Deutscher Bundestag Drucksache 18/2787 18. Wahlperiode 09.10.2014 Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Christine Buchholz, Jan van Aken, Annette Groth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 18/2419 – Deutsch-israelische militärische Zusammenarbeit Vo r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Mit Datum vom 11. Juli 2014 richtete Generalleutnant Bruno Kasdorf, Inspekteur des Heeres, ein Schreiben an Dr. Hans-Peter Bartels, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag. Darin ist eine Übersicht zur Einbindung des deutschen Heeres in multilaterale und bilaterale Maßnahmen enthalten. Teil der aufgeführten bilateralen Schwerpunkte ist die deutsch-israelische Zusammenarbeit . Dort heißt es: „Für das Heer bildet der Austausch von Einsatzerfahrungen sowie gemeinsame Ausbildungen und Übungen den Schwerpunkt. Das Heer strebt an, zeitnah israelische Ausbildungseinrichtungen zum ‚Kampf im urbanen Gelände‘ (einschließlich Tunnelkampf) bis zur Ebene einer verstärkten Infanteriekompanie zu nutzen.“ „DIE WELT“ meldete am 10. August 2014 in dem Zusammenhang, es sollen bis zu 250 deutsche Soldaten nach Israel geschickt werden. Aus dem Schreiben des Inspekteurs des Heeres geht hervor, dass die nächste deutsch-israelische Heeresgeneralstabsbesprechung im Oktober 2014 in Israel stattfinden soll. Vor dem Hintergrund der jüngsten militärischen Auseinandersetzungen um den Gazastreifen wirft dies Fragen nach Formaten, Inhalten und Frequenz der deutsch-israelischen militärischen Zusammenarbeit auf. Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums der Verteidigung vom 19. September 2014 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Drucksache 18/2787 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Vo r b e m e r k u n g d e r B u n d e s r e g i e r u n g Die in den Anlagen 1 bis 5 angehängten Informationen wurden als Verschlusssache (VS) eingestuft, da dem Schutz von sensitiven Informationen insbesondere im Verhältnis mit Israel eine besondere Bedeutung zukommt.* In der „Vereinbarung über gegenseitige Ausbildung zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland“ vom 17. März 2008 ist in Artikel 10 festgehalten, dass Informationen über Ausbildungen und Übungen dem Geheimschutzabkommen unterliegen und als Verschlusssache einzustufen sind. Die in der Antwort angeführten eingestuften Anlagen können bei der hierfür zuständigen Stelle des Deutschen Bundestages eingesehen werden. 1. Wie viele deutsche Soldaten sollen nach gegenwärtiger Planung an den vom Inspekteur des Heeres angekündigten Ausbildungen und Übungen mit dem Schwerpunkt „Kampf im urbanen Gelände“ teilnehmen, und welche Einheiten des Heeres sollen beteiligt werden? An der Ausbildung „Kampf im urbanen Gelände“ können grundsätzlich deutsche leichte Infanteriekräfte – hier die Division Schnelle Kräfte (DSK) oder die Gebirgsjägertruppe (GebJgTr) – auf der Ebene einer Teileinheit bis Einheit teilnehmen . Der Gesamtumfang der Kräfte kann bis zu maximal 250 Soldaten betragen . Hier sind Kräfte der Leitungs- und Ausbildungsorganisation, des Schiedsrichter- und Sanitätsdienstes sowie des Bereiches der Logistik bereits mit berücksichtigt. 2. In welchem Zeitraum und an welchen israelischen Ausbildungseinrichtungen sollen diese Maßnahmen nach gegenwärtiger Planung durchgeführt werden? Gemäß derzeitiger Planung soll die Ausbildung am Urban Warfare Training Center (UWTC) in Tzeʼelim in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2015 stattfinden . 3. Handelt es sich bei den angestrebten Übungen zum Tunnelkampf um ein Novum für das deutsche Heer oder haben bereits in der Vergangenheit Übungen in Israel stattgefunden, die den Tunnelkampf zum Inhalt hatten (bitte Jahr, Ort und Zahl der beteiligten deutschen Soldaten auflisten)? In der Vergangenheit fanden keine derartigen Ausbildungen in Israel statt. 4. Seit wann und wo üben Soldaten des deutschen Heeres den Tunnelkampf in Deutschland? Im deutschen Heer gibt es derzeit kein eigenes Ausbildungsprogramm zum Thema „Tunnelkampf“. * Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Antwort als „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ ein- gestuft. Die Antwort ist im Parlamentssekretariat des Deutschen Bundestages hinterlegt und kann dort von Berechtigten eingesehen werden. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/2787 5. Verfügen die israelischen Einrichtungen, an denen der Tunnelkampf geübt werden soll, über eigene Tunnel oder wird die Ausbildung an Tunneln außerhalb von Einrichtungen der israelischen Armee stattfinden? Nach den vorliegenden Erkenntnissen verfügen die israelischen Streitkräfte über eigene Ausbildungseinrichtungen im Bereich „Tunnelkampf“. 