Deutscher Bundestag Drucksache 18/4567 18. Wahlperiode 09.04.2015 Die Antwort wurde namens der Bundesregierung mit Schreiben des Bundesministeriums der Verteidigung vom 7. April 2015 übermittelt. Die Drucksache enthält zusätzlich – in kleinerer Schrifttype – den Fragetext. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Sevim Dağdelen, Wolfgang Gehrcke, Annette Groth, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 18/4389 – Politische und demokratische Kontrolle der NATO-Kompetenzzentren Vo r b e m e r k u n g d e r F r a g e s t e l l e r Auf dem NATO-Gipfel im Jahr 2002 in Prag wurde eine neue Struktur der NATO beschlossen. Das zuvor für NATO-Einsätze im atlantischen Raum zuständige Oberkommando der NATO wurde in das Allied Command Transformation (ACT) überführt, das nicht mehr für die Führung von Einsätzen, sondern für die Weiterentwicklung von Strategie, Doktrin und Technologie zuständig ist. Seit dem Jahr 2005 wird das ACT dabei von sogenannten Exzellenzzentren (Centres of Excellence – COE) unterstützt, deren Arbeit es koordiniert. Diese Exzellenzzentren bezeichnen sich selbst als „internationale militärische Organisationen“, die außerhalb der Kommandostruktur der NATO stehen und agieren. Die Initiative zur Einrichtung eines Exzellenzzentrums geht von einzelnen Mitgliedstaaten aus, die damit als Rahmennation(en) des COE fungieren und es im Regelfall auch beherbergen. Diese Rahmennation handelt dann mit der NATO und weiteren NATO-Staaten und -Partnern Abkommen über die Zusammenarbeit, Unterstützung und Finanzierung aus, woraufhin das jeweilige COE von der NATO zertifiziert wird. Neben den Rahmennationen erhalten die jeweiligen COE finanzielle Unterstützung und Personal aus verschiedenen Mitgliedstaaten, die als „Sponsoring Nations“ bzw. „Contributing Nations“ bezeichnet werden (www.nato.int/cps/en/natolive/topics_68372.htm). Gegenwärtig existieren 20 akkreditierte COE, die in verschiedenen Feldern Führungskräfte ausbilden, die Doktrin weiterentwickeln, Erfahrungen und Lehren aus den bisherigen Einsätzen identifizieren und Konzepte erproben sollen. Als erstes COE wurde das von Deutschland im Jahr 2004 eingerichtete Exzellenzzentrum Luftstreitkräfte (Joint Air Power Competence Centre – JAPCC) in Kalkar am Niederrhein im Jahr 2005 vom ACT mit Deutschland als Rahmennation zertifiziert. Im Jahr 2006 folgten unter türkischer Führung das Exzellenzzentrum „Verteidigung gegen Terrorismus“ (Defence Against Terrorism – DAT), unter belgisch-niederländischer Führung das Exzellenzzentrum Minenkriegsführung (Naval Mine Warfare – NMW) in Belgien und unter USamerikanischer Führung das Exzellenzzentrum für seegestützte Streitkräfte gemeinsame Operationen (Combined Joint Operations from the Sea – CJOS). Im Jahr 2007 wurde unter deutsch-niederländischer Führung das Exzellenzzentrum für Zivil-Militärische Zusammenarbeit (Civil-Military Cooperation – Drucksache 18/4567 – 2 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode CIMIC) in Enschede, im Jahr 2009 unter deutscher Führung das Exzellenzzentrum für Operationen in seichten Gewässern (Operations in Confined and Shallow Waters – CSW) in Kiel und im Jahr 2010 das Exzellenzzentrum Wehrtechnik (Military Engineering – MILENG) in Ingolstadt zertifiziert. Zumindest am im Jahr 2008 zertifizierten Exzellenzzentrum zum Cyberspace (Cooperative Cyber Defence – CCD) und am im Jahr 2014 zertifizierten Exzellenzzentrum Militärpolizei (Military Police – MP) ist Deutschland als „Sponsoring Nation “ beteiligt. Weitere COE betreffen die Analyse und Simulation bei der Planung von Luftoperationen (Analysis and Simulation for the Preparation of Air Operations – CASPOA), Operationen in extremer Kälte (Cold Weather Operations – CWO), Führung multinationaler Einsätze (Command and Control – C2), die Bekämpfung improvisierter Sprengsätze (Counter Improvised Explosive Devices – C-IED), Energiesicherheit (Energy Security – ENSEC), Kampfmittelräumung (Explosive Ordnance Disposal – EOD), Aufklärung mit menschlichen Quellen (Human Intelligence – HUMINT), Verteidigung gegen Angriffe mit chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Waffen (Joint Chemical, Biological, Radiation and Nuclear Defence – JCBRN Defence), Wehrmedizin (Military Medicine – MILMED), Modellierung und Simulation – M&S) und Strategische Kommunikation (StratCom) (www.nato. int/cps/en/natolive/topics_68372.htm). Die Fragesteller befürchten, dass mit den Exzellenzzentren gezielt und mit Steuergeldern finanziert Foren für Militärs und angehende Führungskräfte geschaffen werden, um außerhalb der militärischen Befehlskette, politischen Kontrolle und kritischen Öffentlichkeit auch in Spezialfeldern, wie der Cyberkriegsführung und der strategischen Kommunikation, eine offensivere Doktrin der NATO zu entwickeln und dass dabei das Völkerrecht kaum Beachtung findet . 