Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums der Verteidigung vom 15. Juni 2017 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Deutscher Bundestag Drucksache 18/12765 18. Wahlperiode 19.06.2017 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Eva Bulling-Schröter, Caren Lay, Christine Buchholz, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 18/12626 – Wehrmachtstraditionspflege von „Die Mölderianer e. V.“ beim Luftwaffengeschwader 74, ehemaliges „Jagdgeschwader 74 Mölders“ V o r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Durch die Debatte um rechtsradikale Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr ist die Traditionspflege in den deutschen Streitkräften ins Licht der öffentlichen Auseinandersetzung gerückt. Nach einer Sondersitzung des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages zu den rechtsextremen Verdachtsfällen um den Soldaten A. hat die Bundesministerin der Verteidigung, Dr. Ursula von der Leyen, „tiefgreifende Maßnahmen in der Truppe“ angekündigt . Neben Veränderungen beim Disziplinarwesen und den Meldewegen solle es ein neues Programm „Innere Führung Heute“ geben, noch in dieser Legislaturperiode werde außerdem der Traditionserlass der Bundeswehr überarbeitet (vgl. Tagesbefehl, 10. Mai 2017, Online: www.bmvg.de/resource/resource/ L1MzWmFlWW42NnYrNm1taUdrbzl0RUU1dWxKMnBlbG82SEYwVG84 OFVZbXp0ZU5JTGZKeExBQ3ljeFlWL2Mya253QXBuc3ZVZjMvMDc1VU 8zR2VUT3JNMTc1Y2NkSkxKSGlzOVFpbUVVVjg9/Tagesbefehl_Innere- Fuehrung-Heute.pdf). Die Fraktion DIE LINKE. stellt seit Jahren parlamentarische Anfragen an die Bundesregierung, um in Erfahrung zu bringen, was hinter den Mauern der Bundeswehrkasernen geschieht, um so Rechtsstaatlichkeit und Demokratie im Sinne des Grundgesetzes gerade auch in der Bundeswehr sicherzustellen. Darunter stellen wir regelmäßig auch Fragen zu den Aktivitäten der sogenannten Traditionspflege um den NS-Fliegerhelden Werner Mölders des Luftwaffenjagdgeschwaders 74 (JG74) aus Neuburg a. d. Donau, das bis zum Jahr 2005 den Namen „Jagdgeschwader 74 Mölders“ kurz „Mölders-Kaserne“ trug (www. bundestag.de/presse/hib/201602/-/406132). Das Verbot der Namensverwendung des Nazi-Helden Mölders geht auf einen von der Gruppe der PDS eingebrachten Bundestagsbeschluss zurück, demzufolge die Bundesregierung „dafür Sorge zu tragen [hat], dass Mitgliedern der Legion Condor nicht weiter ehrendes Gedenken […] der Bundeswehr zuteil wird“ (vgl. Bundestagsdrucksache 13/10494). Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 18/12765 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 1. Welche Gutachten und Stellungnahmen haben das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr bzw. das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in der Vergangenheit zu Werner Mölders verfasst (bitte vollständig vorlegen), und welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung daraus? Das Militärgeschichtliche Forschungsamt hat (als Vorgängerdienststelle des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) im Jahr 1988 und 2004 die beigefügten Gutachten/Stellungnahmen erstellt. Die erstellten historischen Gutachten und Stellungnahmen dienen dem Bundesministerium der Verteidigung und den nachgeordneten Dienststellen als Grundlage für die Bewertung im Hinblick auf die Traditionsstiftung der jeweiligen Personen für die Bundeswehr. Daher sind die Grundlagendokumente für diese Bewertung genauso wie die weiteren Aktenüberlieferungen als Verschlusssachen eingestuft.