in Zukunft weiter gefördert werden. Über seine Förderprogramme zur entwicklungspolitischen Bildung fördert das BMZ auch Träger, die im Elementarbereich tätig sind. Diese Förderung wird als Bestandteil einer ganzheitlichen BNE-Strategie verstanden. 11. Welche Forschungsbedarfe sieht die Bundesregierung mit Blick auf die BNE, und inwiefern möchte sie die Forschung in diesem Bereich stärken? Die vom BMBF in Auftrag gegebene Bestandsaufnahme „Forschungspotentiale im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung“ aus dem Jahr 2013 stellt fest: Die Forschung zur BNE zeichnet sich inhaltlich wie strukturell noch durch ein zu hohes Maß an Zersplitterung in nebeneinander existierende Einzelteile aus unterschiedlichen Disziplinen aus (Bormann/Gräsel/Schütte: Forschungspotentiale im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung. 2013). In Zukunft sollen die Untersuchung von übergreifenden Metafragestellungen sowie die projektübergreifende Begleitforschung im Kontext des Weltaktionsprogramms und die Forschung zur Evaluation der eingesetzten Projektformate und Instrumente , zum Beispiel in interdisziplinären Forschungsverbünden, fortgeführt werden. Die Forschung zur BNE soll stärker als bisher an relevante Diskurse im Bildungsbereich und insbesondere an die bildungswissenschaftliche Forschung angebunden werden. Hervorzuheben sind die Entwicklung von Verfahren und Prozessen zur Indikatorenermittlung, die Validierung der Leistungsfähigkeit von BNE sowie Qualitätsstandards und Zertifizierungsinstrumente für den Bereich BNE. Auf diese Weise soll die Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis sowie die nationale wie internationale Sichtbarkeit der deutschen Forschung zur BNE gefördert werden. Drucksache 18/1211 – 8 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 12. Inwiefern wird das Bundesministerium für Bildung und Forschung nach Ende der UN-Dekade die Förderung bewährter Gremien, wie etwa des Nationalkomitees , der Arbeitsgruppen oder des Runden Tischs, fortführen? Welche konkreten Anschlussprojekte plant die Bundesregierung daneben außerdem? Als federführendes Ressort bei der Umsetzung der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung bewertet das BMBF die Einrichtung von Gremien zur nationalen Koordination und Selbstorganisation der Akteure der BNE als sehr positiv und plant eine weiterentwickelte Fortführung. Die entstandenen Netzwerke , Partnerschaften und Instrumente haben sich als sinnvoll und effizient erwiesen . Auf diesen guten Strukturen wird nach dem Ende der UN-Dekade beim Übergang in das Weltaktionsprogramm aufzusetzen sein. Naturgemäß werden in diesem Kontext bewährte Strukturen sowie Ziele weiterentwickelt und geschärft . 13. Was konkret hat nach Kenntnisstand der Bundesregierung die Prüfung der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung ergeben, die laut einem Auftrag des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung vom 21. Januar 2013 prüfen sollte, ob nachhaltige Entwicklung als Querschnittsthema in deren Weiterbildungsangeboten berücksichtigt wird? Die Bundesregierung sieht auch in diesem Kontext die Vorbildwirkung des Bundes . In den Fortbildungsangeboten der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAköV) wird das Querschnittsthema nachhaltige Entwicklung bereits in vielfältiger Weise berücksichtigt. Die Werte und Prinzipien nachhaltiger Entwicklung haben Eingang in alle einschlägigen Seminarkonzeptionen gefunden. Insbesondere sind hier die Fortbildungsmaßnahmen zu den Themen – Gesetzesfolgenabschätzung, Bürokratiekosten, Erfüllungsaufwand; – Öffentliches Auftragswesen, Vergaberecht; – Haushalts- und Zuwendungsrecht und – Betriebswirtschaftliche Grundlagen des Verwaltungshandelns zu nennen. Zu Nachhaltigkeitsaspekten im Rahmen des öffentlichen Auftragswesens gibt es seit einigen Jahren ein eigenes Seminar. Ökonomische, entwicklungspolitische und ökologische Fragen werden auch im Lernbereich EU-Kompetenzen und internationale Kompetenzen vermittelt. 