1. An welchen NATO-Exzellenzzentren ist oder war die Bundesrepublik Deutschland als „Framework Nation“, „Sponsoring Nation“ oder „Contributing Nation“ beteiligt (bitte unter Angabe des jeweiligen Zeitraums)? Das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) hat die Memoranda of Understanding (MoU) für folgende NATO-akkreditierte Centres of Excellence (COEs) als „Framework Nation“ unterzeichnet: 1. Joint Air Power Competence Centre (JAPCC) – 13. Dezember 2004, 2. Military Engineering Centre of Excellence (MILENG COE) – 9. Juli 2008, 3. Centre of Excellence for Operations in Confined and Shallow Waters (COECSW) – 3. Oktober 2008. Das BMVg hat zusammen mit dem niederländischen Verteidigungsministerium folgendes Memorandum of Understanding als „Framework Nation“ unterzeichnet : Civil-Military Cooperation Centre of Excellence (CIMIC COE) – 9. September 2006. Das BMVg hat die Memoranda of Understanding für folgende COE als „Sponsoring Nation“ unterzeichnet: 1. Centre of Excellence – Defence against Terrorism (COE DAT) – 5. Juli 2006, 2. Combined Joint Operations from the Sea Centre of Excellence (CJOS COE) – 31. Mai 2006, 3. Joint Chemical, Biological, Radiological and Nuclear Defence Centre of Excellence (JBCRN COE) – 26. Oktober 2006, 4. Command and Control Center of Excellence (C2-COE) – 14. Juni 2007, Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 3 – Drucksache 18/4567 5. Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence (CCD COE) – 14. Mai 2008, 6. Centre of Excellence for Military Medicine (MILMED COE) – 19. Mai 2009, 7. Counter Improvised Explosive Devices Centre of Excellence (C-IED COE) – 24. Juni 2010, 8. NATO Military Police Centre of Excellence (MP COE) – 11. Dezember 2013, 9. NATO Strategic Communications Centre of Excellence (STRATCOM COE) – 1. Juli 2014. 2. Welche Kosten aus welchen Haushaltstiteln fielen seit dem Jahr 2004 für den Unterhalt und die Unterstützung dieser Exzellenzzentren an (bitte nach Jahren, COE und Haushaltstitel aufschlüsseln)? Der anteilige Mitgliedsbeitrag der Bundesrepublik Deutschland an den COEs wird geleistet aus Kapitel 14 22 Titel 687 02. Die bis zum Jahr 2014 angefallenen Ausgaben können der folgenden Tabelle entnommen werden. Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO JAPCC Joint Air Power Competence Centre 2004 870 444,77 2005 32 750,00 2006 431 648,00 2007 282 682,52 2008 0,00 2009 128 775,43 2010 232 082,82 2011 246 133,22 2012 240 081,70 2013 247 062,63 2014 144 770,54 Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO MILMED COE Military Medicine COE 2004 30 376,44 2005 38 644,11 2006 20 003,73 2007 19 864,97 2008 0,00 2010 15 000,00 2011 24 631,60 Drucksache 18/4567 – 4 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode 2012 27 621,39 2013 24 805,82 2014 27 307,94 Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO CIMIC COE Civil Military Cooperation COE 2006 564 000,00 2007 200 176,68 2008 239 000,00 2009 226 844,94 2010 265 562,88 2011 315 756,74 2012 215 132,28 2013 291 689,92 2014 338 292,62 Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO CSW COE Operations for Confined and Shallow Waters COE 2009 250 304,00 2010 199 880,00 2011 199 880,00 2012 199 880,00 2013 201 802,02 2014 189 484,68 Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO CJOS COE Combined Joint Operations from the Sea COE 2007 13 148,50 2008 0,00 2009 6 282,51 2010 6 997,79 2011 5 955,95 2012 6 048,92 2013 6 236,36 2014 55 857,37 Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 5 – Drucksache 18/4567 JCBRN COE Joint Chemical Biological Radiation & Nuclear Defence COE 2008 12 524,97 2009 7 483,45 2010 9 355,22 2011 9 250,94 2012 7 566,25 2013 11 657,29 2014 11 088,51 Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO C2 COE Command & Control COE 2008 18 336,00 2009 19 024,00 2010 21 724,00 2011 22 438,00 2012 17 162,00 2013 18 406,00 2014 36 648,00 Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO DAT COE Defence against Terrorism COE 2008 5 677,56 2009 11 295,32 2010 15 805,83 2011 15 592,28 2012 14 916,87 2013 15 915,91 2014 12 945,38 Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO CCD COE Cooperative Cyber Defence COE 2008 15 000,00 2009 20 000,00 2010 5 000,00 2011 60 000,00 2012 55 510,00 2013 114 000,00 2014 54 857,00 Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO Drucksache 18/4567 – 6 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Für die im Jahr 2014 aufgestellten COE StratCom und COE MP liegen noch keine abschließenden Zahlen vor. 3. Welche weitere Unterstützung leistet die Bundesregierung den NATOKompetenzzentren ? Das jeweilige Konzept für das COE, die „functional and operational Memoranda of Understanding“ sowie das jährlich beschlossene „Programme of work“ bilden den abschließenden Rahmen, innerhalb dessen die Unterstützung erfolgt. 4. Auf welchen Liegenschaften befinden sich die in Deutschland angesiedelten COE, und welche Miet- oder Pachtverhältnisse liegen diesen zugrunde? 1. Exzellenzzentrum Luftstreitkräfte (Joint Air Power Competence Centre, JAPCC) in Kalkar am Niederrhein (Von-Seydlitz-Kaserne). 2. Exzellenzzentrum für Operationen in engen und flachen Gewässern (Operations in Confined and Shallow Waters, CSW) in Kiel (Stabsgebäude der Einsatzflottille 1, Marinestützpunkt Kiel). 3. Exzellenzzentrum Military Engineering (MILENG) in Ingolstadt (Pionierkaserne Auf der Schanz). In den drei vorliegenden Fällen liegen keine Miet- bzw. Pachtverhältnisse vor. Deutschland stellt als Framework Nation die Einrichtungen mietfrei zur Verfügung . 5. Auf wessen Initiative und mit welcher Zielsetzung hat die Bundesregierung ab dem Jahr 2004 das Exzellenzzentrum Luftstreitkräfte (Joint Air Power Competence Centre – JAPCC) eingerichtet, was ist dessen Aufgabenstellung , und welche Arbeitsergebnisse werden angestrebt? MILENG COE Military Engineering COE 2009 100 000,00 2010 100 000,00 2011 100 000,00 2012 100 000,00 2013 100 000,00 2014 10 151,09 Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO CIED COE Counter-Improvised Explosive Devices COE 2011 52 457,14 2012 38 836,15 2013 35 570,14 2014 35 315,13 Kurzname Name Haushaltsjahr IST-Ausgabenin EURO Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 7 – Drucksache 18/4567 Die Einrichtung des JAPCC leitet sich aus der im Jahr 2002 eingeleiteten Neuausrichtung der NATO-Kommandostruktur mit der Zielsetzung einer Reduzierung bzw. Konzentration auf die militärischen Kernfähigkeiten sowie den Vorgaben zur Entwicklung der Doktrinen für die NATO-Reaktionskräfte (NRF) und zur Förderung der Interoperabilität der Bündnisstreitkräfte ab. Der Direktor des Internationalen Militärischen Stabes (DIMS) hat im Jahr 2002 die beiden Strategischen Kommandeure beauftragt, die Zukunft der sogenannten „Legacy Staffs and Formations“ zu untersuchen. Hierzu gehörte u. a. auch der Reaction Force Air Staff (RFAS) in Kalkar. RFAS war zum damaligen Zeitpunkt bereits in das NATO-Dokument MC 317/1 als eine MoU-basierte Organisation eingebettet und als internationaler militärischer Stab anerkannt. Die Notwendigkeit zur Erhaltung der generellen Fähigkeiten des RFAS (strategische bzw. operative Planungsfähigkeit für Luftoperationen sowie Standardisierung und Interoperabilität von Luftstreitkräften) wurde zwischen SHAPE, Direktor RFAS, Generalinspekteur der Bundeswehr und dem Inspekteur der Luftwaffe dokumentiert . Der Name „Joint Air Power Competence Centre“, als Folgeorganisation des RFAS wurde bereits im Jahr 2002 durch den Führungsstab der Luftwaffe eingeführt. Folgende Hauptzielsetzung wurde verfolgt: ● Entwicklung von Impulsen zur Weiterentwicklung von „Joint Air Power“ in einer „Matrixorganisation“, ● Aufbau und Erhalt europäischer Fähigkeiten im Bereich Air-Expertise bzw. „Air Pillar“ für SACT, ● Unterstützungs- und Koordinationselement für luftwaffenspezifische Fragen, das in alle Ebenen und Elemente der NATO-Kommandostruktur hinein wirkt, ● Koordinierung bzw. Intensivierung des Air-Power-relevanten Informations- austausches, ● Synergie-Effekte am Standort Kalkar mit den dort beheimateten NATO- und nationalen Dienststellen, ● Weiternutzung bereits bestehender Einrichtungen aus Gründen der Kosten- effizienz. Die Aufgabenstellung und angestrebte Arbeitsergebnisse sind: Das JAPCC ist ein Team von multinationalen Experten, welches den nationalen und internationalen Entscheidungsträgern durch eigenständige Untersuchungen und Analysen zielführende Lösungsvorschläge für alle sicherheitsrelevanten Herausforderungen im Bereich „Air & Space Power“ zur Wahrung der Durchsetzungsfähigkeit der Sicherheitsinteressen der NATO und der Nationen vorlegt. 