* 2. Was ist der Bundesregierung über die Traditionspflege des ehemaligen JG74 in Bezug auf den Wehrmachtspiloten Werner Mölders bekannt? Wie bewertet sie diese, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Vorkommnisse in der Bundeswehr und des Tagesbefehls vom 10. Mai 2017? Das Taktische Luftwaffengeschwader 74, vormals Jagdgeschwader 74, betreibt seit Aberkennung des Beinamens „Mölders“ im Jahre 2005 keine Traditionspflege mit Bezug auf den ehemaligen Namensgeber. Die Person Werner Mölders und die Auseinandersetzung sowie Diskussion um die ehemalige Namensgebung des Geschwaders werden im Rahmen der historisch-politischen Bildung des Geschwaders mit der Unterstützung der derzeit in Überarbeitung befindlichen Militärgeschichtlichen Sammlung des Geschwaders erörtert. Die Militärgeschichtliche Sammlung stellt im Rahmen der Darstellung der Geschichte des Geschwaders auch die Namensgebungsdiskussion als Teil der Geschwadergeschichte dar. 3. Was ist der Bundesregierung über die Verstrickung und Unterstützung des ehemaligen Namensgebers Werner Mölders für die menschenverachtenden Ziele des Nationalsozialismus bekannt, und wie bewertet sie diese vor dem Hintergrund der Inneren Führung? Es wird zunächst auf die Antwort der Bundesregierung zu Frage 1 auf Bundestagsdrucksache 15/5426 verwiesen. Vor dem Hintergrund der an den demokratischen Freiheitswerten ausgerichteten Konzeption der Inneren Führung und des dieser Konzeption zugrunde liegenden Leitbildes des mündigen Staatsbürgers in Uniform ist Werner Mölders nicht sinnstiftend für die Bundeswehr und daher auch nicht traditionswürdig. 4. Was ist der Bundesregierung über Verantwortlichkeiten von Werner Mölders bei Kriegsverbrechen der Wehrmacht im Spanischen Bürgerkrieg bekannt , und wie bewertet sie diese vor dem Hintergrund der Inneren Führung? Es wird auf die Antwort zu Frage 3 verwiesen. * Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Antwort als „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft. Die Antwort ist im Parlamentssekretariat des Deutschen Bundestages hinterlegt und kann dort von Berechtigten eingesehen werden. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/12765 5. Bewertet die Bundesregierung den Einsatz deutscher Soldatinnen und Soldaten im Spanischen Bürgerkrieg historisch als Bruch des damals und heute geltenden Völkerrechts (bitte mit Begründung)? Jede militärische Aktion, welche die Regeln zum Schutz der Zivilbevölkerung verletzt, ist völkerrechtswidrig. 6. Welche Ebene in der Bundeswehr oder im Bundesministerium der Verteidigung hat laut Kenntnis der Bundesregierung eine Medienanfrage der Hörfunkreihe Zeitzeichen von „NDR Info“ und „WDR“ über den Mölders-Absturz 1941 bearbeitet und sich für eine Nicht-Antwort an den Journalisten entschieden (vgl. www.ndr.de/info/Der-deutsche-Held-im-Luftkrieg,audio 302748.html)? Was sind die Gründe für die Verweigerung einer Aussagegenehmigung für den an einem Mölders-Gutachten beteiligten Offizier, sowohl als Soldat wie auch privat gegenüber den genannten Medien des öffentlichen Rundfunks (www.ndr.de/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/Bundeswehr- Museum-Taeter-und-Opfer-von-Gewalt,streitkraefte418.html)? Der Presse- und Informationsstab im Bundesministerium der Verteidigung und die Pressestellen der Bundeswehr beantworten die Informationsersuchen von Journalisten bzw. Medien umfänglich und zeitnah. Darüber hinausgehende Unterstützungsersuchen , z. B. auf Interviewpartner und Begleitung, können aufgrund begrenzter Ressourcen und eigenem Ermessen nicht immer umfänglich umgesetzt werden. 