6. Wann und wo haben wie viele Soldaten des deutschen Heeres bisher an Übungen, Lehrgängen oder Ausbildungsprogrammen in Israel teilgenommen , die den Kampf im urbanen Gelände zum Inhalt hatten (bitte nach Jahr und Ort der Einrichtung, Bezeichnung und Inhalt des Lehrgangs bzw. der Übung sowie Namen der beteiligten deutschen Einheiten auflisten)? Die Übungen, Lehrgänge oder Ausbildungsprogramme mit Inhalt „Kampf im urbanen Gelände“, an denen deutsche Soldaten in Israel teilgenommen haben, sind der Anlage 1 (VS – Nur für den Dienstgebrauch) zu entnehmen. 7. Wann und wo haben wie viele israelische Soldaten an Übungen, Lehrgängen oder Ausbildungsprogrammen in Deutschland teilgenommen, die den Kampf im urbanen Gelände zum Inhalt hatten (bitte nach Jahr und Ort der Einrichtung, Bezeichnung und Inhalt des Lehrgangs bzw. der Übung sowie Namen der kooperierenden deutschen Einheiten auflisten)? Bisher haben keine Soldaten der Israel Defense Forces an betreffenden Übungen , Lehrgängen oder Ausbildungsprogrammen in Deutschland teilgenommen. 8. Wie viele israelische Offiziere, Offiziersanwärter oder andere Soldaten haben seit dem Jahr 1984 an Ausbildungsprogrammen, Lehrgängen oder Übungen der Bundeswehr teilgenommen, und welches waren die Ausbildungsinhalte (bitte nach Jahren, Ort und Einrichtung der Ausbildung, Dauer und Inhalt der Ausbildung, Teilnehmerzahl und Teilstreitkraft und Diensträngen auflisten)? Seit dem Jahr 1984 haben bis zu 493 israelische Offiziere, Offizieranwärter und andere Soldaten an Ausbildungsprogrammen, Lehrgängen oder Übungen der Bundeswehr teilgenommen. Die Ausbildungsinhalte und weitere Einzelheiten sind der Anlage 2 (VS – Nur für den Dienstgebrauch) zu entnehmen.* 9. Wie viele deutsche Offiziere, Offiziersanwärter oder andere Soldaten wurden seit dem Jahr 1984 nach Israel zu Übungen, Lehrgängen oder Ausbildungsprogrammen entsandt, und was waren die Ausbildungsinhalte (bitte nach Jahren, Ort und Einrichtung der Ausbildung, Dauer und Inhalt der Ausbildung, Teilnehmerzahl und Teilstreitkraft und Diensträngen auflisten )? Seit dem Jahr 1984 wurden 254 deutsche Offiziere, Offizieranwärter und andere Soldaten zu Übungen, Lehrgängen und Ausbildungsprogrammen nach Israel entsandt. Die Ausbildungsinhalte und weitere Einzelheiten sind der Anlage 3 (VS – Nur für den Dienstgebrauch) zu entnehmen.* * Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Antwort als „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ ein- gestuft. Die Antwort ist im Parlamentssekretariat des Deutschen Bundestages hinterlegt und kann dort von Berechtigten eingesehen werden. Drucksache 18/2787 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 10. Wie viele Angehörige israelischer Streitkräfte (Techniker, Soldaten und Matrosen) wurden an welchen Waffensystemen in Deutschland seit dem Jahr 1990 ausgebildet (bitte nach Jahren, Länge und Inhalt der Ausbildung bzw. Lehrgang, Standort der Bundeswehreinrichtung bzw. Rüstungsbetrieb und Waffensystem auflisten)? Seit dem Jahr 1990 wurden 46 Angehörige der israelischen Streitkräfte an Waffensystemen in Deutschland durch die Bundeswehr ausgebildet. Die Einzelheiten sind der Anlage 4 (VS – Nur für den Dienstgebrauch) zu entnehmen.* Die Ausbildung von Mitgliedern ausländischer Streitkräfte in Rüstungsbetrieben ist grundsätzlich kein genehmigungspflichtiger Tatbestand nach dem Gesetz über die Kontrolle von Kriegswaffen. Daher findet in diesem Zusammenhang keine statistische Erfassung statt. 11. Welche Themen stehen nach jetzigem Planungsstand auf der Tagesordnung der für Oktober 2014 anberaumten deutsch-israelischen Heeresgeneralstabsbesprechung , wie lange soll die Tagung dauern, und wie viele Teilnehmer werden auf beiden Seiten voraussichtlich an dieser Besprechung teilnehmen? Die inhaltliche und organisatorische Ausgestaltung der deutsch-israelischen Heeresgeneralstabsbesprechung im Oktober 2014 wurde noch nicht abgeschlossen . Insofern kann zum erfragten Sachverhalt derzeit noch keine Aussage getroffen werden. 12. Welche Treffen fanden seit dem Jahr 1998 auf Generalstabsebene des Heeres zwischen Deutschland und Israel statt, und auf welchen Treffen wurden militärische, strategische oder politische Fragen behandelt, die einen Streitkräfteeinsatz in städtischen Räumen (Urban Warfare) zum Inhalt hatten? Deutschland und Israel führen seit dem Jahr 1997 Heeresgeneralstabsbesprechungen im jährlichen Rhythmus durch. Während der Heeresgeneralstabsbesprechung im Jahr 2011 in Hammelburg besuchte eine israelische Delegation die Orts- und Häuserkampfanlage der Infanterieschule und informierte sich über die Übungsmöglichkeiten der Anlage. Im Jahr 2012 wurde bei der Heeresgeneralstabsbesprechung über eine mögliche Nutzung des Urban Warfare Training Center in Israel gesprochen. 