6. Auf wessen Initiative und mit welcher Zielsetzung wurde im Jahr 2008 das Exzellenzzentrum „Operations in Confined and Shallow Waters“ (CSW) eingerichtet, was ist dessen Aufgabenstellung, und welche Arbeitsergebnisse werden angestrebt? Die Einrichtung des COE CSW leitet sich aus der im Jahr 2002 eingeleiteten Neuausrichtung der NATO-Kommandostruktur mit der Zielsetzung einer Reduzierung bzw. Konzentration auf die militärischen Kernfähigkeiten sowie den Vorgaben zur Entwicklung der Doktrinen für die NATO-Reaktionskräfte (NRF) und der Förderung der Interoperabilität der Bündnisstreitkräfte ab. Das COE CSW wurde auf Initiative der Bundesrepublik Deutschland eingerichtet und im April 2007 eröffnet. Aufgabenstellung des COE CSW ist es, in Rand- Drucksache 18/4567 – 8 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode meeren und Küstengewässern maritime Fähigkeiten innerhalb der NATO zu verbessern . Der Auftrag des COE CSW ist, Fachexpertise im Kompetenzbereich von Operationen in Confined and Shallow Waters für die NATO sowie für die am COE CSW beteiligten Nationen streitkräftegemeinsam und multinational bereitzustellen , um die Weiterentwicklung der militärischen Fähigkeiten voranzutreiben und den deutschen Einfluss auf die Transformationsbestrebungen der Allianz über einen sichtbaren Beitrag zu festigen. Als Kompetenzzentrum entwickelt das COE CSW vorrangig Doktrinen, Konzepte und Verfahren oder erstellt Beiträge dazu. Teil der Arbeit ist die Durchführung von Experimenten und Auswertungen sowie das Bereitstellen von Fachexpertise für Initiativen, Projekte, Übungen und Operationen der NATO. Darüber hinaus bearbeitet das COE CSW eigenständige Projekte mit Bezug zu CSW und fördert durch eine Reihe von Aktivitäten das Verständnis für dieses spezielle Operationsgebiet. 7. Auf wessen Initiative und mit welcher Zielsetzung wurde wann das Exzellenzzentrum für Zivil-Militärische Zusammenarbeit (CIMIC) eingerichtet, was ist dessen Aufgabenstellung, und welche Arbeitsergebnisse werden angestrebt ? Die Einrichtung des CIMIC COE leitet sich aus der im Jahr 2002 eingeleiteten Neuausrichtung der NATO-Kommandostruktur mit der Zielsetzung einer Reduzierung bzw. Konzentration auf die militärischen Kernfähigkeiten sowie den Vorgaben zur Entwicklung der Doktrinen für die NATO-Reaktionskräfte (NRF) und zur Förderung der Interoperabilität der Bündnisstreitkräfte ab. Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung der zivil-militärischen Zusammenarbeit beschlossen im Jahr 2004 die an der CIMIC Group North (CGN HQ) beteiligten Nationen Tschechien, Norwegen, Dänemark, Polen, Niederlande und Deutschland die Transformation der CGN HQ in das Civil-Military Cooperation Centre of Excellence (CIMIC COE). Zielsetzung des CIMIC COE ist die Unterstützung des Transformationsprozesses der NATO im Bereich der zivil-militärischen Zusammenarbeit. Die Aufgabenstellung des CIMIC COE ist es, ● Beratung und Expertise (subject matter experts) bereitzustellen, ● die Entwicklung und Weiterentwicklung von Konzepten und Doktrinen zu unterstützen, ● die Weiterentwicklung, Standardisierung und Durchführung der multinatio- nalen Ausbildung, ● sich an Übungen zu beteiligen und ● sich am Lessons-Learned-Prozess der NATO zu beteiligen. Folgende Arbeitsergebnisse werden angestrebt: ● Entwicklung der NATO CIMIC-Doktrin und Entwicklung von Maßnahmen zur Implementierung, ● Schaffung einheitlicher multinationaler Ausbildungsgrundlagen, ● Entwicklung von Handlungsoptionen im Rahmen des Lessons-Learned-Pro- zesses. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 9 – Drucksache 18/4567 8. Auf wessen Initiative und mit welcher Zielsetzung wurde wann das Exzellenzzentrum für Military Engineering (MILENG) eingerichtet, was ist dessen Aufgabenstellung, und welche Arbeitsergebnisse werden angestrebt ? Die Einrichtung des MILENG COE leitet sich aus der im Jahr 2002 eingeleiteten Neuausrichtung der NATO-Kommandostruktur mit der Zielsetzung einer Reduzierung bzw. Konzentration auf die militärischen Kernfähigkeiten sowie den Vorgaben zur Entwicklung der Doktrinen für die NATO-Reaktionskräfte (NRF) und zur Förderung der Interoperabilität der Bündnisstreitkräfte ab. Das MILENG COE wurde durch das ehemalige, der Pionierschule und Fachschule des Heeres für Bautechnik unterstellte EUROPEAN NATO TRAINING ENGINEER CENTER (ENTEC) im Jahr 2006 initiiert. Das MILENG COE hat den Auftrag, in den Bereichen Ausbildung und Erziehung , Informationsmanagement, Konzept-, Doktrinentwicklung und Durchführung von Experimenten teilstreitkräfteübergreifende Pionierfachexpertise bereitzustellen . Ziel ist die Verbesserung der Interoperabilität der Pionierkräfte innerhalb der NATO (Schwerpunkt bei den teilnehmenden Nationen und den NATO HQ) in den genannten Bereichen. 9. Auf wessen Initiative und mit welcher Zielsetzung beteiligt sich Deutschland als „Sponsoring Nation“ am Exzellenzzentrum Cooperative Cyber Defence (CCD), was ist dessen Aufgabenstellung, und welche Arbeitsergebnisse werden angestrebt? Die Einrichtung des CCD COE leitet sich aus dem Ergebnis des NATO-Gipfels 2006 in Riga ab. Dort wurde der erhöhte Bedarf an Expertise und Programmen zum Schutz von Informationssystemen festgestellt. Die Initiative zur deutschen Beteiligung am Aufbau des estnischen COE ging von der Bundesregierung aus. Zielsetzung des CCD COE ist es, die Fähigkeiten der NATO und der Sponsoring Nations auf dem Gebiet der gemeinsamen Cyber-Abwehr zu erweitern und damit die Interoperabilität des Bündnisses auf diesem Gebiet zu verbessern. Dabei konzentriert sich das CCD COE auf die folgenden Aufgabenstellungen: ● Entwicklung von Einsatzgrundsätzen und Konzepten, ● Lagebewusstsein und Ausbildung, ● Forschung und Entwicklung, ● Auswertung und Erfahrungen, ● Konsultation. 10. Auf wessen Initiative und mit welcher Zielsetzung beteiligt sich Deutschland als „Sponsoring Nation“ am Exzellenzzentrum Military Police (MP), was ist dessen Aufgabenstellung, und welche Arbeitsergebnisse werden angestrebt? Im Dezember 2009 zeigte Polen gegenüber der NATO die Absicht zum Aufbau eines „Center of Excellence for Military Police“ (MP COE) als polnischen Beitrag zum System bereits bestehender, NATO-akkreditierter COEs an. Die Einladung an Deutschland zur Beteiligung erfolgte durch Polen. Drucksache 18/4567 – 10 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Zielsetzung des MP COE ist die Förderung und Verbesserung der Interoperabilität und der Bereitstellung fachlicher Expertise für die NATO-Militärpolizeien unter Berücksichtigung der strategischen Vorgaben der NATO. Aufgabenstellung des MP COE ist die ● Beratung und Expertise bereitzustellen, ● Entwicklung und Weiterentwicklung von Konzepten und Doktrinen zu unter- stützen, ● Weiterentwicklung, Standardisierung und Durchführung der multinationalen Ausbildung, ● Beteiligung an NATO- und nationalen Übungen, ● Beteiligung am Lessons-Learned-Prozess. Folgende Arbeitsergebnisse werden angestrebt: ● Weiterentwicklung der NATO-MP-Doktrin, ● Schaffung einheitlicher multinationaler Ausbildungsgrundlagen, ● Entwicklung von Handlungsoptionen im Rahmen des Lessons-Learned-Pro- zesses. 11. Was ist der Inhalt und die Laufzeit der jeweils zugrundeliegenden Abkommen (Memorandum of Understanding – MoU), und wie wurden diese dem Deutschen Bundestag und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht? Den NATO-akkreditierten COEs liegen in den meisten Fällen zwei zeitlich nicht befristete Memoranda of Understanding zugrunde, die keine völkerrechtlichen Abkommen darstellen. In dem sogenannten „Operational MoU“ wird das gemeinsame Verständnis der teilnehmenden „Sponsoring Nations“ über den Aufbau , den Betrieb und die Finanzierung des jeweiligen NATO-akkreditierten COE festgehalten; in dem sogenannten „Functional MoU“ treffen die „Sponsoring Nations“ mit dem HQ SACT Absprachen zur Zusammenarbeit zwischen dem jeweiligen NATO- akkreditierten COE und HQ SACT sowie anderen NATO-Einrichtungen. 