14. Inwiefern fördert die Bundesregierung eine Verstetigung des Modellversuchsförderschwerpunkts „Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung “, bzw. welche entsprechenden Förderschwerpunkte plant die Bundesregierung im Rahmen der beruflichen Aus- und Weiterbildung im Kontext der BNE? Die Verstetigung der Projekte des Modellversuchsförderschwerpunktes „Berufliche Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in der zweiten Hälfte der UNDekade Bildung für nachhaltige Entwicklung“ war bereits durch Förderung in Verbundstruktur und große Betriebs- bzw. Praxisnähe vorhabenimmanent auf dauerhafte Implementierung der Ergebnisse angelegt. Die aktuell vorliegenden Berichte zeigen, dass diese Verstetigung erreicht wurde. Für das Weltaktionsprogramm plant das BMBF, die evaluierten Ergebnisse in weitere Strukturen, Bereiche, Branchen oder Berufe zu transferieren. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9 – Drucksache 18/1211 15. Auf welchen Feldern und auf welchen Wegen erfolgt die BNE-Zusammenarbeit verschiedener Bundesministerien im Zuge der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie? Die Zusammenarbeit erfolgte insbesondere im Rahmen des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung sowie in der vorbereitenden RessortArbeitsgruppe für nachhaltige Entwicklung auf Ebene der zuständigen Unterabteilungsleiter ; zudem wurde BNE auch im Rahmen des Fortschrittsberichts 2012 zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie behandelt (Bundestagsdrucksache 17/11670). In den zentralen Gremien der UN-Dekade, dem von der DUK 2004 einberufenen Nationalkomitee sowie dem Runden Tisch sind die Ressorts BMBF, BMZ und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) vertreten. 16. Welche Anstrengungen unternimmt die Bundesregierung zur Implementierung der BNE und des Nachhaltigkeitsgedankens im Sinne der Agenda 21 in der landwirtschaftlichen Aus- und Fortbildung? Die BNE ist auch für den Agrarbereich von besonderer Bedeutung. Im Rahmen der kontinuierlichen Modernisierung und Anpassung von Regelungen des Bundes zur landwirtschaftlichen Aus- und Fortbildung wird besonderer Wert darauf gelegt, dass neben den Umweltaspekten auch die weitergehenden Nachhaltigkeitsaspekte in diese Regelungen integriert werden. Die Ausbildungsberufe des Agrarbereichs schreiben bereits seit Jahren in ihrem Berufsbild konkrete, im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens erforderliche Qualifikationsanforderungen verbindlich fest. Im Rahmen des Bundesprogrammes Ökologischer Landbau unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Vermittlung von Inhalten zur ökologischen Landwirtschaft u. a. durch die Entwicklung von Lehrmaterialien für Lehrer, Berufsschullehrer und Lehrkräfte an Fachschulen. Die mit Förderung des BMEL durchgeführten Wettbewerbe für Auszubildende in landwirtschaftlichen Berufen wurden in den vergangenen Jahren kontinuierlich unter dem Aspekt eines verantwortungsbewussten und nachhaltigen Wirtschaftens weiterentwickelt. Als ein wesentlicher Effekt dieser Wettbewerbe hat sich auch das nachweisbar hohe gesellschaftliche Engagement erfolgreicher Wettbewerbsteilnehmer in ihrem späteren beruflichen Leben herausgestellt. Die zahlreichen Träger im Bereich der agrarischen Weiterbildung bieten vielfältige Maßnahmen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums an und führen Projekte durch. Zur Umsetzung und Verbreitung von Handlungsstrategien, die sich auf den Nachhaltigkeitsgedanken stützen, wurden vom BMEL die Modellvorhaben „Umstellungs- und Betriebsentwicklungsbegleitung für Betriebe des ökologischen Landbaus (Coaching in der Landwirtschaft )“, „Generationswechsel in der Landwirtschaft – Zukunftsorientierte Qualifizierung von Führungskräften für landwirtschaftliche Unternehmen unterschiedlicher Rechtsformen“ im Bereich der Bildung genutzt. 