13. Welche Treffen fanden seit dem Jahr 2006 auf Generalstabsebene des Heeres zwischen Deutschland und Israel statt, die militärische, strategische oder politische Fragen zum Gazastreifen zum Inhalt hatten? Bei den jährlich stattfindenden Heeresgeneralstabsbesprechungen wurde regelmäßig die aktuelle Lage in den Krisengebieten, darunter auch dem Gazastreifen, im Rahmen eines allgemeinen Informationsaustausches angesprochen. * Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Antwort als „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ ein- gestuft. Die Antwort ist im Parlamentssekretariat des Deutschen Bundestages hinterlegt und kann dort von Berechtigten eingesehen werden. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5 – Drucksache 18/2787 14. Auf welcher deutsch-israelischen Heeresgeneralstabsbesprechung wurden die Erfahrungen der Bodenoffensive der Operation „Gegossenes Blei“ (Cast Lead) von 2009 ausgewertet, und welche Schlussfolgerungen hat der deutsche Heeresgeneralstab daraus gezogen? Eine gemeinsame Auswertung der Erfahrungen aus der Bodenoffensive der Operation „Gegossenes Blei“ (Cast Lead) aus dem Jahr 2009 fand bei keiner Heeresgeneralstabsbesprechung statt. Im Rahmen des in der Antwort zu Frage 13 geschilderten allgemeinen Informationsaustausches hat die israelische Seite bei den Heeresgeneralstabsbesprechungen im Jahr 2010 zu der Operation vorgetragen. 15. Welche Initiativen zur Gefechtsausbildung wurden seit dem Jahr 2006 im Rahmen des Strategischen Dialogs zwischen den Verteidigungsministerien Deutschlands und Israels getroffen (bitte nach Jahren und Inhalt der Initiative auflisten)? Im Rahmen des Strategischen Dialogs wurden seit dem Jahr 2006 keine Initiativen zur Gefechtsausbildung getroffen. 16. In welchem Format, seit wann, und in welchen Abständen erfolgt die gemeinsame Auswertung von Wehrmaterial von Drittstaaten durch deutsche und israelische Streitkräfte? Die deutschen und israelischen Streitkräfte pflegen keine regelmäßige und/oder formalisierte Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Auswertung von Wehrmaterial von Drittstaaten. 17. An welchen gemeinsamen Manövern haben deutsche und israelische Soldaten seit dem Jahr 1998 teilgenommen (bitte nach Jahr, Ort, beteiligten Streitkräften und Bezeichnung des Manövers sowie Zahl der beteiligten deutschen und israelischen Soldaten auflisten)? Die gemeinsamen Manöver, an denen deutsche und israelische Soldatinnen und Soldaten seit dem Jahr 1998 teilgenommen haben, sowie weitere Einzelheiten sind der Anlage 5 (VS – Nur für den Dienstgebrauch) zu entnehmen.* 18. An welchen militärischen Manövern in Israel haben Generalsinspekteure der Bundeswehr oder Inspekteure deutscher Teilstreitkräfte als Beobachter seit dem Jahr 1998 teilgenommen (bitte nach Jahr, Ort, beteiligten Streitkräften und Bezeichnung des Manövers sowie Namen der beteiligten Inspekteure auflisten)? Eine Prüfung für die Jahre 1998 bis 2006 ist nicht mehr möglich, da hierüber keine Aufzeichnungen mehr existieren. Sowohl die Generalinspekteure der Bundeswehr als auch die Stellvertretenden Generalinspekteure der Bundeswehr sowie die Inspekteure des Heeres, der Luftwaffe , der Streitkräftebasis und des Sanitätsdienstes haben nach einer Prüfung rückwirkend bis in das Jahr 2007 nicht als Beobachter an militärischen Manövern in Israel teilgenommen. * Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Antwort als „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ ein- gestuft. Die Antwort ist im Parlamentssekretariat des Deutschen Bundestages hinterlegt und kann dort von Berechtigten eingesehen werden. Drucksache 18/2787 – 6 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Der Inspekteur der Marine hat in seiner Amtszeit seit Oktober 2010 nicht an militärischen Manövern in Israel teilgenommen. Für die davor liegenden Zeiträume existieren keine Aufzeichnungen mehr. 19. Welche deutschen Offiziere wurden bisher von der israelischen Armee wann, für welche Verdienste und mit welchem Orden ausgezeichnet? Es wurden bisher drei Stabsoffiziere für ihre Verwendung im Attachédienst bei der Auslandsvertretung der Bundesrepublik Deutschland in Tel Aviv mit der israelischen „Medal of Service“ ausgezeichnet. Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333