12. Welche Ergebnisse (Studien etc.) haben diejenigen Exzellenzzentren unter deutscher (Mit-)Führung oder an denen Deutschland als „Sponsoring Nation“ oder „Contributing Nation“ beteiligt ist, bislang erbracht, und wie werden diese durch die Bundesregierung beurteilt? Unter anderem wurden erarbeitet: ● Vorarbeiten für die Revision und Erstellung von NATO-Dokumenten und -Konzepten sowie Taktik- und Verfahrensentwicklung, ● Entwürfe für konzeptionelle Dokumente (NATO Policies), ● Konzeptionelle Studien (z. B. Gender, Rule of Law, Good Governance, Modell zum Verständnis kultureller Diversität), ● Zukunftsstudien und Handlungsempfehlungen, ● Detaillierte Bedrohungsanalysen, ● Konzeptionelle Vorschläge zur Begegnung asymmetrischer Bedrohung durch terroristische Angriffe, Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 11 – Drucksache 18/4567 ● Durchführung von Konferenzen und Tagungen in internationaler Zusammenarbeit mit Universitäten und Instituten, ● Ausbildungsunterlagen und Kurse, ● Fachbuchveröffentlichungen, Beiträge in Fachzeitschriften, White Paper Publications, ● Erarbeitung technischer Lösungen. Die Aufstellung des MP COE erfolgte im Jahr 2014. Konkrete Arbeitsergebnisse liegen noch nicht vor. Die Produkte der COEs bieten mit Blick auf die Weiterentwicklung nationaler Fähigkeiten einen qualitativ hohen Standard und tragen mit ihrem Detailreichtum und ihrem umfassenden Blick auf die Themen zur Entwicklung nationaler Positionen in diesen Feldern wesentlich bei. Darüber hinaus tragen die Ergebnisse der COEs zur nachhaltigen Verbesserung der Interoperabilität zwischen den NATO-Partnern bei. Die Entscheidungshoheit, welche Ergebnisse der Arbeit in die Weiterentwicklung der Streitkräfte einfließen, verbleibt bei den jeweiligen nationalen Entscheidungsträgern. 13. Welche nichtmilitärischen Organisationen und Körperschaften (z. B. privatwirtschaftliche Unternehmen, zivile Polizeibehörden und Nichtregierungsorganisationen ) sind in die Tätigkeiten der Exzellenzzentren mit deutscher Beteiligung, insbesondere den COE für Zivil-Militärische Zusammenarbeit , Military Police und Cooperative Cyber Defence, mit welchen Aufgaben einbezogen? Das CIMIC COE arbeitet bei der Erfüllung seines Auftrages regelmäßig mit den VN (UNOCHA), der EU (EUMS), der International Organisation for Migration (IOM) und dem Internationalen Roten Kreuz zusammen. Arbeitsbeziehungen bestehen zu verschiedenen internationalen Organisationen und NGOs (z. B.: Clingendal Institut, Pax Christi, Oxfam, Cordaid, USAID, Terzo Mondo, Spring Factor). Im Bereich der Ausbildung findet ein Austausch mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft der Schweiz statt. In das Military Police COE und Cooperative Cyber Defence COE sind keine nicht-militärischen Organisationen und Körperschaften eingebunden. 14. Welche Kriterien liegen der Zertifizierung als NATO-COE durch das ACT zugrunde? 1. Konzept für das Zusammenwirken der Strategischen Kommandos der NATO mit den Rahmennationen der COEs, MCM-236-03 Military Committee Concept for Centres of Excellence vom 4. Dezember 2003 (Anlage 1).* 2. Akkreditierungskriterien NATO Centres of Excellence Accreditation Criteria , IMSM-0416-04 vom 11. Juni 2004 (Anlage 2).* 3. NATO-akkreditierte COE Establishment Manual, HQ SACT TNB Version 4.0 vom 1. August 2014 (Anlage 3).* Nach erfolgreicher Akkreditierung werden die NATO-akkreditierten COEs regelmäßig überprüft. Dabei stellt die hierfür fachlich zuständige Transformation Network Branch (TNB) im HQ SACT vor Ort fest, ob die NATO-Kriterien ge- * Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Antwort als „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft . Die Antwort ist im Parlamentssekretariat des Deutschen Bundestages hinterlegt und kann dort von Berechtigten eingesehen werden. Drucksache 18/4567 – 12 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode mäß „NATO Centres of Excellence Accreditation Criteria“ eingehalten werden und der NATO-Status weiterhin bestehen bleibt. 15. Gelten für eine Zertifizierung durch das ACT in allen Fällen dieselben Kriterien, und enthalten diese eine Bindung an den Nordatlantikvertrag und das Völkerrecht? Inwieweit ist sichergestellt, dass die Vorgaben des deutschen Verfassungsrechts eingehalten werden? Die Akkreditierung der COEs durch das HQ SACT erfolgt auf der Grundlage der in der Antwort zu Frage 14 gelisteten NATO-Weisungen. Die jeweilige Akkreditierung der einzelnen COEs durch das HQ SACT wird gemäß „Military Committee Concept for Centres of Excellence“ bestätigt und erst rechtswirksam durch die Zustimmung des Military Committee (MC) und die Billigung durch den Nordatlantikrat. 