17. Wie möchte die Bundesregierung die internationale Kooperation im Bereich der BNE stärken? Es wird auf die Antwort zu Frage 2 verwiesen. Drucksache 18/1211 – 10 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 18. Inwiefern hat die Bundesregierung dazu beigetragen, die BNE in der Entwicklungszusammenarbeit zu vertiefen, und wie konkret hat sie die Panafrikanische Universität darin unterstützt? Arbeitet die Bundesregierung zu diesem Aspekt mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst zusammen, und wenn ja, wie? Die Bundesregierung misst dem Thema Bildung in der Entwicklungszusammenarbeit eine hohe Bedeutung zu. Deshalb hat das BMZ die entwicklungspolitischen Bildungszusagen an Afrika in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt . Die Panafrikanische Universität (PAU) bildet ein ressortübergreifendes (BMZ, BMBF, Auswärtiges Amt (AA)), so genanntes Leuchtturmvorhaben zwischen Deutschland und der Afrikanischen Union (AU). Ziel dieser Einrichtung ist die kontinentale Stärkung der Hochschulbildung und Forschung in Afrika. Darüber hinaus sollen nachhaltige transnationale Netzwerkstrukturen etabliert werden, um den Anschluss an Bildungs- und Forschungsstandards anderer Kontinente zu erreichen. Die PAU wird an bereits bestehenden Hochschulen in Afrika mit fünf Standorten (Hubs) eingerichtet. Unter Federführung des BMZ hat Deutschland die Rolle des „lead thematic partner“ für den PAU-Hub in Algerien mit den Themenbereichen Energie, Wasser und Umwelt einschließlich Klimawandel (Standort Universität Tlemcen) übernommen. Seit dem Jahr 2010 wurden 29 Mio. Euro für die Technische und Finanzielle Zusammenarbeit an die AU zugesagt. Während das BMZ mit den Durchführungsorganisationen der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und dem Deutschen Akademische Austauschdienst (DAAD) vor allem den Aufbau der Masterstudiengänge und die allgemeinen Managementstrukturen am PAU-Hub unterstützt, wird das BMBF den PAU-Hub bei der Ausgestaltung der Forschungsdimension unterstützen. Eine enge Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten an Hochschulen sowie mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen ist vorgesehen. Der DAAD ist in die konzeptionelle und operative Projektumsetzung (u. a. im Bereich internationale Hochschulvernetzung, Entwicklung Lehrinhalte) eng eingebunden und wird dazu in Höhe von 3 Mio. Euro aus den o. a. Mitteln unterstützt . 19. Inwiefern hat die Bundesregierung den Grundgedanken der BNE seit Beginn der UN-Dekade dazu genutzt, das Bildungssystem und die Bildungseinrichtungen in Deutschland gemeinsam mit den Bundesländern nachhaltiger auszurichten? Die Bundesregierung arbeitet auf verschiedenen Ebenen gut und langjährig mit den Ländern mit dem Ziel der nachhaltigen Ausrichtung des Bildungssystems zusammen. In den zentralen Gremien der UN-Dekade Runder Tisch und Nationalkomitee sind die Länder mit der Kultusministerkonferenz (KMK) und der Umweltministerkonferenz vertreten. Von August 1999 bis Juli 2004 und von August 2004 bis Juli 2008 hat das BMBF bis zum Inkrafttreten der Föderalismusreform gemeinsam mit fast allen Ländern mit insgesamt gut 9 Mio. Euro zwei Programme der Bund-LänderKommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK-Programme ), „21“ und „Transfer 21“ gefördert. Konkret unterstützt das BMZ gemeinsam mit den Ländern die systematische Implementierung von BNE in Schulen über das KMK-BMZ-Projekt zur Erstel- lung des „Orientierungsrahmens Globale Entwicklung im Rahmen einer BNE“, das von Engagement Global umgesetzt wird. In diesem Vorhaben werden