7. Hat die Bundesregierung Kenntnis von der Einschätzung, dass trotz Namensverbots von Werner Mölders für Bundeswehreinrichtungen, Luftwaffenverbände und Schiffe „bei vielen aktiven und früheren Soldaten kein Verständnis “ für diese Politikentscheidung bestehe (vgl. www.ndr.de/info/sendungen/ streitkraefte_und_strategien/Bundeswehr-Museum-Taeter-und-Opfer-von- Gewalt,streitkraefte418.html)? Wie bewertet sie diese Situation, und was gedenkt sie bezüglich der jüngsten Ankündigung der Bundesministerin der Verteidigung, Dr. Ursula von der Leyen, die Verpflichtung der Inneren Führung „im alltäglichen Dienst bis in die kleine Verästelung“ durchzusetzen, gegen diesen Widerstand zu tun? Unmittelbar nach der Entscheidung des damaligen Bundesministers der Verteidigung im Jahre 2005, dem Jagdgeschwader 74 den Beinamen „Mölders“ abzuerkennen , ist es auch zu öffentlichen Protesten gekommen. Weitere Erkenntnisse im Sinne der Fragestellung liegen nicht vor. 8. Wie viele Kriegsverbrechen wurden laut Kenntnis der Bundesregierung von Angehörigen der Luftwaffe im Spanischen Bürgerkrieg und im 2. Weltkrieg begangen, und wie viele Zivilisten sind dabei ums Leben gekommen (bitte tabellarisch darstellen)? Der Bundesregierung liegen zur schuldhaften Verstrickung deutscher Flieger keine eigenen gesicherten Erkenntnisse vor. Sie sieht die Beantwortung dieser Fragen als Aufgabe der Geschichtswissenschaft. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 18/12765 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 9. Wie viele Angehörige oder ehemalige Angehörige der Luftwaffe sind bis heute für die in der Antwort zu Frage 8 genannten Kriegsverbrechen vor Gericht gestellt worden, und wie viele wurden verurteilt (bitte Auflistung nach Name, Einheit, Urteil, Strafmaß)? Es wird auf die Antwort zu Frage 8 verwiesen. 10. An welchen Angriffen auf Städte und andere Ziele in Spanien und Polen war Mölders laut Kenntnis der Bundesregierung beteiligt, und wie viele zivile Opfer gab es bei diesen (bitte tabellarische darstellen)? Es wird auf die Antwort der Bundesregierung zu Frage 1 auf Bundestagsdrucksache 15/5426 verwiesen. Im Zweiten Weltkrieg war Werner Mölders am Krieg gegen Polen nicht beteiligt. 11. Wie bewertet die Bundesregierung, dass eine Organisation mit aktiven und ehemaligen Mitgliedern der Bundeswehr, nach Werner Mölders benannt, regelmäßig in Räumlichkeiten des JG74 zusammentrifft und eine Publikation mit dem Namen „Der Mölderianer“ herausgibt? Es wird auf die Antwort der Bundesregierung zu Frage 4 auf Bundestagsdrucksache 18/7458 verwiesen. 12. Wie oft wurden „Die Mölderianer e. V.“ von der zuständigen Wehrbereichsverwaltung seit 2008 überprüft? Eine Überprüfung hat das zuständige Bundeswehrdienstleistungszentrum in Ingolstadt nicht durchgeführt. 13. Sind laut Kenntnis der Bundesregierung aktive oder ehemalige Mitglieder der Bundeswehr Mitglied im Verein „Die Möldianer e. V.“? Wie viele sind dies, und um welche Personen handelt es sich hierbei (bitte Namen, Dienstrang, Gliederung, Ort der Stationierung und Entwicklung seit 2000 angeben)? Die Mitgliedschaft in der „Mölders-Vereinigung e. V.“ ist eine persönliche Entscheidung . 14. Wie oft und wann haben sich „Die Mölderianer“ laut Kenntnis der Bundeswehr seit dem Jahr 2005, dem Zeitpunkt der Umbenennung von Mölders- Kaserne und Mölders-Kampfgeschwader, in Liegenschaften der Bundeswehr versammelt, und was waren die Anlässe (bitte vollständig auflisten)? Die „Mölders-Vereinigung e. V.“ führt jedes Jahr am 22. November anlässlich des Todestags von Oberst Werner Mölders eine Versammlung am Gedenkstein auf dem Militärflugplatz Neuburg sowie alle zwei Jahre (zuletzt 2015) eine Mitgliederversammlung in der Wilhelm-Frankl-Kaserne durch. 