16. Ist oder war an der Zertifizierung einzelner Kompetenzzentren durch das ACT auch dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) unterstehendes Personal beteiligt? Wenn ja, wann und in welcher Funktion? Verantwortlich für den Akkreditierungsprozess ist die Transformation Network Branch des NATO HQ SACT. Innerhalb dieser Organisationseinheit ist als Teil der deutschen Delegation bei HQ SACT der mit einem deutschen Stabsoffizier besetzte Dienstposten des Section Head Centres of Excellence ausgebracht. Im Rahmen der vorgeschalteten Prüfung einer möglichen Beteiligung an einem COE sind Angehörige aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung im Rahmen der regulären fachlichen Zuständigkeiten, z. B. in der Abteilung Politik, der Abteilung Recht und der Abteilung Haushalt, aber auch aus anderen Bereichen beteiligt. Eine Übersicht, wann und in welcher Funktion dies erfolgt ist, liegt nicht vor. 17. Welches militärische Personal in welchem Rang wurde in welchem Umfang über welchen Zeitraum seit dem Jahr 2005 für Aktivitäten der COE diesem unterstellt oder freigestellt, und in welcher Funktion war es dort tätig ? Die in der Anfrage aufgeführten Dienststellen sind nicht vollständig im Personalwirtschaftssystem der Bundeswehr als solche hinterlegt. Nachfolgende Dienststellen (COE) konnten bei der Auswertung berücksichtigt werden (Anlage 4):* ● Joint Air Power Competence Centre, JAPCC, ● Defence Against Terrorism, DAT, ● Combined Joint Operations from the Sea, CJOS, ● Civil – Military Cooperation, CIMIC, ● Operations in Confined and Shallow Waters, CSW, ● Military Engineering, MILENG, * Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Antwort als „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft . Die Antwort ist im Parlamentssekretariat des Deutschen Bundestages hinterlegt und kann dort von Berechtigten eingesehen werden. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 13 – Drucksache 18/4567 ● Cooperative Cyber Defence, CCD, ● Military Police, MP, ● Command and Control, C2, ● Counter Improvised Explosive Devices, C-IED, ● Human Intelligence, HUMINT, ● Joint Chemical, Biological, Radiation and Nuclear Defence, JCBRN Defence, ● Wehrmedizin (Military Medicine), MILMED. 18. Untersteht das militärische Personal bei seiner Tätigkeit den Weisungen des BMVg oder einer Befehlskette? Durch die mit der Bundesrepublik Deutschland geschlossenen MoUs werden die bestehenden deutschen Befehls- und Weisungsbefugnisse für das in einem NATO-akkreditierten COE eingesetzte Bundeswehrpersonal nicht berührt. 19. Vertreten die aus dem Bundeshaushalt finanzierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der COE bei ihren Aktivitäten für die NATO-Kompetenzzentren die Auffassung der Bundesregierung, etwa in völkerrechtlichen und verfassungsrechtlichen Fragen? Als Vertreter der Exekutive unterliegen die aus dem Bundeshaushalt finanzierten Mitarbeiter denselben verfassungsrechtlichen Maßstäben wie die Bundesregierung selbst. 20. Wird auch ziviles Personal in den NATO-Kompetenzzentren aus dem Bundeshaushalt finanziert, und wenn ja, in welchem Umfang, und mit welchen Aufgaben? Für die Kompetenzzentren ist kein aus dem Bundeshaushalt finanziertes ziviles Personal eingestellt worden. Eventuell anfallende Unterstützungsleistungen für die drei in der Bundesrepublik Deutschland eingerichteten COEs (Kiel, Kalkar und Ingolstadt) werden durch Personal der jeweils zuständigen Bundeswehrdienstleistungszentren durchgeführt. Zu den zivilen Beschäftigten aus dem Geschäftsbereich des BMVg wird auf die Anlage 4 verwiesen.* 21. Wie nimmt die Bundesregierung die an den NATO-Kompetenzzentren erarbeiteten Konzepte, Strategien und Publikationen zur Kenntnis, und inwieweit sind Arbeitsergebnisse der COE bislang in strategische, taktische oder operative Konzepte, Vorhaben bzw. Aktivitäten eingeflossen? Das COE-„Programme of Work“ wird jährlich in Abstimmung zwischen Allied Command Transformation und den „Sponsoring Nations“ erstellt und muss formal durch das „COE Steering Committee“ (Lenkungsausschuss mit Vertretern der „Sponsoring Nations“) gebilligt werden. Die Arbeitsergebnisse werden durch die COEs über die „COE Steering Committees “ bereitgestellt. * Das Bundesministerium der Verteidigung hat die Antwort als „VS – Nur für den Dienstgebrauch“ eingestuft . Die Antwort ist im Parlamentssekretariat des Deutschen Bundestages hinterlegt und kann dort von Berechtigten eingesehen werden. Drucksache 18/4567 – 14 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode Darüber hinaus sind die COEs im Rahmen ihrer Aufgaben in NATO-Arbeitsgruppen eingebunden. Die Beiträge der COEs fließen in die Bearbeitung von NATO-Konzepten, Doktrinen etc. ein. Darüber hinausgehende Studien und Konzeptarbeiten werden grundsätzlich auf speziellen Auftrag hin erstellt. Im Rahmen der Dokumentenlandschaft „Einsatz“ werden die in den COEs entwickelten NATO-Doktrinen unter nationaler Ressortleitung verantwortet in Übung, Ausbildung und Einsatz der Bundeswehr berücksichtigt. 