Emp- Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 11 – Drucksache 18/1211 fehlungen zur Lehrplanarbeit der Länder in allen Unterrichtsfächern erstellt und beispielhafte Umsetzungsprojekte mit den Ländern gefördert. An der genannten Sitzung des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklung (siehe Antwort zu Frage 1) nahm die damalige Vizepräsidentin der Kultusministerkonferenz und Kultusministerin des Freistaats Sachsen Staatsministerin Brunhild Kurt teil. Zuletzt war BNE ein Schwerpunkt des BundLänder -Erfahrungsaustausches zu nachhaltiger Entwicklung auf Fachebene im September 2013 in Erfurt. Der Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung bietet auch einen Überblick über die Aktivitäten der Länder. 20. Welche konkreten Projekte für Kommunen hat die Bundesregierung gefördert ? Welche konkreten Förderprojekte plant die Bundesregierung dauerhaft zur Stärkung von Kommunen durch lokale und regionale Aktivitäten zur BNE? Im Entwurf des Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung stehen die Kommunen („Local communities“, UNESCO 37 C/57) als eine von fünf Prioritäten im Fokus. Die Bundesregierung unterstützt diese Hervorhebung ausdrücklich. Schon während der UN-Dekade wurde eine Vielzahl von kommunalen Projekten gefördert: Im Rahmen der UN-Dekade zeichnete die Deutsche UNESCO-Kommission in den Jahren 2005 bis 2014 21 Städte als Dekade-Kommunen mit besonderem Engagement auf dem Gebiet BNE aus und würdigte damit besonders engagierte kommunale Konzepte auf dem Gebiet der BNE. Im Zuge der UN-Dekade-Gremien Runder Tisch und Nationalkomitee hat sich die Arbeitsgemeinschaft „Kommunen“ etabliert. Auf Anregung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung wurde im Jahr 2012 vom BMBF ein Wettbewerb in Kooperation mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (vgl. auch Antwort zu Frage 4) zur Förderung von lokalen Bildungs- und Kompetenznetzwerken für Nachhaltigkeit mit dem Ziel des Aufbaus lokaler Netzwerke zur Förderung der BNE in lokalen Projekten eingerichtet und ein Betrag von rund 1 Mio. Euro bereitgestellt. 31 Projekte wurden mit bis zu 35 000 Euro gefördert. Eine Weiterentwicklung und Fortführung des Wettbewerbs wird derzeit geprüft. Auch in der 1. Förderphase (2009 bis 2012) des Programms „Lernen vor Ort“ hat das BMBF 40 Kommunen in verschiedenen thematischen Ausrichtungen des kommunalen Bildungsmanagements gefördert, darunter das Thema Nachhaltigkeit . Zudem hat das BMBF im Jahr 2012 im Wissenschaftsjahr „Zukunftsprojekt Erde“ die Initiative ZukunftsWerkStadt gestartet mit dem Kernelement Zusammenarbeit von Wissenschaft, Bürgerinnen und Bürgern und Kommunen im Themenfeld nachhaltiger Stadtentwicklung. Mit diesem Dialog zwischen Wissenschaft und Bürgerinnen und Bürgern trägt die ZukunftsWerkStadt auch zur Bildung in der Nachhaltigkeit bei. Das Wissenschaftsjahr 2015 wird sich der „Zukunftsstadt widmen“, d. h. der nachhaltigen Gestaltung unserer Städte. Im Wissenschaftsjahr sollen Bürgerinnen und Bürger mit Wissenschaft zusammengebracht werden. Durch vielfältige Formate (Forscherbörse, Forschungsschiff MS Wissenschaft, Schulkinowochen) sollen besonders auch Schülerinnen und Schüler an die Thematik herangeführt und aktiv beteiligt werden. Studierende werden als junge Wissenschaftler angesprochen und sollen in die Forschungs- projekte zur Gestaltung der Stadt vor Ort eingebunden werden. Drucksache 18/1211 – 12 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Seit dem Jahr 2013 unterstützt das BMZ internationale Partnerschaften von Kommunen u. a. über das Programm ASA-Kommunal (ASA: Arbeits- und Studien -Aufenthalte), ein Kooperationsvorhaben zwischen dem ASA-Programm und der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), beide durchgeführt von Engagement Global. Junge Berufstätige und