15. Hat die Bundesregierung Kenntnis von einer Buchvorstellung in den Räumlichkeiten des JG74 im Jahr 2008, auf der die Kampfhandlungen der „Legion Condor“ als „nicht völkerrechtswidrig“ und die historische Bewertung von Mölders in der „regulären Truppe“ auf Seiten des faschistischen Putschregimes unter General Franco als „Diffamierung“ bezeichnet wurden (vgl. www.moelders.info/html/besond_buch.html)? Dazu liegen keine Erkenntnisse vor. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5 – Drucksache 18/12765 16. Erhalten „Die Mölderianer e. V.“ laut Kenntnis der Bundesregierung über die zuständige Überprüfung durch die Wehrbereichsverwaltung finanzielle Unterstützung für ihre Tätigkeiten, etwa für Druckkosten, Veranstaltungsfinanzierungen oder eine anderweitige personelle, materielle oder logistische Unterstützung (bitte nach Datum, Höhe und Zweck auflisten)? Es wird auf die Antwort zu Frage 12 und die Antwort der Bundesregierung zu Frage 1 auf Bundestagsdrucksache 18/7458 verwiesen. 17. Erhalten „Die Mölderianer e. V.“ kostenfreien Zugang zu Räumlichkeiten und Flächen der Bundeswehr? Wenn ja, warum? Wenn nein, wie hoch ist die an die Bundeswehr entrichtete Raummiete? Es wird auf die Antwort der Bundesregierung zu den Fragen 1 und 2 auf Bundestagsdrucksache 18/7458 verwiesen. 18. Wurden Veranstaltungen, Zusammenkünfte und ähnliches der „Mölderianer “ in der Vergangenheit durch die Bundeswehr in irgendeiner Form unterstützt (wenn ja, bitte vollständig ab 2005 auflisten)? Auf die Antworten zu den Fragen 14, 16 und 17 wird verwiesen. 19. Hat es im Rahmen der jüngsten Überprüfung von Bundeswehrstandorten auf rechtsextreme Umtriebe auch eine Überprüfung der Räumlichkeiten des JG74 gegeben? Wenn ja, wurde die Verwendung von NS-Devotionalien, Bildern mit Wehrmachtsmitgliedern , Wehrmachtsliedgut etc. in Räumlichkeiten des JG74 oder anderen Bundeswehrräumlichkeiten im Zusammenhang mit Mölders festgestellt, und welche waren dies? Wenn nein, warum nicht? Das Taktische Luftwaffengeschwader 74 hat im Rahmen der Bestandsaufnahme zum Traditionsverständnis in Kasernen und Liegenschaften der Bundeswehr darauf hingewiesen, dass die Militärgeschichtliche Sammlung des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 auch Gegenstände und Dokumente mit historischem Bezug zur nationalsozialistischen Zeit beinhaltet. Die Militärgeschichtliche Sammlung befindet sich seit einiger Zeit in Überarbeitung und ist daher momentan für die Öffentlichkeit geschlossen. Bis zu ihrer Wiedereröffnung wird sie nicht für die historisch-politische Bildung genutzt. 20. Ist die Bundesregierung in ihrer Bewertung zur Mölders-Traditionspflege beim JG74 vor dem Hintergrund der jüngsten Rechtsradikalen-Vorkommnisse in der Bundeswehr zu einer neuen Einschätzung gekommen? Wenn ja, welche Maßnahmen leitet sie daraus ab? Wenn nein, warum nicht? In der Bundeswehr wird keine Traditionspflege in Bezug auf die Person Werner Mölders betrieben. Es wird auf die Antwort zu Frage 2 verwiesen. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Drucksache 18/12765 – 6 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 21. Werden Aktivitäten von Mölders-Vereinigungen in Liegenschaften der Bundeswehr und die Mitgliedschaft von Mitgliedern der Bundeswehr in Vereinigungen wie „Die Mölderianer e. V.“ vor dem Hintergrund der Ausarbeitung der „Neuen Inneren Führung“ und der Ankündigung vom 10. Mai 2017 einer Überarbeitung des Traditionserlasses überprüft? Wenn ja, welche Erkenntnisse wurden gewonnen, und welche Maßnahmen wird die Bundesregierung daraus ableiten? Wenn nein, warum nicht? Es wird auf die Antwort der Bundesregierung zu Frage 4 auf Bundestagsdrucksache 18/7458 verwiesen. Vorabfassung - w ird durch die lektorierte Version ersetzt. Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333