22. Wurde die Arbeit der NATO-Kompetenzzentren, an denen Deutschland als „Framework Nation“, „Sponsoring Nation“ oder „Contributing Nation “ beteiligt ist, bislang durch die Bundesregierung evaluiert und eine Beteiligung infrage gestellt? Es wird auf die Antwort zu Frage 23 verwiesen. 23. Wie wird die Arbeit der NATO-Kompetenzzentren in welchem Turnus durch die Bundesregierung und die NATO überwacht? Angesichts limitierter Ressourcen wird bereits bei der Entscheidung über eine deutsche Beteiligung intensiv abgewogen, inwieweit eine Beteiligung der eigenen Zielsetzung entspricht und der Aufwand unter Berücksichtigung der zu erwarteten Ergebnisse und Produkte gerechtfertigt ist. Allgemeiner Grundsatz ist dabei, dass bei geänderten Rahmenbedingungen die Aufgabe eines NATO-akkreditierten COE, der Aufgabenzuschnitt sowie die Beteiligung überdacht werden müssen. Die Überprüfung des deutschen Engagements in der Landschaft der bestehenden NATO-akkreditierten COEs mit deutscher Beteiligung geschieht regelmäßig auch über die deutschen Vertreter im Lenkungsausschuss dieser COEs. Einfluss genommen wird hier beispielsweise über das für jedes NATOakkreditierte COE jährlich vom Lenkungsausschuss neu zu beschließende „Programme of Work“, in dem Arbeitsschwerpunkte und Handlungsfelder festgelegt werden. NATO HQ SACT führt darüber hinaus sogenannte Periodic Assessments auf der Grundlage der MCM 236-03 MC Concept for Centres of Excellence durch. Damit soll sichergestellt werden, dass die akkreditierten COEs weiterhin die notwendigen Kriterien erfüllen. 24. Wodurch sieht die Bundesregierung a) die politische und b) die demokratische Kontrolle der NATO-Kompetenzzentren gewährleistet? Die NATO ist eine Wertegemeinschaft demokratischer Staaten. Nach erfolgter Akkreditierung (vgl. Antwort zu Frage 14) werden die NATO-akkreditierten COEs regelmäßig überprüft. Dabei stellt die HQ SACT Transformation Network Branch vor Ort fest, ob die NATO-Kriterien gemäß „NATO Centres of Excellence Accreditation Criteria“ eingehalten werden und der NATO-Status weiterhin bestehen bleibt. Die Ergebnisse dieser Überprüfung werden den Mitgliedstaaten zur Kenntnis gebracht. Die fachliche und politische Kontrolle der auf Grundlage des jeweiligen „Programme of work“ erzielten Arbeitsergebnisse erfolgt in erster Linie über die im Lenkungsausschuss des COE vertretenden Nationen. Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 15 – Drucksache 18/4567 Ein formaler Billigungs- oder Zustimmungsprozess für die fachliche Arbeit ist nicht vorgesehen. 25. Was kennzeichnet nach Auffassung der Bundesregierung die NATOKompetenzzentren als „internationale militärische Organisation“, und welche Rechte und Privilegien erwachsen für diese hieraus? NATO-COEs werden mit Akkreditierung vom Nordatlantikrat als „internationale militärische Organisationen“ im Sinne des Artikels 14 Absatz 1 des Protokolls über die Rechtsstellung der auf Grund des Nordatlantikvertrages errichteten internationalen militärischen Hauptquartiere vom 28. August 1952 – sog. Pariser Protokoll – anerkannt. Damit kommen den durch die NATO akkreditierten COEs grundsätzlich die gleichen Rechte und Privilegien wie NATO-Hauptquartieren zu. 26. Sind strategische Kommunikation und Cyber Operations entsprechend dem am COE Cooperative Cyber Defence mit deutscher Beteiligung entwickelten „Tallinn Manual“ nach Auffassung der Bundesregierung Aufgaben der NATO und der Bundeswehr (bitte begründen)? Strategische Kommunikation und Fragen der Cyber-Abwehr gehören zu den Aufgaben der NATO und der Bundeswehr. Der rechtliche Rahmen für Maßnahmen der Cyber-Abwehr ergibt sich dabei nicht aus dem Tallinn-Handbuch, sondern aus dem geltenden Recht, insbesondere aus dem Völkerrecht. Zu seinem Status und zur Beteiligung am Tallinn-Handbuch wird auf Bundestagsdrucksache 17/13357 vom 29. April 2013 verwiesen. Gesamtherstellung: H. Heenemann GmbH & Co., Buch- und Offsetdruckerei, Bessemerstraße 83–91, 12103 Berlin, www.heenemann-druck.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333