Studierende haben mit diesem Programm die Möglichkeit, nach einer intensiven Vorbereitung drei Monate zu einem kommunalen Nachhaltigkeitsthema in einer Kommune im Süden mitzuarbeiten. Das ASA-Programm öffnet so seinen Teilnehmenden den Blick auf die Praxis der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), das BMUB und das BMEL sowie die zuständigen Bundesoberbehörden kooperieren im Rahmen des gemeinsamen Aktionsprogramms Umwelt und Gesundheit (APUG). Ziel ist es, Gesundheitsrisiken aus der Umwelt möglichst frühzeitig entgegenzuwirken, die Öffentlichkeit über Zusammenhänge zu informieren und eigenverantwortliches, gesundheits- und umweltgerechtes Handeln des Einzelnen zu fördern. Durch die Integration umwelt-, gesundheits- und verbraucherschutzbezogener Aspekte bei den Informationsangeboten wird zur BNE beigetragen. Die Geschäftsstelle des APUG befindet sich im Umweltbundesamt. Das APUG-Projekt wurde im genannten Zeitraum der letzten fünf Jahre mit einer Gesamtsumme von 74 000 Euro durch das BMG zusätzlich gefördert. 21. Wie viele Bundesmittel setzte die Bundesregierung in den letzten fünf Jahren jeweils für die Förderung der BNE ein? Unter welchen Haushaltsposten wurden diese Ausgaben jeweils verbucht (bitte einzelne Haushaltstitel nennen), und welchen künftigen Mittelbedarf sieht die Bundesregierung für die Förderung der BNE? Über die Vielzahl der Förderungen der einzelnen Ressorts informiert der Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (Bundestagsdrucksache 17/14325). Als federführendes Ressort bei der Umsetzung der UN-Dekade Bildung für nachhaltige Entwicklung hat das BMBF unter dem Kapitel 30 02 Titel 685 41 folgende Mittel eingesetzt: 2009 1 747 000 Euro, 2010 1 664 000 Euro, 2011 1 751 000 Euro, 2012 1 594 000 Euro, 2013 1 740 000 Euro. Als Querschnittsthema ist BNE oft in Maßnahmen enthalten, ohne dass dies einer konkreten Erläuterungsziffer zugeordnet werden kann. Explizit ist dies zum Beispiel beim BMZ der Fall: Im Bereich des Einzelplans 23 hat ein Großteil der durch Kapitel 23 02 Titel 684 71 („Förderung der entwicklungspolitischen Bildung “) geförderten Programme und Maßnahmen einen hohen Bezug zu BNE. Dieser Titel hatte in den vergangenen fünf Jahren (2009 bis 2013) insgesamt ein Mittelvolumen von etwas über 70 Mio. Euro. Derzeit ist ein leichter weiterer Aufwuchs des Titels für dieses Jahr und eventuell darüber hinaus geplant. Die künftige Mittelausstattung ist im Rahmen des Haushaltsaufstellungsverfahrens festzulegen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 13 – Drucksache 18/1211 22. Welche weiteren Vorhaben zur Förderung von Weiter-/Fortbildungen im Bereich der BNE via Multiplikatorenprogramme (z. B. ÜBER LEBENSKUNST bzw. ÜBER LEBENSKUNST.Schule“ oder nachhaltige Schülerfirmen ) plant die Bundesregierung, und welche Programme wird die Bundesregierung verstetigen? Das Weltaktionsprogramm zur Fortführung der UN-Dekade nennt als eine der fünf Prioritäten die Förderung von Multiplikatoren (Educators). Wie im Bericht der Bundesregierung zur BNE (Bundestagsdrucksache /14325, S. 4) dargelegt, „ist die Aus- und Weiterbildung von Ausbildern, Lehrern und anderen Multiplikatoren “ ein wichtiges Handlungsfeld im Kontext der Förderung von BNE. Die Fort- und Weiterbildung der Multiplikatoren der BNE u. a. im Zuge der Treffen des Bottom-up-Gremiums „Runder Tisch“, bei denen inhaltliche Vernetzung und fachliche Fortbildung erfolgte, sowie durch das BNE-Portal, das aktuell Informationen zur BNE in Deutschland und international zusammenstellt, hat sich bewährt und soll weitergeführt werden. Die Mittel des BMZ zur Förderung der entwicklungspolitischen Bildung – Förderprogramm Entwicklungspolitische Bildung (FEB) und das Aktionsgruppenprogramm Förderung für kleine Projekte der entwicklungspolitischen Informations- und Bildungsarbeit (AGP) – werden zu einem Teil von den Zuwendungsempfängern zur Weiter- und Fortbildung eingesetzt. 23. Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung zur Förderung des sozialen Engagements und der Freiwilligenarbeit im Bereich der BNE? Die BNE zielt auf die Vermittlung von Gestaltungskompetenz, um durch eine Haltungsänderung auch eine Handlungsänderung zu erlangen. Konkret zu Nachhaltigkeitsthemen arbeiten die über 1900 Projekte, die als UN-DekadeProjekte ausgezeichnet wurden und die sehr viele Menschen für das Ehrenamt mobilisieren. Die Bundesregierung fördert soziales Engagement und Freiwilligenarbeit unter anderem durch das Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser sowie durch Patenschafts- und Mentoringprojekte. Im Bundesfreiwilligendienst sowie in den Jugendfreiwilligendiensten Freiwilliges Soziales Jahr und Freiwilliges Ökologisches Jahr kann der Freiwilligendienst auch im Bereich BNE geleistet werden. Der entwicklungspolitische Freiwilligendienst weltwärts des BMZ stellt ein zentrales Instrument dar, entwicklungspolitisches Engagement und „Globales Lernen“ unter jungen Erwachsenen zu fördern. Wie die im Jahr 2011 durchgeführte Evaluierung des weltwärtsProgramms erwies, stellen die zurückgekehrten weltwärts-Freiwilligen einen wichtigen Pool von hochmotivierten Engagierten sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren insbesondere auch für Globales Lernen und innerhalb dessen für den Bereich der BNE für entwicklungspolitische Organisationen dar. Service-Learning, das „Lernen durch Engagement“, ist ein Baustein beim Ausbau der BNE. Diese Lehr- und Lernform, die Engagement mit fachlichem Lernen verknüpft, ermöglicht ein praxisorientiertes Lernen, das Schülerinnen und Schüler für die Lösung gesellschaftlicher Probleme aktiviert. Deshalb fördert die Bundesregierung eine bundesweite Qualifizierung von Schulbegleiterinnen und Schulbegleitern von 2012 bis 2014, die Schulen bei der Umsetzung von Lernen durch Engagement beraten und unterstützen sowie im Rahmen dessen seit 2012 (bis 2015) ein Projekt zur Systematisierung und vertiefenden Erprobung von engagementfördernden und -unterstützenden Ansätzen an Hochschulen mit dem Ziel, Engagementförderung in die Hochschullehre zu integrieren. Drucksache 18/1211 – 14 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 24. Inwieweit plant die Bundesregierung, in nachgeordneten Institutionen eine stärkere Implementierung der BNE mit Bezug auf die hauseigenen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu fördern? Die Fort- und Weiterbildungsaktivitäten des nachgeordneten Bereichs werden aufgrund der Sachnähe und der damit besseren Kenntnisse über die diesbezügliche Erforderlichkeit eigenverantwortlich von den Geschäftsbereichsbehörden wahrgenommen. Dies gilt auch für das Thema BNE. Die Verankerung von BNE ist bereits in einer Vielzahl von nachgeordneten Behörden auf gutem Wege: So wird die Implementierung von BNE innerhalb des Fort- und Weiterbildungsprogramms innerhalb der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) geprüft. Das BIBB ist erfolgreich für das Europäische Umweltmanagementsystem EMAS zertifiziert worden und erstellt jährliche Umwelterklärungen. Im Rahmen dieser Maßnahmen werden auch die Aktivitäten des BIBB im Bereich der BNE kommuniziert und die Beschäftigten sensibilisiert. Im Fortbildungsprogramm werden nach Bedarf Informationsveranstaltungen zu EMAS angeboten. Außerdem ist in der Führungskräftewerkstatt das Thema „Querschnittsthemen im BIBB“ verankert, dieses beinhaltet als einen Baustein wiederum EMAS. Zu den Veranstaltungen der BAköV, an der auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des nachgeordneten Bereichs teilnehmen, wird auf die Antwort zu Frage 13 verwiesen. Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333